Sie entsteht durch Insulinmangel: Insulin ist im Körper für die Einschleusung von Blutzucker in die Zellen verantwortlich, Typ-1-Diabetiker produzieren kein oder nur minimal eigenes Insulin. Dadurch kann Blutzucker nicht in die Zellen gelangen und keine Energie daraus gewonnen werden. Als "Notlösung" geht der Körper dazu über Fett zu verbrennen, dabei entstehen Ketonkörper, die zu einer Übersäuerung und Verschiebung des natürlichen Gleichgewichts führen. Charakteristische Symptome sind Übelkeit, Acetongeruch in der Atemluft und beschleunigte Atmung.
In Österreich sind, Schätzungen zufolge, etwa 50.000 Menschen an Diabetes-Typ-1 erkrankt. Bei etwa 35 % der Betroffenen kommt es im Krankheitsverlauf einmal zu einer diabetischen Ketoazidose, bei 1 % endet sie tödlich.
Eine diabetische Ketoazidose ist wahrscheinlich, wenn 2 Faktoren vorliegen
- Über mehrere Monate anhaltender, stark erhöhter Blutzuckerspiegel (über 250 mg/dl; "Hyperglykämie" ) und
- Hyperketonämie (Ketonkörper im Urin)
Ein Mangel an Insulin führt zu Übersäuerung: Insulin hat die Aufgabe, Zucker über das Blut in die Körperzellen zu transportieren. Beim diabetisch bedingten Insulinmangel verbleibt der Zucker im Blut (Hyperglykämie) und gelangt nicht in die Körperzellen. Hinzu kommt, dass es durch den Insulinmangel verstärkt zum Fettsäureabbau und zur Verstoffwechselung derselben kommt. Dabei entstehen Ketonkörpern, in der Folge tritt eine Übersäuerung (Azidose) des Körpers ein.
Auch infolge eines Infekts kann der Blutzuckerspiegel steigen und in weiterer Folge der Insulinbedarf. Daher sollte gerade in diesem Fall regelmäßig Blutzucker gemessen werden. Bei anhaltend erhöhten Blutzuckerwerten und Ketonkörpern im Urin muss eine ärztliche Behandlung erfolgen, denn diese Kombination zeigt den Umstand eines Insulinmangels und damit ein erhöhtes Risiko für diabetische Ketoazidose an.
Häufig tritt diabetische Ketoazidose in Verbindung mit anderen Krankheiten auf wie z.B.
- akute Infektionen (Lungenentzündung, Harnwegsinfekt); ist bis zu 40 % die Ursache
- zu niedrig dosierte oder vergessene Insulininjektionen
- Probleme bei der Therapie mit Insulinpumpen (unterbrochene Zufuhr); in 20 bi 40 % der Fälle.
- Weitere mögliche, wenngleich auch seltene Gründe, die eine diabetische Ketoazidose hervorrufen, sind Schlaganfall, Lungenembolie oder Herzinfarkt.
Für Diabetiker Typ-1 ist das Risiko einer diabetische Ketoazidose (DKA) höher, da ihr Körper kein Insulin selbst produziert. Weniger häufig und in milderen Verläufen tritt ein Koma auch bei Typ-2-Diabetikern auf, die meist immer noch eine geringe Menge Insulin selbst produzieren. In diesem Fall kommt es zwar bei sehr hohen Blutzuckerwerten in seltenen Fällen auch zum Koma, allerdings zu keiner Azidose (Hyperosmolares Koma).
Die diabetische Ketoazidose entsteht im Laufe weniger Stunden. Die Reaktionen des Körpers auf Hyperglykämie und Übersäuerung verlaufen in Stufen:
Die Niere arbeitet verstärkt und gibt vermehrt Glucose mit dem Harn ab, in der Folge kommt es zu einem Elektrolytverlust, gleichzeitig entsteht durch die Übersäuerung verstärkt Kohlendioxid, das der Betroffene durch die charakteristische beschleunigte Atmung abzugeben versucht.
- Die typischen Anzeichen einer diabetischen Ketoazidose sind:
- Appetitlosigkeit
- Übelkeit und Erbrechen
- Bauchschmerzen
- Verstärkter Harndrang bzw. Harnlassen
- Durst
- beschleunigte Atmung (Kussmaul)
- Acetongeruch in der Atemluft
- Muskelschwäche und -krämpfe Bewusstseinsstörungen (bei schweren Verläufen)
- Diabetisches Koma (bei schweren Verläufen)
Um eine Übersäuerung zu erkennen und eine diabetische Ketoazidose zu vermeiden, eignen sich Tests mit Azeton-Harnstreifen bzw. mit Keton-Teststreifen am Blutzuckermessgerät. Weiters liegen die Blutzuckerwerte im Falle einer möglichen Ketoazidose meist über 250 mg/dl.
Bei den ersten Anzeichen sollte der Betroffene ärztlich behandelt werden, im Falle einer diabetischen Ketoazidose muss sofort der Notarzt gerufen werden, da akute Lebensgefahr besteht und eine stationäre Behandlung notwendig wird.
SYMPTOME EINER DIABETISCHEN KETOAZIDOSE | WAS IST ZU TUN? |
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Leicht: Müdigkeit, Schwäche, Durst, häufiger Harndrang | Zum Arzt. Er führt einen Labortest durch, der den Verdacht auf DKA bestätigen kann |
Mehrmonatiger Blutzuckerwert über 250 mg/dl | Regelmäßige ärztliche Kontrolle |
Mittel: Heftiges Atmen ("Kussmaul-Atmung"), erhöhter Herzschlag | Rettung rufen |
Schwer: Muskelkrämpfe, Herzrasen, Bewusstseinsstörungen | Notarzt rufen |
Bei der Kombination einer Hyperglykämie (der Blutzuckerwert liegt über 250 mg/dl), einer übermäßigen Ketonkonzentration im Harn (Ketonurie) sowie eines oder mehrere der genannten Symptome (Bauchschmerzen, Erbrechen, Muskelschwäche... siehe Symptome) bei Typ-1-Diabetikern liegt der Verdacht nahe, dass eine diabetische Ketoazidose besteht. In diesem Fall sollte eine Laboruntersuchung durchgeführt werden. Dabei werden nachstehende Parameter untersucht:
Bluttest
- Blutglucose
- Blutgasanalyse
- Kaliumspiegel
- Serum-Kreatinin
- Ketonkörper im Blut
Harntest
- Ketonkörper im Urin
- CRP Test (C-reaktives Protein) um Entzündungen festzustellen
Bei Verdacht auf eine leichte Form der Erkrankung kann eine Behandlung auch ambulant erfolgen, wichtig ist jedoch, die auslösende Ursache (Infektionen).
Bei mittlerer oder schwerer DKA ist – wie im Akutfall – eine stationäre Aufnahme nötig.
Die Behandlung erfolgt nach festgelegten Therapieprinzipien:
- Stabilisierung des Kreislaufs mit Natriumchlorid-Lösung
- Flüssigkeits- und Elektrolytausgleich
- Verabreichen von Sauerstoff über eine Nasensonde
- Niedrig dosierte Insulingaben, um den Glucose-Spiegel im Blut zu normalisieren (Infusionen)
- Kaliumgaben, je nach Schweregrad entweder nach oder gemeinsam mit Insulin
- Notarzt rufen
- Wird Insulin oder Bikarbonat zuvor verabreicht, ist die Kaliumsubstitution nicht mehr möglich
- evt. Bicarbonatgaben
Im Akutfall dauert eine Therapie etwa 24 bis 36 Stunden.
Wichtig ist im Zuge der Behandlung, Komplikationen zu vermeiden, so etwa können Kaliummangel (Hypokaliämie) oder ein Hirnödem aufgrund einer zu raschen Senkung des Blutglucosespiegels und den damit verbundene Elektrolytverschiebungen entstehen.
Regelmäßige Blutzuckerkontrollen sollten selbstverständlich sein. Während eines Infekts kann der Insulinspiegel sinken, daher ist es wichtig, in diesem Fall den Blutzucker regelmäßig zu messen und evt. auch die Insulinzufuhr erhöhen.
Um eine diabetische Ketoazidose zu vermeiden, kann der Ketongehalt im Harn mittels Teststreifen eruiert werden, ein erhöhter Wert ist ein erstes Anzeichen einer diabetischen Ketoazidose. Ist gleichzeitig auch der Blutzuckerspiegel erhöht, d.h. liegt er längerfristig über 250 mg/dl, muss eine ärztliche Behandlung erfolgen. ABER Vorsicht: bei normalen Blutzuckerwerten, negativem Harnzucker und positiven Ketonkörpern im Harn bedeutet das nur, dass der Betreffende nüchtern ist und Hunger hat.