Tetanus (Wundstarrkrampf)

Ärztin erklärt Mann die Tetanusimpfung
Impfung zum Schutz vor einer Tetanus Infektion: Ein Mann lässt sich von einer Ärztin über die Problematik aufklären.
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Tetanus ist eine durch Stäbchenbakterien hervorgerufene Infektion. Das Bakterium befindet sich im Straßenstaub, im Erdreich, im Kot von Pferden und in Blumenerde, also nahezu in der gesamten Umgebung.

Medizinische Expertise

Peter Berkowitsch

Dr. Peter Berkowitsch

Facharzt für Anästhesie, Intensivmedizin und Arzt für Allgemeinmedizin
Hauptstraße 25, 2491 Neufeld/Leitha
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Gelangt der Erreger durch eine kleine Hautverletzung in die menschliche Blutbahn, setzt er dort Giftstoffe ab. Diese dringen in das Nervensystem vor und zerstören dort die Steuerung über die Muskelkontraktionen. Der Erkrankte hat zunächst grippeähnliche Beschwerden, wie starke Kopfschmerzen und Schweißausbrüche. Die Folgen sind Muskelkrämpfe, die meist im Gesicht (Kiefersperre) beginnen. Die Krämpfe können jedoch auch den Herzmuskel und die Atemmuskulatur lähmen und zum Tod führen. Die Zeitspanne von der Infektion bis zum Ausbruch der Erkrankung (Inkubationszeit) beträgt 3 Tage bis 3 Wochen. Schutz bietet die Tetanus-Impfung.

Rund 1 Million Menschen weltweit infizieren sich jährlich mit dem Tetanus-Bakterium. In Österreich traten in den vergangenen 5 Jahren zwischen 5 und 10 Krankheitsfälle auf, die Hälfte davon endete tödlich. Ursache der Infektion ist eine Erregerübertragung aufgrund von Verletzungen an der Haut, wie kleine Schnitte oder Kratzer, aber auch Operationswunden, Piercings – meist in Verbindung mit nicht ausreichendem Impfschutz. Ältere Menschen haben darüber hinaus ein 7 Mal höheres Risiko einer Tetanus-Infektion als Jugendliche.

Krankheitserreger ist das Stäbchenbakterium "Clostridium tetani", ein widerstandsfähiges Bakterium, das sich überall dort vermehrt, wo es sauerstofffreie Bedingungen vorfindet, wie u.a. im Erdreich, in Gehölzen oder im Kot von Pferden. Gelangt der Erreger in den menschlichen Blutkreislauf, setzt er 2 Giftstoffe frei:

  • Tetanolysin und
  • Tetanospasmin

Die typischen Muskelkrämpfe werden vom Toxin (Giftstoff) Tetanospasmin verursacht. Tetanolysin hingegen zerstört die roten Blutkörperchen und kann die Herzmuskelzellen schädigen. Gelangen die Giftstoffe in den Körper, binden sie sich an die Rezeptoren von Nervenzellen und dringen bis zum Zentralnervensystem und weiter ins Rückenmark vor. Dort blockieren sie Nervenzellen, die das unkontrollierte Zusammenziehen von Muskeln verhindern (z.B. Herzschlag, Atmung). Es kommt zu beschleunigtem Herzschlag, Bluthochdruck und letztlich zu schmerzhaften Krämpfen, die bis zu 2 Minuten dauern können. Hervorgerufen werden diese durch visuelle oder akustische Außenreize.

Wundstarrkrampf kann in 4 Formen auftreten:

  • generalisierter Tetanus: die häufigste Form in Mitteleuropa, er betrifft die gesamte Muskulatur. Dabei kommt es zu Krämpfen, die bis zum Tod führen können.
  • lokaler Tetanus: meist an den Extremitäten, an denen sich die Wunde befindet. Steifigkeit und Muskelkrämpfe sind typische Symptome. Am häufigsten tritt dieses Krankheitsbild bei Betroffenen auf, deren Impfung schon lange zurückliegt. Diese Form hat jedoch eine günstigere Prognose als die generalisierte Form.
  • zephaler Tetanus: Auslöser ist eine Wunde am Kopf, im Gesicht oder Nacken. Die Erkrankung bricht meist nach 1 bis 2 Tagen aus.
  • neonataler Tetanus: die häufigste Form weltweit, vor allem in Ländern mit unzureichender medizinischer Versorgung und Hygienemangel. Diese Form tritt vor allem bei nicht immunisierten Müttern auf bzw. wenn die Nabelschnur bei der Geburt nicht ausreichend steril behandelt wurde.

Krankheitsverlauf

Eine Infektion mit dem Erreger erfolgt über die Haut. Kleine, oft minimale Verletzungen ermöglichen es dem Bakterium, über die Wunde in den Körper zu dringen. Bis zum Ausbruch der Erkrankung vergehen in der Regel 3 Tage bis 3 Wochen. Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich.

Im Frühstadium klagt der Betroffene über grippeähnliche Zustände, Schweißausbrüche und Kopfschmerzen, innerhalb von 24 Stunden zeigen sich schmerzhafte Krämpfe im Bereich der Kaumuskeln und im Nacken, die durch visuelle oder akustische Reize hervorgerufen werden.

Charakteristischerweise treten die Krämpfe im Gesicht auf, erkennbar durch ein starres Lächeln, der Mund kann nicht völlig geöffnet werden (Kiefersperre). Dieser Zustand wird als Risus sardonicus (lat. Für sardonisches Lachen, häufig ungenau Teufelsgrinsen genannt) bezeichnet. Bedingt durch die Muskelverkrampfung ziehen sich die Gesichtsmuskeln zusammen und bewirken einen Ausdruck hämischen Grinsens, den sogenannten Risus sardonicus. Dieses Grinsen kann der Betroffene nicht mehr lösen.

Im Folgestadium breiten sich die Beschwerden auf den Halsbereich aus, krampfartige Schluckbeschwerden, Krämpfe im Bereich der Kehlkopfmuskel sind möglich. Bei Krämpfen im Bereich der Wirbelsäule können diese so heftig ausfallen, dass es aufgrund der muskulären Verspannungen zu Wirbelbrüchen kommt.

Im fortgeschrittenen Stadium verengen sich durch die Krämpfe auch die Atemwege, weitere Krankheitsbilder sind Wasseransammlungen in der Lunge und Lungenentzündung. Ersticken oder auch Krämpfe im Bereich des Herzmuskels sind in 10 bis 20 % der Erkrankungen die tödliche Ursache.

Ob Tetanus vorliegt, zeigt sich in erster Linie an den typischen Symptomen (Kiefersperre, Krämpfe). Mithilfe einer Blutprobe lässt sich das Bakterium im Blutserum des Betroffenen nachweisen.

Bei Verdacht auf Tetanus bzw. einer bestätigten Diagnose ist eine intensivmedizinische Behandlung erforderlich.

  • Reinigung: Eine gründliche Reinigung und Ausschneiden der Wunde ist die erste Maßnahme im Erkrankungsfall.
  • Neutralisierung: Um die im Körper kreisenden Giftstoffe zu neutralisieren, wird dem Betroffenen humanes Tetanus-Immunoglobulin gespritzt.
  • Antibiotikagabe: Die Medikamente töten zwar nicht die Giftstoffe ab, können jedoch verhindern, dass Bakterien weiterhin Toxine freisetzen. Dabei wird vor allem die Substanz Metronidazol eingesetzt.
  • Tetanus-Aktivimmunisierung: Nach der Akutgabe wird eine einmalige Gabe des Tetanus-Toxoids (TTX-Td, z.B. Tetanol) empfohlen.
  • Intensivtherapie: Um die Krampfanfälle zu verringern, können Muskelrelaxantien verabreicht werden. Da die Atemstörung durch Tonuszunahme der Gesichts-, Schlund- und Atemmuskulatur schnell einsetzen kann, muss der Betroffene frühzeitig in einen Tiefschlaf versetzt werden. Eine Intensivtherapie mit allen intensivmedizinischen Möglichkeiten ist zu diesem Zeitpunkt unausweichlich, wobei hier noch immer hohe Sterblichkeitsraten bestehen.

Bei günstiger Prognose ist die Erkrankung nach etwa 12 Wochen geheilt, hinterlässt jedoch keine Immunität. Die Prognose des Tetanus ist trotz intensivmedizinischer Verbesserungen weiterhin ernst. Bereits bei den milden Formen erreicht die Sterblichkeit nahezu 10 % und steigt bei schweren Formen bis auf über 50 %.

Im Rahmen der 6-fach-Mutterkindpass-Impfung erfolgt im Säuglingsalter eine Grundimmunisierung mit 2 Impfungen. Zwischen dem 7. und 9. Lebensjahr folgt eine Auffrischungsimpfung, danach sollte die Impfung alle 10 Jahre einmalig wiederholt werden. Liegt die letzte Impfung mehr als 20 Jahre zurück, werden 2 Impfungen im Abstand von 1 bis 2 Monaten empfohlen. Besteht kein Impfschutz oder ist nicht bekannt, ob und wann eine Immunisierung durchgeführt wurde, wird im Verletzungsfall eine prophylaktische Immunoglobulingabe empfohlen.


Autor:in:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

21. Dezember 2020

Erstellt am:

27. Juni 2014

Stand der medizinischen Information:

21. Dezember 2020


ICD-Codes:
  • A 33
  • A34
  • A35
  • Z27

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