5 bis 10 % aller Diabetes-Patienten weisen einen Typ-1-Diabetes auf, die Häufigkeitsgipfel liegen im Kindes- und Jugendalter. Diabetes Typ 1 ist derzeit nicht heilbar, dennoch können Zuckerkranke mit Hilfe einer maßgeschneiderten Therapie ein fast normales Leben führen. Neben dem angeborenen Diabetes Typ 1 gibt es den erworbenen Diabetes Typ 2.
Diabetes Typ 1 wird auch insulinabhängiger Diabetes oder juveniler Diabetes genannt, weil die Häufigkeit im Kindes- und Jugendalter besonders hoch ist. In Österreich sind geschätzte 30.000 Personen von einem Typ-1-Diabetes betroffen, davon etwa 3000 Kinder und Jugendliche.
Jedes Jahr erkranken in Österreich rund 300 Kinder und Jugendliche, Mädchen genauso häufig wie Buben. Die Zahlen haben sich in den letzten 10 Jahren verdoppelt, wobei immer jüngere Kinder – sogar Kleinkinder unter 5 Jahren – davon betroffen sind.
Auch Erwachsene können – meist vor dem 35. Lebensjahr – an Diabetes Typ 1 erkranken.
Diabetes mellitus – umgangssprachlich Zuckerkrankheit – ist eine chronische Erkrankung des Stoffwechsels. Dabei kommt es zu einer dauerhaften Erhöhung der Zuckerkonzentration im Blut. Am Krankheitsgeschehen wesentlich beteiligt ist Insulin. Dieses Hormon wird von Betazellen in der Bauchspeicheldrüse produziert und sorgt dafür, dass Traubenzucker (Glucose) aus dem Blut in die Körperzellen geschleust wird. Bei Insulinmangel und/oder verminderter Wirksamkeit des körpereigenen Insulins ist das nicht mehr möglich. Die Konzentration des Blutzuckers bleibt hoch, das schädigt große und kleine Blutgefäße, vor allem jene von Herz, Nieren, Augen und Füßen.
Unterschieden wird zwischen Diabetes Typ 1 und Diabetes Typ 2
Bei Typ-1-Diabetes richtet das Immunsystem Antikörper gegen Insulin produzierende Zellen (Beta-Zellen) in der Bauchspeicheldrüse und zerstört diese schrittweise, bis sie kein Insulin mehr liefern können. Wissenschafter gehen davon aus, dass es sich um eine Autoimmunerkrankung handelt, die durch Virusinfektionen (z.B. Masern, Mumps, Grippe) begünstigt wird.
Das Risiko für die Entwicklung eines Diabetes Typ 1 kann vererbt werden. Kinder eines Elternteils mit Typ-1-Diabetes haben ein doppelt so hohes Erkrankungsrisiko. Sind beide Eltern an Typ-1-Diabetes erkrankt, dann liegt die Wahrscheinlichkeit der Kinder, Diabetes zu entwickeln, bei 25 %.
Wenn rund 80 % oder mehr der Beta-Zellen zerstört sind, kann der Körper den Mangel an Insulin nicht mehr ausgleichen. Es treten folgende typische Symptome auf:
- Rascher Gewichtsverlust
- Starker Durst (auch in der Nacht)
- Appetitlosigkeit oder Heißhunger
- Unmäßig viel Harnbildung
- Starke Müdigkeit
- Juckreiz, entzündliche Hautveränderungen
- Starker Geruch nach Azeton, der durch die Übersäuerung des Blutes entsteht
Kleinkinder können in der Nacht wieder einnässen, sie sind auffällig müde und leiden unter Kopf- oder Bauchschmerzen.
Im schlimmsten Fall kann der Insulinmangel zu einer schwerwiegenden Stoffwechselentgleisung führen – der diabetischen Ketoazidose. Da durch das fehlende Insulin die Fettverbrennung im Körper gestört ist, kommt es zu einer Übersäuerung, deren Symptome z.B. eine beschleunigte Atmung, nach Azeton riechende Atemluft, Übelkeit und Bewusstlosigkeit sind. Die Ketoazidose ist lebensbedrohend!
Wenn der Arzt mittels Test Zucker im Harn nachweist, kann man davon ausgehen, dass der Blutzuckerspiegel bereits höher als 180 mg/dl ist. Bei einem Gesunden liegt der Normalwert für den Blutzucker zwischen 70 mg/dl und 100 mg/dl im nüchternen Zustand.
Die genaue Diagnose wird anhand standardisierter Blutzuckerbestimmung im Labor, Bestimmung der körpereigenen Insulinproduktion (C-Peptid) und von Antikörpern gestellt:
- der Nüchternblutzucker (Glucosekonzentration im Blut) wird gemessen bzw.
- der Blutzuckerwert nach dem Essen
Der orale Glucosetoleranztest zählt NICHT zu den bei Verdacht auf Typ-1-Diabetes eingesetzten Untersuchungsverfahren (siehe Typ-2-Diabetes).
Unabhängig von Alter und Geschlecht wird jemand als zuckerkrank diagnostiziert, wenn an mindestens zwei verschiedenen Tagen folgende Blutzuckerwerte gemessen werden:
- Nüchtern-Blutzucker aus venösem Blut ≥126 mg/dl und/oder
- Blutzucker ≥200 mg/dl zwei Stunden dem Essen
- HbA1c-Wert über 6,5 %
Die Blutzuckererhöhung bei Typ-1-Diabetes erfordert eine rasche Insulintherapie, um eine weitere Stoffwechselentgleisung zu verhindern. Daher beginnen Typ-1-Diabetiker meist sofort nach der Diagnose, Insulin zu spritzen und wenden diese Therapie lebenslang an.
Bei einem Teil der Betroffenen können sich die Blutzuckerwerte kurz nach Beginn der Insulintherapie derart verbessern, dass es möglich wird, die Insulinzufuhr sehr zu drosseln bzw. einzustellen. Diese Phase der Behandlung wird auch als Honeymoon-Phase bezeichnet und kann vorübergehend einige Wochen bis Monate dauern. Im Endeffekt muss Diabetes Typ 1 dauerhaft mit Insulin behandelt werden.
Es gibt lang und kurz wirksames Insulin, das in Form einer Spritze oder eines Pens in das Fettgewebe am Bauch, Oberschenkel oder in den Oberarm unter die Haut gespritzt wird.
Wie viel Insulin benötigt wird, hängt von den Essgewohnheiten, der Nahrungsmenge, dem Alter und der Lebensweise des Patienten ab. Der Blutzuckerwert muss dabei mehrmals täglich kontrolliert und die nötige Insulinmenge angepasst werden: Zu wenig Insulin (Hyperglykämie) schädigt die Organe, zu viel Insulin (Hypoglykämie) kann zu Symptomen wie Heißhunger, Schwitzen, Nervosität bis hin zur Bewusstlosigkeit führen.
Die Teilnahme an einer strukturierten Diabetikerschulung ist eine unabdingbare Voraussetzung zur erfolgreichen Umsetzung der Insulintherapie.
Eine gute Blutzuckereinstellung hat zum Ziel, die klinischen Symptome der Hyperglykämie zu beseitigen bzw. zu verhindern, sowie das Risiko für diabetische Spätkomplikationen (Herz-Kreislauf-Veränderungen, Retinopathie, Neuropathie, Nephropathie) zu verringern.
Speziell für Diabetiker vom Typ 1 hat sich die Insulinpumpe bewährt: Sie wird für jeden Patienten individuell programmiert und gibt ein kurzwirksames Insulin kontinuierlich unter die Haut ab. Zu den Mahlzeiten ruft der Diabetiker eine zusätzliche Dosis über die Pumpe ab. Besonders Kinder und Jugendliche profitieren von der Insulinpumpe, da der Blutzuckerspiegel regelmäßig gemessen wird, eine individuelle Insulinanpassung möglich ist und sich so die Gefahr von Über- bzw. Unterzuckerung verringert.
Es gibt spezielle Diabetikerschulungen, die Betroffene im Umgang mit ihrer Erkrankung praxisgerecht unterstützen.
Im Mittelpunkt steht die Handhabung der Insulintherapie und damit die bestmögliche Einstellung des Blutzuckerspiegels. Das Wissen um eventuelle Folgeschäden ist ebenfalls ein zentrales Thema einer Diabetikerschulung.
- Aktive Diabetiker Austria (24.03.2017)
- Diabetes Initiative Österreich (24.03.2017)
- Österreichischer Diabetesbericht 2017, Bundesministerium für Gesundheit und Frauen (Hrsg.), Wien, 2017 (24.03.2017)
- M. Müller-Korbsch, Diabetes Manual, Verlagshaus der Ärzte, 1. Auflage, Wien, 2010
- E. Schober, T. Waldhoer, B. Rami et al.: Austrian Diabetes Incidence Study Group. Incidence and time trend of type 1 and type 2 diabetes in Austrian children 1999-2007. In: Journal Pediatrie 2009, S. 190-193
- Medizinwissen von A-Z. Das Lexikon der 1000 wichtigsten Krankheiten und Untersuchungen, 1. Auflage, Trias, Stuttgart, 2008