Pro Jahr sterben in Österreich über 4.000 Menschen an den Folgen von Verletzungen. Betroffen sind alle Altersgruppen, besonders aber junge männliche Erwachsene. Generell sind die Sterblichkeitszahlen eher sinkend. Führende Ursachen sind Verkehrsunfälle und Selbstverletzungen, dahinter Sport- und Freizeitunfälle. Bei lebensbedrohlichen Verletzungen zählt jede Minute.
Viele Studien haben gezeigt, dass ein besseres Überleben garantiert ist, wenn die Behandlung innerhalb der ersten Stunde beginnt, Mediziner bezeichnen dies als "Golden hour of Shock". Die Art der Versorgung hängt im Wesentlichen davon ab, ob der Verletzte einen Schock erlitten hat. Wichtig für das Überleben ist also eine rechtzeitige und professionelle Versorgung.
Verletzungen im Straßenverkehr, in der Freizeit oder im Beruf sind häufig. Pro Jahr sterben etwa 4.000 Österreicher an den Folgen schwerer Verletzungen, die Sterblichkeitsrate ist allgemein jedoch sinkend.
Als Schock wird ein Missverhältnis zwischen Sauerstoffangebot und Sauerstoffnachfrage des Körpers bezeichnet. Alle Zellen des menschlichen Körpers benötigen Sauerstoff, um ihre normale Funktion aufrechtzuerhalten. Die roten Blutkörperchen werden mit Sauerstoff in der Lunge versorgt und gelangen über die Blutgefäße zu allen Körperzellen, um dort ihre "Sauerstoff-Ladung" abzuliefern. Wenn dies nicht gewährleistet werden kann, geht der Körper eine Sauerstoffschuld ein, die, wenn sie nicht beglichen wird, zum Untergang der Zellen führt und schlussendlich zum Tod.
Viele Krankheiten und Zustände können so einen Schock auslösen, aber schlussendlich gilt es zu unterscheiden zwischen einem absoluten oder einem relativen Mangel an Blut:
- Absoluter Mangel: Hier fehlt dem Körper Blut, das zum Beispiel durch eine Verletzung verloren gegangen ist.
- Relativer Mangel: Es kann eben aber auch sein, dass im Körper genug Blut vorhanden ist, dieses aber "schlecht" verteilt ist. Durch Blutvergiftungen oder allergische Reaktionen erweitern sich Blutgefäße, dadurch versickert Blut und damit der Sauerstofftransportdienst. Ein Schockgeschehen kann auch bei Herzschäden auftreten, weil das Blut nicht mehr ausreichend weitertransportiert werden kann.
Bei lebensbedrohlichen Verletzungen steht der absolute Mangel an Blut zumeist im Vordergrund. Der Betroffene zeigt Symptome wie blasse Haut, Zittern, Durstgefühl und zunehmenden Bewusstseinsverlust. Der Blutdruck ist meistens sehr niedrig, während das Herz viel schneller als sonst schlägt.
Lebensbedrohliche Verletzungen gehen oft mit erheblichem Blutverlust einher oder einer schweren Gehirnschädigung. Diese beiden Zustandsbilder führen unbehandelt zum Tod. Viele Studien haben gezeigt, dass ein besseres Überleben garantiert ist, wenn die Behandlung innerhalb der ersten Stunde beginnt, daher wird dies als "Golden hour of Shock" bezeichnet.
Bei lebensbedrohlichen Verletzungen zählt jede Minute; wichtig für das Überleben ist eine professionelle Versorgung. Durch Rettungsdienste, Notärzte und Unfallspitäler/-abteilungen ist in Österreich eine flächendeckende, schnelle Versorgung für Schwerverletzte rund um die Uhr möglich. Nach Alarmierung durch einen Ersthelfer werden sich Rettungsdienste und Notärzte zum Unfallort begeben um dort den Patienten zu behandeln. Generell werden hier zwei Einsatztaktiken unterschieden. Die erste heißt “stay and play”. Dies bedeutet, dass bei einem Betroffenen, der zwar einen schweren Unfall erlitten hat, aber noch keine Zeichen eines massiven Schocks hat, der Notarzt ihn noch am Unfallort bestmöglich versorgt. Anschließend wird der Verletzte an eine Unfallabteilung gebracht.
Die zweite Taktik heißt "load and go". Schwerverletzte mit massiven Zeichen eines Schocks werden so schnell wie möglich an die nächste Unfallabteilung gebracht. Dort wird der Patient von einem Team bestehend aus diplomierten Pflegepersonal, Narkoseärzte, Unfallchirurgen und Röntengärzten empfangen, stabilisiert und zumeist mithilfe einer Ganzkörper-Computertomographie untersucht.
Danach werden bestehende Verletzungen entsprechend dem Stand der Medizin versorgt. Wenn nötig, wird der Patient danach auf einer Intensivstation aufgenommen. Schlussendlich ist es das Ziel der Versorgung, auch schwerverletzte Patienten wieder vollständig in das Arbeits- und Sozialleben zu integrieren. Rehabilitationseinrichtungen leisten hier einen wesentlichen Anteil.
Obwohl eine professionelle Versorgung gute Ergebnisse erzielt, darf nicht vergessen werden, dass auch Sie einen großen Anteil beitragen können.
Dabei sollten Sie wesentliche Punkte beachten:
- Achten Sie im Straßenverkehr auf sich und andere. Dazu zählen z.B. die Einhaltung der Straßenverkehrsordnung, kein Alkohol am Steuer, das Tragen von Helmen und Schutzausrüstung bei Fahrrad und Motorrad sind wichtige Schutzmaßnahmen, die dazu beitragen, dass es entweder zu keinem Unfall kommt oder dieser weniger schlimm endet.
- Tragen Sie entsprechende, empfohlene Schutzausrüstung in der Arbeit und beim Sport. Unternehmen Sie Risikosportarten niemals alleine und nur nach entsprechender Vorbereitung. Seien Sie diesbezüglich auch ein Vorbild für alle nachkommenden Generationen.
- Besuchen Sie einen Erste-Hilfe-Kurs. Wichtiges und lebensrettendes Wissen und Fertigkeiten werden dort vermittelt und wieder aufgefrischt. Und in einer Gruppe macht ein solcher Kurs auch Spaß.
- Wenn Sie Zeuge eines Unfalls werden, setzen Sie zumindest einen Notruf ab, den Zeit ist Leben! Wenn möglich und zumutbar, bergen Sie Personen, andernfalls informieren Sie die Feuerwehr.
- Blutungen an Armen und Beinen lassen sich gut durch Druck auf die Wunde und Hochhalten stillen.
- Jeder Verunfallte ist Schock gefährdet! Decken Sie daher Patienten zu, beruhigen Sie sie, lassen sie den Betroffenen hinlegen, eventuell sollten auch die Beine hochgelagert werden.
Bei fast einem Drittel der Unfalltoten ist Selbstverletzung/-tötung die Ursache. Achten Sie daher auf sich selbst und ihre Mitmenschen. Bieten Sie Ihre Unterstützung an für Menschen, denen es psychisch nicht gut geht und verweisen Sie sie an professionelle Einrichtungen wie z.B. Hausärzte, Psychiater oder Krankenhäuser.
- Interview mit Dr. Martin Schuler “Die erste Stunde zählt – lebensbedrohliche Verletzungen”
- Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie: Weißbuch Schwerverletzten-Versorgung, Thieme, 2. Auflage 2012