Beim Eierstockkrebs handelt es sich um einen bösartigen Tumor der Eierstöcke. Er tritt am häufigsten nach den Wechseljahren zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr auf. Etwa 15 % aller betroffenen Frauen sind jünger. Obwohl das Ovarialkarzinom insgesamt zu den seltenen Tumoren zählt, stellt es die fünfhäufigste tumorbedingte Todesursache bei Frauen dar.
- Eierstockkrebs tritt am häufigsten nach den Wechseljahren auf.
- Die Ursachen für Eierstockkrebs sind weitgehend unklar. Eine Mutation eines BRCA-Gens erhöht das Risiko für diese Erkrankung deutlich. Solche Mutationen kommen besonders bei Frauen vor, in deren Familien gehäuft Brust- und/oder Eierstockkrebs beobachtet wurden.
- Eierstockkrebs ist die fünfhäufigste tumorbedingte Todesursache bei Frauen.
- Symptome wie Zunahme des Bauchumfangs oder Blähungen treten meist erst im fortgeschrittenen Stadium auf.
- Neben dem gynäkologischen Ultraschall und anderen bildgebenden Verfahren ist die Operation der wichtigste erste Therapieschritt.
- Eierstockkrebs wird in vier Stadien eingeteilt.
- Es gibt derzeit noch kein Früherkennungsprogramm.
Art | gynäkologische Tumorerkrankung |
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Ursachen/ Risikofaktoren | Alter ab 50 Jahren, Kinderlosigkeit, vorausgegangene eigene Brustkrebserkrankung, familiäre Häufung von Brust-, Eierstock- oder Darmkrebs, seltener eigener Gebärmutterschleimhautkrebs |
Symptome | unklare Verdauungsbeschwerden, Verstopfung, Blähungen, unerklärliche Gewichtsabnahme, Zunahme des Bauchumfangs, unregelmäßige Blutungen, häufigeres Wasserlassen als üblich, Atemnot |
Diagnose | Anamnese, Ultraschall, bildgebende Verfahren, Operation (histologischer Befund) |
Therapie | Bettruhe, Operation, Chemotherapie, gezielte Gentherapie |
Die Eierstöcke (Ovarien) gehören ebenso wie Gebärmutter (Uterus), Eileiter (Tube) und Scheide (Vagina) zu den inneren weiblichen Geschlechtsorganen. Sie liegen im kleinen Becken zwischen Harnblase und Enddarm an beiden Seiten der Gebärmutter und sind auch Teil der Fortpflanzungsorgane. Jeden Monat reifen darin Eizellen heran, die an den Eileiter abgegeben und Richtung Gebärmutter transportiert werden. In der Gebärmutter kann die Befruchtung stattfinden.
Um welche Art von Eierstockkrebs es sich handelt, ist abhängig von den Gewebszellen, aus denen sich der Tumor gebildet hat. Man unterscheidet:
- Epithelialer Tumor: Das ist die häufigste Form des Eierstockkrebs und geht vom Eileiter oder der obersten Zellschicht der Eierstöcke aus.
- Keimstrang- oder Keimzelltumor: Viel seltener. Er entwickelt sich aus den Keimsträngen, den Zellen der Keimdrüsen oder aber direkt aus den Keimzellen. Die meisten Keimstrang- und Keimzelltumoren sind gutartig und betreffen meist jüngere Frauen.
- Borderline-Tumor: "Grenzwertiger" Tumor. Es ist dies eine Sonderform, die 10 – 15 % aller Frauen mit Eierstockkrebs betrifft. Der Borderline-Tumor weist zwar die für Krebs typischen Zellveränderungen auf, breitet sich aber nicht in umliegendes Gewebe aus. Meistens wird ein Borderline-Tumor in einem frühen Stadium diagnostiziert und hat eine gute Prognose.
Viele Ursachen von Eierstockkrebs sind noch nicht geklärt. Bisher wurden einige Faktoren, die das Erkrankungsrisiko für ein Ovarialkarzinom erhöhen können, identifiziert:
- Alter ab 50 Jahren (mittleres Erkrankungsalter 59 Jahre)
- Kinderlosigkeit
- eigene Erkrankung an Brustkrebs, Gebärmutterschleimhautkrebs oder Darmkrebs
- familiäre Vorbelastung durch Brust-, Eierstock- oder Darmkrebs
- Einnahme einer Hormonersatztherapie über mehrere Jahre
Demgegenüber stehen risikoreduzierende Faktoren wie die Einnahme der Antibabypille über mehrere Jahre sowie jüngeres Alter bei der ersten Schwangerschaft bzw. das Austragen mehrerer Schwangerschaften.
Da die Symptome bei Eierstockkrebs im Frühstadium ausgesprochen uncharakteristisch sind, wird er oft verspätet entdeckt. Lange Zeit kann er "stumm" verlaufen und sich erst in einem fortgeschrittenen Stadium bemerkbar machen. Oft werden Patient:innen wegen Darmbeschwerden zunächst einer Koloskopie oder Gastroskopie unterzogen, bevor dann bei einer Ultraschall- oder CT-Untersuchung Bauchwasser (Aszites) diagnostiziert wird.
Nichtdestotrotz existiert bisher kein verlässliches Früherkennungs- bzw. Vorsorgeprogramm. Insofern empfiehlt sich, insbesondere für Frauen ab 50 Jahren, eine jährliche Untersuchung auf Ovarialkrebs bei der Frauenärzt:in. Dies geschieht durch die Tastuntersuchung und den Ultraschall.
Hinweise auf Eierstockkrebs können folgende Beschwerden sein:
- unklare Verdauungsbeschwerden
- Zunahme des Bauchumfangs
- Verstopfung
- Blähungen
- unerklärliche Gewichtsabnahme
- Gewichtsabnahme bei gleichzeitiger Zunahme des Bauchumfangs
- irreguläre Blutungen
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
- allgemeine Müdigkeit und Erschöpfung
- ungewöhnliches, häufigeres Wasserlassen
Bei diesen Anzeichen sollte man zeitnah eine Ärzt:in aufsuchen, um die Ursache abzuklären. In den meisten Fällen sind diese unspezifischen Beschwerden nicht mit der Diagnose von Eierstockkrebs verbunden.
Um zu einer gesicherten Diagnose zu gelangen, werden folgende Methoden eingesetzt:
- Genaue Erhebung der Krankengeschichte und äußerliche körperliche Untersuchung sowie gynäkologische Tastuntersuchung.
- Ultraschalluntersuchung durch die Scheide und außerdem über den Bauch: Die vaginale Ultraschalluntersuchung erfolgt mit Hilfe einer speziellen dünnen Ultraschallsonde, die in die Scheide eingeführt wird. Dabei kann die Größe, die Lage und die Beschaffenheit des Eierstocks bzw. eines Tumors eingrenzt werden.
- Bildgebende Verfahren: Anhand einer Computertomographie oder Magnetresonanztomographie (CT/MRT) wird ergänzend bei Verdacht auf Eierstockkrebs der Bauch- (und Brust)raum auf Metastasen untersucht.
- Ultraschalluntersuchung über den Bauch: Man erhält einen Einblick in die inneren Organe und kann häufig feststellen, ob und wie sich der Tumor bereits ausgebreitet hat. Im Ultraschall lassen sich Flüssigkeitsansammlungen in der Bauchhöhle und dem Rippenfellraum feststellen oder ausschließen.
Die Diagnose Eierstockkrebs kann ausschließlich durch eine Operation endgültig gesichert werden. Erst dann kann man das Tumorstadium bzw. dessen Ausbreitung genau feststellen. In vielen Fällen erfolgt bei der Operation auch schon der erste Behandlungsschritt, wie die Entfernung der Eierstöcke, des großen Bauchnetztes sowie die Entfernung übriger bösartiger Tumorzellverbände im Bauchraum.
Für die Einteilung von Eierstockkrebs gilt folgende Stadieneinteilung:
- FIGO-Klassifikation: Diese ist üblicher und nach der "International Federation of Gynecology and Obstetrics" (Internationale Vereinigung von Gynäkologie und Geburtshilfe) benannt. Es klassifiziert die Stadien nach ähnlichen Kriterien wie das TNM-System.
- TNM-Stadium: Das Tumor-Nodus-Metastasen-System stuft die Größe des Tumors ein (T), den Befall von Lymphknoten (N) sowie das Vorhandensein von Metastasen (M).
FIGO-Stadium | TNM-Stadium | Definition |
---|---|---|
I | T1 | Der Tumor ist auf die Eierstöcke oder Eileiter beschränkt. |
II | T2 | Der Tumor befällt einen oder beide Eierstöcke oder die Eileiter und breitet sich im Becken aus. |
III | T3 und / oder N1 | Der Tumor befällt einen oder beide Eierstöcke oder die Eileiter. Im Labor werden Absiedelungen im Bauchfell außerhalb des Beckens nachgewiesen und/oder die umliegenden Lymphknoten sind befallen. |
IV | M1 | Fernmetastasen vorhanden, ausgenommen sind Tumorzellen im Bauchfell. |
Quelle: S3-Leitlinie Diagnostik, Therapie und Nachsorge maligner Ovarialtumoren – Version 5.0 Leitlinienprogramm Onkologie. 2021. Abrufbar unter: https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/ovarialkarzinom/ Letzter Zugriff: 09.12.2021
Je früher der Krebs erkannt wird, desto besser ist seine Prognose. Diese ist wiederum abhängig von folgenden Faktoren:
- Tumorstadium bzw. Tumorausbreitung
- Alter der Patient:in
- Allgemeinzustand der Patient:in
- Tumorbiologische Faktoren, wie Stadium, familiäres Vorkommen mit Genmutation, Tumor-infiltrierende Lymphozyten (Immunzellen, die die Krebszellen abtöten können)
- leitliniengerechte Therapien in einem zertifizierten Tumorzentrum
Bedingt durch die häufig erst im späten Stadium gestellte Diagnose von Eierstockkrebs liegt die 5-Jahres-Überlebensrate bei 40 – 45 %.
Je nach Stadium unterscheiden sich auch die therapeutischen Maßnahmen. Zu Beginn steht meist die Operation, die zur histologischen Diagnose führt. Sie stellt die erste wichtige Therapiemaßnahme dar. In der Folge kommen je nach Stadium medikamentöse (Chemo-)therapien, bzw. Gentherapien zur Erhaltung des Therapieerfolgs zum Einsatz.
- Operation
Bei Eierstockkrebs ist die Operation der wichtigste Teil, der zur histologischen Diagnose führt. Während der Operation wird das gesamte Ausmaß der Erkrankung und deren Ausbreitung festgestellt.
Ziel ist es, sämtliches sichtbares Tumorgewebe, also den gesamten Tumor und alle Metastasen zu entfernen. Meist erfolgt eine Entfernung der Eierstöcke, der Eileiter, der Gebärmutter und des Bauchnetzes. Im Fall von Metastasen werden auch das befallene Bauchfell und Teile des Darms, des Zwerchfells und der Leber(ober)fläche entfernt.
- Medikamentöse Therapie:
Nach der Operation liegt der histologische Befund vor, der die Grundlage für die weitere medikamentöse Behandlung darstellt.
Bei der Chemotherapie werden sogenannte Zytostatika eingesetzt, die das Wachstum von wahrscheinlich noch im Körper vorhandenen Krebszellen hemmen. Bei Eierstockkrebs kommen meist zwei Medikamente in einer Kombinationstherapie zum Einsatz.
- Erhaltungstherapie
Die Erhaltungstherapie kommt heute nach Abschluss der Chemotherapie häufig im Sinne einer Gentherapie zum Einsatz. Ziel ist es, den positiven Effekt der Chemotherapie so lange wie möglich aufrecht zu halten und den Tumor so unter Kontrolle zu halten. Einen ähnlichen Effekt in der Erhaltung erwartet man sich auch von einem Antikörper, dem Bevacizumab, der bereits parallel zur Chemotherapie zum Einsatz kommen kann und dessen Fortsetzung auch nach Abschluss der Chemotherapie über mehrere Monate erfolgt.
Bei 15 – 20 % der Patient:innen mit einem fortgeschrittenen Eierstockkrebs wird eine BRCA-Mutation gefunden. Die beiden Gene BRCA 1 und 2 (BReast CAncer Gene) schützen vor Brustkrebs und Eierstockkrebs, da sie an der Reparatur von Zellschäden beteiligt sind. Sind diese beiden Gene jedoch verändert, also mutiert, können sie ihre Aufgabe, nämlich die Unterdrückung von Tumorwachstum nicht mehr erfüllen.
Ist in der nahen Verwandtschaft bereits Brust- oder Eierstockkrebs aufgetreten, bedeutet das einen wesentlichen Risikofaktor für erblichen Brust- und Eierstockkrebs.
Dies begünstigt die Entstehung dieser Krebsarten entscheidend. Eine Genmutation kann durch genetische Tests im Tumorgewebe oder im Blut der Erkrankten abgeklärt werden. In spezialisierten Zentren können Sie persönliche genetische Beratungen erhalten. Auch finden dort engmaschige Früherkennungsuntersuchungen statt. Liegt ein Gendefekt z. B. im Sinne der BRCA1 oder 2-Mutation vor, können Betroffene ein spezielles Betreuungs- und Vorsorgeprogramm in Anspruch nehmen.