Es produziert Hormone und ist als "Geist" in Lern- und Denkabläufe involviert. Ohne das Gehirn könnten wir Seh-, Riech- oder Höreindrücke nicht verarbeiten. Kein Wunder, dass das Gehirn also gut geschützt durch eine harte Knochendecke in der Schädelhöhle liegt. Erkrankungen des Gehirns können nur bedingt vorgebeugt werden.
So ist eine ausgewogene Ernährung mit viel ungesättigten Fettsäuren und pflanzlichen Ölen förderlich für eine gute Gedächtnisleistung bis ins hohe Alter. Auch Bewegung und ein niedriger Blutdruck können etwa einen Schlaganfall verhindern. Andere Erkrankungen, wie etwa Parkinson, können hingegen nur symptomatisch medikamentös behandelt werden.
- Das Gehirn sorgt für den korrekten Ablauf lebensnotwendiger Funktionen im menschlichen Körper.
- Etwa 80 Prozent des Organs macht das Großhirn aus, weitere Teile sind der Hirnstamm sowie das Groß- und das Kleinhirn.
- Häufige Gehirnerkrankungen sind unter anderem Schlaganfall, Parkinson und Demenz.
- Erkrankungen wie Bluthochdruck, Arteriosklerose, Diabetes mellitus oder auch Depression sind Risikofaktoren und erhöhen die Wahrscheinlichkeit, eine Gehirn-Erkrankung zu entwickeln.
- Eine gesunde Ernährung mit ausreichend Vitamin B, Kohlenhydraten und Omega-3-Fettsäuren wirkt sich positiv auf das Gehirn aus und reduziert die Erkrankungsgefahr.
Video: Immer einen Schritt voraus – der Demenz zuvorkommen
Immer mehr Menschen erkranken an Demenz. Was kann man also vorbeugend dagegen unternehmen? Mag. Carmen Viereckl (Klinische Psychologin und Gesundheitspsychologin, MAS Alzheimerhilfe) gibt in diesem Webinar hilfreiche Tipps zur Prävention und zum Umgang mit der Demenzerkrankung nach einer Diagnose. (Webinar, 22.8.2022)
- Die Funktion des Gehirns ist sehr komplex und wird von dem Zusammenspiel vieler Strukturen bestimmt.
- Dabei spielen sowohl chemische (Neurotransmitter) als auch elektrophysiologische und morphologische Prozesse (neuronale Netze) eine Rolle.
- Das Gehirn und das Rückenmark werden als zentrales Nervensystem zusammengefasst.
- Im Feinbau besteht das Gehirn aus zahlreichen spezialisierten Nervenzellen, die für verschiedene Aufgaben zuständig sind.
- Zum Beispiel gibt es Nervenzellen, die für die Verarbeitung von Schmerzreizen oder Sinneseindrücken zuständig sind.
- Manche Nervenzellen übernehmen aber auch die Aufgabe, Handlungsabläufe zu koordinieren oder Blutdruck und Körpertemperatur zu regulieren.
Gelangt etwa ein Schmerzreiz, der beispielsweise durch den Griff auf eine zu heiße Herdplatte entstanden ist, ins Gehirn, verläuft er zuerst über einen Nerv bis zum Rückenmark und von dort zum zuständigen Gehirnareal. Hier erfolgt die Erkennung des Schmerzes und als Resultat das Zurückziehen der Hand von der heißen Herdplatte. Diese komplexe Reflexabfolge wird zum größten Teil durch das Gehirn gesteuert und dient auch dem Schutz vor Gefahren.
Das Gehirn besteht aus 2 Hälften, auch linke und rechte Hemisphären genannt. Die beiden Hälften sind in der Mitte durch einen Balken verbunden. Funktionell kann das Gehirn in vier Bereiche aufgeteilt werden:
- Das Großhirn: ist der größte Teil und macht in etwa 80 Prozent der gesamten Hirnmasse aus. Es besteht aus Furchen und Windungen, wodurch sich die Oberfläche des Großhirns noch einmal vergrößert. Man kann mikroskopisch die graue und die weiße Substanz unterscheiden.
- Das Kleinhirn: nimmt eine wichtige Funktion in der Koordination und Steuerung der Feinmotorik und der Reflexe ein.
- Das Zwischenhirn: enthält den Thalamus und Hypothalamus, die eine wichtige Schaltzentrale für den Hormonhaushalt sind.
- Der Hirnstamm: liegt unterhalb des Zwischenhirns und besteht aus dem verlängerten Rückenmark, der Brücke und dem Mittelhirn.
Großhirn
Das Großhirn wird in verschiedene Lappen unterteilt, von denen jeder eine andere Aufgabe hat.
- Frontallappen: Hier werden Bewegungsabläufe koordiniert und kognitive Prozesse ausgeführt. Er kontrolliert auch unsere Affekte.
- Parietallappen: Hier werden sensorische Informationen und Reize verarbeitet. Auch die Fähigkeit zur Aufmerksamkeit, das räumliche Denken, Lesen und Rechnen werden hier ermöglicht.
- Temporallappen: Hier befindet sich das Sprachzentrum, das für das Sprachverständnis zuständig ist. Außerdem liegt im Temporallappen auch der Hippocampus, der für Gedächtnis und Lernen verantwortlich ist und die Amygdala, die Gefühle reguliert.
- Okzipitallappen: Im Okzipitallappen liegt das Sehzentrum. Hier werden Seheindrücke gesammelt und verarbeitet.
Kleinhirn
Das Kleinhirn (Zwischenhirn) hat die Aufgabe, Bewegungsabläufe zu koordinieren. Die wichtigsten Bereiche des Zwischenhirns sind der Thalamus und der Hypothalamus:
- Thalamus: Er leitet sensible und sensorische Impulse an das Großhirn weiter und bereitet sie so auf, dass das Großhirn sie verarbeiten kann. Zum Beispiel werden Schmerzen und andere sensible Reize über Nervenfasern zum Thalamus geleitet, dort verknüpft und dann an das Großhirn weitergeleitet.
- Hypothalamus: Er regelt wichtige Vorgänge des Hormonhaushalts, wie etwa den Schlafrhythmus, das Temperaturempfinden, die Nahrungs- und Wasseraufnahme oder das Sexualverhalten.
Hirnstamm
Der Hirnstamm kontrolliert verschiedene Reflexe:
- Hustenreflex
- Harndrang
- Schlucken
- Erbrechen
Koordinierung von lebenswichtigen Funktionen:
- Atmung
- Kreislauffunktion
- Bewusstseinslage
Schädigungen im Hirnstammbereich können schwerwiegende Syndrome verursachen. Mögliche Folgen einer Schädigung können mit einer komatösen Bewusstseinslage einhergehen.
Je nachdem welcher Abschnitt des Gehirns betroffen ist, können ganz verschiedene Erkrankungen auftreten.
Schlaganfall
- Der Schlaganfall ist eine der häufigsten Gehirnerkrankungen und entsteht durch Verschluss eines Gehirngefäßes gefolgt von einer Sauerstoffunterversorgung.
- Die Unterversorgung kann entweder durch ein Blutgerinnsel hervorgerufen werden, das das Gefäß verstopft, oder durch eine Blutung, ausgelöst durch ein geplatztes Gefäß. In beiden Fällen gelangt zu wenig Sauerstoff in den betroffenen Gehirnabschnitt und es wird Gehirnsubstanz zerstört.
- Die Ursachen für einen Schlaganfall sind sehr vielseitig. Eine häufige Ursache sind Herzerkrankungen, wie etwa Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen oder Bluthochdruck.
- Embolien können auch zu einer Verstopfung der Hirngefäße führen. Es kann sich hierbei um Fett-, Luft- oder arterielle Embolien handeln.
- Einen besonderen Risikofaktor stellt die Arteriosklerose dar, die die Bildung von Plaque in den Gefäßen begünstigt. Diese Ablagerungen in den Gefäßen können sich unter bestimmten Umständen lösen und eine Embolie auslösen.
- Entzündliche Gefäßverschlüsse sollten ebenfalls in Betracht gezogen werden. Jedes Gehirngefäß versorgt einen bestimmten Gehirnabschnitt und je nachdem, welches Gefäß von dem Schlaganfall betroffen ist, treten unterschiedliche Symptome auf.
Parkinson
- Parkinson entsteht durch fehlende Nervenzellen im Gehirn, was zu einer verminderten Dopaminausschüttung führt.
- Die Folge sind Symptome, die unter dem klassischen Parkinson-Trias zusammengefasst werden: Ruhetremor, Rigor und Akinese. Als Rigor wird eine Anspannung der Muskulatur ohne Widerstand bezeichnet. Von Ruhetremor spricht man, wenn eine Zitterbewegung der Extremität in Ruhe erfolgt und Akinese bezeichnet einen langsameren Bewegungsablauf, mit kleineren Schritten.
- Behandelt wird die Parkinson-Krankung mit bestimmten Medikamenten, die die Dopaminfreisetzung unterstützen oder die Wirkung des Botenstoffes Dopamin nachahmen.
Demenz
- Unter dem Begriff der Demenz versteht man eine Verminderung der kognitiven Leistungen, die durch verschiedene Erkrankungen des Gehirns verursacht wird.
- Die bekannteste Form der Demenz ist die Demenz vom Alzheimer-Typ, die 69 Prozent aller Demenz-Erkrankungen ausmacht.
- Typisch für diese Form der Demenz ist die Beeinträchtigung des abstrakten Denkens, sowie die Persönlichkeitsveränderung, die mit depressiven Verstimmungen und euphorischen Gemütslagen einhergehen kann.
Tumore
- Die Vielfalt der Tumore, die das Gehirn betreffen, ist sehr groß. Generell sind Gehirntumore aber eine seltene Erkrankung. Lediglich 8 bis 9 von 100.000 Einwohnern sind betroffen. Man unterscheidet zwischen gutartigen und bösartigen Tumoren.
- Zu den Symptomen zählen psychische Veränderungen, Sehstörungen, epileptische Anfälle und starke Kopfschmerzen. Tumore, wie etwa das Medullablastom, das Ependymom oder das pilozytische Astrozytom kommen vermehrt im Kindes- und Jugendalter vor. Glioblastome, Meningeome oder Neurinome hingegen treten hauptsächlich im Alter von über 50 Jahren auf.
- Die Prognose hängt von der Art des Tumors ab. Glioblastome haben meistens eine sehr schlechte Prognose, da sie schnell wachsen und eine Operation meistens keine Heilung verschafft. Meningeome hingegen sind in den meisten Fällen gutartig und können ohne bleibende Schäden gut operativ entfernt werden.
Für jede Gehirnerkrankung gibt es verschiedene Risikofaktoren. Meist sind es Kombinationen aus genetischen und psychosozialen Faktoren. Risikofaktoren für einen Schlaganfall sind hohe Blutdruckwerte und Arteriosklerose, die durch Rauchen, Übergewicht und fettreiche Ernährung begünstigt werden kann.
Demenzerkrankungen sind teilweise erblich bedingt. Sie können aber durch Vereinsamung im hohen Alter, depressive Verstimmungen oder bestehende Vorerkrankungen, wie Diabetes mellitus, Bluthochdruck oder Niereninsuffizienz, begünstigt werden.
- Bestimmte degenerative Erkrankungen wie Demenz oder Alzheimer können durch präventive Maßnahmen bekämpft werden.
- Die richtige Ernährung spielt eine wichtige Rolle bei der Vorbeugung von degenerativen Erkrankungen.
- Vitamin B, in Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Salat, Milch, Eiern und Käse enthalten, fördert die Gedächtnisleistung.
- Kohlenhydrate sind wichtig, um das Gehirn mit Zucker zu versorgen.
- Tierische Fette sollten durch Pflanzenöle ersetzt werden.
- Omega-3-Fettsäuren, in Fisch und Pflanzenölen enthalten, sind entscheidend für eine gute Gedächtnisleistung.
- Ausreichende Flüssigkeitszufuhr in Form von Wasser oder Tee ist ebenfalls wichtig.
- Sport und Bewegung fördern die Durchblutung und die Gesundheit des Gehirns, verringern das Arterioskleroserisiko und senken die Schlaganfallwahrscheinlichkeit.
- Gehirntraining, wie Kopfrechnen, Kreuzworträtsel, Lesen oder Pflege sozialer Kontakte, kann Demenzerkrankungen vorbeugen.
- Eine ausreichende Schlafdauer von mindestens 7 Stunden ist wichtig, da sich das Gehirn im Schlaf erholt. Schlafstörungen sollten mit einer Ärzt:in abgeklärt werden.
Video: Demenz: Gedächtnis und Lernen verstehen
Univ.-Prof. Dr. Reinhold Schmidt (Leitung der Klinischen Abteilung für Neurogeriatrie, Med Uni Graz) erklärt, wie das Gedächtnis funktioniert und was sich bei Demenz-Erkrankungen verändert.
- Duale Reihe Neurologie, K. Masuhr, Thieme Verlag, 6. Auflage, Stuttgart, 2007
- Neurologie, H. Delank, Thieme Verlag, 11. Auflage, Stuttgart, 2006
- Checkliste Neurologie, H. Grehl, 5. Auflage, Thieme Verlag, Stuttgart, 2013
- Arbeitsgemeinschaft Neuropsychologie (06.03.2023)