Wenn Sie entsprechend groß sind, können die Knoten tastbar sein und sind dann typischerweise hart. Medizinisch werden verschiedene Krebs- (=Karzinom) Arten unterschieden, am häufigsten und auch in jüngeren Jahren tritt das papilläre Karzinom auf. Es ist gut behandelbar und hat eine Heilungsprognose von 90 %. Frauen erkranken doppelt so häufig wie Männer, die Ursache dafür ist ungeklärt.
Schilddrüsenkrebs ist eine seltene bösartige Tumorerkrankung und hat einen Anteil von etwa 2 % aller Karzinome, Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer, der Grund dafür ist unbekannt. Möglich ist, dass bei Frauen häufig Vorerkrankungen vorliegen, wie Jodmangel oder Struma (Kropfbildung).
Die Schilddrüse ist klein, nur etwa 20 Gramm schwer und produziert die Hormone Tri-Jod-Thyronin, kurz "T3" und Thyroxin, abgekürzt "T4". Diese sichern das reibungslose Funktionieren des Stoffwechsels und Energiehaushaltes. Neben den Hormonen T3 und T4 produziert die Schilddrüse das Hormon Calcitonin, das den Knochenabbau hemmt. In den benachbarten Nebenschilddrüsen wird das Parathormon gebildet, das für einen ausgeglichenen Kalzium- und Phosphatspiegel und somit für gesunde Knochen mitverantwortlich ist.
Die Schilddrüse besteht aus kleinen Läppchen, in deren Follikeln Hormone produziert werden. Zwischen den Follikeln liegen so genannte C-Zellen, die Calcitonin herstellen.
Häufige Krankheitsbilder der Schilddrüse sind auch die Schilddrüsenunterfunktion bzw. die Schilddrüsenüberfunktion.
Ursachen, warum ein Schilddrüsenkarzinom entsteht, sind wissenschaftlich noch ungeklärt. Allerdings kommt eine Reihe von Risikofaktoren infrage, die bösartige Tumore verursachen können, wie
- ionisierender Strahlung im Kindes- und Jugendlichenalter
- genetische Ursachen (jedes 5. medulläre Karzinom)
- Jodmangel
Ein Schilddrüsenkrebs kann in verschiedenen Formen auftreten. Mediziner unterscheiden das
- papilläre Karzinom (ca. 70 %): mehrere Knoten in den Follikeln
- follikuläre Karzinom (25 bis 30 %): einzelne Knoten in den Follikeln
- medulläre Karzinom (bis 5 %): aus den C-Zellen zwischen den Drüsenzellen
- undifferenziertes (anaplastisches) (bis 5 %) Schilddrüsenkarzinom
Am häufigsten entstehen maligne (bösartige) Tumore in den Zellen der Schilddrüsenfollikel, man spricht von follikulären und papillären Karzinomen.
Eine bösartige Krebserkrankung verursacht zunächst keine Beschwerden. Erste Anzeichen sind Knoten, die sich am Hals, in der Nähe der Schilddrüse, z.B. der Luft- oder Speiseröhre bilden. Wenn entsprechend groß, sind die Knoten spürbar und meist hart und wachsen eventuell rasch. Sie führen zu
- Schluckstörungen
- Atembeschwerden
- Fremdkörpergefühl im Halsbereich
- Druckgefühl am Hals
- Heiserkeit
Die Beschwerden richten sich auch danach, wo die Knoten im Bereich der Schilddrüse liegen.
Von einer "Autonomie der Schilddrüse" sprechen Mediziner, wenn szintigraphisch "heiße" Knoten im Bereich der Schilddrüse wachsen und in der Folge unkontrolliert Hormone produzieren. Diese Knoten entwickeln sich nur sehr langsam und bleiben daher oft unbemerkt. Mitunter treten jedoch einzelne Symptome auf, wie Gewichtsabnahme, Nervosität oder Schlafstörungen, die auf Knoten schließen lassen. Diese Knoten sind meist keine Karzinome, können aber auf Grund übermäßiger Produktion von Schilddrüsenhormon z.B. Herzrhythmusstörungen und andere Probleme verursachen.
"Kalte", also funktionell wenig aktive Knoten müssen weiter abgeklärt werden, weil möglicherweise die Gefahr besteht, dass sich hinter diesem Knoten ein Schilddrüsenkrebs verbirgt.
TYP | HÄUFIGKEIT | URSACHEN | KRANKHEITSENTWICKLUNG |
---|---|---|---|
PAPILLÄRE KARZINOME | 70% Vorkommen | Ionisierende Strahlung im Kindes- und Jugendlichenalter, genetische Ursachen, Jodmangel | Metastasieren in erster Linie über die Lymphknoten; auch sehr kleine Knoten können schon Metastasen bilden |
FOLLIKULÄRE SCHILDDRÜSENKARZINOM | 25% bis 30% Vorkommen | Jodmangel | Krebszellen werden über die Blutbahnen weiter transportiert |
MEDULLÄRES KARZINOM | Bis 5% Vorkommen | zum Teil familiär bedingt | Diese Art von Tumoren kann früh über die Blutbahn metastasieren |
GERING DIFFERENZIERTE KARZINOME | Bis 5% Vorkommen | -- | Wachsen sehr rasch, bilden frühzeitig Fernmetastasen |
Die Familienanamnese ergibt Hinweise auf ein mögliches familiär bedingtes Schilddrüsenkarzinom. Gibt es in familiärer Linie Betroffene mit bösartigem Schilddrüsenkrebs, kann bei Verdacht ein Tumor nicht ausgeschlossen werden. Eine vorsorgliche Entfernung der Schilddrüse kann in diesen außergewöhnlichen Fällen ratsam sein.
Im Zuge einer Tastuntersuchung können folgende Diagnosekriterien den Verdacht auf ein Schilddrüsenkarzinom erhärten:
- Harter Schilddrüsenknoten
- Schluckbeschwerden
- Deutlich spürbare Vergrößerung der Hals-Lymphknoten
- Heiserkeit
Im Anschluss an Anamnese und Tastuntersuchung geben verschiedene weitere Diagnosemethoden Aufschluss über eine mögliche Erkrankung.
Bildgebende Verfahren
- Ultraschalluntersuchung: Dies ist die wichtigste bildgebende Untersuchung um festzustellen, ob Schilddrüsenknoten möglicherweise bösartig, also ein Karzinom sind. Mithilfe der Ultraschalluntersuchung lassen sich auch kleine Knoten nachweisen. Mikroverkalkungen und andere Kriterien wie erhöhte Durchblutung und unregelmäßige Randstrukturen weisen darauf hin, dass es sich möglicherweise um einen bösartigen Knoten handelt. Darüber hinaus können in der Ultraschalluntersuchung auch verdächtige Lymphknotenvergrößerungen festgestellt werden. Die Ultraschalluntersuchung entscheidet also darüber, ob ein Knoten weiter abgeklärt werden muss. Die Qualität der Ultraschalluntersuchung ist daher von hoher Bedeutung bei der Beurteilung von Schilddrüsenknoten.
- Szintigraphie: Im Zuge der Szintigraphie wird dem Betroffenen die leicht radioaktive Substanz Technetium verabreicht, die ähnlich wie Jod von der Schilddrüse aufgenommen wird. In der gesunden Schilddrüse wird diese Substanz in der Schilddrüse gespeichert und von einer Kamera im Bild festgehalten. Eine funktionierende Schilddrüse zeigt sich in der Form eines Schmetterlings. Wird die radioaktive Substanz von einen Knoten nicht gespeichert ist der Knoten "kalt". Knoten müssen wenigsten 1-1.5 cm Durchmesser haben, damit sie in der Szintigraphie abgebildet werden. Größere Knoten sind allerdings meistens kalt, so dass die Szintigraphie zur Frage, ob ein Knoten gut- oder bösartig ist, nur begrenzt beiträgt. Sie wurde diesbezüglich weitgehend von der Feinnadelbiopsie abgelöst.
- Röntgenuntersuchung: Röntgenuntersuchung, MRT und CT der Schilddrüse und des Halsbereichs ermöglicht es, die Ausbreitung und Lage bei bereits nachgewiesenem Karzinom weiter zu beurteilen.
- Feinnadelbiopsie: Die Feinnadelbiopsie ist die wichtigste Untersuchung mit der verdächtige Knoten näher untersucht werden, um eine bösartige Erkrankung auszuschließen oder festzustellen. Unter Ultraschallkontrolle sticht der Arzt mit einer dünnen Nadel von außen direkt in den Knoten und entnimmt eine Zellprobe. Eine nachfolgende zytologische (mikroskopische) Untersuchung zeigt, ob der Knoten gut- oder bösartig ist. Wenn unter exakter Ultraschallkontrolle durchgeführt ist die Methode sehr zuverlässig. In den meisten Fällen kann damit die Gutartigkeit eines Knotens nachgewiesen und damit eine Operation vermieden werden.
Blutuntersuchung
- Kalzium: Eine Untersuchung des Kalziumspiegels ergibt einen wichtigen Hinweis auf das möglich Vorliegen einer übermäßigen Produktion von Parathormon (Hyperparathyreoidismus) in der Nebenschilddrüse.
- Calcitonin: Ein erhöhter Calcitoninspiegel kann ein Hinweis auf ein medulläres Schilddrüsenkarzinom sein. Im Anschluss daran müssen weitere Untersuchungen durchgeführt werden.
Auf der Basis von Ultraschallaufnahmen, Blutbefunden und Zytologie (aus der Feinnadelpunktion) kann sich der Facharzt ein Bild über die Erkrankung machen. Je nach Tumortyp (follikulär, papillär, medullar, anaplastisch) hängt auch die Therapie ab.
Operation
Ein Karzinom wird in der Regel durch Entfernung der gesamten Schilddrüse sowie benachbarter Lymphknoten behandelt. Liegt der Tumor auch im Bereich der Speise- oder Luftröhre, müssen betroffene Teile mit entfernt werden. Falls bei einer aus anderen Gründen durchgeführten Schilddrüsenoperation ein kleines papilläres Karzinom zufällig gefunden wird, ist meist eine Teilentfernung der Schilddrüsenlappen ausreichend.
Radiojod-Therapie
Je nach Stadium der Erkrankung wird bei den meisten Patienten mit paipllären oder follikulärem Schilddrüsenkrebs etwa 3 Wochen nach der Operation eine Radiojodtherapie empfohlen, die mögliche verbleibende bösartige Zellen im Schilddrüsengewebe oder in den Lymphknoten zerstören soll. Dabei wird dem Betroffenen radioaktives Jod meist in Kapselform verabreicht. Die Substanz lagert sich in der bösartigen Schilddrüsenzellen ein und entfacht eine Strahlung, die die Krebsherde zerstört. Der Vorteil der Radiojod-Therapie liegt darin, dass sich radioaktives Jod ausschließlich in Schilddrüsenzellen einlagert, jedoch in keinen anderen Zellen des Körpers. Dadurch können höhere Dosen mit großer Effizienz verbliebene Tumorzellen zerstören.
Um Schilddrüsenerkrankungen vorzubeugen, ist eine gute Jodversorgung (z. B. mäßig mit jodiertem Speisesalz wichtig. Jeder Mensch braucht etwa 200 Mikrogramm täglich von diesem Spurenelement. Eine andauernde Jod-Unterversorgung bei Erwachsenen führt dazu, dass die Schilddrüse wächst und der so genannte "Kropf“ entsteht.