Einige Antidepressiva haben auch eine angstlösende Wirkung und werden daher bei Angst- oder Zwangsstörungen angewandt. Neue Substanzen haben deutlich weniger Nebenwirkungen.
Video: Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Psyche
Univ.-Prof. Dr. Christoph Pieh (Universitätsprofessur für Psychosomatische Medizin und Gesundheitsforschung, Department für Psychotherapie und Biopsychosoziale Gesundheit, Donau-Universität Krems) zeigt die Zusammenhänge zwischen COVID-19 und psychischen Erkrankungen auf. (Webinar, 30.6.2021)
- Menschen mit leichten bis schweren Depressionen, z.B. nach traumatischen Erlebnissen oder in schwierigen Lebenssituationen
- Menschen mit unipolaren depressiven Störungen
- Menschen mit bipolaren affektiven Störungen
- Menschen mit chronischen Schmerzen
- Menschen, die an der Ess-Brech-Sucht (Bulimie) erkrankt sind
- Menschen, die von Zwangsstörungen betroffen sind
- Menschen, die von Angststörungen betroffen sind
- Menschen, die an Demenz erkrankt sind
- Männern, die von erektiler Dysfunktion betroffen sind
Es gibt eine Vielzahl an wirksamen Antidepressiva, die Ihr Arzt verordnen kann. Sie helfen, indem sie den Abbau der Botenstoffe Serotonin, Noradrenalin und Dopamin im Gehirn hemmen. In ausreichender Menge sorgen diese Botenstoffe für gute Stimmung.
Antidepressiva werden anhand ihres Wirkprinzips eingeteilt:
Klassische Antidepressiva
Sie hemmen die Wiederaufnahme von Serotonin, Noradrenalin und Dopamin.
- Trizyklische Antidepressiva Monoamin-Wiederaufnahme-Hemmer (MRI): Amitriptylin
- Monoaminoxidase-Hemmer (MAO): Moclobemid
- Tetrazyklische Antidepressiva: Mianserin
Neuere Antidepressiva
Sie hemmen hauptsächlich die Wiederaufnahme von Noradrenalin oder Serotonin.
- Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI): Fluoxetin, Paroxetin, Citalopram, Sertralin, Trazodon
- Selektive Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer (SNRI): Reboxetin
- Selektive Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSNRI): Venlafaxin, Duloxetin
- Alpha2-Antagonisten: Mirtazapin
- Anderer Wirkmechanismus: Agomelatin
Pflanzliche Präparate bei leichten Depressionen
- Johanniskraut
Die Wirkung eines Antidepressivums entfaltet sich über mehrere Wochen. Eine beruhigende Wirkung wird sich schnell bemerkbar machen, die stimmungsaufhellende und angstlösende Wirkung setzt meist innerhalb von zirka 10 Tagen bis 2 Wochen ein.
Antidepressiva können Folgendes bewirken:
- Stimmung: hellen Stimmungen auf
- Beruhigung: bessern entweder körperliche und/oder geistige Unruhe
- Antrieb: wirken aktivierend
- Angstgefühle: lösen Angstzustände
Welche Nebenwirkungen können bei der Einnahme von Antidepressiva auftreten?
Folgende Nebenwirkungen können – meist zu Beginn der Therapie – auftreten, diese Beschwerden nehmen aber mit Fortschreiten der Behandlung deutlich ab:
- Durchfall, Verstopfung, Übelkeit
- Müdigkeit
- Gewichtszunahme
- Unruhe
- Schweißausbrüche
Wirkstoffe in Antidepressiva, die heutzutage eingesetzt werden, machen nicht abhängig. Dennoch sollten sie nicht abrupt, sondern langsam abgesetzt werden.
Welche Wechselwirkungen können sich bei Antidepressiva bemerkbar machen?
Die Wirkung von Antidepressiva kann sich in Kombination mit anderen Medikamenten und Lebensmitteln verstärken oder abschwächen:
- Schlafmittel, Alkohol, Sedativa können die Wirkung verstärken
- Blutdrucksenkende Medikamente können die Wirkung verringern
- Bestimmte Lebensmittel: Grapefruits, schwarzer Tee, Schokolade, Milchprodukte, Salami, Käse, Wein, Bier oder Kaffee können zu einer erhöhten Konzentration an gewissen Botenstoffen im Gehirn führen, die Nebenwirkungen eventuell verstärken können
Wie lange die Therapie zu erfolgen hat, entscheidet der behandelnde Arzt. In der Regel dauert es mindestens 10 Tage, bis eine Wirkung spürbar ist. Bringt die Behandlung nach 6 Wochen keine Besserung, sollte erneut der Arzt aufgesucht werden. Die Einnahme sollte über mindestens 6 Monate andauern.
Um den Verlauf der medikamentösen Therapie zu kontrollieren, sind regelmäßige Arztbesuche notwendig. Ihr Arzt entscheidet, wann die Therapie beendet wird. Das Medikament wird dann langsam abgesetzt.
Erste Anlaufstelle ist meist der Allgemeinmediziner. Dieser wird im Bedarfsfall an einen Facharzt für Psychiatrie und Neurologie überweisen.
- Wichtig ist, dass Sie die empfohlene Einnahme des Arztes befolgen
- Sollte bei Ihnen nach der Einnahme des Medikamentes Übelkeit auftreten, empfiehlt es sich, es während einer Mahlzeit einzunehmen
- Berichten Sie Ihrem Arzt von auftretenden Nebenwirkungen
- Setzen Sie Ihr Medikament nicht ohne Rücksprache mit dem Arzt ab, auch wenn die depressiven Beschwerden wieder abgeklungen sind
- Teilen Sie Ihrem Arzt mit, welche Arzneien (auch rezeptfreie) Sie sonst noch einnehmen
Nicht jeder Betroffene spricht auf die Einnahme eines Antidepressivums an. Hier ist es wichtig, regelmäßig mit dem Arzt über den Erfolg oder Nicht-Erfolg der Therapie zu sprechen, um zeitgerecht auf ein anderes Präparat zu wechseln. Die alleinige Einnahme von Medikamenten ist oft zu wenig, meistens empfiehlt sich unbedingt eine begleitende Psychotherapie.
Die Krankenkasse übernimmt in der Regel die Kosten für das Medikament, es ist nur eine Rezeptgebühr zu entrichten. Eine Psychotherapiebehandlung wird oft nur teilweise ersetzt.
- Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, K. Aktories et al, Urban & Fischer Verlag, 10. Auflage, München, 2009
- Hunnius Pharmazeutisches Wörterbuch, H. Ammon, Walter de Gruyter Verlag, 9. Auflage, Tübingen, 2004
- Intensivkurs Psychiatrie und Psychotherapie, K. Lieb, Urban & Fischer Verlag, 7, Auflage, München, 2012