Der Gesundheitscheck kann Leben retten: Werden Erkrankungen (z.B. Bluthochdruck) im Frühstadium erkannt, ist Zeit für die Behandlung gewonnen und Spätfolgen können vermieden werden. Die Vorsorgeuntersuchung setzt sich aus 2 Terminen bei einer Ärzt:in Ihres Vertrauens zusammen – idealerweise bei Ihrer Hausärzt:in. Die Ziele des Gesundheits- Checks sind eine genaue Bestandsaufnahme des Gesundheitszustands einer Patient:in sowie eine Beratung für die Vermeidung von Risikofaktoren. Bei dem Angebot der österreichischen Sozialversicherungsträger können alle Männer und Frauen ab dem 18. Lebensjahr einmal jährlich kostenlos teilnehmen.
- Die kostenlose Vorsorgeuntersuchung kann einmal jährlich in Anspruch genommen werden. Durchgeführt wird sie im Regelfall von der Hausärzt:in.
- Zu den durchgeführten Untersuchungen zählen unter anderem eine Blutanalyse, eine Aufnahme des Body-Mass-Index, je nach Alter eine Darmkrebs-Kontrolle und die Erhebung von Risikofaktoren für Augen-, Ohren- und Hauterkrankungen, sowie Erkrankungen des Zahnhalteapparates.
- Ziel ist es, bestimmte Krankheitsbilder wie Herz-Kreislauferkrankungen und Krebserkrankungen und deren Risikofaktoren zu erkennen und damit verbundene erhöhte Krankheitsgefahr reduzieren zu können.
- Zusätzlich zur jährlichen Vorsorgeuntersuchung sollten Frauen alle 3 Jahre (WHO Empfehlung) zum Gebärmutterhalsscreening (PAP Abstrich) und ab dem 45. Lebensjahr (bis 74. Lebensjahr) kann die zweijährliche Mammografie die Sterblichkeit an Brustkrebs reduzieren. Männer können nach Wunsch und Aufklärung durch die Hausärzt:in ab dem 45. Lebensjahr eine Prostatauntersuchung (PSA) absolvieren.
Untersuchungen | Blutanalyse, (Harnanalyse), Body-Mass-Index, Darmkrebskontrolle (Stuhl-Blut-Test ab 50. Lebensjahr), körperliche Untersuchung |
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Anlass | Vorsorge- und Früherkennung von Krankheiten/Risikofaktoren |
Häufigkeit | einmal jährlich |
Kosten | kostenlos |
Neben der kurativen Behandlung von Krankheiten stellt die Vorsorgeuntersuchung einen Beitrag von Hausärzt:innen dar, Menschen über Jahre in ihren medizinischen Belangen zu begleiten. Da die Vorsorgeuntersuchung ca. 2x 20 Minuten dauern sollte, bleibt auch Zeit andere medizinisch-psychosoziale Themen zu besprechen (z.B. Impfstatus).
Ziel jeder Vorsorgemaßnahme ist es, die Todesrate (Mortalität) und die Krankheitshäufigkeit (Morbidität) von Menschen zu reduzieren. Da die meisten Menschen in Österreich an Herz- Kreislauferkrankungen (34,3 %) und Krebserkrankungen (22,7 %) sterben werden, ist für diese Risikofaktoren ein Schwerpunkt bei der Vorsorgeuntersuchung gesetzt worden. Besprechen Sie aber auch mit der Ärzt:in Ihres Vertrauens die individuellen Risiken und planen Sie gemeinsam Strategien, um Risikofaktoren zu reduzieren.
Primär beziehen sich die Vorsorgegesundheitsziele auf Menschen ohne schon bestehender Erkrankungen oder spezieller Risikofaktoren, hier weichen Intervalle und Maßnahmen meist von u.a. Empfehlungen ab.
Die österreichischen Sozialversicherungsträger investieren jährlich über 400 Millionen Euro in die Vorsorgeuntersuchung, um die österreichische Bevölkerung zur Prävention zu bewegen – denn oft findet der erste Kontakt mit dem Thema Gesunderhaltung erst bei einer Schwangerschaft oder einer schweren Krankheit statt. Die Vorsorgeuntersuchung stellt eine einzigartige Chance dar, Ihren Gesundheitszustand, ohne bereits bestehender Erkrankung prüfen zu lassen – und das kostenlos.
Die kostenlose jährliche Vorsorgeuntersuchung bietet sich vor allem aus zwei Gründen an:
- Vermeidung von gesundheitlichen Risiken: Indem ein Gesundheitsrisiko rechtzeitig erkannt wird, können Krankheiten verhindert bzw. das Risiko für ihre Entstehung gemindert werden.
- Früherkennung: Grundsätzlich sind die Heilungschancen höher, je früher eine Erkrankung entdeckt wird. In früheren Stadien sind diese meist besser therapierbar.
Die Untersuchung besteht aus zwei Terminen bei der Ärzt:in ihres Vertrauens und ist schnell absolviert. Wenn man eine Vorsorgeuntersuchung machen möchte, vereinbart man dafür einen Termin mit der Hausärzt:in, die im Vertrag mit der Gesundheitskasse steht.
Die Untersuchung besteht aus folgenden Basisuntersuchungen:
Erhebung der Krankengeschichte | In einem ersten Schritt füllt man einen Fragebogen aus, der Fragen zu vergangenen oder bestehenden Erkrankungen, zum Alkoholkonsum, zum Rauchverhalten, zu anderen Lebensgewohnheiten und weiteren Themen enthält. Dadurch verschafft sich die Ärzt:in einen Überblick über den Gesundheitszustand des zu Untersuchenden. |
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Körperliche Untersuchung | Im Rahmen der körperlichen Untersuchung sucht die Ärzt:in den Körper nach Auffälligkeiten ab: Dazu gehören unter anderem eine Inspektion der Haut, eine Überprüfung der Beweglichkeit, die Tastuntersuchung der Lymphknoten, das Überprüfen der Durchblutung, das Abhören von Herz und Lunge, das Abtasten des Bauches, eine Untersuchung der Wirbelsäule sowie eine Blutdruckmessung. |
Bestimmung des Body Mass Index (BMI) | Da Übergewicht Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, Krebs und andere Krankheiten begünstigen kann, berechnet die Ärzt:in anhand der Körpergröße und des Gewichts den Body Mass Index. Dieser zeigt an, ob der Untersuchte an Unter- oder Übergewicht leidet oder normalgewichtig ist. Zusätzlich nimmt die Ärzt:in Maß vom Bauchumfang, der bei Männern nicht über 102 cm und bei Frauen nicht über 88 cm liegen sollte. |
Blutuntersuchung | Die Ärzt:in nimmt eine Blutabnahme vor und veranlasst folgende Fragestellungen zu beantworten: Besteht eine Blutarmut, ein zu hoher Bluttfettwert oder ein erhöhter Blutzuckerspiegel, der auf Diabetes hinweisen kann? Derzeit wird auch noch ein Leberwert erfasst. |
Harnuntersuchung | Anhand des Harns kann die Ärzt:in Krankheiten der Niere, Harnblase, Harnröhre und Harnleiter feststellen. Die Urinprobe gibt man bei der Ärzt:in ab. |
Gynäkologische Untersuchung | Frauen können regelmäßig einen PAP-Abstrich (Krebsabstrich) vom Muttermund zur Vorsorge von Gebärmutterhalskrebs machen lassen. Dieser kann von der Allgemeinmediziner:in im Rahmen der Basisuntersuchungen oder von der Frauenärzt:in in einem separaten Termin durchgeführt werden. |
Untersuchung auf Parodontitis | Parodontitis (chronische Zahnfleischentzündung) ist die häufigste Ursache für Zahnverlust bei Personen ab dem 30. Lebensjahr. Findet die Ärzt:in für Allgemeinmedizin bei der Vorsorgeuntersuchung Anzeichen für diese oder eine andere Erkrankung des Zahnfleisches, schreibt er der Patient:in eine Überweisung zur Zahnärzt:in. |
Test auf Blut im Stuhl |
Ab dem 50. Lebensjahr gehört auch die Überprüfung des Stuhls auf Blut zur Vorsorgeuntersuchung. Das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken erhöht sich mit dem Alter. Zusätzlich kann alle zehn Jahre eine kostenlose Darmspiegelung derzeit ab dem 50. Lebensjahr in Anspruch genommen werden. Dafür ist eine Überweisung der Ärzt:in notwendig. |
Hör- und Sehvermögen | Mit fortschreitendem Alter treten Schwerhörigkeit und Fehlsichtigkeit gehäuft auf. Personen über 65 erhalten im Rahmen der jährlichen kostenlosen Vorsorgeuntersuchung deshalb eine genaue Prüfung von Augen und Ohren, um insbesondere auf diese Faktoren Bedacht zu nehmen. |
Abschlussgespräch | Sind alle Untersuchungen absolviert, bespricht die Ärzt:in in einem abschließenden Gespräch die Untersuchungsergebnisse. |
Am Ende kann der Untersuchte ein Befundblatt erhalten, in dem alle Ergebnisse der Vorsorgeuntersuchung festgehalten sind. Sind weitere Untersuchungen notwendig, erfolgt eine Überweisung zur entsprechenden Fachärzt:in in Rücksprache mit dem Betroffen:en.
Der Fokus bei der Vorsorgeuntersuchung liegt auf der Prävention und Früherkennung von:
- Herz-Kreislauferkrankungen: In der Vorsorgeuntersuchung wird ein persönliches Risikoprofil in Bezug auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie z.B. Herzinfarkt erstellt, das Lebensgewohnheiten wie Zigaretten- oder Alkoholkonsum beinhaltet.
- Krebserkrankungen: Jede 8. Frau erkrankt im Laufe Ihres Lebens an Brustkrebs. Der Fokus liegt deshalb auch auf der Prävention von Krebserkrankungen. Für Frauen gibt es das kostenlose zweijährliche Brustkrebs Screening zur Früherkennung von Brustkrebs zwischen dem 45. und 74. Lebensjahr. Gebärmutterhalskrebs-Sterblichkeit lässt sich durch den regelmäßigen PAP-Abstrich (alle 3 Jahre) reduzieren.
- Stoffwechselerkrankungen: Ein ungesunder Lebensstil und Diabetes-Erkrankungen in der Familie begünstigen eine Erkrankung an Diabetes. Die Ärzt:in wird bei der Vorsorgeuntersuchung auch den Blutzuckerwert bestimmen.
- Alterserkrankungen: Die Überprüfung des Seh- und Hörvermögens ist ab dem 65. Lebensjahr besonders wichtig. Wird nachlassende Hör- oder Sehleistung schnell erkannt, lässt sich die Lebensqualität älterer Menschen verbessern.
- Suchterkrankungen: Alkohol-, Nikotin- und Medikamentenkonsum sind wichtige Indikatoren, die im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung von der Ärzt:in erfragt und berücksichtigt werden. Zusätzlich wird Hilfe zur Entwöhnung von Suchtmitteln angeboten.
- Parodontalerkrankungen: Zahnfleischentzündungen verlaufen oft schmerzfrei, weswegen Betroffene meist erst im späten Stadium eine Ärzt:in aufsuchen.
Mehr zum Thema: PAP-Abstrich » Wie läuft die Untersuchung ab?
Die Basisuntersuchungen werden von niedergelassenen Ärzt:innen für Allgemeinmedizin, am besten bei der Haus:ärztin, angeboten.
Um alles zu einem reibungslosen Ablauf der Untersuchung beizusteuern, sollte man folgende Dinge mitbringen:
- e-card
- alte Befunde von früheren Untersuchungen, wenn die Untersuchung nicht bei der Hausärzt:in stattfindet
- Impfpass
- Arztbrief der letzten Vorsorgeuntersuchung, falls vorhanden
- Liste von Medikamenten, die man regelmäßig einnimmt
Sofern die Blutabnahme beim ersten Termin stattfinden soll, sollte 10 Stunden vorher keine Nahrung oder Getränke (außer Leitungswasser) konsumiert werden (Blutzucker und Fette werden kontrolliert).
Auch außerhalb der jährlichen Vorsorgeuntersuchung bei der Hausärzt:in gibt es mögliche Erkrankungen, die man ab einem gewissen Alter checken lassen sollte z.B.:
- Brustkrebs-Früherkennung
- Prostata-Untersuchung
Hier ist die Besprechung des individuellen Risikoprofils mit der Ärzt:in Ihres Vertrauens notwendig (informierte Entscheidungsfindung). Ein zuviel an Diagnostik sollte vermieden werden.
Mehr zum Thema: Prostatakrebs » Kaum Symptome im Frühstadium...
Jede in Österreich wohnhafte volljährige Person kann einmal pro Jahr bei jedem mit der Gesundheitskasse im Vertrag stehenden Ärzt:in mit Vorsorgeuntersuchungsvertrag eine Vorsorgeuntersuchung in Anspruch nehmen. Man muss also nicht zwangsläufig versichert sein, um sich der Untersuchung unterziehen zu können.
- Homepage der Österreichische Gesundheitskasse (11.01.2024)
- Offizielle Homepage des Bundesministeriums – Vorsorgeuntersuchung (10.01.2024)
- Informationen zur Männergesundheit des Sozialministeriums (23.07.2020)
- Offizielle Homepage des Bundesministeriums – Vorsorge in der Schwangerschaft (20.07.2021)
- Statistik Austria – Gesundheitsausgaben (20.07.2021)
- Vorsorgeuntersuchung der Österreichischen Sozialversicherung: Formular_Befundblatt (02.02.2024)
- ÖGAM Gesundheitsfragebogen (02.02.2024)
- TGAM Patienteninfo (02.02.2024)