Je nach Typ hat die Ernährung unterschiedliche Auswirkung auf den Blutzucker und sind unterschiedliche Lebensstilmaßnahmen notwendig. Bei Diabetes Typ 2 hilft häufig eine Lebensstilumstellung schon, um eine bessere Wirkung des Insulins zu erzielen. Eine Diabetes-Diät gibt es nicht. Jedoch sind gewisse Empfehlungen zu beachten.
Das Ziel richtiger Ernährung für beide Arten von Diabetes mellitus ist es, akute Komplikationen wie diabetisches Koma oder Unterzuckerung zu vermeiden, sowie Spätfolgen wie Nieren-, Augen- und Gefäßschäden. Für Typ-2-Diabetiker:innen kann eine Ernährungsumstellung sogar eine Heilung von der Erkrankung bedeuten.
- Es kommt weniger auf die Menge und mehr auf die Qualität der Kohlenhydrate an.
- In Maßen und unter strenger Kontrolle der Blutzuckerwerte, ist Zucker erlaubt.
- Alkohol ist für Diabetiker:innen zu vermeiden, da auch dieser Auswirkungen auf Blutzuckerentgleisungen haben kann.
- Übergewicht sollte vermieden bzw. abgebaut werden; Ernährung und Bewegung sind dabei ein wesentlicher Faktor.
- Eine ballaststoffreiche Ernährung mit Obst, Gemüse und Vollkornprodukten ist empfohlen – wobei Gemüse, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte eine geringere Wirkung auf den Blutzuckerspiegel haben (Regel: 5 am Tag – 3 Portionen Gemüse, 2 Portionen Obst).
Art | Stoffwechselerkrankung |
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Ursachen | Insulinmangel (Typ-1-Diabetes) oder mangelnde Insulinwirkung (Typ-2- und Gestations(Schwangerschafts)-Diabetes) |
Symptome | Erste Symptome oft vermehrtes Durstgefühl, vermehrter Harndrang, Harndrang, Gewichtsverlust, Leistungsknick, Spätfolgen: Sehprobleme, Diabetischer Fuß, etc. |
Behandlung | Typ-1-Diabetes: Insulintherapie ; Typ-2-Diabetes:Lebensstilmaßnahmen, in weiterer Folge (bei nicht vorhandener Wirkung der Lebensstilmaßnahmen) verschiedene Antidiabetika (in Tablettenform) bis zu Insulintherapie |
Wie die tägliche Nahrung abgestimmt werden muss, hängt stark von der Art des Diabetes ab:
- Typ-1-Diabetes: Die Bauchspeicheldrüse der Betroffenen kann kein Insulin produzieren und damit fehlt die Möglichkeit, den Blutzucker in die Zellen einzuschleusen. Insulin wird dem Körper daher künstlich zugeführt. Dabei müssen die Insulindosen genau mit den verzehrten Zucker- bzw. Kohlenhydratmengen abgestimmt werden, um optimale Blutzuckerwerte zu erreichen und damit gefährliche Über- und Unterzuckerung zu vermeiden.
- Typ-2-Diabetes: Bei Betroffenen des Typ-2-Diabetes besteht eine Insulinresistenz, d.h. das körpereigene und auch das zugeführte Insulin wirken weniger stark als bei gesunden Menschen. Allein schon eine Gewichtsreduktion bewirkt daher eine Verbesserung der Stoffwechsellage und die Ernährungsempfehlungen für Übergewichtige und Typ-2-Diabetiker:innen sind zu einem großen Teil identisch.
Diabetiker:innen müssen auf Kohlenhydrate nicht verzichten. Während Diabetikerprogramme früher auf der Reduktion von Kohlenhydraten bestanden, gilt heute: Eine abwechslungsreiche, ausgewogene Mischkost ist ideal. Am besten man folgt den Empfehlungen der Ernährungspyramide. Diese geht von einer täglichen Kohlenhydratzufuhr von etwa 50% der Gesamtenergiemenge aus. Um starke Schwankungen des Blutzuckerspiegels zu vermeiden, sollte man diese über mehrere Mahlzeiten pro Tag verteilen und auf komplexe Kohlenhydrate zurückgreifen.
Unterschieden wird zwischen einfachen und komplexen Kohlenhydraten:
- einfache Kohlenhydrate: Sie gehen relativ rasch ins Blut über und können so die Blutzuckerwerte in die Höhe schießen lassen. Beispielsweise gehen Kohlenhydrate zuckerhaltiger Getränke außerordentlich schnell ins Blut über.
- komplexere Kohlenhydrate: Sie stecken vor allem in Vollkornprodukten, Obst und Gemüse(schalen), Hülsenfrüchten und müssen erst "zerlegt" werden. Dadurch bewirken sie einen wesentlich geringeren, dafür aber länger anhaltenden Blutzuckeranstieg.
Glykämischer Index: Die Wirkung eines Lebensmittels auf den Blutzuckerspiegel lässt sich mit dem glykämischen Index (GI) bewerten. Dieser gibt an, wie schnell Kohlenhydrate ins Blut gelangen und wie hoch der Blutzuckerspiegel dadurch ist. Je höher der Index, umso rascher gelangen die verdauten Kohlenhydrate ins Blut. Grundsätzlich gilt: Zucker und Weißmehlprodukte haben einen höheren, Vollkornprodukte einen niedrigeren glykämischen Index.
Man sollte allerdings beachten, dass andere Faktoren wie Alter, Geschlecht und jene Nahrungsmittel, die man gleichzeitig mit den kohlenhydratreichen Lebensmitteln verzehrt, den glykämischen Index beeinflussen können.
Ballaststoffe sind ein wesentlicher Bestandteil ausgewogener Ernährung. Sie sind:
- gut für die Regulation des Blutzuckers
- regen die Verdauung an
- dienen als natürlich Darmreiniger
Unsere Ernährung sollte daher bis zu etwa 30 g Ballaststoffe pro Tag enthalten. Diese Menge entspricht etwa 8-10 Karotten, 10 Scheiben Vollkornbrot oder etwa 2 Dosen Kichererbsen. Generell sind Ballaststoffe vor Allem in Vollkornprodukten, sowie Obst und Gemüse (vor allem Hülsenfrüchten) enthalten. Die Empfehlung kann mit der Regel "fünf Mal am Tag Gemüse oder Obst", ergänzend dazu Vollkornbrot, erreicht werden. Damit deckt man nicht nur den Bedarf an Vitaminen, sondern auch den Ballaststoffbedarf.
Für einen achtsamen Ballaststoffverzehr gilt: viel trinken! Und eine Steigerung des Ballaststoffanteils in der Ernährung schrittweise angehen – sonst kann es zu unangenehmen Blähungen und Verdauungsproblemen kommen. Schritt für Schritt mit ausreichend Trinkmenge (Wasser oder ungesüßter Tee lt. Empfehlungen), steht einer Bedarfsdeckung des Ballaststoffanteils und damit auch einer höheren Vitamin- und Mineralstoffaufnahme nichts entgegen.
Für Diabetiker:innen haben Ballaststoffe einen besonderen Stellenwert in der Ernährung, da sie einem rasanten Anstieg des Blutzuckers entgegenwirken und zu einer flachen Blutzuckerkurve beitragen.
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Prinzipiell ist Zucker für Diabetiker:innen nicht "verboten". Sie müssen aber beim Zuckerkonsum die Blutzuckerwerte immer sehr genau im Blick haben. Zuckerhaltige Getränke und Zuckeraustauschstoffe, wie z.B. Fruchtzucker, sind nicht zu empfehlen.
Fette sind lebensnotwendig, denn sie liefern dem Körper wichtige Bausteine. Für Diabetiker gilt – wie für gesunde Erwachsene –, die Zufuhr an Fett sollte 30-35 % der täglichen Energiemenge nicht übersteigen. Wichtig ist es auch, auf die Qualität der Fette zu achten. Das heißt tierisches Fett in geringem Ausmaß und gewählt zu sich zu nehmen.
Man unterscheidet drei verschiedene Arten von Fettsäuren:
- Gesättigte Fettsäuren (z.B. in Schokolade, Butter, Schmalz oder Kokosfett)
- Einfach ungesättigte Fettsäuren (z.B. in Oliven, Maiskeim- oder Rapsöl)
- Mehrfach ungesättigte Fettsäuren (z.B. im Sonnenblumen- oder Distelöl)
Ein großer Anteil einfach ungesättigter Fettsäuren durch z.B. Olivenöl, Rapsöl oder Leinöl ist empfohlen. Gesättigte Fettsäuren sollten gemieden werden, da Sie auch negative Auswirkung auf den Cholesterinspiegel haben. Auch für Gesunde gilt: Maximal sollten etwa 7 – 10 % der Gesamtenergiezufuhr aus gesättigten Fettsäuren bestehen.
Fett ist – wie auch Kohlenhydrate und Proteine – per se nicht ungesund. 1 g Fett liefert uns jedoch doppelt so viel Energie wie 1 g Kohlenhydrate oder Proteine. Im Hinblick auf Übergewicht sollte man die täglich verzehrte Menge im Auge behalten und auf die richtigen Fette zurückgreifen.
Etwa 10 bis 20 % der täglichen Energiemenge sollten laut Leitlinien aus Protein bestehen. Eiweiß ist für den Zellaufbau wichtig, kann aber – bei Übermäßigem Verzehr – die Nieren belasten. Auch pflanzliche Eiweißquellen (Hülsenfrüchte, Getreide) können einen wesentlichen Bestandteil unserer Ernährung ausmachen und es muss nicht zwingend auf Fleisch zurückgegriffen werden, um den Eiweißbedarf zu decken.
Fleisch sollte in kleinen Portionen genossen werden und auch dann nur maximal zwei bis drei Mal pro Woche. Fettarme Milchprodukte oder Hülsenfrüchte sind gute Eiweißlieferanten. Beim Verzehr von Eiweiß ist es auch wichtig, auf eine gute Kombination der Lebensmittel zu achten, um auch die volle Qualität des Nährstoffes auszunutzen (Bsp. Kartoffeln mit Ei, Getreide mit Milch, etc.).
Beim Alkoholkonsum ist Vorsicht geboten. Alkohol bietet mehrere gesundheitliche Nachteile, für Diabetiker:innen besonders relevant sind folgende Eigenschaften:
- kalorienreich
- schädigt die Leber
- erhöht Blutdruck und Blutfettwerte
- blockiert die Zuckerausschüttung der Leber
Aufgrund letztgenannter Eigenschaft kann Alkohol sogar Unterzuckerung verursachen.
Für Gesunde gelten folgende Empfehlungen: etwa 20 Gramm für Männer und 10 Gramm Alkohol für Frauen sind vertretbar. Das entspricht bei Männern etwa einem halben Liter Bier und bei Frauen etwas weniger als einem Achtel Wein. Für Diabetiker:innen ist es ratsam, Alkohol nur in Kombination mit Mahlzeiten bzw. kohlenhydratreichen Nahrungsmitteln zu sich zu nehmen, um Blutzuckerentgleisungen zu vermeiden.
Durch Lebensstilmaßnahmen und Reduktion des Übergewichtes kann in vielen Fällen des Typ-2-Diabetes bereits eine Verbesserung der Blutzuckerwerte erzielt werden.
Auch bei gesunden und Personen mit Prädiabetes bringt Übergewicht ein erhöhtes Risiko für Diabetes-Typ-2 mit sich. Umgekehrt kann eine Gewichtsreduktion auch hier sehr deutlich die Stoffwechsellage verbessern. Daher sollten Diabetiker:innen darauf achten, Normalgewicht zu halten bzw. zu erreichen. Durch Verzicht von Alkohol und bewusster Konsum fettreicher und zuckerhaltiger Lebensmittel kann das Gewicht in vielen Fällen verringert werden.
Auch eine durchdachte langfristige Ernährungs- und damit einhergehend häufig Lebensstilumstellung – hin zu ausgewogener, vitamin- und ballaststoffreicher Ernährung trägt zur Gewichtsabnahme bei. Insulin kann so seine Aufgaben besser erledigen, die Zellen reagieren besser auf das Hormon und der Stoffwechsel wird somit entlastet. Weiters kann in der Leber nicht so rasch Zucker produziert werden, und auch die erhöhten Blutfettwerte stabilisieren sich wieder. Erfolgreiches Abnehmen wird idealerweise mit ausreichend Bewegung ergänzt.
Mehr zum Thema: Übergewicht » Was sind die Folgen?
- Gesundheit.gv.at: Diabetes Ernährung (20.1.2023)
- Ellen Jahn: Diabetes Typ 2: Wie Sie gezielt gegensteuern, Stiftung Warentest 2011
- Österreichischer Diabetesbericht 2013 (02.11.2017)
- Diätologen: Diabetes (diaetologen.at): Diabetes (27.02.2024)
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Österreichische Gesellschaft für Ernährung, Schweizerische Gesellschaft für Ernährungsforschung, Schweizerische Vereinigung für Ernährung (Hrsg.): Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. Bonn, 2. Auflage, 1. Ausgabe 2015
- Dge.de: Referenzwerte-Tool (Referenzwerte-Tool | DGE) (04.03.2024)