Der akute Lärmschaden ist durch die ständig zunehmende Lärmbelästigung eine häufig auftretende Schädigung des hochsensiblen Hörorgans. Schwerhörigkeit und Tinnitus sind oft die Folge. Die Symptome bessern sich in der Regel innerhalb von 24 Stunden von selbst bzw. sind bei rascher medizinischer Behandlung gut therapierbar.
- Ein Lärmschaden entsteht durch eine starke Lärmbelastung.
- Dabei werden die Haarzellen des Innenohrs geschädigt.
- Je nach Auslöser unterscheidet man Knalltrauma, Explosionstrauma und akute Lärmschwerhörigkeit.
- Im Gegensatz dazu steht der chronische Lärmschaden. Dauerhafte Schwerhörigkeit ist die Folge.
- Die richtige Ansprechpartner:in bei einem Lärmschaden ist die HNO-Ärzt:in.
Art | Schädigung der Haarzellen des Innenohrs |
---|---|
Auslöser | starke Schallreize (Knall, Explosion, laute Musik) |
Übertragung | nicht ansteckend |
Symptome | Ohrgeräusche, Hörminderung |
Therapie | Kortison-Infusionen |
FAQ (Häufige Fragen)
Was ist ein Lärmschaden?
Ein akuter Lärmschaden entsteht in Folge einer Schädigung der Haarzellen des Innenohrs – verursacht durch akustische Energie (Schall). Schwerhörigkeit und Tinnitus sind oft die Folge.
Was tun bei einem Lärmtrauma?
Ist innerhalb von 24 Stunden keine Verbesserung der Symptome feststellbar, so ist das Aufsuchen einer HNO-Ärzt:in dringend anzuraten. Nach der Diagnose erfolgt eine durchblutungsfördernde Therapie mit Infusionen (Kortison).
Liegt ein schwerwiegender Lärmschaden vor, kann zusätzlich eine hyperbare Sauerstofftherapie (HBO) durchgeführt werden. In manchen Fällen (z.B. bei einer Trommelfellverletzung) kann ein operativer Eingriff nötig sein.
Wann nimmt das Gehör schaden?
Ob wir Geräusche als laut oder leise wahrnehmen, hängt ab von der Frequenz der Schallwellen (wird in Hertz angegeben) sowie von ihrem Schalldruckpegel (wird in Dezibel gemessen).
Bei einem Knalltrauma reicht schon eine Millisekunde – mit hoher Lautstärke (zirka 140 dB). Auch für die Entstehung eines Explosionstraumas ist eine Lautstärke von zirka 140 dB als Richtwert anzusehen, die Einwirkungszeit des Geräuschs beträgt mehr als 3 Millisekunden.
Bei einem Lärmschaden (akustisches Trauma) kommt es zu einer Schädigung der Haarzellen des Innenohrs, meist durch akute oder chronische Lärmeinwirkung. Während der akute Lärmschaden auf ein einmaliges Ereignis zurückgeführt werden kann (z.B. Knall), ist der chronische Lärmschaden die Folge einer länger andauernden Lärm-Exposition.
Der akute Lärmschaden tritt sehr häufig auf, insbesondere das Knalltrauma. Leider liegen für Österreich derzeit keine konkreten Zahlen vor. Die Zahl der Neuerkrankungen eines akuten Lärmtraumas, verursacht durch Silvesterknallkörper, beträgt in Deutschland in einem Jahr cirka 28-107 Fälle pro 100.000 Einwohner:innen. Besonders häufig tritt ein akutes Lärmtrauma bei Jugendlichen auf. Männer sind etwa drei Mal häufiger betroffen als Frauen.
Die Ohren sind ein sehr sensibles Organ. So ist es uns möglich, leise, laute, tiefe und hohe Geräusche zu hören. Ob wir Geräusche als laut oder leise wahrnehmen, hängt ab:
- von der Frequenz der Schallwellen
- sowie von ihrem Schalldruckpegel.
Die Frequenz beschreibt die Tonhöhe und gibt an, wie oft die Schallwellen pro Sekunde schwingen. Je höher die Frequenz, umso höher der Ton. Die Frequenz wird in Hertz (Hz) angegeben. Das menschliche Gehör ist nicht in der Lage alle Schallwellen wahrzunehmen. Schallwellen, die eine zu hohe Frequenz (z.B. Ultraschall) oder eine sehr niedrige Frequenz aufweisen, können wir nicht hören.
Der Schalldruckpegel beschreibt die Lautstärke und gibt an, wie kräftig die Schallwellen sind. Er wird in Dezibel (dB) gemessen. Auch wenn die Frequenz der Schallwellen im hörbaren Bereich liegen, kann man sie trotzdem nicht wahrnehmen, wenn der Schalldruckpegel zu niedrig ist. Erst bei Überschreiten eines bestimmten Werts (der sogenannten Hörschwelle), sind wir in der Lage die Schallwellen zu hören.
Wie empfindlich unser Gehör ist, hängt von dem gesundheitlichen Zustand der Sinneshärchen im Hörorgan ab. Ein akuter Lärmschaden entsteht in Folge einer Schädigung der Haarzellen des Innenohrs – verursacht durch akustische Energie (Schall).
Der Lärmschaden ist immer abhängig von Lautstärke, Einwirkungszeit und der individuellen Empfindlichkeit der Person sowie deren genetischer Veranlagung. Besonders in jungen Jahren regeneriert sich das Hörorgan nach einem akuten Lärmschaden schnell, häufige Lärmüberlastung kann es jedoch dauerhaft schädigen.
Dabei unterscheidet man:
- Knalltrauma
- Explosionstrauma
- Akutes Lärmtrauma
- Chronisches Lärmtrauma (Lärmschwerhörigkeit)
Knalltrauma | Explosionstrauma | Akutes Lärmtrauma | |
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Entstehung | durch einen kurzen Knall ( ein bis drei Millisekunden und ab 140 dB) kommt es zur Schädigung der Haarzellen im Innenohr | Schädigung der Haarzellen im Innenohr und Riss des Trommelfells durch plötzliche extreme Lärmbelastung (über 3 Millisekunden und ab 140 dB) | durch Lärmbelastung (ab 100 dB) über einen längeren Zeitraum werden die Haarzellen des Innenohrs geschädigt, z. B. bei einem Rockkonzert |
Auslöser | Platzende Airbags, Feuerwerkskörper, Schuss, Spielzeugpistolen, Schlag aufs Ohr | typische Kriegs- und Militärverletzung (Bombendetonation), Betriebsunfälle (z. B. Kesselexplosion) | Musik (betroffen sind Musiker ohne Lärmschutz, DJs, Chormitglieder) |
Symptome | akute Hörminderung | akute Hörminderung | akute Hörminderung |
Begleitsymptome | Tinnitus | Tinnitus, Schwindelgefühl | Tinnitus |
Knalltrauma
Das Knalltrauma entsteht durch einen kurz einwirkenden Knall – es reicht schon eine Millisekunde – mit hoher Lautstärke (zirka 140 dB). Die Druckwelle wird durch das Trommelfell und die Gehörknöchelchen in das Innenohr übertragen und es kommt zu einer mechanischen Schädigung der Innenohrhärchen (Haarzellen). Dabei wird jedoch das Trommelfell nicht verletzt. Das Knalltrauma ist gut heilbar, speziell junge Menschen erholen sich rasch davon. Kommt es berufsbedingt oder aus anderen Gründen zu regelmäßigen Knalltraumata, kann der akute Lärmschaden aber in einen chronischen übergehen.
Explosionstrauma
Beim Explosionstrauma kommt es neben der Schädigung des Innenohrs zusätzlich auch zu einer Schädigung des Mittelohrs, beispielsweise zu einem Riss des Trommelfells oder einer Luxation der Gehörknöchelchen. Auch hier ist eine Lautstärke von zirka 140 dB als Richtwert anzusehen, die Einwirkungszeit des Geräuschs beträgt mehr als 3 Millisekunden. Das Explosionstrauma ist ohne medikamentöse Behandlung nicht reversibel.
Akutes Lärmtrauma
Bei der akuten Lärmschwerhörigkeit dauert die Lärmeinwirkung länger, wie beispielsweise während eines Rockkonzerts. Auch hier kommt es zu einer Schädigung des Innenohrs, jedoch ohne Verletzung des Trommelfells.
Chronisches Lärmtrauma (Lärmschwerhörigkeit)
Wiederkehrende akute Traumata können einen chronischen Lärmschaden – also dauerhafte Schwerhörigkeit – verursachen. Diese Gefahr besteht bei einer ständigen und regelmäßigen Überbeanspruchung des Innenohrs – z.B. bei Lärm mit einem Pegel von mindestens 85 Dezibel. Sie gilt häufig auch als Berufskrankheit, da sie durch chronische Lärmeinwirkung über Jahre entstehen kann.
Mehr zum Thema: Schwerhörigkeit » Welche Anzeichen gibt es?
Bei allen akuten Traumata kommt es zu einer zwischenzeitlichen Hörminderung. Jeder Betroffen:e empfindet dies anders, beschrieben wird es jedoch oft als
- Rauschen im Ohr
- dumpfes Gefühl im Ohr
- Wattegefühl im Ohr
- verschlagenes Ohr
Begleitend treten oft Ohrgeräusche (Tinnitus) und – vor allem bei einem Explosionstrauma – ein Schwindelgefühl auf. Häufig ist von den Beschwerden nur ein Ohr betroffen. Bei einem akuten Lärmtrauma kann es auch kurz zu stechenden Ohrenschmerzen kommen.
Mehr zum Thema: Tinnitus » Wenn es im Ohr rauscht und klingelt...
Erste Ansprechpartner:in bei einem akuten Lärmschaden ist die HNO-Ärzt:in.
- Es erfolgt ein ausführliches Gespräch zwischen Ärzt:in und Patient:in (Anamnese).
- Danach wird eine körperliche Untersuchung durchgeführt.
- Durch eine ohrmikroskopische Untersuchung (Otoskopie) wird ein eventueller Schaden des Trommelfells beurteilt.
- Danach wird beim Hörtest ein Tonaudiogramm (Hörkurve) erstellt. Bei etwa 4000 Hertz, im hochfrequenten Bereich, ist das Maximum der Schädigung auf der Hörkurve ersichtlich. Bei regelmäßigen Traumata werden Hörstörungen mit jedem Jahr stärker und greifen auch auf den Niedrigtonbereich über.
Der anfängliche Hörverlust und der mögliche Tinnitus verbessern sich oft rasch von selbst. Ist jedoch innerhalb von 24 Stunden keine Veränderung der Symptome feststellbar, so ist das Aufsuchen einer HNO-Ärzt:in dringend anzuraten. Nach der Diagnose erfolgt eine durchblutungsfördernde Therapie mit Infusionen (Kortison).
Liegt ein schwerwiegender Lärmschaden vor, kann zusätzlich eine hyperbare Sauerstofftherapie (HBO) durchgeführt werden. In manchen Fällen (z.B. bei einer Trommelfellverletzung) kann ein operativer Eingriff nötig sein. Derzeit befinden sich die Leitlinien zur Behandlung von akutem Lärmschaden gerade im Umbruch. Eine Änderung der Therapieempfehlungen kann nach abgeschlossener Überarbeitung möglich sein.
Mehr zum Thema: Schwerhörigkeit » Welche Therapie-Maßnahmen gibt es?
- Zusätzlich zur medikamentösen Behandlung ist die Vermeidung von Stress von großer Wichtigkeit für die Regeneration des Lärmschadens.
- Auch die erhöhte Sauerstoffaufnahme durch leichte sportliche Betätigung wie Wandern oder schnelles Gehen fördert das allgemeine Wohlbefinden und damit das Abklingen der Symptome.
Vorbeugung
Wichtig ist vor allem die Prävention, um Lärmschaden zu vermeiden. Das überlegte Umgehen von Lärm und Lärmquellen ist dabei oberstes Prinzip.
- Bei lauten Veranstaltungen tut es den Ohren gut, wenn man ihnen zwischendurch Erholung in ruhigeren Bereichen gönnt.
- Extrem laute Musikeinwirkung, z.B. sich in der Nähe der Lautsprecher aufzuhalten, sollte vermieden werden.
- Lärmschutz in Form von Kopfhörern oder Ohrenstöpseln (z.B. auch bei Flughafenmitarbeiter:innen) ist, neben der Vermeidung, der einzige Schutz.
Umfrage
Wie steht es um Ihre Hörstärke?
- "Lärm und Gesundheitsschäden", Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs (04.02.2025)
- "Biologie Anatomie Physiologie" von N. Menche, Elsevier/Urban & Fischer, 7. Auflage, München, 2012
- "Lexikon der Krankheiten und Untersuchungen" von S. Andreae et al., Georg Thieme Verlag, 2. Auflage, Stuttgart, 2008
- Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs: Laute Musik und Gesundheit (04.02.2025)
- Gesundheitsinformation.de: Kann Lärm das Gehör schädigen? (04.02.2025)
- DocMedicus: Lärmtrauma (04.02.2025)
- Stadt Wien: Lärm und Gesundheit (04.02.2025)
- DocCheck Flexikon: Akustisches Trauma (04.02.2025)