Nicht umsonst ist die Nagelkauer:in im Englischen – "nailbiter" – zugleich ein Synonym für eine richtig spannende, enge Situation. Denn vor allem unter großem Stress und bei steigender Nervosität neigen Menschen dazu, an ihren Nägeln herumzubeißen. Das unter Kindern weit verbreitete Verhalten hört meistens im Erwachsenenalter von selbst wieder auf, als Symptom schwerwiegender psychischer Probleme ist es nur selten zu interpretieren.
- Nagelbeißen ist vor allem bei Kindern weit verbreitet.
- Unmittelbare Auslöser sind Stress, Nervosität und Anspannung.
- In seltenen Fällen stecken psychische Erkrankungen wie ADHS, eine Zwangsstörung oder Psychosen dahinter.
- Ein in Apotheken erhältlicher spezieller Nagellack und Entspannungsübungen können helfen, sich das Nagelbeißen abzugewöhnen.
- Bei tiefliegenden seelischen Problemen ist die Psychotherapie ein sinnvoller Behandlungsansatz.
Art | Angewohnheit |
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Ursachen | Stress, Nervosität, Anspannung, selten ADHS, Zwangsstörung, Psychosen |
körperliche Folgen | Wunden, erhöhtes Infektionsrisiko, Nageldeformierung |
Therapie | spezieller Nagellack, Entspannungsübungen, Sport als Ausgleich, bei Bedarf Psychotherapie |
In den meisten Fällen tritt das Kauen bzw. Beißen in Zusammenhang mit Nervosität auf, bei motorisch unruhigen oder besonders ängstlichen Kindern wird es gehäuft beobachtet. Eine tieferliegende Erkrankung steckt nur selten dahinter. Mögliche ernstzunehmende Ursachen sind:
- Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS)
- Zwangsstörung
- Psychosen
- starker Stress (z. B. durch schulischen Leistungsdruck)
- Angst auslösende Mitmenschen (z. B. wegen Mobbing/Bullying, Misshandlung, sexuellem Missbrauch oder andere Traumatisierung)
- Angststörung
- Depression
Hält es sich im Rahmen, ist Nagelbeißen eigentlich unbedenklich. Kauen Betroffene die Nägel aber zwanghaft bis zur Nagelsohle ab oder nehmen regelmäßig auch die umliegende Haut ins Visier, können sich Folgebeschwerden einstellen:
Bei den meisten Menschen ist das Beißen bzw. Abkauen der Nägel nur vorübergehend und verschwindet im Erwachsenenalter von selbst wieder. Falls man akut dagegen vorgehen möchte, gibt es aber ein paar Möglichkeiten:
- spezieller Nagellack: In Apotheken ist ein spezieller, durchsichtiger Nagellack erhältlich, der nicht giftig ist, aber sehr übel schmeckt. Viele gewöhnen sich das Nägelkauen damit rasch wieder ab – auch weil die eigentlich unbewusste Handlung dadurch bewusst wahrgenommen wird.
- künstliche Fingernägel: Prinzipiell kann man auch an künstlichen Fingernägeln kauen. Eine aufwendige und entsprechend kostspielige Maniküre, die man nicht sogleich wieder zerstören möchte, schreckt aber viele davon ab.
- Entspannungsübungen: Sehr häufig ist das Nagelbeißen ein Ausdruck von Anspannung. Gezielte Entspannungstechniken wie die progressive Muskelentspannung oder Autogenes Training und Atemübungen bauen Stress ab.
- Sport: Auch regelmäßige Bewegung ist als Ausgleich gut geeignet, um Anspannung abzubauen.
- Psychotherapie: Vermutet man gröbere seelische Probleme hinter dem Verhalten, ist eine kinderpsychiatrisch fachärztliche Diagnostik und eine psychotherapeutische Behandlung sinnvoll.
Bekommt man das Nägelkauen eines Kindes gar nicht in den Griff und nimmt dieses bereits ein selbstschädigendes Ausmaß an, ist es ratsam, ärztlichen Rat aufzusuchen. Denn dann ist die seelische Not behandlungsbedürftig. Eine erste Anlaufstelle ist die Kinderärzt:in, bei Bedarf erfolgt die Überweisung an eine Fachärzt:in für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapeutische Medizin und in weiterer Folge eine Kinderpsycholog:in oder Psychotherapeut:in. Auch erwachsene Betroffene sollten nicht vor professioneller Hilfe, etwa im Rahmen einer Psychotherapie, zurückschrecken.
Treten als Folge des Nagelbeißens Infektionen, Warzen oder Pilzerkrankungen auf, sollte man eine Dermatolog:in aufsuchen.