Bewegung ist gut gegen Depressionen. Das zeigt eine Reihe von Studien. Dass Teenager besonders stark von einem sportlichen Lebensstil profitieren, belegt eine schwedische Studie. "Die Jahre der Pubertät sind eine kritische Periode in der Entwicklung, denn zu diesem Zeitpunkt entwickeln sich höhere Gehirnfunktionen, sowie die sozialen und emotionalen Fähigkeiten", sagt Studienautorin Maria Åberg von der Sahlgrenska Academy in Göteborg. Eine Untersuchung an einer Million junger Männer hat gezeigt, dass Fitness in diesem Alter das Risiko von Depressionen im Erwachsenenalter verringert.
Die Forschungen beruhen auf vorangegangenen Untersuchungen, die ergaben, dass sich Fitness und Sport auch auf die Intelligenz und die akademische Karriere auswirkten. Daher sei es Zeit, an den Schulen dem Sport mehr Raum zu geben, so die Studienleiterin. Die Forscherin erklärt, dass ein körperlicher schlechter Zustand auch die Wahrscheinlichkeit eines Selbstmordes um das 1,8-fache erhöht. Den Grund vermutet Åberg darin, dass "sportliche Gehirne" auch bessere Stress-Bewältigungsstrategien hätten.
Besonders in der Pubertät sind junge Menschen nicht immer im Lot. Die "Baustelle Gehirn" ist mindestens ein 5-Jahres-Projekt, in dem oft nicht ganz klar ist, ob die Launen den natürlichen Entwicklungen des Gehirns zuzuschreiben sind oder eine psychische Störung vorliegt. Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, die Lust am Risiko und soziale Isolation: All das kann völlig "normal" sein; dem kann aber auch eine Depression zugrunde liegen.
Während Launen relativ rasch wieder vergehen, kann eine Depression über Wochen oder Monate bestehen. Als mögliche Gründe für eine Depression sehen Forscher:innen in erster Linie Frustrationen, wenn Grundbedürfnisse nicht erfüllt werden. Vernachlässigung, aber auch Überbehüten, kann derartige Symptome verursachen. Hinzu kommen Risikofaktoren wie unsichere Bindungen, Enttäuschungen und Misserfolg, Abwertung und ein negatives Selbstbild.
Video: Bewegungsübungen im Alltag
Frau Karin Schuppe, Dipl. Fitness & Personal Wellness Trainer, zeigt verschiedene Übungen die im Alltag leicht durchgeführt werden können. (Webinar, 10.04.2024)
In einer Metastudie hat die Cochrane Collaboration 39 Forschungsarbeiten gesichtet und kam zu dem Ergebnis, dass moderate sportliche Betätigung die Symptome der Depression verringert. Regelmäßiger Sport ist demnach effektiver als Medikamente. Den Grund dafür sehen Mediziner:innen in einer verbesserten Ausschüttung von Kortisol, einem Botenstoff im Gehirn, der auch die Übertragung von Neurotransmittern (chemische Botenstoffe, die die "Kommunikation" zwischen den Nervenzellen aktivieren) verbessert, die bei depressiven Menschen blockiert ist.
Darüber hinaus hat Sport einen positiven Einfluss auf das Selbstwertgefühl, wenn sich Erfolge einstellen. Der Jugendliche erlangt das Gefühl, sein Leben wieder selbst "im Griff", also unter Kontrolle zu haben. Zudem fördern gemeinsame Aktivitäten die sozialen Kompetenzen und haben darüber hinaus positive Auswirkungen wie etwa auf die Lungenfunktion und auf das Herzkreislauf-System.
Die Bandbreite an Sportmöglichkeiten ist vielfältig und richtet sich nach persönlichen Vorlieben. Günstig sind in jedem Fall Ausdauersportarten wie:
Ball- und Mannschaftssport fördern die soziale Entwicklung, können jedoch auch Frustrationen verursachen, wenn der Erfolg ausbleibt. Günstig sind daher alle Sportarten, die ein rasches Erfolgserlebnis mit sich bringen. Weniger geeignet sind Risiko- und Adrenalinsportarten (Triathlon, Rafting, Eisklettern etc.), da manche Jugendliche in der Pubertät auch ohne diese sportliche Betätigung zu riskantem Verhalten neigen. Letztlich ist es auch die ausgleichende Wirkung von Sport, die Körper und Geist nachhaltig in Balance bringt. Um mit dem konsequenten Training zu beginnen, ist es jedoch nie zu spät.
Video: Macht Bewegung wirklich gesünder?
Ao. Univ.-Prof. Dr. Thomas Schachner (Universitätsklinik für Herzchirurgie, Landeskrankenhaus Innsbruck) gibt einen Überblick über Probleme, die in Zusammenhang mit Bewegungsmangel stehen. (Webinar, 21.7.2021)