Therapie der Schwerhörigkeit

Mann, der ein Hörgerät im Ohr trägt
Ein modernes Hörgerät kann unterschiedliche Defizite ausgleichen und fein auf verschiedene Lebenssituationen abgestimmt werden.
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Die Behandlung der Schwerhörigkeit richtet sich in erster Linie nach der Ursache. Es gibt Hörhilfen, medikamentöse Therapien und operative Maßnahmen.

Medizinische Expertise

Christian Quint

Dr. med. Christian Quint

Facharzt für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde und Phoniatrie
Strozzigasse 32-34, 1080 Wien
www.hno-quint.com
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Inhaltsverzeichnis

Wer bei den ersten Anzeichen einer Hörverminderung oder bei etwaigen Verschlechterungen des Hörens rasch reagiert, kann von den mittlerweile sehr guten Behandlungsmöglichkeiten profitieren. Durch eine möglichst frühe Diagnose und einen raschen Therapiestart können Folgeprobleme der Schwerhörigkeit oft verhindert werden.

  • Die Behandlung der Hörminderung richtet sich nach der Ursache. 
  • Zum Einsatz kommen einfache Methoden wie die Entfernung von Ohrenschmalzpfropfen, medikamentöse Maßnahmen, verschiedene Arten von Hörhilfen oder operative Maßnahmen. 
  • Neben den verschiedenen Arten von Hörgeräten gibt es teil- oder vollimplantierte Hörsysteme, wie Mittelohr-Implantate, Cochlea-Implantate, Knochenleitungs-Implantate oder Hirnstamm-Implantate.
  • Bei den chirurgischen Maßnahmen sind vor allem drei Eingriffe relevant: Tympanoplastik, Stapesplastik, Parazentese.  

Die Therapie der Schwerhörigkeit richtet sich nach der Ursache der Hörminderung. Es kommen zum Einsatz: 

  • einfache Maßnahmen wie die Entfernung von Ohrenschmalzpfropfen oder Fremdkörpern, 
  • medikamentöse Maßnahmen z.B. abschwellende Nasentropfen oder Schleimlöser, Kortison systemisch oder als Injektion in das Mittelohr bei Hörsturz
  • sowie verschiedene Arten von Hörhilfen z.B. Hörgeräte. Moderne Hörgeräte können unterschiedliche Defizite ausgleichen und auf verschiedene Lebenssituationen abgestimmt werden.
  • operative Maßnahmen z.B. Tympanoplastik, Implantate

Hörhilfen versuchen den Hörverlust so weit auszugleichen, dass das Sprachverstehen des Betroffen:en wieder verbessert wird. Die Geräte werden je nach Signalübertragung unterschieden. Welches ausgewählt wird, hängt ab vom individuellen Befund, dem subjektiven Höreindruck sowie der Messungen von Frequenzgang und Verstärkungsleistung an der Patient:in.

Man unterscheidet:

  • Hörgeräte (Luftleitungsgeräte und Knochenleitungshörgeräte)
  • Implantierbare Hörhilfen

Hörgeräte helfen Betroffenen bei der Kommunikation, um andere Menschen wieder besser zu verstehen. Ihre Lebensqualität kann sich dadurch deutlich verbessern. Als Voraussetzung dafür, dass das Hörgerät funktioniert und beim Hören unterstützen kann, muss das Innenohr jedoch noch bis zu einem bestimmten Grad in der Lage sein, Schallwellen wahrzunehmen.

Nicht jede Art von Hörverlust kann durch ein Hörgerät ausgeglichen werden. Grundsätzlich eignet sich eine Therapie für Betroffene, die eine dieser drei Arten von Hörschwäche aufweisen:

  • Schallleitungsschwerhörigkeit: Die mechanische Weiterleitung des Schalls durch Außenohr und Mittelohr zu den Nervenzellen im Innenohr ist gestört. Der Hörverlust erstreckt sich relativ gleichmäßig über alle Frequenzen. Große Lautstärken werden gut gehört. Spezielle Hörgeräte können den Schall über die Schädelknochen in Richtung Innenohr leiten.
  • Schallempfindungsschwerhörigkeit: Die Störung liegt im Bereich des Innenohres oder der Hörbahn zum Gehirn. Oft werden nur bestimmte Frequenzen schlecht gehört, vor allem höhere Frequenzen bei der Altersschwerhörigkeit. Ein typisches Beispiel ist die Altersschwerhörigkeit. Hörgeräte können bei leichter bis mäßiger Schwerhörigkeit helfen, die Schallwellen zu verstärken.
  • Kombinierte Schwerhörigkeit: Sowohl die Schallleitung als auch die Empfindung sind gestört, die Gewichtung der beiden Grundbeeinträchtigungen kann unterschiedlich ausfallen.

Da das Gehirn die Fähigkeit, Geräusche oder Sprache zu verarbeiten, verlernen kann, sollte eine Therapie mit einem Hörgerät möglichst frühzeitig erfolgen. Auch für Tinnitus-Betroffene bringt ein Hörgerät Vorteile: Es macht Sprache und Klänge hörbar und lässt oftmals gleichzeitig die typischen Tinnitus-Geräusche in den Hintergrund treten.

Andere Ursachen eines Hörverlustes, zum Beispiel eine Störung der zentralen Verarbeitung des Gehirns durch eine Hirnverletzung oder durch psychische Störungen, leider sehr schwer bis gar nicht therapierbar.

Was passiert bei einer Therapie mit Hörgerät?

Bei Schwerhörigkeit ist die erste Anlaufstelle die Fachärzt:in für Hals-, Nasen- und Ohrenerkrankungen. Sie erstellt eine umfassende Diagnose, um welche Art, Intensität und Ursache der Schwerhörigkeit es sich handelt. HNO-Fachärzt:in und Audioakustiker:in arbeiten eng zusammen. Die Hörgeräteakustiker:in empfiehlt, auf Basis der ärztlichen Diagnose, ein geeignetes Gerät, passt dieses an und überlässt es der Patient:in zur Probe. Nach einer etwa drei- bis vierwöchigen Gewöhnungszeit untersucht die HNO-Ärzt:in nochmals, ob Gerät, Einstellung etc. der Indikation angepasst sind.

Ein Hörgerät wird lebenslang getragen, da sich die Hörleistung in der Regel nicht verbessert. Betroffene erlernen mit dem Hörgerät ein "neues Hören", an das sie sich im Laufe der Therapie gewöhnen.

Wie funktioniert ein Hörgerät?

Jedes Hörgerät besteht aus drei Elementen, die in sehr kleinen kompakten Geräten vereint werden:

  • Mikrofon, das den Schall aufnimmt
  • Elektronik, die den Schall passend aufbereitet und verstärkt
  • Lautsprecher, der den Schall an das Ohr abgibt

Ein modernes Hörgerät kann unterschiedliche Defizite ausgleichen und fein auf verschiedene Lebenssituationen abgestimmt werden. Die wichtigsten Funktionen:

  • Schallpegel regeln (laut/leise)
  • nur bestimmte Frequenzbereiche verstärken
  • Umgebungsgeräusche erkennen, filtern und unterdrücken

Welche Hörgeräte gibt es?

Luftleitungsgeräte

Das Schallsignal wird über einen Lautsprecher in den äußeren Gehörgang und weiter an das Trommelfell geleitet. Man unterscheidet:

Im-Ohr-Geräte (IO): Sie werden komplett im Ohr getragen, alle Elemente sind in ein individuell angepasstes Gehäuse eingearbeitet. Im-Ohr-Geräte sind sehr klein und kaum sichtbar. Sie eignen sich als Ausgleich bei leichtem bis mittelschweren Hörverlust.
Hinter-dem-Ohr-Geräte (HdO): Sie werden hinter dem Ohr getragen. Von dort führt ein dünner Schallschlauch durch eine maßgefertigte Otoplastik (Ohrmuschelstück) in den Gehörgang bis nahe zum Trommelfell. Diese Geräte sind meist technisch vielseitiger und besser auf individuelle Bedürfnisse abstimmbar. Sie eignen sich für Menschen mit höhergradiger Schwerhörigkeit sowie für schwerhörige Babys.
Hinter-dem-Ohr-Geräte mit Lautsprecher: Für Patient:innen mit starker Schwerhörigkeit. Dabei wird anstelle des Schallschlauchs ein dünner Draht zum Ohreingang geführt, an dessen Ende der Lautsprecher sitzt, was eine noch höhere Schallverstärkung ohne Rückkopplung erlaubt. Es gibt aber auch Hörgeräte, die einen dicken Schallschlauch haben, mit Lautsprecher im Gerät. 

Knochenleitungshörgeräte

Knochenleitungshörgeräte kommen bei besonderen Erkrankungen des Ohres, starken anatomischen Anomalien des Gehörganges, Versteifung der Gehörknöchelchenkette oder sonstigen medizinischen Gründen, die eine Versorgung mit HdO-Geräten nicht erlauben, zum Einsatz. Dabei wird der Schall als Vibration über den Knochen hinter dem Ohr zum Innenohr geleitet. Da sie das Schallsignal in erster Linie nur verstärken müssen, gelten sie technisch gesehen als am einfachsten. Knochenleitungshörgeräte werden entweder in Brillenbügel eingebaut oder können als Taschenhörgerät mit einem Knochenleitungshörer an einem Kopfbügel oder Stirnband getragen werden. Knochenleitungshörer können auch implantiert und direkt im Knochen verankert werden.

Weitere Hörgeräte

  • Taschenhörgeräte: wurden ab den 1950er Jahren entwickelt und sind die erste Bauform elektronischer Hörgeräte. Sie bestehen aus einem Steuergerät in der Größe eines Smartphones, das in der Kleidung getragen wird, und einem verkabelten Ohrhörer. Taschenhörgeräte werden nur noch sehr selten eingesetzt.
  • Hörbrille: Die Hörtechnik ist in den Bügeln einer Brille untergebracht. Geeignet für Patient:innen, die Seh- und Hörschwäche in einem kombinierten Gerät verbinden möchten. Nicht für hochgradige Hörstörungen geeignet. Auch diese werden heute selten verwendet.

Modernste Technik kann das ursprüngliche Hörvermögen nicht ersetzen, denn der Gehörsinn des Menschen ist komplex aufgebaut. Oberstes Ziel einer Hörgeräte-Versorgung ist immer, den Betroffen:en möglichst gut und lange am sozialen Leben teilhaben zu lassen – und allem voran das Verstehen von Sprache zu ermöglichen.

Hörgeräte: Kosten & Krankenkasse

Die Kosten für die Hörgeräte-Therapie sind je nach Typ und Ausstattung unterschiedlich. Die Krankenkasse kommt für jeweilige Standardausführungen (Basisversorgung) auf – je nachdem, was zur Herstellung bzw. Wiederherstellung des Kommunikationsvermögens im beruflichen und privaten Bereich erforderlich ist.

Für eine Kostenübernahme durch die Krankenkassen gelten folgende Voraussetzungen:

  • Untersuchung, genaue Diagnose und Verschreibung durch die HNO-Ärzt:in.
  • Eine operative Hörverbesserung ist nicht möglich oder nicht erfolgversprechend.
  • Der tonaudiometrische Hörverlust beträgt mindestens 30 dB auf dem besseren Ohr in einer der Prüffrequenzen zwischen 500 und 3.000 Hz.
  • Die Verständlichkeit für Einsilber liegt bei sprachaudiometrischer Überprüfung mit Kopfhörern mit 65 dB Sprachschallpegel unter 80 %.
  • Die Patient:in muss willens sein, das Hörgerät regelmäßig zu tragen und, zumindest mit Unterstützung durch eine Betreuungsperson, in der Lage sein, dieses zu verwenden.

Alle fünf Jahre (durchschnittliche Lebensdauer eines Hörgeräts) besteht ein Anspruch auf ein neues Hörgerät.

Implantierbare Hörhilfen sind keine Hörgeräte im herkömmlichen Sinn. Ihre Funktion unterscheidet sich von gängigen Hörgeräten, indem die Signalübertragung nicht den Umweg über einen Luftschlauch macht, sondern direkt auf die Gehörknöchelchenkette, das Innenohr oder den Hörnerv überträgt. Dabei wird ein Teil hinter dem Ohr getragen, während der andere Teil ins Körpergewebe implantiert wird. Mithilfe des äußeren Teils werden Schallwellen aufgenommen, verarbeitet und an den implantierten Teil übertragen. 

Man unterscheidet teil- oder vollimplantierte Hörsysteme:

Mittelohr-Implantate:

Für Patient:innen mit Schwerhörigkeit, die ein normales Hörgerät nicht tragen können, z.B. bei:

  • Schalleitungsschwerhörigkeit: Wenn der Hörverlust durch Probleme im Mittelohr verursacht wird und herkömmliche Hörgeräte nicht ausreichen.
  • Sensorineuraler Hörverlust: Bei bestimmten Formen des sensorineuralen Hörverlusts, wenn herkömmliche Hörgeräte nicht ausreichen.
  • Allergien oder Entzündungen: Wenn Patient:innen aufgrund von Allergien oder wiederkehrenden Entzündungen keine normalen Hörgeräte tragen können.
Cochlea-Implantate: Bei vollständiger Taubheit bzw. wenn normale Hörgeräte nicht mehr ausreichen.
Knochenleitungs-Implantate: Für Patient:innen, deren Außen- und/oder Mittelohr Geräusche nicht ausreichend an das Innenohr übertragen.
Hirnstamm-Implantate: In ausgewählten Fällen, beispielsweise wenn die Hörnerven durch gutartige Tumore geschädigt wurden.

Implantierbare Hörsysteme kommen etwa zum Einsatz bei:

  • wiederkehrenden Gehörgangsentzündungen infolge der Anwendung von konventionellen Hörgeräten
  • Missbildungen des Gehörgangs und des Mittelohres
  • ausgeprägtem Hochtonhörverlust mit geringer Hörminderung im Tief- und Mitteltonbereich
  • Schallleitungs- und kombinierten Schwerhörigkeiten infolge von Krankheiten wie chronischer Mittelohrentzündung

Cochlea-Implantate sind elektronische Hörprothesen und kommen hauptsächlich für Menschen mit hochgradiger Schwerhörigkeit infrage, bei denen ein Hörgerät für das Verstehen von Sprache nicht mehr ausreicht. Auch bei Babys und Kleinkindern, die mit einer hochgradigen Schwerhörigkeit zur Welt kommen, ist ein Cochlea-Implantat eine Therapie-Möglichkeit. Die Voraussetzung ist allerdings, dass der Hörnerv funktioniert. Dies wird im Rahmen der Voruntersuchungen festgestellt.

Bei Erwachsenen, die plötzlich ertauben bzw. deren Schwerhörigkeit so weit fortgeschritten ist, dass das Sprachverstehen zu stark eingeschränkt ist, lautet die klare Empfehlung, sich möglichst bald für ein Implantat zu entscheiden. Denn je länger eine Schwerhörigkeit besteht, desto eher kommt es zu neurologischen Veränderungen, die bei einer späteren Rehabilitation wieder rückgängig gemacht werden müssen. Je kürzer die Zeit bis zur Versorgung mit einem CI – desto größer ist deshalb der Therapieerfolg.

Wie funktioniert ein Cochlea-Implantat?

Ein Cochlea-Implantat besteht aus mehreren Teilen: 

  • Außen am Kopf bzw. hinter dem Ohr sitzt der Sprachprozessor mit den Mikrofonen und der Sendespule mit Magnet. 
  • Unter der Haut, in den Schädelknochen eingebettet, liegt das Implantat, das sich zusammensetzt aus einem weiteren Magneten, einer Empfangsspule und dem Stimulator.
  • Der Elektrodenträger, der in die Cochlea im Innenohr eingeführt wird. 

Das Cochlea-Implantat ist ein- oder beidseitig anwendbar. Es ersetzt die verloren gegangene Funktion des Innenohrs, Reize an den Hörnerv weiterzuleiten. Die Mikrofone am Sprachprozessor nehmen Schallschwingungen auf. Im Prozessor werden diese in elektrische Signale umgewandelt und dann von der Spule per Radiowellen durch die Haut zum innenliegenden Implantat übertragen. Von dort geht die Information weiter zum Elektrodenträger in der Cochlea. Durch die elektrischen Impulse der Elektroden wird der Hörnerv angeregt – im Gehirn entsteht ein Höreindruck.

Wie wird ein Cochlea-Implantat eingesetzt?

Nach einem ersten Beratungsgespräch mit der HNO-Ärzt:in wenden sich Betroffene an eine spezialisierte HNO-Klinik. Dort finden umfassende Voruntersuchungen statt, um die Eignung des Betroffenen für ein CI festzustellen. Bei einem operativen Eingriff unter Vollnarkose wird das Empfänger-Implantat dann unter der Haut in ein Knochenbett eingesetzt, sowie das Elektrodenkabel in die Hörschnecke eingefügt. Nach der Operation bleibt die Patient:in für einige Tage im Spital. Eine Cochlea-Implantat-Operation ist für HNO-Chirurg:innen inzwischen ein Routineeingriff. Komplikationen treten nur äußerst selten auf.

Ein paar Tage bis Wochen nach der Implantation erfolgt die Aktivierung des Implantates an der jeweiligen Klinik. Der Sprachprozessor wird von einer Audiolog:in individuell für den CI-Träger angepasst und im Laufe der nächsten Monate immer wieder nachjustiert. Das noch ungewohnte Hörerlebnis mit dem Cochlea-Implantat entwickelt sich nun langsam, aber stetig. Der Sprachprozessor wird dazu regelmäßig den Veränderungen des Hörempfindens angepasst.

Im Rahmen eines Hör- und Sprachtrainings lernt die Patient:in, die neuen Hörwahrnehmungen zu interpretieren und mit dem Sprachprozessor und eventuellen Zusatzgeräten umzugehen.

Tipps für das Hören mit dem Cochlea-Implantat

  • Logopäd:innen bieten spezielle Hörtrainings an, die darauf beruhen, dass die neuen Höreindrücke mit Bekanntem verknüpft werden. So lernen CI-Träger Geräusche zu unterscheiden und Sprache zu verstehen.
  • Schon ein kurzer Spaziergang durch die Wohnung bietet eine vielfältige Geräuschkulisse – achten Sie ganz bewusst darauf, wie es sich anhört, wenn Sie Türen öffnen und schließen, ein voller Müllbeutel zugeschnürt wird, Töpfe und Besteck klappern oder der Wasserhahn aufgedreht wird.
  • Lassen Sie sich aus der Zeitung vorlesen, während Sie den Text mitlesen oder hören Sie Hörbücher, bei denen Sie den exakten Text mitlesen können.
  • Auch Musikhören kann mit gezieltem Hör- und Musiktraining geübt und wieder zum Genuss werden. Empfehlenswert ist es, zuerst bekannte Melodien und Instrumente zu hören, um das Klangempfinden zu schärfen. Tasten Sie sich langsam vor – vom Klang eines einzelnen Instruments bis hin zu komplexeren Arrangements. Sich über Musik mit dem Hören auseinanderzusetzen, unterstützt auch das allgemeine Sprachverständnis.
  • Mittlerweile gibt es auch mehrere von Expert:innen entwickelte Apps, die gezielte Hörübungen anbieten. Oft kann der eigene Fortschritt gespeichert und beim nächsten Öffnen der App genau da angeknüpft werden. Das motiviert und bestärkt CI-Träger darin, dranzubleiben und kontinuierlich zu üben. Informieren Sie sich über die Funktionen der verschiedenen Apps und nützen Sie dieses Angebot.

Kosten eines Cochlea-Implantats

In Österreich übernimmt in der Regel das österreichische Gesundheitssystem (Land + Kasse) die Kosten für die Implantation und das Implantat-System, wenn kein anderes Hörgerät der Patient:in helfen kann.

Ein Knochenleitungs-Implantat besteht aus drei Komponenten: 

  • einem Soundprozessor, 
  • einem aktiven Implantat 
  • und einem kleinen Titanimplantat. 

Das Titanimplantat wird im Knochen verankert. Der Soundprozessor nimmt den Schall aus der Luft auf und analysiert das Signal digital. Das verarbeitete und verstärkte Signal wird zum aktiven Implantat unter der Haut gesendet. Ein sogenannter Wandler vibriert und sendet die Schwingungen über das Implantat in den Knochen. Die Schwingungen werden in das Innenohr weitergeleitet, in elektrische Impulse umgewandelt und an das Gehirn übertragen, die sie als Schall interpretiert. Bei einer Schallleitungs-Schwerhörigkeit weisen Knochenleitungs-Implantate gute Erfolge auf. 

Wenn die Entscheidung für ein Knochenleitungs-Implantat gefallen ist, gilt es, mit dem behandelnden HNO-Ärzt:in die weiteren Schritte für die Implantierung vorzubereiten. Dabei ist er die Schnittstelle zwischen Spital und der Patient:in. Die Operation selbst ist ein kleiner Routineeingriff. Die postoperative Pflege besteht lediglich in einem Verbandwechsel bei Bedarf, bis die Operationsstelle wieder ganz verheilt ist. Wichtig ist es jedoch, Nachsorgetermine wahrzunehmen, diese können auch für aufkommende Fragen genützt werden. 

Sind die Gehörnerven auf beiden Seiten zerstört oder wurde man ohne Gehörnerven geboren, können weder Hörgeräte noch Cochlea-Implantate weiterhelfen. Durch Elektroden, die in den Hirnstamm (für das Gehör verantwortlicher Teil des Gehirns) implantiert werden, kann das Hörvermögen teilweise wieder hergestellt werden. Die Elektroden sind mit Geräten verbunden, die Schall erkennen und verarbeiten. 
Diese Implantate sind jedoch eher selten.

Unter bestimmten Umständen können chirurgische Maßnahmen für Besserung sorgen.

Hier sind insbesondere drei Eingriffe relevant:

  • Tympanoplastik: Löcher im Trommelfell bzw. entzündete oder verletzte Gehörknöchelchen (Hammer, Amboss und Steigbügel) können Schwerhörigkeit oder immer wiederkehrende Ohrinfektionen (z.B. chronische Mittelohrentzündung) verursachen. Das Trommelfell wird bei dem Eingriff mit körpereigenem Gewebe geschlossen bzw. zerstörte Gehörknöchelchen mit körpereigenen oder künstlichen Transplantaten wiederhergestellt. Die Operation erfolgt unter Vollnarkose, je nach Schädigung kommen unterschiedliche Verfahren zum Einsatz. Ziel ist ein sicherer Verschluss des Mittelohres zum äußeren Gehörgang und damit eine Verbesserung der Hörleistung. Für gewöhnlich handelt es sich bei der Tympanoplastik um einen komplikationsarmen Eingriff.
  • Stapesplastik: Die Verknöcherung des Bandes, das den Steigbügel mit der Kapsel des Innenohres verbindet, führt dazu, dass die Beweglichkeit und Schwingfähigkeit des Steigbügels eingeschränkt wird. Der Schall kann nicht vom Mittelohr auf das Innenohr übertragen werden. Die Erkrankung kann mit Hilfe einer winzigen Prothese korrigiert werden. Der Steigbügel-Ersatz heute meist aus Titan (Stapesplastik) wird der Patient:in unter Vollnarkose oder örtlicher Betäubung eingesetzt.
  • Parazentese: Bei der Parazentese wird das Trommelfell im unteren Bereich durch einen winzigen Schnitt eröffnet, um für eine ausreichende Belüftung des Mittelohrs zu sorgen und gegebenenfalls nach einem Schnupfen oder einer Erkältung angesammelte Flüssigkeit abzuführen. In diese Öffnung kann auch eine kleines Röhrchen eingesetzt werden, über das das Mittelohr länger belüftet werden kann. Es handelt sich um einen kurzen operativen Eingriff unter Vollnarkose oder örtlicher Betäubung.

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Autor:innen:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

10. März 2025

Erstellt am:

3. Mai 2022

Stand der medizinischen Information:

10. März 2025

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