Insulintherapie

Bei der Insulintherapie muss das Hormon bei Diabetes von außen zugeführt werden.
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Die Insulintherapie ist eine Form der Behandlung von Diabetes Typ 1 und Diabetes Typ 2 in fortgeschrittenem Stadium.

Medizinische Expertise

Jutta Bergler-Klein

Univ.-Prof. Dr. Jutta Bergler-Klein

Oberärztin für Kardiologie und Innere Medizin, FESC, FHFA, FEACVI
Skodagasse 32, 1080 Wien
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Wenn die Bauchspeicheldrüse kein oder zu wenig Insulin produziert, muss zur Behandlung des Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) Insulin von außen zugeführt werden. Bei Typ 1 Diabetes ist die Insulintherapie lebensnotwendig, da chronische Autoimmun-Mechanismen zum Untergang der Insulin-produzierenden Betazellen in der Bauchspeicheldrüse führen und die körpereigene Insulinproduktion fehlt. Bei Typ 2 Diabetes kann es bei längerer Krankheitsdauer zu einer Erschöpfung der Insulinproduktion kommen – dadurch wird es notwendig, die Behandlung mit Insulin zu erweitern. Das Insulin wird nach einem ärztlich verordneten Therapieplan injiziert (meist von Betroffenen selbst) oder via Infusion zugeführt.

  • Insulin ist das einzige blutzuckersenkende Hormon im menschlichen Körper.
  • Bei Diabetes ist oft eine Insulinzufuhr von außen notwendig – eine sogenannte Insulintherapie.
  • Insulin wird meist injiziert – häufig von Patient:innen selbst.
  • Es gibt verschiedene Arten von Insulin, die nach Herstellung und Wirkdauer unterschieden werden.
  • Betroffene lernen den Umgang mit Insulin in speziellen Diabetikerschulungen. 
Art Therapie
Indikation Diabetes
Wirkung Senkung des Blutzuckerspiegels, Regulierung des Fett- und Eiweißhaushalts
Nebenwirkungen Gewichtszunahme, erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall
Dauer Wirkung setzt etwa 5 bis 15 Minuten nach der Insulininjektion ein

FAQ (Häufige Fragen)

Wie funktioniert die Insulintherapie?

Bei Diabetes ist der Körper nicht mehr in der Lage, Insulin in ausreichender Menge zu produzieren. Die Insulinzufuhr von außen ist die zentrale Maßnahme in der Behandlung der Erkrankung. In der Diabetikerschulung lernen Betroffene, wie sie selbst die Injektionen in das Unterhaut-Fettgewebe (subkutanes Gewebe) vornehmen und die Insulindosis entsprechend der gemessenen Blutzuckerwerte und der beabsichtigten Nahrungsaufnahme anpassen können.

Welche Arten der Insulintherapie gibt es?
  • Konventionelle Insulintherapie (CT): Dabei wird die täglich benötigte Insulindosis zu festen Zeiten (2- oder 3-mal pro Tag) verabreicht. 
  • Intensivierte konventionelle Insulintherapie (ICT) oder Basis-Bolus-Therapie: Dabei wird eine bestimmte Menge an lang wirksamem Insulin gespritzt (Basis) und zu den Mahlzeiten eine zusätzliche Dosis appliziert (Bolus). 
  • Insulin-Pumpentherapie: Die kontinuierliche subkutane Insulininfusion ist eine spezielle Form der ICT. Sie erfolgt über eine Insulinpumpe, die über ein Infusionssystem mit dem Körper der Patient:in verbunden ist und ständig eine Insulin-Grundmenge ins Unterhaut-Fettgewebe abgibt. Das kontinuierlich abgegebene kurzwirksame Insulin ersetzt das langwirksame Insulin.
  • Funktionelle Insulintherapie (FIT): Dabei wird das langsam wirkende Basisinsulin (für den Normalbedarf ohne Mahlzeiten) und zum Essen das schnell wirkende Essensinsulin von der Patient:in bedarfsgerecht zusätzlich injiziert.
  • Supplementäre (ergänzende) Insulintherapie (SIT): Speziell für Typ-2-Diabetiker:innen geeignet, deren Bauchspeicheldrüse noch selbst Insulin produziert. Die Basis bilden hier orale Antidiabetika, ergänzend dazu spritzt sich die Patient:in zu den Mahlzeiten eine kleine kurz wirksame Menge Analoginsulin.
  • Basal unterstützte orale Therapie (BOT): Sie kommt zum Einsatz, wenn bei einem Typ-2-Diabetiker:innen die bereits bestehende medikamentöse Therapie mit oralen Antidiabetika nicht mehr ausreicht, um die Therapieziele zu erreichen. Dann wird zusätzlich zu den oralen Antidiabetika einmal täglich ein lang wirksames Basalinsulin gespritzt.
Welche Arten von Insulin gibt es?

Insulin wird nach Herstellung und Wirkdauer unterschieden. Es gibt biotechnisch hergestellte Humaninsuline oder künstliche, dem menschlichen Insulin ähnliche Präparate – sogenannte Insulinanaloga. Man unterscheidet:

  • Humaninsuline
  • Insulinanaloga
  • Mischinsuline

Insulin wird von den Betazellen-Inseln in der Bauchspeicheldrüse produziert und ist gemeinsam mit seinem "Gegenspieler", dem Hormon Glukagon, für die Regulierung des Blutzuckers verantwortlich. Während Glukagon den Anteil von Glukose (Traubenzucker) im Blut erhöht, senkt Insulin den Blutzuckerspiegel: Es sorgt dafür, dass die Körperzellen die Glukose aus dem Blut aufnehmen und daraus Energie gewinnen.

Während neben Glukagon noch andere Hormone (wie Adrenalin oder Kortisol) den Blutzuckerspiegel erhöhen, ist Insulin das einzige blutzuckersenkende Hormon im menschlichen Körper. Daher ist es lebensnotwendig für den Organismus.

Bei Diabetes ist der Körper nicht mehr in der Lage, Insulin in ausreichender Menge zu produzieren. Die Insulinzufuhr von außen ist die zentrale Maßnahme in der Behandlung der Erkrankung. Voraussetzung für eine erfolgreiche Insulintherapie ist eine strukturierte Diabetikerschulung. In der Schulung lernen Betroffene, wie sie selbst die Injektionen vornehmen und die Insulindosis entsprechend der gemessenen Blutzuckerwerte und der beabsichtigten Nahrungsaufnahme anpassen können.

Das Ziel der Insulintherapie ist

  • die Entgleisung der Blutzuckerwerte und damit verbundene Symptome (Durst, starker Harnfluss, Gewichtsabnahme, Infekte usw.) zu vermeiden
  • diabetische Akutkomplikationen (wie Unterzuckerung) zu vermeiden
  • diabetischen Spätkomplikationen an Augen, Nieren, Nerven und dem Herz-Kreislauf-System vorzubeugen

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Typ-1-Diabetiker:innen müssen sofort nach der Diagnosestellung mit einer Insulintherapie beginnen. Bei Typ-2-Diabetiker:innen ist eine Insulintherapie nötig, wenn die Basistherapie und die Behandlung mit Antidiabetika nicht ausreichend sind.

Die Verabreichung von Insulin erfolgt durch eine Injektion in das Unterhaut-Fettgewebe (subkutanes Gewebe) mittels Pen, manchmal in Form einer Einwegspritze bzw. durch Insulinpumpen. Bei einer akuten Stoffwechselentgleisung bzw. schwerer Allgemeinerkrankung wird Insulin über die Vene in Form einer sogenannten "Perfusortherapie" oder Infusion verabreicht.

Insulin wird nach Herstellung und Wirkdauer unterschieden. Es gibt biotechnisch hergestellte Humaninsuline oder künstliche, dem menschlichen Insulin ähnliche Präparate – sogenannte Insulinanaloga.

  • Humaninsuline:
    - Normalinsuline: Wirkung setzt nach etwa 30 Minuten ein und hält sieben bis acht Stunden.
    - Verzögerungsinsuline (NPH-Insuline): Wirkung setzt nach 30 bis 60 Minuten ein und hält zwischen acht und 14 Stunden.
  • Insulinanaloga:
    - kurzwirksame Insulinanaloga (Insulin lispro, Insulin aspart, Insulin gluisin): Wirkung setzt nach fünf bis 15 Minuten ein und hält drei bis fünf Stunden.
    - langwirksame Insulinanaloga (Insulin glargin, Insulin detemir, Insulin deglutec): Wirkung setzt nach 30 bis 60 Minuten ein und hält bis zu 42 Stunden.
  • Mischinsuline: Mischinsuline sind Kombinationspräparate aus Normal- und Verzögerungsinsulinen bzw. aus Verzögerungsinsulinen und kurzwirksamen Insulinanaloga. Die Wirkung setzt je nach Präparat nach zehn bis 60 Minuten ein und hält bis zu 16 Stunden an. 

Die Art und Weise, wie Insulin zugeführt wird, muss auf das individuelle Krankheitsbild der Patient:in abgestimmt werden und hängt unter anderem von der Nahrungsmenge, dem Alter und der Lebensweise der Patient:in ab. Es gibt verschiedene Formen der Insulintherapie:

  • Konventionelle Insulintherapie (CT): Dabei wird die täglich benötigte Insulindosis zu festen Zeiten (2- oder 3-mal pro Tag) verabreicht. Das verlangt einen regelmäßigen Tagesablauf mit fixen Zeiten, in denen die Patient:innen ihre Mahlzeiten und Zwischenmahlzeiten einnehmen, vor allem die Menge an Kohlenhydraten, die aufgenommen werden darf, ist fix festgelegt.
  • Intensivierte konventionelle Insulintherapie (ICT) oder Basis-Bolus-Therapie: Dabei wird eine bestimmte Menge an lang wirksamem Insulin gespritzt (Basis) und zu den Mahlzeiten eine zusätzliche Dosis appliziert (Bolus). Die ICT ermöglicht somit den Patient:innen, ihren Tagesablauf deutlich flexibler als unter einer CT zu gestalten.
  • Insulin-Pumpentherapie: Die kontinuierliche subkutane Insulininfusion ist eine spezielle Form der ICT. Sie erfolgt über eine Insulinpumpe, die über ein Infusionssystem mit dem Körper der Patient:in verbunden ist und ständig eine Insulin-Grundmenge ins Unterhaut-Fettgewebe abgibt. Das kontinuierlich abgegebene kurzwirksame Insulin ersetzt das langwirksame Insulin. Die Pumpe wird außen am Körper getragen. Abhängig von den Umständen (Mahlzeiten, Intensität der körperlichen Betätigung) kann die Menge des abzugebenden Insulins von der Patient:in selbst verringert oder erhöht werden. Besonders bei Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes ist die Insulinpumpentherapie mittlerweile die häufigste Behandlungsform.
  • Funktionelle Insulintherapie (FIT): Dabei wird das langsam wirkende Basisinsulin (für den Normalbedarf ohne Mahlzeiten) und zum Essen das schnell wirkende Essensinsulin von der Patient:in bedarfsgerecht zusätzlich injiziert.
  • Supplementäre (ergänzende) Insulintherapie (SIT): Speziell für Typ-2-Diabetiker:innen geeignet, deren Bauchspeicheldrüse noch selbst Insulin produziert. Die Basis bilden hier orale Antidiabetika, ergänzend dazu spritzt sich die Patient:in zu den Mahlzeiten eine kleine kurz wirksame Menge Analoginsulin.
  • Basal unterstützte orale Therapie (BOT): Sie kommt zum Einsatz, wenn bei einem Typ-2-Diabetiker:innen die bereits bestehende medikamentöse Therapie mit oralen Antidiabetika nicht mehr ausreicht, um die Therapieziele zu erreichen – besonders wenn die morgendlichen Nüchternblutzuckerwerte zu hoch sind. Dann wird zusätzlich zu den oralen Antidiabetika einmal täglich ein lang wirksames Basalinsulin gespritzt. Die BOT gilt als sanfter Einstieg in die Insulintherapie bei Typ-2-Diabetiker:innen.
  • Hypoglykämie (Unterzuckerung): Insulin ist eine hochwirksame Substanz. Schon kleine Änderungen der verabreichten Insulinmenge können große Auswirkungen auf den menschlichen Organismus haben. Eine Insulintherapie ist daher immer auch mit Risiken verbunden. Die größte Gefahr ist eine Hypoglykämie (Unterzuckerung). Um dies zu vermeiden und eine drohende Unterzuckerung rechtzeitig zu erkennen und gegebenenfalls richtig zu reagieren, benötigen Betroffene eine ausführliche Diabetikerschulung.
  • Blutzuckermessungen: Damit die Insulindosis an die individuellen Bedürfnisse angepasst werden kann, sollten die Werte der Blutzuckermessungen notiert werden.
  • Diabetikerschulungen und Diabetikerbetreuung: Die Betreuung der Typ-1- Diabetiker:in sollte aufgrund des komplexen Therapieregimes durch ein Diabeteszentrum bzw. einer Diabetolog:in erfolgen. Die Betreuung der Typ-2-Diabetiker:in erfolgt häufig bei Allgemeinmediziner:innen, weil die dabei eingesetzten Insulintherapieformen weniger kompliziert sind. In Diabetikerschulungen kann ausführlich über eventuelle Probleme bei der Handhabung der Medikamente gesprochen werden. 

Die Kosten für Insuline, Pens und Blutzuckermessgeräte trägt die Krankenkasse.


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Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

11. November 2024

Erstellt am:

20. Oktober 2014

Stand der medizinischen Information:

28. Mai 2024

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