Allergien, Darminfektionen, Übergewicht und Fettstoffwechselstörungen treten bei Kindern, die gestillt wurden, weniger häufig auf. Das liegt an der Zusammensetzung der Muttermilch. In ihr finden sich alle Antikörper, die die Mutter in ihrem Leben aufgebaut hat. Über die Muttermilch gelangen diese in den Darm des Babys, von wo aus sie das Immunsystem unterstützen und es für das weitere Leben stärken.
Als Prebiotika bezeichnet man langkettige Zucker, medizinisch "Oligosaccharide", die die Keimentwicklung im Darm günstig beeinflussen. Muttermilch enthält im Schnitt 10 bis 12 g pro Liter davon. Studien zeigen, dass Prebiotika bestimmte Hautallergien und -veränderungen (Dermatitis, Ekzeme) verhindern können.
Die Prebiotika stimulieren außerdem das Immunsystem und schützen vor ungesunden Keimen, wie etwa E.coli. Gleichzeitig fördern sie die Produktion von Bifidus-Bakterien, die die Verdauung des Babys sanft in Gang bringen. Gestillte Säuglinge erhalten wesentlich mehr Lactobazillen als ungestillte Babys, all das wirkt sich positiv auf die Darmflora aus. Muttermilch belastet zudem die noch sehr empfindliche Verdauung des Kindes nicht, da sie aufgrund ihrer Bestandteile leicht verdaulich ist. Die darin enthaltenen Vitamine und Spurenelemente können optimal verwertet werden, das heißt sie hat eine optimale Bioverfügbarkeit.
Eine zusätzliche Zufuhr von Säuglingsmilch mit Prebiotika könnte sich positiv auf Kinder auswirken, die nicht gestillt werden können oder deren Mütter eine nicht ausreichende Keimbesiedlung aufweisen.
Vormilch
Besonders wertvoll ist die Erstmilch der Mutter, sie enthält in hoher Konzentration wertvolle Immunglobuline und Laktoferrin, ein eisenbindendes Protein mit antibakteriellen und antiviralen Eigenschaften. Eine Reihe von schützenden Bakterien wird über die Muttermilch an das Baby weitergegeben. Das ist gut so, denn dadurch ist der Sprössling später vor Infektionen und Allergien geschützt, die Darmflora des Babys kann sich gut entwickeln.
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Die körperliche Nähe zur Mutter beim Füttern stillt nicht nur den Hunger des Babys, sondern auch sein Bedürfnis nach Hautkontakt. Stillen fördert den Aufbau einer besonders innigen Beziehung zwischen beiden (Bonding). Studien, dass gestillte Babys weniger häufig an unter anderem Allergien, Diabetes, Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebsleiden erkranken. Naturgemäß steht dies nicht immer in einem direkten Zusammenhang, dennoch hat das Stillen nachweislich Vorteile für Mutter und Kind.
Vorteile für das Baby
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Das Baby wird, seinen Wachstumsphasen angepasst, in optimaler Zusammensetzung mit Nährstoffen und Flüssigkeit versorgt. Zudem ist Muttermilch für das Baby die am besten verdauliche Nahrung, dadurch sinkt auch das Risiko für Verdauungsprobleme, etwa Blähungen.
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Muttermilch ist stets richtig temperiert und in der Regel keimfrei.
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Muttermilch ist reich an Abwehrstoffen und schützt das Neugeborene deshalb vor Infektionen, bis sein Immunsystem voll ausgebildet ist. Gestillte Säuglinge werden seltener krank und haben auch weniger Krankenhausaufenthalte.
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Volles Stillen in den ersten 4 Lebensmonaten bewahrt das Kind auch im späteren Leben eher vor der Ausbildung einer Allergie.
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Stillen unterstützt die gesunde Entwicklung von Gaumen und Kiefer des Kindes.
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Wenn die Mutter das Kind stillt, wenn es erste Hungersignale zeigt – also noch bevor es weint –, wird das Vertrauen in die Mutter bzw. das Urvertrauen des Babys gestärkt.
Vorteile für die Mutter
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Muttermilch ist stets greifbar, auch unterwegs ohne zusätzliches Tragen. Das ist praktisch und erspart der Mutter die Zubereitung von Flaschennahrung inklusive der Fläschchen-Sterilisation. Wenn das Baby neben dem Bett der Mutter schläft, braucht sie nachts nicht aufstehen, um ein Fläschen zuzubereiten.
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Stillen fördert die Rückbildung der Gebärmutter und mindert den Wochenfluss, weil durch das Saugen an den Brustwarzen das Hormon Oxytocin ausgeschüttet wird.
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Stillen senkt das Risiko, an Brustkrebs und Eierstockkrebs zu erkranken. Das belegen zahlreiche medizinische Studien.
Psychologische Vorteile
Neben der mütterlichen Geborgenheit und Wärme bekommt das Baby auch Sicherheit vermittelt: Wenn es Hunger hat, muss es nicht lange warten, denn Muttermilch ist immer verfügbar und immer dabei – es kommt zu keinem Frustrationserlebnis. Wissenschaftliche Daten haben auch gezeigt, dass gestillte Kinder, die nächtens den Eltern nahe sind, seltener soziale Probleme haben. Babys genießen beim Stillen den Hautkontakt mit der Mutter. Dieser wiederum wirkt sich positiv auf den Hormonhaushalt aus.
Achten Sie auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, am besten in Form von Wasser, Tee und Fruchtsäften. Kaffee ist nicht verboten, sollte aber mit Augenmaß konsumiert werden. Mehr als 2 Tassen pro Tag sollten es eher nicht sein, das gleiche gilt für schwarzen Tee. Gänzlich verzichten müssen stillende Mütter hingegen auf Alkohol und Nikotin.
Stillkinder brauchen weder eine extra Getränke- noch Nahrungszufuhr. Muttermilch stillt sowohl den Durst als auch den Hunger des Kindes. So hungrig ein Baby auch zu sein scheint, ein Zuviel an Muttermilch kann es nicht bekommen. Junge Mütter sollten sich daher auch keine Sorgen machen, wenn ihr Kind nicht in ein bestimmtes "Stillschema" passt: Manche Babys trinken lieber viel auf einmal und weniger häufig, andere bevorzugen eine etwas kleinere Mahlzeit, diese aber öfter am Tag.
Trotz aller Vorteile für Mutter und Kind muss jede Frau für sich individuell entscheiden, ob sie stillen möchte. Keine Frau sollte sich von dem Wissen, dass Stillen das Beste für ihr Baby ist, unter Druck setzen lassen. Denn Stillen hat nicht nur mit "still werden", sondern auch mit "still sein" zu tun: Es funktioniert am besten stressfrei! Wenn Frauen sich darauf nicht ganz einlassen oder damit unzufrieden sind, können allein schon solche psychischen Einflussfaktoren zu Stillproblemen führen. Ist die Mutter entspannt und gibt ihrem Kind gerne die Brust, dann spürt auch das Baby diese angenehme Atmosphäre und aller Wahrscheinlichkeit nach klappt das Stillen dann auch problemlos.
Sollte es trotz mehrmaliger, geduldiger Versuche und Unterstützung durch Stillberaterinnen mit dem Stillen einfach nicht klappen, ist es notwendig, auf Flaschennahrung umzusteigen. Mütter, die nicht stillen, können sich (wenn vorhanden) mit dem Vater oder einer anderen Bezugsperson abwechseln, was anderenfalls nur möglich ist, wenn die Mutter Milch abpumpt. Eine schnellere Rückkehr in den Beruf ist somit leichter möglich. Außerdem sind manche Mütter in der Ernährung während des Stillens eingeschränkt, etwa weil das Baby von bestimmten Lebensmitteln in der Ernährung der Mutter (meist Kuhmilch, Ei etc.) Blähungen bekommt.
Kann oder möchte eine Frau prinzipiell nicht stillen, sollte sie dies am besten bereits während der Schwangerschaft mit dem Arzt besprechen. Dann kann die Milchbildung bereits vor dem Milcheinschuss unterdrückt werden.
Gibt es auch Mütter, die nicht stillen dürfen?
Nur wenige Situationen sprechen explizit gegen die Ernährung mit Muttermilch:
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Leidet die Mutter unter bestimmten Infektionskrankheiten, etwa HIV, Hepatitis B, Zytomegalie oder Tuberkulose, sollte sie ihr Baby nicht stillen, da die entsprechenden Erreger über die Muttermilch an das Kind weitergegeben werden. Mütter, die an einer Infektionskrankheit leiden, sollten individuell mit dem Frauen- und Kinderarzt abklären, ob sie stillen dürfen.
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Nimmt die Mutter Schad- oder Giftstoffe – wie Drogen, Nikotin, Alkohol aber auch einige Medikamente – regelmäßig zu sich, sollte sie ebenfalls individuell abklären, ob sie ihr Baby stillen darf. Besteht das Abhängigkeitsproblem bereits in der Schwangerschaft, gefährdet dies natürlich auch das Kind im Mutterleib. Betroffene Frauen sollten sich Hilfe suchen!
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Frauen nach Brustoperationen müssen individuell abklären, ob Stillen möglich ist. Oft werden bei Vergrößerungs- oder Verkleinerungsoperationen zu viele Milchgänge durchtrennt.
Nicht stillen zu können oder es – aus welchen Gründen auch immer – nicht zu wollen, ist keine Schande und bedeutet keinesfalls, dass das Kind automatisch ein schlechteres Leben haben wird. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über die ideale Ernährung Ihres Kindes.
- Interview mit Univ. Prof. Dr. Josef Riedler, Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde, Krankenhaus Schwarzach am 05.08.2014
- K. Zwieauer: Muttermilch - eine natürliche Quelle von Pre- und Probiotika zur Stimulation der kindlichen Darmflora, Springer 2010
- D. Osborn, J. Sinn: Prebiotics in infants for prevention of allergy (14.04.2021)
- J. Riedler: Präbiotika in der Allergieprävention bei Kindern (14.04.2021)
- Springermedizin Muttermilch, der Powerdrink für Babys (14.04.2021)