Dort können sich die Babys eng an Mama und Papa kuscheln und deren Herzschlag lauschen. Das verleiht dem Säugling ein Gefühl von Wärme, Nähe und Geborgenheit. Sein Kind zu tragen bringt aber auch den Eltern große Vorteile, denn sie haben somit wieder beide Hände frei, um Arbeiten zu erledigen und haben dennoch immer ihren Schatz eng bei sich und wissen, dass es diesem gut geht. Nach einigen Versuchen unter Anleitung sind selbst für Neulinge das Binden der Tücher und das Umlegen der Tragen schnell erlernt.
Menschliche Kinder sind wie fürs Tragen gemacht, denn bis sie sich selbst fortbewegen können, vergehen noch Monate. Im Unterschied zum Kinder- oder Stubenwagen bieten Tragetücher und Babytragen wesentliche Vorteile.
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Herzschlag hören: Das Baby fühlt sich durch die Enge und die Geräusche wie den mütterlichen Herzschlag, den es von der Schwangerschaft kennt, geborgen.
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Zeit für den Haushalt: Die Mutter hat die Hände frei.
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Bessere Mobilität: Tragetücher sind nicht so sperrig und brauchen nicht so viel Platz wie Kinderwägen.
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Lange verwendbar: Tragen und Tragetücher sind meist verstellbar und wachsen somit über mehrere Kindergrößen mit.
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Haltbar: Die Tücher sind sehr stabil und bei mehreren Kindern einsetzbar.
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Geschützt wie in einem Kokon: Die Kinder sehen nicht nur mehr als im Kinderwagen, sondern sie schlafen eng an die Eltern gekuschelt tiefer. Dennoch haben sie die Möglichkeit sich zurückzuziehen.
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Immer mit dabei: Die Kinder nehmen schon aktiv am Gesellschaftsleben teil und sehen alles, was die Mutter oder der Vater machen, ohne ständig im Mittelpunkt stehen zu müssen.
Folgende Punkte sollte ein Tragetuch oder eine Trage erfüllen, um ein Baby ausreichend zu stützen. Verkäufer im Fachhandel oder Trageberater helfen bei der Auswahl. Idealerweise probiert man die Trage immer gleich mit dem Kind:
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Tuch und Trage müssen fest sitzen und richtig geschlossen oder gebunden sein
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Kopf und Rücken müssen gut gestützt werden
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Der Rücken sollte rund bleiben
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Das Baby sollte seitlich gestützt, aber nicht eingeengt werden
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Die Beine dürfen nicht herunterbaumeln, sondern müssen angewinkelt sein
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Die Babytrage sollte stufenlos verstellbar sein, um immer an die aktuelle Größe des Kindes angepasst werden zu können
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Der Steg sollte breit sein, um so die optimale Spreiz-Andock-Haltung zu ermöglichen
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Die Trageriemen sollten gut gepolstert sein – das Gewicht vom Baby sollte gleichmäßig verteilt sein
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Die Trage sollte waschbar sein
Die Babys werden in der sogenannten "Anhock-Spreizhaltung" in die Tragetücher und Tragen gesetzt. Diese Position entspricht der kindlichen Anatomie: Das bedeutet, dass die Kinder mit dem Gesicht zum tragenden Elternteil schauen und mit gespreizten Beinchen in der Babytrage sitzen. Das Tuch oder die Trage sollte unter dem Po des Babys enden und seitlich vom Ansatz der einen Kniekehle bis zur zweiten Kniekehle reichen. Der Rücken des Babys wird vom Tuch gut gestützt, bleibt aber dennoch rund. Das Becken wird so leicht nach vorne gekippt.
Ein einfacher Test zeigt, ob das Kind fest genug in der Trage oder dem Tragetuch sitzt: Der Tragende beugt sich nach vorne, das Kind muss dabei so fest eingebunden sein, dass es dennoch sicher an den Körper des Erwachsenen geschmiegt bleibt.
Tragetücher bestehen aus einem feinen, nicht allzu warmen, aber sehr dehnbaren Stoff. Die Tragetücher haben eine Länge von 3,2 bis 5,2 Meter. Es anfangs nicht ganz einfach, die einzelnen Bindetechniken zu erlernen. Aber das ist reine Übungssache, die in Kursen oder bei speziellen Trageberatern vermittelt wird. Auch auf YouTube gibt es zu vielen Tüchern Anleitungen, welche das Binden erleichtern.
Im Tragetuch können Babys zu Beginn liegend getragen werden und später vor dem Bauch aufgesetzt werden. Wenn die Kinder schwerer werden, können die Eltern sie auf die Hüfte oder auf den Rücken nehmen.
Ist die Bindetechnik einmal erlernt, schafft man es unter Umständen sogar, ein schlafendes Baby hineinzusetzen, ohne dass dieses davon aufwacht.
Wer es gerne schnell mag und wem das umständliche Binden bei den Tragetüchern zu lange dauert, der kann sich mit einer Babytrage aushelfen. In diese sind Schnallen, Klettverschlüsse oder Ringe eingearbeitet, die helfen, das Baby schnell in die Trage zu setzen.
Nachteil: Es sind nicht ganz so viele Tragepositionen möglich wie beim Tragetuch. Meist werden die Kinder dann am Bauch oder später auch am Rücken getragen. Nur ein Teil der Tragehilfen ist für Neugeborene geeignet, viele sind erst für das Sitzalter gedacht. Eine Trageberaterin gibt darüber Auskunft, welche Trage für wen geeignet ist, da die Angaben der Hersteller nicht immer stimmen.
Vorsicht: Wenn Kinder nicht anatomisch korrekt eingebunden oder hineingesetzt werden, kann es zu schweren Haltungsfehlern kommen. Typische Fehler:
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Das Kind sackt in sich zusammen: Das ist ein Hinweis darauf, dass das Tuch oder die Trage nicht fest genug gebunden oder gezogen und das Baby somit nicht ausreichend gestützt wird.
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Der Rücken ist flach: Das Tuch ist falsch und zu wenig fest eingebunden.
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Das Baby schaut mit dem Gesicht nach vorne: In dieser Position ist der Rücken überstreckt. Auch die Beine hängen auf die Art einfach nach unten und werden nicht gestützt, es kann zu Fehlbildungen der Hüftgelenke kommen. Außerdem wird das Baby permanent vielen Reizen ausgesetzt und kann sich nicht zurückziehen. Das ist keine Frage der Trage oder des Alters des Kindes, sondern diese Position ist immer ungeeignet.
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Rücken und Kopf werden nicht gestützt: Das weist darauf hin, dass das Tuch falsch gebunden ist oder dass die Trage nicht dem Alter entspricht. Neugeborene kommen mit einem runden Rücken zur Welt, der erst später die typische S-Form annimmt. Wenn die Kleinen somit beim Schlafen erschlaffen, muss die Trage diesen runden Rücken entsprechend stützen. Passt die Position nicht, kann dies zu Haltungsschäden führen.
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Die Füße hängen schlaff herunter: Der Steg reicht nicht von Kniekehle zu Kniekehle. Entweder wurde sie falsch gebunden oder montiert oder sie ist nicht altersgerecht.
Beim Gebrauch von Tragetuch und Tragen im Winter zieht man dem Kind etwa gleich viele Kleiderlagen an wie sich selbst. Das Kind braucht allerdings keine eigene Jacke. Vielmehr empfiehlt sich die Anschaffung einer Tragejacke, die um Eltern und Kind gewickelt wird, oder eines Tragecovers. Dabei handelt es sich um einen speziellen Einsatz, der über das Kind im Tuch oder in der Trage gegeben wird und dieses so von außen wärmt. Kleine Kinder haben nämlich keine eigene Wärmeregulation, somit ist es wichtig, dass sie die Wärme der Eltern spüren können. Außerdem muss man so Kinder nicht gleich komplett ausziehen, wenn man von draußen nach drinnen kommt. Da Kinder häufig in der Trage schlafen, würden sie durch die Unterbrechung der Wärmezufuhr zu den Eltern mit hoher Wahrscheinlichkeit aufwachen.
- Das Geheimnis zufriedener Babys, N. Imlau, Gräfe und Unzer-Verlag, 1. Auflage, München, 2013
- Das große GU Babybuch, B. Gebauer-Sesterhenn, M. Praun, Gräfe und Unzer-Verlag, 1. Auflage, München, 2010
- Die ersten 3 Jahre meines Kindes, B. Gebauer-Sesterhenn, A. Pulkkinen, K. Edelmann, Gräfe und Unzer-Verlag, 1. Auflage, München, 2011
- 300 Fragen zum Baby, B. Laue, Gräfe und Unzer-Verlag, 1. Auflage, München, 2010