Da die Erkrankung oft auch symptomlos verläuft, bleibt sie häufig unerkannt und unbehandelt. Eine Hepatitis B-Infektion kann akut auftreten und innerhalb der ersten Monate nach der Infektion von selbst ausheilen. In 5 bis 10 % der Erkrankungen kommt es jedoch zu einer chronischen Form. Das Virus kann in diesem Fall jahrzehntelang im Körper überleben, diese chronische Leberentzündung begünstigt das Risiko, an einer Leberzirrhose oder an Leberkrebs zu erkranken. Eine vorbeugende Impfung schützt vor der Infektion mit Hepatitis B-Viren.
Weltweit tragen etwa 350 Millionen Menschen das Hepatitis B-Virus in sich, in Österreich liegt die Zahl der Infizierten laut Österreichischer Hepatitishilfe zwischen 40.000 und 80.000, jährlich kommt es zu etwa 1.500 Neuerkrankungen. Damit ist Hepatitis B neben HIV-Infektionen und Tuberkulose eine der häufigsten Infektionskrankheiten. Das Virus kommt zwar weltweit vor, dennoch gibt es bestimmte Hochrisikogebiete wie beispielsweise Asien, Südpazifik, Afrika südlich der Sahara, Südamerika und den Mittleren Osten. In Mitteleuropa geht man davon aus, dass etwa 5 bis 10 % der Bevölkerung infiziert sind. Vor allem Menschen, die im Mittelmeerraum und Osteuropa geboren wurden, tragen ein erhöhtes Risiko, Hepatitis B-Virus-Träger zu sein, dies vor allem weil es in den betroffenen Gebieten an Impfprogrammen mangelt.
Was ist Hepatitis B?
Hepatitis B wird über Blut-zu-Blut-Kontakt und in der hochinfektiösen Phase über alle Körperflüssigkeiten übertragen. Der Erreger ist das Hepatitis B-Virus, kurz HBV, ein Mitglied der Hepadna-Virusfamilie, das Säugetiere und Vögel befallen kann. Die höchste Viruskonzentration findet sich im Blut, aber auch in Sperma, in der Scheidenflüssigkeit und im Speichel können hohe Virusmengen vorhanden sein. Das Hepatitis B-Virus ist 100-mal infektiöser als HIV und auf gleichem Wege übertragbar:
Hauptinfektionsquellen
- infiziertes Blut,
- Geschlechtsverkehr oder
- verunreinigte Gegenstände, wie Spritzen oder Nadeln im Drogenmilieu.
Mütter, die mit HBV infiziert sind, sind potenzielle Überträgerinnen. Die Übertragung findet jedoch nicht im Mutterleib, sondern im Rahmen des Geburtsvorganges statt. Bei betroffenen Babys kommt es mit einer Wahrscheinlichkeit von 90 % zu einer chronischen Infektion, wenn nicht, wie in Österreich üblich, noch im Kreißsaal eine aktive und passive Immunisierung (=Impfung) stattfindet. Damit kann die Infektion des Neugeborenen in nahezu allen Fällen verhindert werden.
Das Hepatitis B-Virus kann auch über nicht sachgemäß sterilisierte medizinische Apparaturen wie Spritzen, Nadeln, Skalpelle usw. übertragen werden. Auch bei Tätowierungen, Akupunktur oder Piercing besteht Infektionsgefahr.
Hepatitis B und die Folgen
Die Inkubationszeit – d.h. die Zeit von der eigentlichen Infektion bis zum Auftreten der ersten Symptome, bzw. dem Ansteigen der Leberwerte – beträgt 6 Wochen bis 6 Monate. Eine akute Infektion verläuft oft symptomlos bzw. ähnlich einem grippalen Infekt und ist nur über einen serologischen Befund (= durch eine Blutabnahme) nachweisbar. Bei einer "klassischen" akuten Hepatitis (auch bei akuter Hepatitis A oder C, bzw. einer Hepatitis durch andere Ursachen) tritt eine Gelbfärbung der Haut (= "Gelbsucht") auf, der Harn ist dunkel, es kann zu Juckreiz oder Hautausschlägen kommen, die Leberwerte im Blutbefund sind deutlich erhöht, die Erkrankten fühlen sich appetitlos, müde und abgeschlagen. Bleibt die Entzündungsaktivität, d.h. die Erhöhung der Leberwerte und der Virusnachweis im Blut nach 6 Monaten ab Beginn der Symptome weiterhin bestehen, spricht man von einer Chronifizierung. Eine chronische Hepatitis B kann jedoch auch ohne Symptome verlaufen. Eine chronische Erkrankung ist für die Leber gefährlich, da die ständige Entzündung auch noch Jahrzehnte nach der Infektion eine Einschränkung der Leberfunktionen mit sich bringen und zu Leberzirrhose oder auch zu einem Leberkarzinom führen kann.
Eine Laboruntersuchung zeigt, ob eine Infektion mit dem Hepatitis B-Virus vorliegt, dafür sind drei Kriterien ausschlaggebend:
Die Virusbausteine (Antigene HBs-Ag, HBe-Ag) – diese Antigene zeigen den jeweiligen Status der Infektion an. Ist beispielsweise ein HBe-Ag nachweisbar, handelt es sich um eine hoch ansteckende Phase. Ist der Betroffene beschwerdefrei, die Leberwerte sind normal und ist das HBs-Antigen jedoch über 6 Monate und länger nachweisbar, ist er Virusträger. Wurde ein positiver HBc-Antikörper gefunden, ist das der Beweis, dass die Person einmal mit dem Virus Kontakt hatte und wahrscheinlich die Infektion ausgeheilt ist. Dennoch kann es sich auch um eine Hepatitis B-Infektion handeln und es sind weitere Untersuchungen auf Antigene und Antikörper erforderlich.
Die körpereigenen Antikörper (Anti-HBs, Anti-HBe, Anti-HBc, Anti-HBc-IgM) gegen die Viren liegen vor, wenn die Krankheit ausheilt bzw. ausgeheilt ist.
Die Erbsubstanz des Virus (HBV-DNA) – sie ist vom Beginn der Infektion bis zum Ausheilen nachweisbar und bedeutet, dass sich das Virus aktiv vermehrt. Wenn sie nach 6-monatigem Krankheitsverlauf noch vorhanden ist, spricht man von einer chronischen Hepatitis B. In niedriger Konzentration ist sie auch bei sogenannten Carriern (= Virusträgern) vorhanden, bei denen die Leberwerte normal sind und keine Krankheitsaktivität vorliegt. Diese Patienten müssen auch nicht therapiert werden, allerdings jährlich kontrolliert, um Schübe der Erkrankung zu erkennen. Außerdem müssen alle im selben Haushalt lebenden Personen, insbes. die PartnerInnen geimpft werden.
Eine Diagnostik soll bei erhöhten Leberwerten durchgeführt werden, bei Patienten mit neu diagnostizierter Leberzirrhose bzw. -fibrose, oder/und wenn ein hepatozelluläres Karzinom vorliegt. Empfohlen ist eine Diagnostik auch bei Menschen mit Migrationshintergrund, die aus Regionen kommen, in denen Hepatitis B häufig vorkommt. Auch medizinischem Personal wird eine Diagnostik empfohlen. Sinnvoll ist diese überdies für Menschen mit häufig wechselndem Sexualkontakt, für Drogenkonsumenten, sowie für HIV-Infizierte und Menschen, die eine Organtransplantation hinter oder vor sich haben oder eine Chemotherapie bekommen müssen.
Während die akute Hepatitis in bis zu 95 % der Fälle spontan heilt und auch in der Akutphase in den allermeisten Fällen nicht therapiert werden muss, ist bei chronischer Hepatitis B eine Therapie dringend erforderlich. Sie verhindert eine Vermehrung des Virus, die Viruslast wird durch Medikamente in einen nicht mehr nachweisbaren Bereich gesenkt. Die Leberwerte sinken unter Therapie in den Normbereich ab und das Fortschreiten der Fibrose wird gestoppt. Völlig heilbar ist die chronische Hepatitis B aus heutiger Sicht nicht, sie ist jedoch gut kontrollierbar und senkt somit das Risiko, eine Zirrhose zu entwickeln und an Leberkrebs zu erkranken.
Bei chronischer Hepatitis B ist eine antivirale Behandlung empfohlen. Dazu gibt es 2 Therapie-Optionen:
- Interferon Alpha wirkt antiviral und hat immunmodulierende Eigenschaften, es stärkt also das Immunsystem. Die Substanz – sie wird in der Regel einmal wöchentlich über ein Jahr gespritzt – hat jedoch Nebenwirkungen, wie u.a. Schlafstörungen, Übelkeit, Depressionen, Appetitlosigkeit, Veränderungen des Blutbildes, Haarausfall oder Autoimmunerkrankungen.
- Virostatika unterdrücken die Virenproduktion, sie werden in Tablettenform täglich eingenommen, die Therapie muss über viele Jahre fortgeführt werden. Die Wirkstoffe darin heißen Entecavir und Tenofovir, sowie Lamivudin, Adefovir und Telbivudin. Problematisch ist jedoch die mögliche Resistenzbildung bei länger andauernder Wirkstoffgabe. Welche Therapie verabreicht wird, entscheidet der behandelnde Spezialist individuell.
Da eine chronische Hepatitis B schwerwiegende Lebererkrankungen verursachen kann, ist es wichtig, sich mit einer Impfung zu schützen. Die Impfung schützt auch vor Hepatits D. Für Erwachsene steht ein kombinierter Impfstoff, wirksam gegen Hepatitis A- und Hepatitis B-Viren, zur Verfügung. Der österreichische Impfplan sieht für Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr einen kostenlosen Kombinationsimpfstoff mit Hepatitis B-Diphtherie-Tetanus-Keuchhusten-Kinderlähmung-Hämophilus Influenzae B vor. Eine Auffrischungsimpfung zwischen dem 7. und 13. Lebensjahr ist ratsam.
- Beleidigte Leber: Hepatitis, Zirrhose, Leberkarzinom & Co. Eine Orientierungshilfe für Patienten und Laien, C. J. Müller, G. Baumgart, Verlagshaus der Ärzte, 2. Auflage, Wien, 2009
- Pressekonferenz Welt-Hepatitis-Tag 2013: Informier Dich, schütze Dich, lass Dich testen!", 23.07.2013 in Salzburg