Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom)

Abbildung einer Gebärmutter
Gebärmutterhalskrebs kann entstehen, wenn bei Geschlechtsverkehr der Sexualpartner häufig gewechselt wird.
© Jo Panuwat D / Shutterstock.com
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In mehr als 90 % der Gebärmutterhalskrebsfälle ist das humane Papillomavirus (HPV) Ursache für die Entstehung des bösartigen Tumors. 

Medizinische Expertise

Rene Laky

OA Dr. Rene Laky

Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe
Auenbruggerplatz 14, 8036 Graz
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Weitere Risikofaktoren, die Gebärmutterhalskrebs begünstigen, sind ein schwaches Immunsystem, eine sexuell übertragbare Infektion mit Chlamydien, Herpes-simplex-Viren oder Rauchen. Das Zervixkarzinom betrifft häufiger junge Frauen, denn Krebsvorstufen (Zervikale intraepitheliale Neoplasien = CIN) können bereits ab dem 20. Lebensjahr auftreten. Krebsvorstufen rufen keine Beschwerden hervor und können daher nur durch regelmäßige Untersuchungen ("Krebsabstrich", HPV-Test) beim Gynäkologen früherkannt und behandelt werden. Die Heilungschancen liegen bei frühzeitiger Diagnose und Therapie bei nahezu 100 %.

Von Gebärmutterhalskrebs sind etwa 400 Österreicherinnen pro Jahr betroffen, das ist ein Anteil von 2,3 % aller bösartigen Tumore bei Frauen. Durch verbesserte Vorsorge beim Gynäkologen (PAP-Abstrich) und die seit 2006 am Markt befindliche HPV-Impfung konnte die Zahl der Neuerkrankungen verringert werden. 180 Frauen sterben jährlich an Gebärmutterhalskrebs.

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Die Gebärmutter ist ein dickwandiges, hohles Organ, das aus dem Gebärmutterkörper und dem Gebärmutterhals besteht. 90 % der Karzinome sind Plattenepithelkarzinome, d.h. sie befallen die obersten ("platten") Zellen der Epithelschicht an der Gebärmutterschleimhaut.

Ein erhöhtes Krebsrisiko besteht bei

  • Geschlechtsverkehr mit häufig wechselnden Sexualpartnern
  • Schwachem Immunsystem
  • Rauchen
  • HIV-Erkrankung
  • Infektion mit HP-Viren

Bei etwa 90 % der Gebärmutterhalskrebsfälle sind HP-Viren beteiligt. Andererseits erkranken "nur" zirka 3 % der HPV-infizierten Frauen an Gebärmutterhalskrebs. Bei leichten Zellveränderungen und einer intakten Immunabwehr sind mehr als 70 % der Virenträger nach einem Jahr wieder virenfrei. Von der Infektion bis zur Entstehung eines Tumors können jedoch 5-10 Jahre vergehen.

Als größten Risikofaktor für Gebärmutterhalskrebs sehen Mediziner einen häufigen Wechsel von Sexualpartnern. Dadurch können nicht nur HP-Viren, sondern auch andere, sexuell übertragbare Erreger, wie Chlamydien oder Herpes-simplex-Viren übertragen werden. Dass Rauchen das Gebärmutterhalsrisiko begünstigt, ist erwiesen. Auch ein geschwächtes Immunsystem, z.B. aufgrund einer HIV-Erkrankung, bringt ein erhöhtes Risiko mit sich, dass sich aus Krebsvorstufen ein Zervixkarzinom entwickelt. Diskutiert wird, ob eine hohe Geburtenanzahl das Krebsrisiko ansteigen lässt, der Grund dafür ist jedoch medizinisch nicht erforscht. Auch eine langfristige Einnahme der Pille wird mit einem leicht erhöhten Erkrankungsrisiko diskutiert.

  • Phase 1: Krebsvorstufen
    Krebsvorstufen verursachen keine Beschwerden, können jedoch bei einer Routineuntersuchung (PAP-Test) erkannt werden.
  • Phase 2: Invasives Karzinom
    Bleiben Krebsvorstufen unerkannt und unbehandelt, entwickelt sich daraus meist ein invasives Karzinom. "Invasiv" heißt, dass Zellveränderungen bereits von der oberflächlichen Zellschicht in tiefes Gewebe vorgedrungen sind und dort weiter wachsen.
  • Phase 3: Metastasierender Tumor
    Ist der Tumor weiter angewachsen, können Schmerzen und Blutungen beim Geschlechtsverkehr, Zwischenblutungen oder bräunlicher Ausfluss ein Hinweis auf ein Zervixkarzinom sein. In diesem Stadium besteht die Gefahr, dass der Tumor Metastasen bildet und sich auf Lymphknoten im Bauchraum ausdehnt.

Im fortgeschrittenen Stadium kommen häufig Kreuzschmerzen oder Entzündungen im kleinen Beckenbereich (Blase, Nierenbecken) hinzu.

Ein Nachweis von Krebsvorstufen ist durch einen Krebsabstrich (PAP-Test) möglich. Bei diesem Test wird Zellmaterial dem Muttermund entnommen und im Labor mikroskopisch untersucht. Je nach Veränderungsgrad der Zellen wird von Pap I bis Pap V unterteilt und damit mögliche Krebsvorstufen bzw. ein bereits vorhandener Krebs ermittelt. Das Ergebnis liegt üblicherweise nach etwa einer Woche vor, bei einem verdächtigen Befund wird die Frau vom Arzt verständigt.

Zervikale intraepitheliale Neoplasien (CIN) und Krebsvorstufen können, je nach Schweregrad, unterschieden werden in:

  • Leichte Dysplasien (CIN I): sie bilden sich meist selbst zurück, in 1 % der Fälle führen sie zu einem invasiven Karzinom.
  • Mittelschwere Dysplasien (CIN II): bei jeder 5. Frau führen sie zu einem "Carcinoma in situ", also einem Tumor "im gesunden" Gewebe, bei 5 % zu einem invasiven Karzinom.
  • Schwere Dysplasie (CIN III): führt bei 70 % der Erkrankungsfälle zu einem invasiven Karzinom. Gebärmutterhalskrebs: Gebärmutterhalskrebs, der bereits in andere Gewebsbereiche vorgedrungen ist.

Um einen eventuellen Krebsverdacht zu bestätigen, sind nach einem verdächtigen Pap-Ergebnis weitere Untersuchungen erforderlich. Der Gynäkologe untersucht im Zuge einer Kolposkopie (Vergrößerungslupe) den Gebärmutterhals, um Zellveränderungen erkennen zu können.

Besteht der Verdacht auf ein Zervixkarzinom, wird eine Biopsie (Gewebsentnahme aus dem Gebärmutterhals) durchgeführt. Eine histologische Untersuchung gibt Aufschluss darüber, ob Gebärmutterhalskrebs vorliegt.

Ein regelmäßiger Krebsabstrich evtl. in Kombination mit einer HPV-Testung tragen dazu bei, dass bei Verdacht auf ein Zervixkarzinom sofort eine Therapie eingeleitet und – im Frühstadium – eine Heilung ermöglicht wird.

Hat der Pap-Test gezeigt, dass bestimmte Zellveränderungen am Gebärmutterhals vorliegen, muss eine feingewebliche Untersuchung durchgeführt werden, um den Befund zu bestätigen. Bei Pap III wird eine nochmalige Untersuchung empfohlen.

Konisation: Bei etwa 6.000 Österreicherinnen wird jährlich ein solcher Eingriff durchgeführt. Die Operation erfolgt in Vollnarkose, ein Gewebsstück wird dabei kegelförmig (Konus) aus dem Gebärmutterhals entfernt. Das entnommene Gewebe wird untersucht – liegt eine Krebsvorstufe vor, muss nichts weiter unternommen werden. Frauen, die einen solchen Eingriff hinter sich haben, können dennoch eine normale Schwangerschaft planen, allerdings ist das Risiko für eine Frühgeburt um 17,2 % erhöht. Bei Frauen ohne Konisation liegt dieses Risiko bei 6,2 %.

Entfernung der Gebärmutter: Hat der Tumor bereits größere Teile des Gewebes befallen, ist unter Umständen eine Teilentfernung oder eine gesamte Entfernung der Gebärmutter evtl. inkl. Beckenlymphknoten und Bindegewebsapparat (Hysterektomie bzw. radikale Hysterektomie) nötig.

Kombinierte Chemo-Strahlentherapie: Als weitere therapeutische Option steht die Chemotherapie in Kombination mit der Strahlentherapie zur Verfügung.

Seit 2006 besteht in Österreich die Möglichkeit, eine zweiteilige HPV-Impfung durchzuführen. Derzeit sind 2 Impfstoffe am Markt, die gegen die aggressiven Typen 16 und 18 gerichtet sind und vermutlich zu 100 % schützen, dies für etwa 10 Jahre, möglicherweise auch lebenslang. Gegen andere Virentypen gibt es derzeit noch keine Impfung.

Seit Februar 2014 wird die HPV-Impfung im Rahmen des Schulimpfprogrammes (in einigen Bundesländern auch an öffentlichen Impfstellen) allen Kindern zwischen 9 und 12 Jahren angeboten. Der Impfstoff wird in 2 Teilimpfungen verabreicht.


Autor:in:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

16. Oktober 2020

Erstellt am:

2. Februar 2017

Stand der medizinischen Information:

16. Oktober 2020


ICD-Codes:
  • C53
  • C57

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