Osteoporose (Knochenschwund)

Osteoporose bei Knochendichtemessung festgestellt
Osteoporose wird im Rahmen einer Knochendichtemessung diagnostiziert.
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Mit zunehmendem Alter nimmt die Knochensubstanz bei allen Menschen naturgemäß ab. Bei Osteoporose ist dieser Abbau jedoch übermäßig stark.

Medizinische Expertise

Heinrich Resch

Prim. Univ.Prof. Dr. Heinrich Resch

Facharzt für Innere Medizin, Rheumatologie, Gastroenterologie und Osteologie
Habsburgergasse 1-1a/1/2/9, 1010 Wien
www.heinrich-resch.at
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Osteoporose (Knochenschwund) beginnt schleichend ohne Symptome, mit fortschreitendem Knochenabbau treten erst Rückenschmerzen auf, dann folgen häufig Brüche nach Bagatelltraumen (infolge einer vergleichsweise geringen Krafteinwirkung). Genügend Bewegung, richtige Ernährung und medikamentöse Therapie können den Knochenschwund und Folgebrüche gut in Schach halten.

  • Im Alter geht die Knochensubstanz naturgemäß zurück. Bei der Osteoporose wird dieser Vorgang krankhaft beschleunigt.
  • Es wird geschätzt, dass in Österreich etwa 600.000 – 700.000 Menschen von Osteoporose betroffen sind. Die Erkrankung tritt bei Frauen deutlich häufiger auf.
  • Behandelt wird in erster Linie mit Medikamenten, zusätzlich sollen physikalische Maßnahmen begonnen werden.
  • Kalziumreiche Ernährung, regelmäßige Bewegung (z.B. Radfahren, Gymnastik, Schwimmen) und Krafttraining zur Vermeidung von Stürzen und Muskelkräftigung sind ergänzende, vorbeugende Maßnahmen.
Art Erkrankung des Knochenstoffwechsels
Ursache Abnahme der Knochenmasse
Symptome Keine Beschwerden zu Beginn, später Schmerzen (Rückenschmerzen), bei fortgeschrittener Erkrankung Verlust an Körpergröße
Diagnose Anamnese, Blutuntersuchungen, bildgebende Verfahren, Messung der Knochendichte
Therapie Versorgung mit Kalzium und Vitamin D, spezifische Medikamente, physikalische Medizin, Behandlung von Schmerzen und Brüchen

FAQ (Häufige Fragen)

Welche Symptome können bei Osteoporose auftreten?

Zu Beginn verursacht Osteoporose keine Beschwerden. Bei Fortschreiten der Erkrankung können folgende Symptome auf einen Knochenschwund hindeuten:

  • Schmerzen, Rückenschmerzen
  • Knochenbrüche ohne erkennbarem Anlass
  • Verlust an Körpergröße
  • Zahnausfall
Was kann man tun gegen Osteoporose?

Die Behandlung umfasst folgende Maßnahmen:

  • Versorgung mit Nährstoffen, vor allem Kalzium und Vitamin D
  • Medikamente, die den übermäßigen Knochenabbau bremsen bzw. Knochenaufbau fördern
  • Physikalische Medizin, körperliches Training
  • Behandlung von Schmerzen und Knochenbrüchen
Was verursacht Osteoporose? Welche Auslöser gibt es?

Verschiedene Risikofaktoren können den Verlust von Knochenmasse begünstigen. Dazu zählen:

  • zunehmendes Alter,
  • weibliches Geschlecht,
  • genetische Faktoren, 
  • Untergewicht, 
  • Östrogenmangel, 
  • Mangel an Vitamin D und Kalzium, 
  • Vorerkrankungen, vorangegangene Knochenbrüche, 
  • Bewegungsmangel, 
  • Nikotin, übermäßiger Alkoholkonsum, 
  • Medikamente

Bei jungen Erwachsenen wird mehr Knochensubstanz gebildet als abgebaut. Die Knochen verdichten sich bis zum 30. Lebensjahr – etwa in diesem Alter sind unsere Knochen am stärksten. In der Regel bleibt die Knochenmasse etwa bis zum 50. Lebensjahr konstant. Danach verliert mehr oder weniger jeder Mensch an Knochensubstanz. Bei der Erkrankung Osteoporose nimmt sie jedoch schneller ab. 

Bei Osteoporose handelt es sich um die häufigste Erkrankung des Knochenstoffwechsels. Leider liegen derzeit keine exakten Zahlen vor. Es wird jedoch geschätzt, dass in Österreich etwa 600.000 – 700.000 Menschen an Osteoporose leiden. Bei Frauen tritt die Erkrankung im Vergleich zu Männern deutlich häufiger auf: Das Verhältnis liegt ungefähr bei 3:1.

Video: Osteoporose: Was T(h)un? KnochenSCHUTZ vor KnochenBRUCH!

Dr. Maya Thun informiert über die wichtigsten Aspekte der Osteoporose. (Webinar, 17.10.2023)

Unsere Knochen befinden sich in einem ständigen Auf-, Ab- und Umbauprozess. Im Grunde verliert der der Knochenstoffwechsel nie seine Dynamik. Osteoporose wird durch eine Abnahme der Knochenmasse und damit einhergehend einer Verschlechterung des Knochengewebes hervorgerufen. 

Verschiedene Risikofaktoren können den Verlust von Knochenmasse begünstigen. Während wir manche Faktoren beeinflussen können, lassen sich andere nicht verändern. 

Zu den Risikofaktoren zählen:

  • Alter: Das Risiko steigt mit zunehmendem Alter
  • Geschlecht: Frauen sind deutlich häufiger betroffen
  • Genetische Faktoren: Auch genetische Faktoren beeinflussen die maximale Knochendichte und Intensität des späteren Knochenabbaus.
  • Untergewicht: Die Knochendichte bei untergewichtigen Menschen ist geringer als bei Normalgewichtigen.
  • Hormonelle Veränderungen – Östrogenmangel: Um die Knochendichte aufrecht zu erhalten, muss der Körper Hormone wie u.a. Östrogren produzieren. Ein Mangel an Östrogen führt zu einem stärkeren Knochenabbau. Besonders in den Wechseljahren nimmt dieses Hormon stark ab.
  • Mangel an Vitamin D und Kalzium: Mineralien wie Kalzium und Phosphor sorgen für die Dichte und Härte der Knochen. Um Kalzium aus der Nahrung aufznehmen, ist eine ausreichende Zufuhr von Vitamin D nötig.
  • Vorangegangene Knochenbrüche und Vorerkrankungen: Bestimmte Erkrankungen können eine Osteoporose begünstigen.
  • Bewegungsmangel: Immobilität erhöht das Risiko für Osteoporose. 
  • Nikotin und übermäßiger Alkoholkonsum
  • Medikamente: Medikamente können als Nebenwirkung den Knochenabbau beschleunigen.

Man unterscheidet grundsätzlich:

  • die primäre Osteoporose
  • und die sekundäre Osteoporose.

Die primäre Form tritt dabei weit überwiegend auf und macht etwa 95 % aller Fälle aus. Sie lässt sich in Typ 1- und Typ 2 unterteilen:

Primäre Typ 1 Osteoporose Die primäre Osteoporose vom Typ 1 betrifft überwiegend Frauen ab 50: Ein zunehmender Verlust des weiblichen Sexualhormons Östrogen, wie er im Wechsel üblich ist, wird als Hauptursache gehandelt, deswegen wird sie auch postmenopausale Osteoporose genannt.
Primäre Typ 2 Osteoporose Bei Typ 2 spricht man auch von der senilen Osteoporose, sie trifft Männer und Frauen ab 70 gleichermaßen. Auch Lebensstil (Bewegungsmangel), genetische Disposition, Fehlernährung (zu wenig Kalzium im Essen), Vitamin-D-Mangel und Rauchen schaden den Knochen und spielen bei der Entstehung der primären Osteoporose eine Rolle.
Sekundäre Osteoporose Die sekundäre Osteoporose ist Folge einer anderen Krankheit (zum Beispiel Diabetes, Nierenerkrankungen, Rheuma, entzündliche Darmerkrankungen, Überfunktion der Nebennierenrinde, lange Bettlägerigkeit) oder von regelmäßiger Einnahme bestimmter Medikamente.

Da der Verlust der Knochendichte schleichend voranschreitet, verursacht die Erkrankung zu Beginn keine Beschwerden. Oft macht sich die Erkrankung erst bemerkbar, wenn Betroffene plötzlich unerwartet starke Schmerzen haben oder sich die Körpergröße verringert. 

Symptome, die auf einen Knochenschwund hindeuten können, sind:

  • Schmerzen: Für ständige Rückenschmerzen gibt es viele Gründe. Jedoch kann auch Osteoporose dahinter stecken. Ist die Erkrankung bereits fortgeschritten, können auch Wirbelkörpereinbrüche für die Schmerzen verantwortlich sein.
  • Knochenbrüche ohne erkennbarem Anlass: Ein Knochenbruch ohne starke äußere Krafteinwirkung ist ein deutliches Symptom von Osteoporose. Bei Patient:innen kann schon ein abruptes Hinsetzen genügen und ein schwach und porös gewordener Wirbelkörper bricht ein.
  • Verlust an Körpergröße: Bei fortgeschrittener Erkrankung haben bereits einige Wirbelkörperbrüche stattgefunden, wodurch sich die Wirbelsäule verkürzen kann. 
  • Zahnausfall: Da bei Osteoporose das gesamte Skelett betroffen ist, bleiben auch die verknöcherten Wurzelhöhlen der Zähne und des Zahnhalteapparates nicht von den Folgen des Knochenschwunds verschont. 

Eine ausführliche Anamnese, Frakturrisikoerhebung, Blutuntersuchungen, verschiedene Laborparameter sowie eine Messung der Knochendichte helfen bei der Diagnose. Auch bildgebende Verfahren (Röntgenaufnahmen bei Verdacht auf Knochenbruch) können zur Diagnosestellung zum Einsatz kommen. 

Die Messung der Knochendichte allein ist noch keine Diagnose, sie sollte immer in Abhängigkeit vom Lebensalter und anderen Faktoren interpretiert werden.

Die Behandlung von Osteoporose umfasst in der Regel folgende Maßnahmen:

  • Versorgung mit Kalzium und Vitamin D: Eine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen, vor allem Kalzium und Vitamin D ist hilfreich. Kann die empfohlene Menge nicht über die Nahrung aufgenommen werden, kommen auch Nahrungsergänzungsmittel zum Einsatz. 
  • Medikamente: Zur Basistherapie werden verschiedene wirksame Medikamente eingesetzt. Es kommen Wirkstoffe zum Einsatz, die entweder den übermäßigen Knochenabbau bremsen oder den Knochenaufbau fördern. Verwendet werden sogenannte Bisphosphonate, Denosumab, Raloxifen, Parathormone, neuerdings auch Romosozumab sowie Geschlechtshormone. 
  • Auch physikalische Medizin ist effektiv. Durch regelmäßige Bewegung und körperliches Training sollen die Muskeln gestärkt und der Aufbau von Knochenmasse gefördert werden. Gewichtsbelastende Aktivitäten wie z.B. Walking oder Treppen steigen können die Knochendichte erhöhen. Auch Übungen zur Stärkung der Rückenmuskulatur sind hilfreich.
  • Behandlung von Schmerzen und Knochenbrüchen: Bei Rückenschmerzen können Wärmeanwendungen, Massagen, Rückengymnastik oder Schmerzmittel helfen. Auch Brüche aufgrund von Osteoporose müssen behandelt werden. 

Nachdem eine Verringerung der Knochendichte leichter verhindert werden kann, als Knochenmasse wiederaufzubauen, sind Maßnahmen zur Vorbeugung bei Personen, die ein Risiko für Knochenschwund aufweisen, auf jeden Fall empfehlenswert. Bereits genannte Risikofaktoren, sollten so gut wie möglich kontrolliert werden z.B. durch:

  • Verzicht auf übermäßigen Alkoholkonsum und Zigaretten  
  • Bewegung: Regelmäßiges Krafttraining stärkt die Knochen, Koordinations- und Ausdauertraining hilft, Stürze zu vermeiden. Günstige Sportarten bei bestehender Osteoporose sind zudem: Gehen und Wandern, Radfahren, Rückenschwimmen, Gymnastik. Knochenstärkend sollen sich zudem Training auf einer Vibrations-Platte oder Kernspinresonanz-Therapie auswirken.
  • Kalziumreiche Ernährung: Auch kalziumreiche Ernährung (z.B. Milchprodukte, Käse) ist für Osteoporose-Patient:innen empfehlenswert.

Autor:in:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

30. September 2024

Erstellt am:

9. Dezember 2013

Stand der medizinischen Information:

30. September 2024


ICD-Codes:
  • M80
  • M81
  • M82
  • E24

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