Das Grippe-Virus selbst löst keine Lungenentzündung aus. Vielmehr wird während der Abwehrreaktion des Körpers gegen das Virus die Fähigkeit herabgesetzt, eindringende Bakterien effektiv bekämpfen zu können. Forscher der Österreichischen Akademie der Wissenschaften haben nun herausgefunden, welche molekularen Mechanismen hinter der verminderten Abwehrfähigkeit stecken. Für ältere Menschen, Kinder und Personen mit einem geschwächten Immunsystem können Doppel-Erkrankungen mit Grippe und Lungenentzündung ein Risiko sein. Die neuen Erkenntnisse lassen auf verbesserte Therapien hoffen.
Bei einer Infektion mit Viren produziert der Körper Interferon, um übermäßige Entzündungsreaktionen durch die Virusinfektion zu verhindern. Interferon regt dabei die Bildung eines Enzyms an, das den Ableseprozess der Gene dahingegen verändert, dass weniger Abwehrstoffe gegen Bakterien gebildet werden. Das kann zwar die Symptome einer Grippe-Erkrankung abschwächen, gleichzeitig wird aber auch die Abwehrfähigkeit gegen eindringende Bakterien für die Zeit der Grippe-Erkrankung geschädigt. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit, mit Pneumokokken-Bakterien infiziert zu werden, welche eine bakterielle Lungenentzündung auslösen.
Für Menschen mit HIV/AIDS und anderen immunsystemschwächenden Krankheiten stellen Grippe und Lungenentzündung eine teils lebensbedrohliche Gefahr dar. Die Forscher hoffen nun, einen Wirkstoff zu finden, der die bakterielle Lungenentzündung als Folgeerkrankung einer Grippe verhindern kann. Dafür dürften jedoch weitere molekulare Untersuchungen nötig sein, da die Grippe-Bekämpfung des Körpers keinesfalls medikamentös vollständig unterbunden werden sollte.