In den meisten Fällen handelt es sich nur um kleine Geweberisse, die nicht einmal genäht werden müssen und schnell verheilen. Schwere Risse 2. oder 3. Grades und Dammschnitte werden nach der Geburt von einem Arzt versorgt. Schmerzen treten meist erst nach einigen Tagen auf, wenn die Wundheilung einsetzt. Mit der richtigen Pflege und unter Beachtung einiger Verhaltensregeln halten sich die Probleme aber in Grenzen. Auf Dammmassagen zur Dehnung des Dammes vor der Geburt wird heute verzichtet, da man weiß, dass diese nur einen minimalen Effekt haben und in dieser Zeit als besonders unangenehm empfunden werden.
- Dammriss und Dammschnitt beziehen sich auf Verletzungen im Bereich des Damms während der Geburt.
- Ein Dammriss ist ein natürlicher Riss im Gewebe, der durch die Dehnung während der Geburt entsteht, während ein Dammschnitt ein chirurgischer Schnitt ist, um den Geburtskanal zu erweitern.
- Beide können Schmerzen verursachen und erfordern möglicherweise eine Naht.
- Die Entscheidung über ihre Anwendung hängt von verschiedenen Faktoren ab und wird vom medizinischen Fachpersonal getroffen.
Während noch vor 20 bis 30 Jahren ein Dammschnitt bei einer natürlichen Geburt recht häufig eingesetzt wurde, wird dieser heute nur dann gemacht, wenn es unbedingt notwendig wird. Das ist dann der Fall, wenn der Geburtskanal zu eng ist oder das Kind schnell geholt werden muss. Ein Dammschnitt geht durch mehrere Gewebeschichten, somit ist die Wunde meist größer. In den meisten Fällen besteht aber keine Notwendigkeit zu einem Schnitt.
Dammschnitte werden gezielt von Arzt oder Hebamme durchgeführt, wenn der Eindruck entsteht, dass die Geburt sonst nicht voranschreitet oder dass das Kind schnell geholt werden muss. Wird nicht geschnitten, kann es sein, dass der Damm von selbst einreißt. In diesem Fall geschieht das an jenen Stellen, an denen das Gewebe sehr dünn ist. Dort verheilen die Narben in der Regel auch sehr schnell wieder. Bei einem Dammschnitt kann die Heilung länger dauern, nach 6 Wochen sollte aber alles wieder passen. Geschnitten wird heute nur noch bei etwa 15 % aller Geburten, zu kleineren Rissen kann es immer kommen.
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Die Hebamme versucht bei der Geburt ein zu schnelles Austreten des Kopfes zu vermeiden, indem sie den kindlichen Kopf führt. Dabei liegt die linke Hand auf dem Kopf des Kindes, während die rechte Hand gegen den Damm drückt, um diesen zu entlasten. Parallel dazu weist die Hebamme die Frau an, dosiert zu schieben. Denn wenn das Köpfchen entsprechend langsam heraustritt, kann sich der Damm gut mitdehnen.
Neben einfachen Handgriffen, mit denen die Hebamme eine zu schnelle Geburt und somit eine Überdehnung des Dammes vermeiden kann, gibt es auch Geburtspositionen, die den Damm schonen. Dazu gehören z.B. Geburten im Kniestand oder im Vierfüßlerstand. In diesen Positionen nimmt die Schwerkraft Druck vom Damm.
Das bedeutet jedoch nicht, dass jede Geburt in einer liegenden Position unbedingt zu einem Dammriss führen muss. Vielmehr spielen noch andere Faktoren eine Rolle. Folgen z.B. 2 Geburten im Abstand von wenigen Jahren aufeinander, ist das Gewebe meist noch weicher und es kommt seltener zu großen Geburtsverletzungen.
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In den meisten Fällen kommt es bei der Geburt nur zu leichten Einrissen des Gewebes, die schnell wieder verheilt sind und welche die Frau kaum wahrnimmt. Zu größeren Rissen kommt es vor allem dann, wenn:
- der Kopf vom Baby sehr groß ist
- das Kind insgesamt sehr schwer ist
- das Gewebe der Frau sehr schwach ist
- Geburtshilfen wie Saugglocke oder Geburtszange zum Einsatz kommen.
Dann sind auch tiefere Gewebeschichten wie das Muskelgewebe betroffen. Je nach Schweregrad des Risses wird zwischen 4 Stufen unterschieden:
- Dammriss 1. Grades: Dieser betrifft nur Haut und Unterhaut, es muss meist nicht genäht werden.
- Dammriss 2. Grades: Es kommt zusätzlich zu einem Einriss der darunterliegenden Muskulatur.
- Dammriss 3. Grades: Bei einem Riss dritten Grades kommt es zu einer Verletzung des Schließmuskels.
Manchmal kann es auch zu einem Einreißen der Scheidenwand kommen. Größere Verletzungen werden dann ebenfalls genäht, kleine Einrisse heilen von selbst wieder.
Bei der Geburt einer Beckenendlage (das Baby kommt mit Füßen und Po zuerst) oder beim Einsatz einer Saugglocke kann ein Dammschnitt notwendig werden. Aber auch, wenn die Herztöne des Kindes abfallen, kann das der Fall sein, um dem Kind den Weg durch den Geburtskanal schnell zu ermöglichen. Bei Frühgeburten werden ebenfalls häufig Dammschnitte gemacht, um dem Kind zusätzliche Belastungen zu ersparen.
Der Dammschnitt kann sowohl von einem Arzt, als auch von einer Hebamme durchgeführt werden. Genäht wird dann später von einem Arzt.
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Während die Frau einen leichten Einriss während der Geburt kaum spürt, nimmt sie größere Risse oder Dammschnitte meist als kurzen Schmerz und nachfolgendes Brennen wahr. Ist das Kind jedoch auf der Welt, sind diese fürs Erste schnell vergessen. Schmerzen treten meist erst viel später durch die Nähte auf, wenn die Heilung einsetzt. Das geschieht ab dem 2. oder 3. Tag und steigert sich vom Empfinden noch 1 bis 2 Tage bis der Schmerz wieder abflaut. Zu diesem Zeitpunkt quellen die Fäden etwas auf und verursachen ein Spannungsgefühl. Die Nähte selbst halten bis zu 3 Wochen, bis sie sich selbst auflösen. Endgültig verheilt sind die Stellen nach etwa 6 Wochen.
Die Nahtversorgung direkt nach der Geburt
Die Wunde von Dammriss und Dammschnitt wird sofort nach Abschluss der Geburt versorgt, also sobald auch die Plazenta (Nachgeburt) geboren ist. Das Nähen erledigt ein Arzt unter lokaler Narkose. Sofern es Mutter und Kind gut geht, kann die Bondingphase währenddessen schon stattfinden, ohne dass das Neugeborene von der Mama weggenommen werden muss.
Wenn die Narbe schmerzt
Häufiges Duschen und Wechseln der Einlagen in den ersten Tagen beschleunigt die Wundheilung. Bei größeren Wunden empfiehlt es sich, größere Belastungen durch langes Stehen, Sitzen oder Laufen zu vermeiden. Die Bauchlage wird häufig als angenehmste Position empfunden. Generell sollte ein weites Spreizen der Beine wie beim Hinaufsteigen auf ein Krankenhausbett oder bei großen Schritten vermieden werden. Ist ein normales Sitzen nicht möglich, hilft es, sich auf einen Schwimmreifen oder ein zusammengerolltes Handtuch zu setzen.
Kühlpackungen aus Gel lindern die Schmerzen der abheilenden Wunden. Bei Schmerzen der Naht können in schweren Fällen Schmerzmittel zur Linderung verschrieben werden, aber auch in der Homöopathie finden sich Globuli, welche diese lindern sollen.
Ab dem 5. Tag können spezielle Sitzbäder mit einer Temperatur von 28 bis 32 Grad Celsius aus der Apotheke angewendet werden, welche die Heilung verbessern. Auch Bäder mit Muttermilch sollen die Wundheilung verbessern. Eine weitere Möglichkeit ist die Lasertherapie, die bei schlechter Wundheilung hilfreich und schmerzlindernd sein kann.
Mehr zum Thema: Schmerzen bei der Geburt lindern
- Bauchgefühl, L. Kaller, List-Verlag, 1. Auflage, Berlin, 2011
- Das große Buch zur Schwangerschaft, F. Kainer, A. Nolden, Gräfe und Unzer, 1. Auflage, München, 2009
- Die Hebammensprechstunde, I. Stadelmann, Stadelmann-Verlag, 8. Auflage, Wiggensbach, 2005