Rückenschmerzen (Kreuzschmerzen, Dorsalgie)

Mann greift sich auf schmerzenden Rücken.
Fehlhaltungen beim Sitzen zählen zu den häufigsten Auslösern von Rückenschmerzen.
© Taras Mikhailyuk / Shutterstock.com
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Fast jede erwachsene Österreicher:in hat zumindest einmal im Leben Rückenschmerzen. 80 Prozent der Fälle sind unspezifisch, haben also keinen erklärbaren medizinischen Grund und hören oft von selbst wieder auf.

Medizinische Expertise

Martin Friedrich

Prim. Univ.Prof. Dr. Martin Friedrich

Facharzt für Orthopädie
Donauwörther Straße 1, 2380 Perchtoldsdorf
www.orthofriedrich.at
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Allerdings besteht die Gefahr der Chronifizierung. Daher sollten auch unspezifische Rückenschmerzen unbedingt behandelt werden. Etwa 15 bis 20 % der Rückenschmerzen sind spezifisch, die Gründe dafür können unter anderem Bandscheibenvorfälle, Tumore oder Entzündungen sein.

  • In vier von fünf Fällen ist der Auslöser von Rückenschmerzen nicht eindeutig zu definieren.
  • Fehlbelastungen und falsches Sitzen können akute Schmerzen verursachen.
  • Halten die Beschwerden mehrere Tage an oder treten sehr regelmäßig auf, sollte eine Ärzt:in aufgesucht werden, um einer Chronifizierung vorzubeugen.
  • Unspezifische Rückenschmerzen, also jene ohne klar erkennbare Ursache, können je nach Intensität unter anderem mit Wärme, Physiotherapie und Medikamenten behandelt werden.
Art Rückenleiden
Ursachen Oft nicht eindeutig medizinisch erklärbar. Gründe können unter anderem Bandscheibenvorfälle, Tumore, Entzündungen sein. Auch Fehlbelastungen und falsches Sitzen können Schmerzen verursachen.
Diagnose Anamnese, klinische Untersuchung, evtl. Rückenvermessung (MediMouse)
Therapie Entsprechende Behandlung je nach spezifischer Erkrankung. Bei unspezifischen Rückenschmerzen: Schmerzmittel, Muskelrelaxantien, Antidepressiva, Infiltrationen, lokale Injektionen, Physio-, Elektro-, Hydro-, Wärme- und Manualtherapie, TENS-Therapie, Psychotherapie, Bewegung

FAQ (Häufige Fragen)

Was hilft gegen Rückenschmerzen?

Zur Behandlung von unspezifischen chronischen Rückenschmerzen kommen, je nach Bedarf, Schmerzmittel, Muskelrelaxantien, Antidepressiva, Infiltrationen, lokale Injektionen, Physio-, Elektro-, Hydro-, Wärme- und Manualtherapie, TENS-Therapie, Psychotherapie, Stressbewältigungstraining oder Entspannungsverfahren zum Einsatz. Auch Massage ist gut, sollte aber nicht im Vordergrund stehen.

Welche Krankheiten verursachen Rückenschmerzen?

Rückenschmerzen können durch eine Grunderkrankung verursacht werden, wie:

  • Osteoporose oder andere Knochenerkrankungen
  • Entzündungen
  • Nervenschädigungen
  • Bandscheibenleiden
  • rheumatische Erkrankungen
  • Infektionen
  • Tumore
  • aber auch Verletzungen, Brüche
Welche Übungen helfen bei Rückenschmerzen?

Bei unspezifischen Rückenschmerzen ist ein Trainingsprogramm zum Muskelaufbau sehr wichtig. Dafür ist der Besuch einer Rückenschule oder eines Fitnessstudios mit medizinischem Background empfehlenswert.

Kreuz- oder Rückenschmerzen treten im Bereich der Lendenwirbelsäule – also im unteren Bereich des Rückens zwischen Hüfte und Rippenansatz auf. Die Schmerzen sind oft mit Muskelverspannungen, oder auch mit Bewegungseinschränkungen verbunden. Sie sind in der Regel harmlos und verschwinden oft von selbst innerhalb weniger Tage oder Wochen, ohne Behandlung.

Manchmal können sie jedoch wiederkehren oder chronisch werden und über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben. Ernsthaftere Erkrankungen sind nur selten die Ursache für Rückenschmerzen.

Video: Volkskrankheit Rückenschmerz – von der richtigen Diagnose zur wirksamen Therapie

Prim. Dr. Andreas Winkler, MSc (Ärztlicher Direktor, Klinik Pirawarth) erklärte im Rahmen eines Webinars, welche gröberen und kleineren Krankheiten hinter Rückenschmerzen stecken können. Außerdem gab er Tipps für einen schmerzfreien Alltag. (Webinar, 07.12.2022)

Rückenschmerzen gehören zu den häufigsten Leiden der Österreicher:innen, 80 bis 85 % haben zumindest einmal im Leben quälende Rückenschmerzen, viele leiden dauernd daran. Laut einer epidemiologischen Studie des orthopädischen Spitals Speising haben 36 % der Bevölkerung Beschwerden mit dem Bewegungsapparat, besonders betroffen sind dabei die Wirbelsäulenregionen und vor allem höhere Altersgruppen (60 %). Bei Schmerzen des gesamten Bewegungsapparates bestehen keine signifikanten Geschlechtsunterschiede, bei Rückenschmerzen gibt es leichte Unterschiede (20 % Männer, 15 % Frauen).

Die Medizin teilt Rückenschmerzen ein in: 

  • spezifisch
  • unspezifisch

Unspezifische Rückenschmerzen

80 bis 85 % sind unspezifisch (akut oder chronisch), das heißt ohne bildlich darstellbare krankhafte Veränderungen. Es handelt sich also meist um eine eher harmlose Sache, in der Regel nehmen unspezifische Rückenschmerzen einen guten Verlauf.

Ursachen für unspezifische Rückenschmerzen sind:

  • Bewegungsmangel
  • falsches langes Sitzen
  • häufiges falsches Heben und Tragen
  • einseitige und Fehlbelastung im Beruf, in der Freizeit und beim Sport
  • Übergewicht
  • Muskel- und Haltungsschwächen

Unspezifische Rückenschmerzen können aber auch Symptom von Stress, Job- oder Partnerproblemen oder von anderen psychosozialen Belastungen sein.

Die Schmerzdauer beträgt im Schnitt 2 bis 12 Wochen, bei 70 % der Betroffenen kommt es innerhalb von 6 Wochen zu einer spontanen Besserung. In etwa 20 % der Fälle aber kommt es zu einer Chronifizierung, vor allem, wenn keine adäquate Behandlung erfolgt und die/der Betroffene psychische Probleme hat. Eine Chronifizierung von Rückenschmerzen kann auf die Dauer auch zu starken Aktivitätseinschränkungen und Mobilitätsproblemen führen.

Spezifische Rückenschmerzen

Spezifische Rückenschmerzen haben immer einen handfesten Grund. Ursachen für spezifische Rückenschmerzen sind:

Grundsteine der Diagnostik sind eine exakte Anamnese und eine klinische Untersuchung, eventuell Rückenvermessung mit der MediMouse. Im Rahmen der Untersuchung sollte die Ärzt:in auf spezielle Alarmsymptome achten (sogenannte Red Flags) und bestimmte Krankheiten ausschließen, also unter anderem:

  • Tumore
  • Brüche
  • Entzündungen
  • Nervenerkrankungen
  • Bandscheibenvorfälle
  • Infektionen
  • Verletzungen
  • bestimmte degenerative Veränderungen

Erst wenn der Verdacht auf eine dieser Erkrankungen aufkommt, sind bildgebende Verfahren und weitere diagnostische Maßnahmen sinnvoll. Das ist auch dann der Fall, wenn eine Patient:in mit unspezifischen Rückenschmerzen nicht auf eine Behandlung anspricht. Dann sollten auch psychosoziale Warnfaktoren (sogenannte Yellow Flags) abgeklärt werden (zum Beispiel depressive Stimmung, Disstress, Rückzug vom sozialen Umfeld, unbefriedigende Arbeitssituation).

Die Therapie der unspezifischen chronischen Rückenschmerzen besteht, so nötig, aus der Gabe von Schmerzmitteln und / oder Muskelrelaxantien und/oder Antidepressiva sowie aus – je nach Bedarf:

  • Infiltrationen
  • lokalen Injektionen
  • Physio-, Elektro-, Hydro-, Wärme- und Manualtherapie
  • TENS-Therapie (transkutane elektrische Nervenstimulation = Schmerzverringerung mittels Reizstrom) 
  • Psychotherapie, Stressbewältigungstrainings und Entspannungsverfahren

Massage ist gut, sollte aber nicht im Vordergrund stehen, ebenso Akupunktur. Ruhigstellung führt zum Muskelabbau, ist daher kontraproduktiv, Bettruhe sollte vermieden werden, Bewegung (gegebenenfalls unter dem Schutz von Schmerzmitteln) ist ein wichtiges Therapeutikum.

Eine der Hauptaufgaben der Ärzt:in bei akuten unspezifischen Rückenschmerzen ist es, eine Chronifizierung zu verhindern. Bei chronischen Rückenschmerzen kann eine Reha in einer Kuranstalt helfen.

Spezifische Kreuzschmerzen werden entsprechend der Grunderkrankung behandelt.

Bei unspezifischen Rückenschmerzen ist Muskelaufbau sehr wichtig, ein entsprechendes Trainingsprogramm ist also angeraten. Empfohlen ist da unter anderem der Besuch einer Rückenschule oder eines Fitnessstudios mit medizinischem Background.

Auch eine Adaptierung des Arbeitsplatzes und der Arbeitsweise (Arbeitshaltung so oft wie möglich verändern) sowie Lebensstiländerung können hilfreich sein (mehr Bewegung, Rauchverzicht, Gewichtsabnahme).

  • Rückhalt für den Rücken - das Programm gegen Kreuzschmerzen, M. Friedrich, H. Mezei, Verlagshaus der Ärzte, 2. Auflage, Wien 2009
  • Nie wieder Rückenschmerzen, E. Gokhale, Riva Verlag, 1. Auflage, München, 2013
  • M, Friedrich, T. Rustler: Prävalenz von auf eigenen Angaben basierenden muskuloskelettalen Schmerzen der österreichischen Bevölkerung, In: Wiener Klinische Wochenschrift 2006; O/2494: 82-89
  • Interview mit Univ.-Prof. Dr. Martin Friedrich im August 2013 Orthopädisches Spital Speising; Aktion Gesunder Rücken e.V.

Autor:in:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

3. Oktober 2024

Erstellt am:

9. Dezember 2013

Stand der medizinischen Information:

17. September 2020


ICD-Code:
  • M54

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