Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom)

Abbildung der Bauchspeicheldrüse
In Österreich erkranken jährlich rund 1.500 Menschen an Bauchspeicheldrüsenkrebs.
© decade3d / Fotolia.com
Direkt zum Inhaltsverzeichnis

Mit einem Anteil von 4 % aller bösartigen Tumore ist der Bauchspeicheldrüsenkrebs zwar eher selten, doch meist aggressiv. 

Medizinische Expertise

Gabriela Verena Kornek

Univ.-Prof.in Dr.in Gabriela Verena Kornek

Fachärztin für Innere Medizin
Währinger Gürtel 18-20, 1090 Wien
Medizinische Fachbeiträge auf MeinMed.at werden von 🇦🇹 österreichischen Ärzt:innen und medizinischen Expert:innen geprüft.

Inhaltsverzeichnis

Ein Symptom von Bauchspeicheldrüsenkrebs kann neu auftretender Diabetes sein. Bauchspeicheldrüsenkrebs tritt bei Rauchern 3 Mal häufiger auf als bei Nicht-Rauchern. Risikofaktoren für das Pankreaskarzinom sind neben Alkohol und erblichen Faktoren auch eine chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung.

Insgesamt erkranken in Österreich jährlich etwa 38.000 Menschen an Krebs, davon etwa 1.600 Menschen an Krebs der Bauchspeicheldrüse. Etwa 19.000 Menschen sterben an einem Krebsleiden, am häufigsten an Prostata- bzw. Brustkrebs, gefolgt von Lungenkrebs. Der Bauchspeicheldrüsenkrebs macht zwar nur etwa 4 % aller bösartigen Krebserkrankungen aus, ist aber eine heimtückische und daher häufig tödliche Krebsart. Das Problem dieser Erkrankung ist, dass sie im Frühstadium kaum Beschwerden verursacht, daher erfolgt eine Diagnose bei einem Drittel der Erkrankungen erst im fortgeschrittenen Stadium. Im Durchschnitt erkranken Männer am häufigsten im Alter um 69 Jahre, Frauen um 76 Jahre an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Am häufigsten bildet sich das Karzinom im Kopf der Bauchspeicheldrüse.

Das Wachstum entarteter Zellen geht bei Bauchspeicheldrüsenkrebs vom exokrinen Anteil der etwa 15 bis 20 cm großen Drüse aus. Der exokrine Anteil ist (im Gegensatz zum endokrinen Anteil) jener Teil, der pro Tag etwa eineinhalb Liter Pankreassaft produziert. Diese Flüssigkeit, bestehend aus verschiedenen Verdauungsenzymen, braucht unser Körper, um die Nahrung entsprechend zu spalten und zu verdauen. Die wichtigsten Enzyme, die von der Bauchspeicheldrüse gebildet werden, sind Amylase (sie ist für die Verdauung von Kohlenhydraten verantwortlich) und Lipase, die die Fettverdauung veranlasst. Im endokrinen Teil produziert die Drüse die wichtigen Hormone Insulin und Glukagon, die u.a. den Blutzucker kontrollieren und für den Stoffwechsel der Fette und Proteine wichtig sind.

Die Ursachen für die Entstehung eines Bauchspeicheldrüsenkarzinoms sind nur teilweise erforscht, fest steht jedoch, dass Rauchen und der übermäßige Genuss von Alkohol hohe Risikofaktoren darstellen. So tritt das Pankreaskarzinom bei Rauchern etwa 2- bis 3 Mal häufiger auf als bei Nichtrauchern. Ein höheres Erkrankungsrisiko haben auch Diabetiker oder Menschen, die an einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung leiden. Auch genetische erbliche Faktoren können die Entstehung der Erkrankung begünstigen, man spricht von hereditärer Pankreatitis.

Das Problem am Bauchspeicheldrüsenkrebs ist, dass die Erkrankung zunächst keine Beschwerden verursacht. Ein Druckgefühl im Oberbauch, unspezifische Beschwerden, wie Verdauungsprobleme, werden von Betroffenen mitunter bagatellisiert. Dennoch: je früher die Erkrankung diagnostiziert wird, desto günstiger ist es, sie in den Griff zu bekommen.

Treten nachstehende Symptome auf, sollten Betroffene in jedem Fall einen Arzt zurate ziehen:

  • Dumpfe, länger andauernde Schmerzen im Oberbauch, der Schmerz kann gürtelförmig in der Oberbauch, aber auch in den Rücken bzw. zur Wirbelsäule ausstrahlen
  • Übelkeit und Erbrechen (wenn der Magenausgang verengt ist)
  • Neu auftretender Diabetes (er ist bei zirka 15 % der Patienten das erste Anzeichen)
  • Gelbsucht (Ikterus)
  • Gewichtsverlust und Appetitlosigkeit
  • Müdigkeit, Abgeschlagenheit
  • Fieber
  • Depressionen (in 40 % der Patienten bei Erstdiagnose beschrieben)

Im ersten Schritt führt der Arzt ein Gespräch mit dem Betroffenen (Anamnese). Er befragt ihn über seine Lebensweise, über mögliche Risikofaktoren oder andere Erkrankungen. Wichtig ist es auch, dem Arzt mitzuteilen, welche Medikamente man einnimmt, auch diese können bestimmte Beschwerden hervorrufen. Leidet der Betroffene an spezifischen Symptomen, wird der Arzt weiterführende Untersuchungen einleiten.

Blutuntersuchung im Labor

Die Zusammensetzung des Blutes zeigt, ob die Funktionen der inneren Organe wie Leber oder Niere normal sind. Darüber hinaus kann der Arzt Tumormarker bestimmen. Diese Substanzen werden vom Tumor ausgeschieden und sind im Blut nachweisbar. Grundsätzlich gilt: Je größer bzw. schneller wachsend der Tumor ist, desto höher sind die Tumormarker. Zu beachten ist jedoch, dass Tumormarker für eine exakte Diagnose eher wenig geeignet sind. Nicht alle an Krebs-Erkrankten weisen auch Tumormarker auf, andererseits können Tumormarker mitunter auch bei Gesunden auftreten. Um den Verlauf einer diagnostizierten Erkrankung bzw. den Erfolg der Behandlung zu beobachten, geben sie jedoch manchmal wichtige Aufschlüsse. Der vom Bauchspeicheldrüsenkrebs produzierte Tumormarker ist das Cancer-Antigen (CA) CA 19-9.

Ultraschalluntersuchung (Sonographie)

Die Ultraschalluntersuchung zeigt, ob es am untersuchten Organ Veränderungen gibt. Diese Methode ermöglicht dem Arzt manchmal eine Beurteilung der morphologischen Beschaffenheit der Bauchspeicheldrüse, weil sie das Organ in vielen möglichen Schnittebenen darstellen kann. Das heißt sie kann z.B. Ausweitungen an den Ausführungsgängen gut darstellen oder Verkalkungen sichtbar machen, nicht aber die Funktion des Organes feststellen. Diese Untersuchung ist zur groben Orientierung gedacht, da die Auflösung der Bilder für exakte Diagnosen zu gering ist.

Endoskopische Ultraschalluntersuchung

Diese Untersuchung liefert sehr präzise Bilder vom Organ bzw. auch von den Gängen bzw. darüber, ob ein Tumor darin vorliegt, und der Arzt kann rasch beurteilen, wie weit sich dieser ausgebreitet hat. Darüber hinaus kann der Arzt mit einer feinen Nadel auch Gewebe entnehmen, man spricht von einer Feinnadelpunktion. Das entnommene Gewebe wird unter dem Mikroskop untersucht. Aufgrund der großen Nähe zum Tumor erlaubt diese Untersuchung eine sehr gezielte Diagnose, vor allem auch bei sehr kleinen, feinen Tumoren unter 5 Millimeter Durchmesser.

Computertomographie (CT)

Mithilfe der Computertomographie können vergrößerte Lymphknoten oder Metastasen dargestellt werden. Der Arzt kann erkennen, wie tief ein Tumor in benachbarte Organe oder Blutgefäße eindringt und ob er sich bereits an anderen Organen angesiedelt hat. Anhand dieser Bilder entscheidet der behandelnde Arzt, ob die Operation eines Tumors sinnvoll ist, wie aufwendig das Verfahren ist und welche Erfolgschancen vorliegen.

MRT (Magnetresonanztomographie)

Die Magnetresonanztomographie wird eingesetzt, wenn Computertomographie und Ultraschalluntersuchung keine ausreichenden Ergebnisse gebracht haben. Mithilfe der Magnetresonanz-Cholangiopankreatikografie (MRPC), werden gezielt auch die Gangsysteme von Galle und Bauchspeicheldrüse dargestellt. Die Untersuchung zeigt auch, wie weit sich ein Tumor ausgedehnt hat.

Bauchspeicheldrüsen-Spiegelung (Endoskopisch Retrograde Cholangio-Pankreatikographie – ERCP)

Im Zuge einer ERCP lassen sich mithilfe eines Kontrastmittels Gallen- und Bauchspeicheldrüsengänge gut darstellen. Weisen diese Engstellen oder Verschlüsse auf, zeigt dies, dass ein Tumor vorhanden ist. Im Zuge dieser Untersuchung kann der Arzt auch Sekret aus der Galle und Bauchspeicheldrüse entnehmen und auf Tumorzellen untersuchen.

Je nach der Größe des Tumors und dem Stadium der Erkrankung, und abhängig davon, ob Tochtergeschwülste vorliegen, gibt es verschiedene Therapieoptionen. Diese sind im Wesentlichen:

  • Operation
  • Chemotherapie nach einer Operation
  • Alleinige Chemotherapie
  • Strahlentherapie in Kombination mit Chemotherapie
  • Palliative, unterstützende Therapie

Die Operation

Ziel einer Operation ist es, den Tumor komplett (= radikal) zu entfernen. Das gelingt jedoch nur, wenn der Tumor nur die Bauchspeicheldrüse befallen hat und noch keine Metastasen gebildet hat. Mit dem Tumor werden auch angrenzendes gesundes Gewebe und angrenzende Lymphknoten entfernt, um sicherzugehen, dass keine Krebszellen zurückbleiben. Da ein Bauchspeicheldrüsenkarzinom oft erst spät entdeckt wird, kann es sein, dass der Tumor bereits Tochtergeschwülste gebildet hat. Je nachdem, wo der Tumor sitzt, wählt der Chirurg je nach Lokalisation des Tumors die entsprechende Operationsmethode. Wenn der Tumor nicht durch eine unmittelbare Operation zu entfernen ist, wird zunächst versucht, mit Hilfe einer Chemotherapie den Tumor zu "verkleinern", und falls dies gelingt, wird versucht, diesen in der Folge zu entfernen.

Tumor im Kopf der Bauchspeicheldrüse

Es erfolgt eine aufwendige Operation, benannt nach den Chirurgen Kausch und Whipple. Dabei wird der Tumor entfernt, aber meist auch ein großer Teil der Bauchspeicheldrüse, des Magens bzw. Zwölffingerdarms, sowie die Gallenblase.

Ziel ist es jedoch immer, den Tumor ganz zu entfernen und die Organe bestmöglich zu erhalten. Fallweise muss die gesamte Bauchspeicheldrüse entfernt werden, um Radikalität zu erreichen (den Tumor komplett zu entfernen). Bei der Operation wird die Verbindung zwischen Gallenabfluss und Zwölffingerdarm bzw. Dünndarm unterbrochen, in einem zweiten Operationsschritt muss der Chirurg dieses System wieder herstellen, um eine möglichst problemlose Verdauung zu sichern.

Tumor im Schwanz der Bauchspeicheldrüse

Dieser Eingriff ist weniger aufwendig, denn in diesem Fall wird "nur" jener Teil der Bauchspeicheldrüse entfernt, in dem der Tumor angesiedelt ist, sowie die Milz.

Nach der Operation

Ein Eingriff an der Bauchspeicheldrüse ist eine schwerwiegende Operation. Je nach Konstitution, Alter und Krankheitsverlauf verlaufen die Erholungsphasen bei jedem Patienten unterschiedlich lang. Manche erholen sich rasch von diesem Eingriff, andere brauchen mehrere Wochen oder es können Komplikationen auftreten, wie z.B.:

  • Diabetes kann entstehen, wenn ein großer Teil der Bauchspeicheldrüse entfernt wurde.
  • Aufgrund der fehlenden, von der Bauchspeicheldrüse gebildeten Enzyme, kann es zu Verdauungsproblemen (Durchfälle etc.) kommen. Die Enzyme werden medikamentös ersetzt.
  • Die Entfernung von Magenteilen kann zu einem sogenannten Früh- oder Spät-Dumping-Syndrom führen. D.h. die Nahrung "plumpst" (engl.: dump) vom Magen in den Dünndarm durch. Das sind Probleme / Symptome, die vor allem mit Kreislaufbeschwerden und einem Absinken des Blutzuckerspiegels einhergehen.

Strahlentherapie

Ziel der Strahlentherapie ist es, Tumorzellen lokal (im sogenannten Strahlenfeld) zu zerstören. Die Strahlentherapie wird im Fall eines Pankreaskarzinoms meist in Kombination mit Chemotherapie verabreicht. Liegen noch keine Metastasen vor, kann die Strahlentherapie nach entfernter Bauchspeicheldrüse bewirken, dass sich keine weiteren Tumore bilden. Die genauen Überlebensraten werden derzeit noch wissenschaftlich erforscht. Fest steht jedoch, dass die Nebenwirkungen sowohl von Strahlen- als auch von Chemotherapie heute wesentlich geringer sind als noch vor 10 Jahren.

Chemotherapie

Die systemische, also eine über das Blutgefäßsystem (als Infusion) wirkende Chemotherapie ist nach jeder Operation bei Bauchspeicheldrüsenkrebs nötig. Ziel der Chemotherapie ist es, das Risiko eines Wiederauftretens der Krebserkrankung bzw. das Entstehen von Metastasen zu verhindern.

Palliative Therapie

Ziel dieser Behandlung ist es, jenen Patienten, die nicht durch eine Operation geheilt werden können, eine Linderung krankheitsbedingter Symptome (wie Schmerzen) und bestmögliche Lebensqualität zu ermöglichen. Am häufigsten wird in dieser Situation eine palliative Chemotherapie verabreicht. Viele Krebspatienten leiden unter Schmerzen. Hier ist die Erfahrung eines versierten Schmerztherapeuten gefragt. Schmerzmittel in Tropfen- oder Tablettenform, als Schmerzpflaster, die Verwendung von Schmerzpumpen oder das Stilllegen bestimmter Nervengeflechte sind Optionen, die je nach Allgemeinzustand des Betroffenen in Erwägung gezogen werden können.

Alternative Behandlung

Eine Reihe von Produkten, die jedoch nicht wissenschaftlich getestet wurden, überschwemmt den Markt. Ob bestimmte pflanzliche Alternative oder gar Diäten: viele davon versprechen eine Stärkung des Immunsystems – dies wurde in Studien jedoch bei vielen Produkten nicht nachgewiesen, ihr Nutzen ist unklar. Betroffene, die eine alternative Behandlung in Erwägung ziehen, sollten mit ihrem behandelnden Arzt in jedem Fall darüber sprechen.

Sprechen Sie über Ihre Krankheit. Nach einer schweren Operation haben Patienten meist das Bedürfnis, sich zurückzuziehen, sich von den Belastungen zu erholen. Sie sollten jedoch möglichst bald versuchen, wieder ein "normales Leben" zu führen. Soziale Kontakte, eine sinnvolle Aufgabe – wenn sie nicht zu anstrengend ist - kann entsprechend Kraft geben. Wenn Sie sich evtl. einer Selbsthilfegruppe anschließen, können Sie mit Betroffenen Erfahrungen austauschen und das Leben aus anderer Perspektive betrachten.


Sorgen Sie dafür, dass Sie ausreichend Bewegung machen, sich gesund ernähren und Ihrem Körper Gutes tun. Moderate Bewegung kann z.B. schon im Zuge einer Rehabilitation ausprobiert werden und danach in den Alltag einfließen.


Autor:in:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

16. Oktober 2020

Erstellt am:

21. November 2016

Stand der medizinischen Information:

16. Oktober 2020


ICD-Code:
  • C25

Mehr zum Thema

Derzeit aktuell

Neueste Beiträge