Der Erreger schädigt das Zentralnervensystem und kann innerhalb weniger Tage zu einer Atemlähmung führen. Die Inkubationszeit beträgt, abhängig von der Bissstelle, einige Tage bis mehrere Monate. Das Virus tritt durch den Speichel eines infizierten Tieres aus, zu über 90 % durch einen Hundebiss. Mögliche Virusträger sind Füchse, und auch Fledermäuse. In Höhlen lebende Tiere können den Erreger aerogen (über die Luft) übertragen. Das Tückische: Es gibt unmittelbar nach der Infektion keine sichere Diagnose, das ist erst nach Ausbruch der Krankheit möglich. Wenn die ersten Symptome auftreten, ist der Erreger bereits bis ins Gehirn gelangt. Im ersten Verdachtsfall (z.B. nach einem Hundebiss) steht eine prophylaktische Impfung zur Verfügung.
Österreich gilt als tollwutfrei. In Mittel- und Westeuropa ist die Infektion extrem selten. Der letzte Todesfall wurde 2004 aufgrund eines Hundebisses in Marokko gemeldet. Weltweit sterben nach Angaben der WHO jährlich rund 55.000 Menschen an Tollwut, vor allem in Asien (56 %) und Afrika (44 %). Vorsicht ist auch bei Reisen nach Indien, Pakistan und angrenzende Länder geboten.
Erreger ist das Tollwutvirus, ein Rhabdovirus aus der Familie der Lyssaviren, das über den Speichel eines infizierten Tieres vorwiegend durch Biss oder Kratzen übertragen wird. Es verursacht bei Tier und Mensch eine Gehirnentzündung (Enzephalitis), die zumeist tödlich verläuft.
Jeder Warmblüter kann Überträger sein, unter Pflanzenfressern ist Tollwut jedoch sehr selten. Vögel bekommen kaum Tollwut, weil ihre Körpertemperatur für die Vermehrung des Virus zu hoch ist. Weltweit werden über 90 % der Tollwutfälle beim Menschen von Hunden übertragen. Auch Füchse und Fledermäuse können die Erkrankung übertragen, haben aber im Hinblick auf die Übertragung eine untergeordnete Bedeutung, da Menschen üblicherweise nicht mit Füchsen oder Fledermäusen in Kontakt kommen.
Übetragungsweg Tollwut
Übertragen wird Tollwut durch Tierspeichel, meistens durch Bissverletzungen, aber auch die Ansteckung über Schleimhäute ist möglich. Wichtig ist es daher, bereits Kindern klarzumachen, in Risikoländern nicht mit Katzen und Hunden zu spielen. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist nicht bekannt.
Die Inkubationszeit beim Menschen beträgt wenige Tage bis zu mehreren Monaten, vereinzelt sogar länger, abhängig von der Virenlast nach einem Tierbiss und der Entfernung der Stelle zum Zentralnervensystem. Gelangt das Virus direkt in die Blutbahn, erreicht es schneller das Zentralnervensystem. Erreicht der Erreger das Gehirn, bricht die Erkrankung aus.
Nach einer Infektion bleibt das Virus etwa 3 Tage im Bereich der Bisswunde, vermehrt sich und erreicht über Nervenfasern das Rückenmark und schließlich das Gehirn. Von dort breitet es sich unter anderem auch zu Speichel- und Tränendrüsen aus, wo es ausgeschieden wird.
Das Virus verursacht eine Enzephalitis (Hirnentzündung), kann aber auch das Rückenmark befallen (Myelitis, Rückenmarksentzündung).
Erkrankungsstadien
- Die Anfangssymptome können unauffällig sein, möglich sind Kopfschmerzen über Appetitlosigkeit, Schmerzen der Biss-Stelle.
- Im weiteren Verlauf treten Lähmungen, Angstzustände, Verwirrtheit auf, schließlich Halluzinationen und Delirium. Die Schädigung der hinteren Hirnnerven führt zu Rachenlähmung und der Unfähigkeit, zu sprechen und zu schlucken. Der Speichel bildet Schaum vor dem Mund. Geringste Umweltreize führen zu Wutanfällen, Schreien, Schlagen und Beißen.
Die Diagnose wird anhand der Anamnese (Auslandsaufenthalt, Tierkontakt, Bissereignis, Kontakt zu Sekreten) und anhand der klinischen Symptome gestellt. Diese ist jedoch schwierig, weil die Symptome in der frühen Phase noch nicht ausgeprägt sind.
Die Labordiagnostik ist vor dem Auftreten klinischer Symptome beim Menschen zwar möglich, aber sehr schwierig und nicht aussagekräftig. Keine bekannte virologische Testmethode kann eine Tollwutinfektion sicher ausschließen. Das Zeitfenster zwischen Infektion und Ausbruch der Erkrankung ist überdies sehr eng. Die Unsicherheit des virologischen Ergebnisses und die Dauer bis zum Vorliegen des Ergebnisses sprechen gegen eine derartige Diagnosemethode, denn bei Infektionsverdacht besteht akuter Handlungsbedarf (prophylaktische Impfung).
Eine Möglichkeit ist es, den Erreger am getöteten Tier, von dem die Infektion möglicherweise übertragen wurde, nachzuweisen. Der Virusnachweis ist durch die Untersuchung von frischem Gehirngewebe des Tieres möglich. Auch beim Menschen ist dieser Nachweis nur nach dem Tod des Infizierten möglich.
Es gibt kein bekanntes Heilmittel gegen Tollwut. Therapieversuche mit antiviralen Medikamenten, Virostatika und eine Verlangsamung des Stoffwechsels wurden erprobt, doch nur wenige Betroffene überleben mit schweren Hirnschäden.
Postexpositionelle Impfung
Bei jedem Verdacht, mit dem Tollwutvirus in Kontakt gekommen zu sein, sollte eine prophylaktisch therapeutische Impfung durchgeführt werden. Da Österreich als tollwutfrei gilt, ist eine solche Impfung selbst bei einem Hundebiss nicht erforderlich. Die Impfung ist dann besonders erfolgreich, wenn sie innerhalb von 48 Stunden nach einer Bissverletzung beginnt und keine venösen Blutgefäße verletzt wurden.
Die Impfung besteht aus der einmaligen Gabe von Tollwut-Antikörpern (hoch dosiertes, menschliches Immunglobulin), das zum Teil in und um die frische Wunde gespritzt wird. Gleichzeitig wird eine aktive Immunisierung mit Totimpfstoff durchgeführt. Diese besteht aus 5 Teilimpfungen innerhalb eines Monats, es kann auch eine 6. Impfung am 90. Tag erfolgen. Die Impfung ist hoch wirksam.
Vorbeugende Impfung
Eine Tollwutimpfung wird vor allem Reisenden nach Indien, Pakistan, Burma und angrenzende Länder empfohlen, aber auch nach Afrika, China, Kambodscha, Thailand, Vietnam sowie Bali. Reisende, die in Risikogebieten unterwegs sind, sollten sich in Österreich prophylaktisch impfen lassen, da die Qualität des Impfstoffs am Zielort nicht einwandfrei gegeben ist.
Die Impfstoffe bestehen aus inaktivierten Viren (Totimpfstoff), die in Kulturen menschlicher Zellen oder in Hühnerzellen gezüchtet werden.
Grundimmunisierung:
- 3 aufeinander folgende Impfungen in den Oberarm.
- nach spätestens 35 Tagen ab Beginn des Impfschemas besteht ein Immunschutz.
- Personen, die in Gesundheitseinrichtungen oder Laboratorien mit Tollwutviren arbeiten, sollten halbjährlich eine Testung auf Antikörper durchführen lassen.
- Menschen, die diesem Risiko ständig ausgesetzt sind (z.B. Tierärzten, Förstern) wird empfohlen, alle 2 Jahre einen serologischen Test zu absolvieren. Unterschreitet der Antikörpertiter einen bestimmten Wert (0,5 I.E./ml Blut) sollte eine Auffrischungsimpfung verabreicht werden. Auffrischungsimpfungen sind im Allgemeinen alle 2 bis 5 Jahre erforderlich.