Exostosen treten gehäuft am Mittelfußknochen sowie am Handrücken auf und können aufgrund chronischer Überlastung oder gutartiger Knochentumoren (Osteome) entstehen. „Neben dem Fersenbein sind auch die Knie-, Hand- oder Sprunggelenke mitunter von Exostosen betroffen“, erläutert die Fachärztin für Orthopädie und Sporttraumatologie, Dr. Magdalena Materzok-Weinstabl. „Entsteht eine solche Knochenprominenz beispielsweise am Großzehengrundgelenk bzw. ersten Mittelfußknochen, geht das nicht selten mit Rötungen, Irritationen sowie Druckstellen im Bereich des Schuhs einher – dies wird auch „Schuhkonflikt“ genannt. Das ist naturgemäß äußerst unangenehm und kann die Lebensqualität einschränken.“
- Exostosen sind kleine Knochenvorsprünge, die vor allem am Mittelfußknochen und am Handrücken auftreten können.
- Am Mittelfußknochen stehen sie meistens in Zusammenhang mit Hallux ridigus, einer durch Arthrose verursachten Veränderung des Zehengelenks. Andere Ursachen sind gutartige Knochentumoren und chronische Überbelastungen.
- Mit einer Exostose am Fuß wird das Tragen von Schuhen langfristig schwierig und mitunter sehr schmerzhaft. In den meisten Fällen ist daher eine chirurgische Abtragung notwendig.
Exostosen, die sich am ersten Mittelfußknochen manifestieren, entstehen meist aufgrund eines zugrundeliegenden Hallux rigidus. Im Rahmen dieser Erkrankung kommt es zu einer krankhaften degenerativen Veränderung innerhalb des Großzehengrundgelenks aufgrund von Arthrose. Diese ist primär nichtentzündlich und durch eine progrediente Veränderung der Knorpel- und Knochenstruktur gekennzeichnet.
Bei von Arthrose Betroffenen liegt eine Störung der Gelenkintegrität aufgrund chronisch-degenerativer Veränderungen vor, weshalb es zu einer Degeneration der Knorpelzellen mit sekundärer Knochenläsion sowie entzündlicher Gelenkkapselschrumpfung kommt. Dabei führt eine initiale Schädigung des Knorpels durch exogene sowie endogene Einflüsse zum Chondrozytenuntergang, wobei eine ausreichende Reparaturreaktion ausbleibt.
Der Begriff „Hallux rigidus“ umfasst nicht ausschließlich die Arthrose des Großzehengrundgelenkes im Allgemeinen, sondern auch die Bewegungseinschränkung desselben, wodurch das Abrollverhalten des Fußes gestört ist. Im Endstadium kommt es zur völligen Einsteifung des Gelenkes.
Neben der genannten Ursache, dem Hallux rigidus, können sich Exostosen durch chronische Überlastung, aber auch durch gutartige Knochentumoren bilden. Entzündungen sowie falsches Schuhwerk sind ebenfalls nicht selten ursächlich für die Entstehung eines „Überbeins“. „Eine Exostose im Bereich des ersten Mittelfußknochens ist immer ein Hinweis auf ein mechanisches oder funktionelles Problem, das abgeklärt werden sollte. Liegt ein Hallux rigidus vor, gilt die Exostose medizinisch als Symptom desselben“, gibt Dr. Materzok-Weinstabl zu bedenken.
Die Symptome, die bei Vorliegen eines „Überbeins“ entstehen, sind stark von ihrer Ausprägung und Lokalisation abhängig. Eine Exostose, die durch die Arthrose im Großzehengrundgelenk entsteht, äußert sich zunächst durch Rötung und Druckempfindlichkeit. Schuhe werden als unangenehm empfunden und können Schmerzen auslösen.
„Betroffene berichten von einem Druckschmerz, der erst dann nachlässt, wenn der Schuh ausgezogen wird. Mitunter werden sogar Socken als extrem unangenehm empfunden“, so Magdalena Materzok-Weinstabl. „Im betroffenen Areal zeigt sich eine Rötung, die nach Belastung besonders stark zu sehen ist. Des Weiteren wird das Gehen durch Schmerzen im Großzehengrundgelenk erschwert, die durch die Arthrose ausgelöst werden.“ Das Abrollverhalten ist zusätzlich eingeschränkt. Der Verlauf ist zwar schleichend, allerdings ist eine Behandlung unabdingbar, da die Exostose das Tragen von Schuhen irgendwann unmöglich macht. Des Weiteren kann sie umliegendes Gewebe wie z. B. periphere Nerven, reizen und in Mitleidenschaft ziehen.
Wurde ein Hallux rigidus bereits mittels klinischer Untersuchung festgestellt, deuten Rötungen und Druckstellen im Bereich des Gelenks auf das Vorliegen einer Exostose hin. „Nach einer umfassenden Anamnese inklusive Untersuchung des betroffenen Fußes empfiehlt sich zunächst ein Röntgen“, erläutert Dr. Materzok-Weinstabl.
In manchen Fällen kann eine Computertomographie oder eine Magnetresonanztomographie indiziert sein. Diese Formen der Bildgebung offenbaren das Ausmaß der Exostose sowie den Zustand, in dem sich Gelenk und Knochen befinden. Eine Bildgebung ist bei dieser Erkrankung das Um und Auf und zeigt, ob weitere medizinische Probleme für die Beschwerden des Patienten verantwortlich zeichnen.“
Da die Lage einer Exostose am ersten Mittelfußknochen streckseitig als äußerst unglücklich bezeichnet werden kann, sind konservative Maßnahmen in der Regel wirkungslos. Selbst weites Schuhwerk ist auf Dauer keine Lösung, da äußerer Druck die Symptome verschlimmert. Dr. Materzok-Weinstabl erklärt: „Meist kommt man um eine chirurgische Abtragung nicht herum, da das Tragen von Schuhen massiv erschwert wird und somit das Gehen negativ beeinträchtigt. Konservative Maßnahmen sind wirkungslos, denn der Knochenvorsprung kann sich nicht mehr zurückbilden.“
Die Grunderkrankung muss, neben der Behandlung der Exostose, ebenfalls therapiert werden, da der Abbau des Gelenkknorpels nicht rückgängig gemacht oder verhindert werden kann. „Wenn wir die Exostose chirurgisch entfernen, heißt das nicht, dass wir die Arthrose damit behandelt haben. Chirurgisch wird nur das Symptom behandelt, nicht die Ursache.“
Eine Abtragung im Rahmen einer Operation bedingt einen etwa fünf Zentimeter langen Schnitt oberhalb des Großzehengrundgelenks, um die Knochenwucherung abtragen zu können. Nach erfolgter Operation ist ein stationärer Aufenthalt im Spital für eine Nacht ratsam, aber nicht zwingend notwendig. Der Eingriff macht das Tragen eines Spezialschuhs für zwei bis drei Wochen nötig, außerdem erfordert er eine umfassende Kryotherapie sowie möglichst wenig Belastung. Die Nähte werden nach zwei Wochen entfernt. „Da die Narbe in Bezug auf das Tragen von Schuhen etwas ungünstig liegt, ist eine adäquate Narbenpflege unabdingbar. Wann der Fuß normales Schuhwerk toleriert, ist individuell verschieden“, so Dr. Magdalena Materzok-Weinstabl. „Manche Patienten benötigen nach dem Eingriff außerdem Krücken und eine Physiotherapie. Bei fortgeschrittener Arthrose und konsekutiven Schmerzen empfiehlt sich zusätzlich die Versteifung des Großzehengrundgelenkes in Funktionsstellung.“
- Gray´s Atlas der Anatomie, R.L. Drake, A.W. Vogl, A.W.M. Mitchell, R.M. Tibbitts, P.E. Richardson, Urban & Fischer, München, 2009