Am häufigsten kommt die androgenetische Alopezie vor, deren Ursachen hormonell-genetisch bedingt sind. Jeder zweite Mann und etwa 30 % der Frauen in Österreich leiden daran. Daneben gibt es auch Arten von Haarausfall, denen eine Krankheit zu Grunde liegt, beispielsweise den auffälligen, kreisförmigen Haarausfall (Alopecia areata). Aber auch psychische Belastungen, Medikamente oder Hungerkuren können Auslöser sein.
Zusammenfassung
- Etwa 50 % der Männer und 30 % der Frauen sind in Österreich von Haarausfall betroffen.
- Die Ursachen für übermäßigen Haarausfall können vielfältig sein.
- Man unterscheidet verschiedene Formen, wie den hormonell-genetischen Haarausfall, den kreisrunden Haarausfall oder den diffusen Haarausfall.
- Ob eine Behandlung aus medizinischen Gründen notwendig ist, hängt von Art und Ursache des Haarverlusts ab.
Haarausfall im Überblick
Art | Ein Zustand übermäßigen Haarverlusts |
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Ursachen | Erbliche Veranlagung, chronische Krankheiten, Anämie, Psychische Belastungen, Körperliche Belastungen, haarschädigende Einflüsse, Medikamente, als Folge von Krebs-Behandlungen |
Formen | Hormonell-genetischer Haarausfall, kreisrunder Haarausfall, diffuser Haarausfall |
Diagnose | Anamnese, körperliche Untersuchung, klinische Untersuchung |
Behandlung | Je nach Form und Ursache des Haarausfalls |
FAQ (Häufige Fragen)
Wann ist Haarausfall nicht mehr normal?
Der Verlust von bis zu 100 Haaren täglich ist normal, bei einer Haarwäsche dürfen es auch bis zu 300 sein. Erst wenn es weit mehr sind, spricht man von Haarausfall.
Was sind die Ursachen für Haarausfall?
Häufige Ursachen sind erbliche Veranlagung, chronische Krankheiten wie zum Beispiel Schilddrüsenunterfunktion oder Lupus erythematodes, Anämie (Blutarmut), Psychische Belastungen u.a. Stress, Traumata, körperliche Belastungen wie Infektionen, hohes Fieber, Operationen, Schwangerschaft und Geburt, haarschädigende Einflüsse wie zum Beispiel durch Haare färben, übermäßige Hitze (Haare glätten), starke Zugkräfte (z.B. enge Zöpfe, Dreadlocks), Medikamente, im Zuge einer Krebs-Behandlung durch Chemo- oder Strahlentherapie.
Was stoppt den Haarausfall?
Welche Therapieoptionen es gibt, ist je nach Form des Haarausfalls unterschiedlich. Es gibt z.B. medikamentöse Möglichkeiten (z.B. Minoxidil oder Finasterid), aber auch operative Eingriffe.
In Österreich leiden etwa 50 % aller Männer und 30 % der Frauen an Haarausfall. Bei Frauen tritt jedoch eher eine allgemeine Ausdünnung auf, eine Totalglatze ist sehr selten. In der Altersgruppe ab 50 Jahren tritt Haarausfall besonders häufig auf. Ob es den Einzelnen mit 25 oder 60 Jahren trifft, bestimmen die Erbanlagen.
Grundsätzlich besteht das Haar aus einem Haarschaft (der sichtbare Teil, der aus der Haut herausragt) und einer Haarwurzel (steckt in der Haut und reicht bis ins Unterhautgewebe). Die Haarwurzel ist umhüllt von Haut- und Bindegewebe – dem sogenannten Haarfollikel, an dem viele Nervenfasern enden und in den auch Talgdrüsen münden. Zudem setzt an jedem Follikel ein Muskel an, der in der Lage ist, das Haar aufzurichten. Am unteren Ende der Haarwurzel, der Haarzwiebel, reicht ein gut durchblutetes Knötchen, die sogenannte Haarpapille, hinein. Zwischen Haarzwiebel und Haarpapille entstehen fortlaufend neue Haarzellen.
Wachstum
Jede Haarwurzel hat ein genetisch festgelegtes "Wachstumsprogramm", das ihr vorgibt, wann im Leben an welcher Körperstelle auf welchen Reiz hin ein Haar wächst oder ausfällt beziehungsweise verkümmert.
Haare wachsen nicht ständig und auch nicht zur gleichen Zeit. Mehr durchlaufen sie bestimmte Lebenszyklen, die sich in folgende Phasen gliedern lassen:
- Wachstumsphase: Die Wachstumsphase (auch Anagenphase genannt) dauert individuell unterschiedlich lang, jedoch im Schnitt 2 – 6 Jahre. In dieser Phase befinden sich etwa 90 % der Haare.
- Übergangsphase: In dieser Phase stoppt das Haarwachstum. Der Follikel verkürzt sich und das Haar wird abgestoßen. Sie wird auch Katagenphase genannt und dauert nur etwa 2-3 Wochen.
- Ruhephase: Das Haar verbleibt am Kopf, aber hat aufgehört zu wachsen und fällt am Ende der Ruhephase (Telogenphase) aus. Nach der aktiven Wachstumsphase geht das Haar in eine 2 bis 4 Monate dauernde Ruhephase über, in der sich die Haarwurzeln regenerieren. Danach wird wieder neues Haar produziert.
Haare zu verlieren, ist also ein ganz gewöhnlicher Vorgang. Es gibt jedoch Faktoren, die den Lebenszyklus des Haares beeinflussen können und dazu führen, dass mehr Haare ausfallen als üblich oder weniger Haare nachwachsen.
Häufige Ursachen sind:
- Erbliche Veranlagung
- Chronische Krankheiten wie zum Beispiel Schilddrüsenunterfunktion oder Lupus erythematodes
- Anämie (Blutarmut)
- Psychische Belastungen u.a. Stress, Traumata
- Körperliche Belastungen wie Infektionen, hohes Fieber, Operationen, Schwangerschaft und Geburt
- Haarschädigende Einflüsse wie zum Beispiel durch Haare färben, übermäßige Hitze (Haare glätten), starke Zugkräfte (z.B. enge Zöpfe, Dreadlocks)
- Medikamente
- Im Zuge einer Krebs-Behandlung durch Chemo- oder Strahlentherapie
Verlängerte Ruhephase der Haare
Normalerweise ist ein Kopfhaar vier bis sechs Jahre in der aktiven Wachstumsphase und aufgrund schlechter Bedingungen kann sich die Ruhephase aber in die Länge ziehen. Die Haarwurzel geht zwar nicht zugrunde, aber die Anzahl der Haare geht deutlich zurück, neue kommen in der Ruhephase nicht nach. Die schlechten Bedingungen können sein: Extremdiät, einseitige Ernährung, Stress, psychische Belastung, Krankheit, Chemotherapie und andere Medikamente.
Haare zu verlieren ist ein ganz gewöhnlicher Vorgang. Es gibt jedoch Faktoren, die den Lebenszyklus des Haares beeinflussen können und dazu führen, dass mehr Haare ausfallen als üblich oder weniger Haare nachwachsen.
Hormonell-genetischer Haarausfall (androgenetische Alopezie)
Bei dem am häufigsten vorkommenden hormonell-genetisch bedingten Haarausfall verkümmern die Haarwurzeln langsam. Der Haarausfall ist hormonell bedingt, jedoch ist nicht ein "Zu viel" oder "Zu wenig" an Hormonen der Auslöser. Ursache ist eine vererbte Empfindlichkeit der Haarwurzelzellen auf Androgene (Sexualhormone, von denen Männer wesentlich mehr haben als Frauen). Ein genetisch bedingter Haarausfall kann schon in jungen Jahren (etwa um die 20 oder früher) beginnen. Die Erbanlagen bestimmen, in welchem Alter diese Art des Haarausfalls einsetzt.
Kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata)
Eine weitere häufige Form des Haarausfalls ist die Alopecia areata. Es handelt sich um auffälligen, kreisförmigen Haarausfall mit einer oder mehreren runden kahlen Stellen am Kopf. Bei dieser Form des Haarausfalls handelt es ich um eine chronische Autoimmunerkrankung, die sich meist rasch innerhalb weniger Wochen entwickelt. Das Immunsystem bekämpft irrtümlicherweise die Haarfollikel. Sie werden jedoch nicht dauerhaft beschädigt. Die Haare können daher an den betroffenen Stellen wieder nachwachsen.
Diffuser Haarausfall (Alopecia diffusa)
Zu den wichtigsten Formen des Haarausfalls gehört auch der diffuse Haarausfall (Alopecia diffusa): Haare gehen büschelweise aus oder das Haar dünnt sich merkbar aus, Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Zu den Ursachen für diffusen Haarausfall gehören: Zink-, Biotin- oder Eisenmangel, Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse, Hungerkuren, Infektionen, Krebs, Lebererkrankung, Diabetes, bestimmte Medikamente (es gibt mehr als 500 Medikamente, die das Haarwachstum stören können). Oft findet man auch keine Ursache.
Mechanischer Haarausfall
Darüber hinaus kann auch chemische (zum Beispiel intensive Blondierung) oder physikalische (zum Beispiel zu strenges Zurückbinden der Haare) Haarschädigung zu vorübergehendem Haarausfall oder zu Haarstrukturschäden führen.
Haarausfall bei Krebsbehandlung
Bei der Behandlung von Krebserkrankungen mittels Chemo- oder Strahlentherapie kann Haarausfall als Nebenwirkung auftreten.
Männer sind deutlich häufiger von hormonell bedingtem Haarverlust betroffen als Frauen. Bei Männern zieht sich der Haaransatz an Stirn und Schläfen zurück – sogenannte Geheimratsecken können entstehen. Ob es mit Geheimratsecken oder Tonsur beginnt, bestimmt der genetische Code des Haares. Auch bei Männern gibt es eine Stelle (Haarkranz am Hinterkopf), wo die Haare mehr oder weniger lebenslänglich oder zumindest bis ins höhere Alter wachsen.
Bei Frauen wird das Haar lichter – meist am Scheitel. Oft spielt dabei die hormonelle Umstellung nach einer Geburt oder in den Wechseljahren eine Rolle. Der Haarausfall ist bei Frauen in der Regel weniger ausgeprägt, eine Totalglatze ist bei ihnen sehr selten. Viele von hormonell bedingtem Haarausfall betroffene Frauen sind an bestimmten Körperstellen, wie Gesicht, Unterschenkel oder Zehen, stärker behaart.
Egal, ob Frau oder Mann – täglich Haare zu verlieren, ist bis zu einem gewissen Ausmaß (die Faustregel lautet etwa 70 bis 100 Haare am Tag) für alle Menschen ganz normal. Auch, dass das Haar mit zunehmendem Alter lichter wird, ist ein natürlicher Prozess.
Wann es ratsam ist, eine Ärzt:in aufzusuchen:
- Wenn man die Haare plötzlich in großen Mengen ("büschelweise") verliert
- Wenn der Haarausfall durch ein Jucken der Kopfhaut begleitet wird
- Wenn sich auf dem Kopf, im Bart oder den Augenbrauen deutlich abgegrenzte kahle Stellen bilden
Erste Ansprechpartner:in sollte nach der Hausärzt:in eine Dermatolog:in sein. In der Regel erfolgt eine ausführliche Anamnese, bei der sich die Ärzt:in zu den Symptomen und zur Krankheitsgeschichte der Patient:in erkundigt.
Folgende Fragen könnte die Ärzt:in stellen:
- Wie lange besteht der Haarausfall schon und wird es mehr?
- Ist der Haarausfall plötzlich oder nach und nach aufgetreten?
- Ist der gesamte Kopf oder nur ein bestimmter Bereich von Haarausfall betroffen?
- Wie wird das Haar gepflegt? Wird es gezogen oder verdreht? Werden Lockenwickler, Haartrockner, etc. verwendet?
- War man in letzter Zeit besonderem Stress ausgesetzt?
- Wurden Medikamente oder Substanzen wie Drogen eingenommen?
Danach wird eine körperliche Untersuchung sowie eine klinische Untersuchung durchgeführt – mit Blutbefunden, Hormonstatus, eventuell auch Bestimmung des Haarstatus. Kann die Ursache im Rahmen der ärztlichen Untersuchung nicht festgestellt werden, können noch weitere Tests (z.B. Reißtest) oder Haaranalysen, bei denen eingesandte Haare untersucht werden, erfolgen.
Mehr zum Thema: Trichogramm » Wie wird der Haarwurzelstatus bestimmt?
Regelmäßig befinden sich neue Produkte auf dem Markt, die garantieren, Haarausfall erfolgreich zu bekämpfen. Von diversen Selbstbehandlungen raten Mediziner:innen jedoch eher ab.
Ob eine Behandlung aus medizinischen Gründen nötig ist, hängt von der Art und Ursache des Haarausfalls ab. In manchen Fällen ist der Haarausfall auch nur vorübergehend und das Haar wächst von selbst nach (z.B. bei Schwangerschaften, Infektionskrankheiten oder Krebsbehandlungen). Ob eine Behandlung gewünscht ist, hängt auch vom Betroffenen und ihrem jeweiligen Leidensdruck ab.
Welche Therapieoptionen es gibt, ist je nach Form des Haarausfalls unterschiedlich.
Hormonell-genetischer Haarausfall |
Medikamentöse Möglichkeiten, wie:
Operative Möglichkeiten: |
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Kreisrunder Haarausfall |
Medikamentöse Möglichkeiten, wie:
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Diffuser Haarausfall | Die Therapie beim diffusen Haarausfall hängt von der Grunderkrankung ab. Laserbehandlungen werden angeboten und können die Durchblutung der Kopfhaut verbessern. Wissenschaftlich belegt ist die Wirkung jedoch nicht. Auch die PRP-Therapie wird zur Förderung des Haarwachstums angeboten, dabei wird aus eigenem Blut das plättchenreiche Plasma gewonnen und direkt in die Kopfhaut injiziert. Da vermutet wird, dass Stress eine Entzündung hervorruft, die die Wachstumsphase der Haare vorzeitig beendet, wird auch eine Änderung der Lebensgewohnheiten sowie Reduktion von Stress, Schlafmangel und seelischen Belastungen erzielt. |
Eine weitere Möglichkeit, damit Betroffene mit Haarverlust besser zurechtkommen, ist das Verdecken des Haarausfalls durch Kopfbedeckungen, Perücken, färbende Sprays für die Kopfhaut oder Mikropigmentieren, bei der Farbpigmente auf die Kopfhaut aufgetragen werden – ähnlich wie Tätowieren.
Mehr zum Thema: Eigenhaartransplantation » Wie erfolgt der Eingriff?
- Extremdiäten vermeiden: Crash-Kuren können leicht zu Haarausfall führen. Gelatinreiche Kost (Aspik, Rindsuppe) sowie Zink, Selen oder Kieselerde können die Haarstruktur verbessern, die Vitamine B, C und H sind wichtig für das Haarwachstum.
- Bei Billigangeboten einer Haartransplantation im Ausland genaue Erkundigungen einziehen.
- Regelmäßiges Bürsten fördert die Durchblutung der Kopfhaut (Gesundheit der Kopfhaut beeinflusst den Haarwuchs). Haarwasser oder koffeinhaltige Shampoos könnten in einigen Fällen ein wenig helfen, garantierte Wirkung gibt es jedoch nicht.
- Besteht ein ausgeprägter Leidensdruck und fällt es Betroffenen schwer, mit dem Haarausfall zurechtzukommen, kann professionelle Hilfe in Form einer Psychotherapie oder der Austausch mit anderen in einer Selbsthilfegruppe helfen.
- Interview mit Univ.-Prof. Dr. Daisy Kopera im März 2013
- Sommerakademie der österreichischen Apothekerkammer im Juni 2013
- K. Wernitznig: "Schönheit von innen". In: Forum Gesundheit 2010, 3, S. 33
- H. Jakesz: "Haarforschung. Stemoxydine aktiviert ruhenden Haarfollikel". In: Pharma Time 2012, 10, S.36-37
- Öffentliches Gesundheitsportal: Haarausfall (27.08.2025)
- Gesundheitsinformation.de: Wie sind Haare aufgebaut und wie wachsen sie? (27.08.2025)
- MSD Manual: Alopezie (Haarausfall) (27.08.2025)
- DocCheck Flexikon: Haarausfall (27.08.2025)
- Österreichische Apothekerkammer: Die 5 häufigsten Formen von Haarausfall und was Sie dagegen tun können (27.08.2025)
- AOK Gesundheitsmagazin: Haarausfall stoppen: Was Sie gegen Haarverlust tun können (27.08.2025)
- USZ Universitätsspital Zürich: Hormonell bedingter Haarausfall (27.08.2025)
- Medi-Karriere: Haarausfall – Was kann man dagegen tun? (27.08.2025)