Zervikalsyndrom (HWS-Syndrom, Halswirbelsäulensyndrom)

Frau mit Zervikalsyndrom greift sich auf den Nacken
Beim Zervikalsyndrom bereiten schmerzhafte Verspannungen an Nacken und Schultern Probleme.
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Beim Zervikalsyndrom handelt es sich um schmerzhafte Verspannungen im Nackenbereich, die häufig in den Kopf ausstrahlen und im Alltag von Betroffenen sehr belastend sein können.

Medizinische Expertise

Markus Figl

OA Priv.-Doz. Dr. Markus Figl

Facharzt für Orthopädie und Traumatologie, Facharzt für Unfallchirurgie
Kärntner Ring 14/13, 1010 Wien
drfigl.at
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Die Verspannungen betreffen teils auch die Schulter- und Brustmuskulatur, ebenso treten Schmerzen in den Armen auf. Die Folgen der sogenannten lokalisierten Myogelosen (verhärtete und verspannte Regionen) sind Bewegungseinschränkungen, Schwindel, Kopfschmerzen oder sogar Migräneattacken. Die Ursachen für das Auftreten eines Zervikalsyndroms sind nicht ausreichend geklärt, Einflussfaktoren wie Übergewicht, Diabetes, Depression, körperliche Arbeit oder Stress scheinen aber eine Rolle bei der Entwicklung zu spielen. Die Erkrankung ist häufig, Frauen sind öfter betroffen als Männer. Physiotherapie, Änderungen des Lebensstils sowie fallweise Medikamente können die Symptome des HWS-Syndroms lindern.

  • Als Zervikalsyndrom werden Verspannungen im Nackenbereich bezeichnet.
  • Häufig kommt es auch zu Schmerzen im Kopfbereich.
  • Risikofaktoren sind Übergewicht, Stress und körperlich anstrengende Arbeit.
  • Treten außerdem Kribbeln oder Sehstörungen auf, sollte man zum Arzt gehen.
  • Das Zervikalsyndrom wird mit regelmäßiger Bewegung, Physiotherapie und Massagen behandelt.
  • Schmerzmittel können akute Beschwerden lindern.
Art Syndrom
Risikofaktoren Übergewicht, psychische Erkrankungen, Schwangerschaft
Symptome Nackenschmerzen, Kopfschmerzen
Diagnose Anamnese, Abgrenzung durch CT und MRT
Behandlung Bewegung, Physiotherapie, Massagen

Das Zervikalsyndrom, auch als HWS-Syndrom (Halswirbelsäulensyndrom) bezeichnet, ist eine häufig auftretende Beeinträchtigung des Bewegungsapparates. Betroffen sind überwiegend Erwachsene aller Altersgruppen.


Bei Frauen werden die Nackenschmerzen ohne eindeutige Ursache häufiger diagnostiziert als bei Männern. Im weltweiten Ländervergleich liegen sehr unterschiedliche Zahlen vor, da die Schmerzen verschieden wahrgenommen werden. Ein Arztbesuch wird oft erst spät in Anspruch genommen.

Nackenschmerzen liegt nur selten eine ernste Erkrankung zugrunde (bei weniger als 1%). Der Arzt kann zumeist keine eindeutige Ursache für die Verspannungen und die Schmerzen finden. Da neurologische Symptome wie Kribbeln in den Armen oder Sehstörungen aber auch auf andere Erkrankungen (z.B. Multiple Sklerose) hinweisen können, ist eine ärztliche Abklärung wichtig.

Unterschiedliche Einflussfaktoren können das Auftreten eines Zervikalsyndroms begünstigen:

Ein Zervikalsyndrom verläuft nicht bei jedem Betroffenen gleich. Folgende Symptome können vereinzelt oder zusammen auftreten:

Chronisch auftretende Nackenschmerzen können die Lebensqualität von Betroffenen negativ beeinflussen. Vor allem ängstliche, zu Depression neigende Menschen sind durch das Zervikalsyndrom psychosozial belastet. Das bedeutet, dass der Schmerz und die Folgesymptome sehr störend sind und einen bestimmenden Anteil im Alltag einnehmen. Es kann zu Beeinträchtigungen im Beruf kommen, z.B. zu Konzentrationsschwächen oder ständigen Schmerzen bei langem Sitzen im Büro.

Der Arzt kann anhand eines ausführlichen persönlichen Gesprächs und einer körperlichen Untersuchung die Diagnose eines Zervikalsyndroms stellen. Bei Beschwerden der Halswirbelsäule sollte ein Termin bei einem Orthopäden gemacht werden.

Der Arzt fragt nach:

  • Dem Beginn der Schmerzen, wann und wo sie genau auftreten
  • Symptomen, die auf andere Krankheiten hindeuten, wie Fieber, Nachtschweiß oder ungewollter Gewichtsverlust
  • Neurologischen Symptomen, wie Kribbeln in den Fingern oder Kraftverlust in den Armen
  • Der psychischen Situation (Stress im Beruf, familiäre Konflikte etc.)
  • Der Einschätzung des Betroffenen zur Ursache der Schmerzen und Verspannungen
  • Bei der körperlichen Untersuchung prüft der Arzt:
  • Die Körperhaltung und eventuelle äußerliche Veränderungen an der Halswirbelsäule, der Schulter- und Brustmuskulatur
  • Die Hauttemperatur und umliegende Lymphknoten
  • Rüttel- und Erschütterungsschmerz
  • Die Beweglichkeit des betroffenen Bereichs
  • Sensibilität und Reflexe (neurologische Untersuchung)


Bei sich nicht verbessernden und intensiv erlebten neurologischen Symptomen (z.B. andauernde Taubheit in den Armen), wird der Orthopäde zur Sicherheit eine Computertomographie (CT) oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) anordnen, um z.B. einen Bandscheibenvorfall auszuschließen.

Bevor Behandlungsmaßnahmen bei einem bestehenden HWS-Syndrom begonnen werden, sollte der Arzt mit dem Patienten genau abklären, was er sich von der Therapie wünscht und was er selbst dazu beitragen kann und möchte. Die Behandlung eines Zervikalsyndroms ist wesentlich erfolgreicher wenn der Betroffene motiviert ist und sich der Angelegenheit bewusst annehmen möchte. Zusatzerkrankungen wie Depression erschweren diesen Zugang zur Heilung.

Ist die Bereitschaft zur Therapie gegeben, kommen folgende Maßnahmen infrage:

Nicht-medikamentöse Therapie

  • Bewegung und Sport: Ausdauersport und Krafttraining können richtig ausgeführt die Symptome eines HWS-Syndroms verbessern.
  • Wärme: Eine Wärmeflasche in ein Tuch gewickelt und in den Nacken gelegt wirkt wohltuend, die Mikrozirkulation der Haut wird verbessert und Schmerzen gemildert.
  • Physiotherapie und Heilgymnastik: Sehr häufig verordnet wird bei Zervikalsyndrom Einzel-Heilgymnastik bzw. einige Einheiten von Physiotherapie, die zuvor von der Krankenkasse bewilligt werden müssen. Die Übungen sollten zu Hause konsequent fortgeführt werden, um Erfolge zu erzielen.
  • Massage: Von einem Physiotherapeuten durchgeführte Heilmassagen können zusätzlich zu Physiotherapie helfen, die verhärteten Muskeln (Myogelosen) zu lockern.
  • Akupunktur: Sitzungen bei einem Akupunkteur können beim Heilungsprozess unterstützend wirken. Genauso wie Biofeedback.

Medikamentöse Therapie

Schmerzstillende Medikamente bekämpfen beim Zervikalsyndrom lediglich die Symptome, jedoch nicht die Ursachen. Wenn überhaupt sollten Medikamente nach Absprache mit dem Arzt nur niedrig dosiert und über einen kurzen Zeitraum eingenommen werden. Als wesentlich sinnvoller hat sich eine nicht-medikamentöse Therapie mittels Physiotherapie und Heilgymnastik erwiesen.

Haben Sie vom Arzt die Diagnose Zervikalsyndrom erhalten, versuchen Sie:

  • Ihren körperlichen Zustand als gegeben anzunehmen und mit Motivation an die Therapie heranzugehen
  • Sich alle möglichen Behandlungsoptionen erklären zu lassen und die zu wählen, mit der sie sich wohl fühlen
  • Nicht auf eigene Faust Schmerzmittel einzunehmen; fragen Sie beim Arzt nach, welche Medikamente in welcher Dosierung für Sie geeignet und notwendig sind
  • Sport zu treiben, z.B. lockeres Laufen, Schwimmen, Rückengymnastik oder Yoga
  • Eventuelle psychische Probleme zu ergründen: Gespräche mit einem Psychotherapeuten können Ihnen helfen, die Spirale aus Schmerz, Angst, Depression und noch intensiver erlebtem Schmerz zu überwinden
  • Orthopädisches Diagnostikum, W. R. Hepp, H. U. Debrunner, 7. Auflage, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2004
  • Bandscheibenbedingte Erkrankungen, J. Krämer, 5. Auflage, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2006
  • Neurologie, H.-W. Delank, W. Gehlen, 11. Auflage, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2006

Autor:in:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

27. April 2020

Erstellt am:

16. Oktober 2014

Stand der medizinischen Information:

27. April 2020


ICD-Codes:
  • M47
  • M50
  • M53
  • M54

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