Laktoseintoleranz (Milchzuckerunverträglichkeit)

Glas mit Milch am Tisch, im Hintergrund greift sich eine Frau auf den Bauch
Etwa 15 – 20% der Österreicher:innen sind von einer Laktoseintoleranz betroffen.
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Bei einer Laktoseintoleranz verursacht Milchzucker (Laktose) Bauchbeschwerden wie Bauchschmerzen, Blähungen, Windabgänge, Übelkeit oder Durchfall.

Medizinische Expertise

Heinz Hammer

Ao. Univ.-Prof. Dr. Heinz Hammer

Facharzt für Gastroenterologie und Hepatologie
Auenbruggerplatz, 8036 Graz, Steiermark, Österreich
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Ca. 15 – 20 % der österreichischen Bevölkerung machen nach dem Genuss milchzuckerhaltiger Speisen Beschwerden zu schaffen. Ursache dafür kann der Mangel des Enzyms Laktase im Dünndarm sein (Laktasemangel), welcher zur mangelhaften Verdauung des Milchzuckers (Laktosemalabsorption) führt. Ein spezieller Laktoseintoleranztest bringt Klarheit, die Milchzuckerunverträglichkeit ist auch oft mit einer Fruktoseintoleranz (Fruchtzuckerunverträglichkeit) gekoppelt.

  • Der Begriff Laktoseintoleranz beschreibt die Unverträglichkeit von Milchzucker.
  • In den meisten Fällen ist ein angeborener oder erworbener Laktasemangel die Ursache.
  • Typische Symptome, die nach dem Verzehr von Milchprodukten auftreten, sind Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfall und Übelkeit.
  • Zur Diagnose verabreicht die Ärzt:in der Patient:in eine hohe Dosis Laktose und beobachtet die mögliche Symptomatik.
  • Die Laktoseintoleranz ist nicht heilbar. Betroffene sollten versuchen, die Laktosezufuhr zu verringern.
  • Im Handel erhältliche Laktase-Tabletten erleichtern dem Körper die Aufspaltung von Milchzucker und lindern so die Beschwerden.
Art Nahrungsmittelunverträglichkeit
Beschreibung Unverträglichkeit von Milchzucker
Ursachen angeborener oder erworbener Laktasemangel
Symptome Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall, Übelkeit
Diagnose Wasserstoff-Atemtest mit Symptommessung oder Symptommessung mit App
Therapie Vermeidung von Milchprodukten, Laktase-Tabletten

FAQ (Häufige Fragen)

Was sind die Anzeichen einer Laktoseintoleranz?

Laktoseintolerante können nach dem Verzehr laktosehaltiger Lebensmittel folgende Symptome verspüren: aufgeblähter Bauch, Bauchschmerzen, Völlegefühl, starke Blähungen, Windabgänge, Bauchkrämpfe, Durchfall, Übelkeit.

Die Beschwerden treten üblicherweise zwischen einer und drei Stunden nach Verzehr von milchzuckerhaltigen Speisen auf und können über mehrere Stunden andauern.

Warum wird man plötzlich laktoseintolerant?

Eine Laktoseintoleranz kann angeboren oder erworben sein. Meist ist ein Mangel des Enzyms Laktase die Ursache. Symptome einer Laktoseintoleranz können schon bei Kindern auftreten, tauchen häufig aber auch erst im Erwachsenenalter auf.

Laktase-Mangel kann auch infolge von Erkrankungen im Dünndarm (wie Zöliakie, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) oder nach Magen-Darm-Operationen entstehen.

Wo ist am meisten Laktose drin?

Reich an Milchzucker sind etwa Milch, und alle Milchprodukte die aus Vollmilch oder dem wässrigen Anteil der Milch hergestellt werden, wie z.B. Molke, Kakao-Getränke, Kondensmilch, Cremeeis, sowie Süßspeisen, die mit Milch zubereitet werden. Aber auch Fertigprodukte können beträchtliche Mengen Laktose enthalten.

Eine Laktoseintoleranz ist eine Nahrungsmittelunverträglichkeit gegenüber Milch bzw. Milchprodukten. Sie hat mit einer Milchallergie nichts zu tun. Im Gegensatz zur dosisunabhängigen Allergie, die schon bei geringsten Mengen des Nahrungsmittels auftreten kann, ist eine Intoleranz abhängig von der zugeführten Dosis und tritt erst bei größeren Mengen des Nahrungsmittels auf. 

Die Empfindlichkeit gegenüber Milchzucker ist individuell verschieden und hängt von der Laktosemenge und anderen begleitenden Erkrankungen oder Funktionsstörungen des Darmes ab.

Eine Intoleranz ist bei kleinen Kindern sehr selten und entwickelt sich meist im Jugend- und Erwachsenenalter. Die Fähigkeit, Milchzucker zu verdauen, ist regional unterschiedlich: In Nordeuropa ist Laktoseintoleranz am seltensten. In Afrika oder Ostasien weisen mindestens 65 – 90 % der Erwachsenen einen Enzymdefekt auf. Hierzulande sind cirka 15 – 20% der Österreicher:innen laktoseintolerant. 

Der Grund für die regionalen Unterschiede dürfte in der langen Tradition der Milchwirtschaft liegen: Seit jeder wurden in vielen europäischen Ländern viele Milchprodukte konsumiert. Personen, die von der Unverträglichkeit nicht betroffen waren, hatten einen Überlebensvorteil.

Um den aufgenommenen Milchzucker zu verarbeiten, produziert der Körper üblicherweise Laktase. Durch das Enzym wird der Milchzucker im Dünndarm gespalten und kann so vom Körper weiterverarbeitet werden. Wird nicht ausreichend Laktase erzeugt, bleibt im Dünndarm Milchzucker übrig. Dieser gelangt "unverdaut" in den Dickdarm und wird dort von Bakterien zu kurzkettigen Fettsäuren und Darmgasen zersetzt, die dann typische Beschwerden wie Blähungen oder Durchfall verursachen können. 

Beim Auslöser der Laktoseintoleranz bzw. des Laktasemangels wird unterschieden zwischen:

Primäre Laktoseintoleranz (angeborener Laktasemangel): Er beginnt bereits im Vorschulalter. Symptome einer Laktoseintoleranz können schon bei Kindern auftreten, häufig aber auch erst im Erwachsenenalter auf.
Sekundäre Laktoseintoleranz (erworbener Laktasemangel): Laktase-Mangel kann auch infolge von Erkrankungen im Dünndarm (wie Zöliakie, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) oder nach Magen-Darm-Operationen entstehen.

Neben dem Laktasemangel spielt eine Überempfindlichkeit der Darmwand gegenüber Darminhalt (z.B. im Rahmen eines Reizdarmsyndroms) eine wichtige Rolle für die Entstehung von Beschwerden.

Laktoseintolerante können nach dem Verzehr laktosehaltiger Lebensmittel folgende Symptome verspüren:

  • aufgeblähter Bauch
  • Bauchschmerzen
  • Völlegefühl
  • starke Blähungen, Windabgänge
  • Bauchkrämpfe
  • Durchfall
  • Übelkeit

Die Beschwerden treten üblicherweise zwischen einer und drei Stunden nach dem Verzehr von milchzuckerhaltigen Speisen auf und können über mehrere Stunden andauern.

In einem ausführlichen Gespräch (Anamnese) informiert sich die Ärzt:in über die Beschwerden. Liegt der Verdacht einer Laktoseintoleranz vor, erfolgt der Nachweis durch eine Symptommessung nach Zufuhr von Laktose. Die folgenden Untersuchungsmöglichkeiten bzw. Tests können zum Einsatz kommen:

  • Intoleranzmessung mittels App: Es gibt eine App, die als CE-zertifiziertes Medizinprodukt in Österreich und Deutschland zur Verfügung steht. Diese Anwendung erlaubt es, Personen, die eine Laktoseintoleranz oder andere Kohlenhydratintoleranzen vermuten, wiederholte Messungen mit unterschiedlichen Dosen von Laktose oder anderen Kohlenhydraten oder kohlehydrathaltigen Lebensmitteln durchzuführen, ohne dass dafür Ambulanzen oder Labors aufgesucht werden müssen. Ein Vorteil der App liegt auch darin, die Intoleranz jederzeit im Alltag nachweisen zu können. Die App leitet die Benutzer:innen an, ihre Symptome vor und nach der Einnahme einer Testsubstanz oder eines Testnahrungsmittels alle 30 Minuten über einen Zeitraum von drei Stunden zu bewerten. Sofort nach Beendigung des Tests stehen Ergebnis und Empfehlungen zur Ernährung sowie weiteren Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. In der App gibt es auch wertvolle weiterführende Informationen über Bauchsymptome und ihre Behandlung.
  • Wasserstoff-Atemtest (Laktose-H2-Atemtest) mit Symptommessung: Beim Wasserstoff-Atemtest muss der Betroffene eine Flüssigkeit mit aufgelöstem Milchzucker trinken. Wird nun die Laktose nicht im Dünn- sondern im Dickdarm durch Bakterien abgebaut, entsteht dabei Wasserstoff, der über die Lunge abgeatmet wird. Der Anteil des Wasserstoffs in der Atemluft wird dann elektrochemisch bestimmt.  

Wichtig ist auch festzustellen, ob die Symptome wegen derer der Test durchgeführt wird auch jene sind, die nach Einnahme der Laktose dokumentiert werden – falls nicht, mag zwar eine Laktoseintoleranz bestehen, die Beschwerden wegen derer die Testung durchgeführt worden ist, sind jedoch nicht geklärt, was weitere Untersuchungen notwendig machen kann.

Vor der Therapie lohnt es sich, herauszufinden, ob die Laktoseintoleranz in der Familie gehäuft vorkommt. Wenn dies nicht der Fall ist, ist von einer erworbenen Intoleranz auszugehen, die durch eine andere Erkrankung verursacht wird. Die Behandlung der Erkrankung steht dann im Vordergrund. 

Die Behandlung einer vererbten Laktoseintoleranz besteht aus der Verringerung der Verwendung von laktosehaltigen Lebensmitteln. Eine Laktoseintoleranz im Rahmen einer Therapie zu heilen, ist nicht möglich. Laktosearme Milchprodukte werden in den meisten Fällen problemlos vertragen.

Eine weitere Therapiemöglichkeit ist, Laktase in Form von Kautabletten, Tropfen- oder Kapselform zuzuführen und so eine Aufspaltung des Milchzuckers zu ermöglichen. Das Enzym wird zu Beginn einer laktosehaltigen Mahlzeit eingenommen. Viele Nahrungsmittelhersteller machen das bereits, indem sie die Milch damit anreichern (laktosefreie Milch).

Die Kost sollte laktosearm, muss aber nicht vollkommen laktosefrei, sein. Wichtig ist den Körper nicht mit Laktose zu überlasten – geringe Mengen werden in der Regel gut vertragen. Die Menge an Laktose die vertragen wird, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich und wird beeinflusst durch andere gleichzeitig eingenommene Nahrungsmittel und durch Faktoren wie z.B. 

Es gibt laktosefreie tierische Milchprodukte, oder auch pflanzliche Milchersatzprodukte wie Reismilch oder Sojamilch, die als Alternativen eingesetzt werden können. Für Kuhmilchprodukte erleichtern spezielle Enzymtabletten (Laktase) die Verdauung und können die Symptome verbessern. Zu beachten ist, dass Milchprodukte wertvolle Quellen verschiedener Nährstoffe, wie z.B. Eiweiß und Kalzium, sind und dass deswegen nicht mehr als unbedingt notwendig auf Milchprodukte verzichtet werden soll. Von einer probeweisen laktosefreie Diät ohne vorangegangene Diagnostik wird abgeraten.

Zu laktosearmen Milchprodukten zählen Milchprodukte, die aus dem Fettanteil der Milch hergestellt werden, wie zum Beispiel Butter sowie Hart- und Schnittkäse. Reich an Milchzucker sind etwa Milch, und alle Milchprodukte die aus Vollmilch oder dem wässrigen Anteil der Milch hergestellt werden, wie z.B. Molke, Kakao-Getränke, Kondensmilch, Cremeeis, sowie Süßspeisen, die mit Milch zubereitet werden. Aber auch Fertigprodukte können beträchtliche Mengen Laktose enthalten.

Sollten sich die Beschwerden trotz laktosefreier Kost nicht bessern, könnte auch eine Intoleranz gegenüber anderen Kohlehydraten, wie zum Beispiel Fruchtzucker (Fruktose) oder Birkenzucker (Xylit) oder gegen Ballaststoffe vorliegen. Untersuchungen zufolge weisen rund zwei Drittel aller Personen mit einer Laktose-Intoleranz auch eine Unverträglichkeit gegen Fruktose (Fruchtzucker) auf. Auch diese Unverträglichkeiten können mit Hilfe der App gemessen werden.


Autor:innen:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

17. März 2025

Erstellt am:

20. März 2014

Stand der medizinischen Information:

17. März 2025


ICD-Code:
  • E73

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