Wie wir atmen, sagt viel darüber aus, was wir tun und wie wir es tun: So atmen wir etwa beim Liegen anders als beim Laufen, viele halten vor Schreck den Atem an, während mancher vor Zufriedenheit seufzt.
Besonders Leistungsdruck und Stress sowie Ängste führen bei vielen Menschen zu einer flachen Atmung. Dadurch wird nur ein geringer Anteil des gesamten Lungen-Volumens genutzt. Das führt zu einer verminderten Sauerstoffaufnahme und -verteilung im Körper, die Leistungsfähigkeit von Muskeln und Organen, vor allem des Gehirns ist gesenkt. Mit den Atemtechniken der Atemtherapie wird diesem Sauerstoff-Mangel entgegengewirkt.
Die Atemtherapie kommt etwa zur Verbesserung der Lungenfunktion aber auch bei Stress zum Einsatz. Sie kann angewandt werden bei...
- Körperlichem und psychischem Stress, Burnout, Energiemangel und Erschöpfung
- Schlafstörungen, Depressionen
- Verspannungen des Bewegungsapparates
- Asthma, Atemnot, Atembeschwerden oder -einschränkungen
- Chronischer Bronchitis
- Lungenemphysem
- Lungenentzündung
- Rippenfellentzündung
- Verletzungen des Brustkorbes
- Nach Brust- und Bauchoperationen
- Mukoviszidose
Grundlage der Therapie ist, den eigenen Atem zu beobachten, ihn bewusst in Ruhe ebenso wie in Bewegung zu erfahren. Dabei soll der Atem nicht willentlich gelenkt werden, sondern in ganz natürlichem Rhythmus fließen. Durch die bewusste Wahrnehmung der Atmung soll sie zu einer Kraftquelle des Körpers werden und kann damit als eine Art Meditations- und Entspannungstechnik angesehen werden.
Häufig findet die Atemtherapie auch als Teil verschiedener Entspannungsverfahren wie beispielsweise Qigong oder Yoga Anwendung. Es gibt aber auch eine Sammlung hochwirksamer Atem- und Bewegungsübungen, die in der "Integrativen Atemgymnastik" gelehrt werden.
Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Zwerchfellatmung (oder Bauchatmung): Während sich bei der oberflächlichen Brustatmung nur der Brustkorb bewegt, zieht sich bei der Bauchatmung das Zwerchfell zusammen. Durch tiefes Ein- und Ausatmen wird dabei das gesamte Volumen der Lunge ausgenutzt und es gelangt mehr Sauerstoff in den Körper.
Unbewusstes, zu flaches Atmen kann unter anderem durch diese Übungen beim Ein- und Ausatmen trainiert werden:
- Einatmen: Langsam durch die Nase einatmen, dabei ein Nasenloch zuhalten. Atmen Sie tief ein. Die Atembewegung können Sie am besten nachvollziehen, wenn Sie Ihre Hand abwechselnd auf den Bauch und abwechselnd auf den Brustkorb legen und fühlen, wie sich beides beim Einatmen hebt und beim Ausatmen senkt.
- Ausatmen: Halten Sie sich mit etwas Abstand ein Tuch oder eine Kerze vor den Mund, die Sie anpusten. Sie können auch langsam und bewusst ausatmen, indem Sie währenddessen mit der Atemluft Zahlen oder Buchstaben in die Luft schreiben.
Wer die Übungen verinnerlicht hat und seine eigene Atmung bewusst wahrnimmt, kann die Technik dauerhaft beibehalten und in Stresssituationen gezielt zur Entspannung einsetzen.
Nehmen Sie sich Zeit, die Atemübungen in Ruhe durchzuführen und mehrfach zu wiederholen. Tägliches Üben wäre von Vorteil.
Sollten Sie durch die Atemübungen anfangen übermäßig schnell und tief zu atmen bzw. ein einsetzendes Schwindelgefühl bemerken, brechen Sie die Übungen ab. Anzeichen für die übermäßige Sauerstoffversorgung durch verstärktes Einatmen sind Kribbeln oder Taubheitsgefühl an den Händen, den Füßen oder im Mundbereich sowie Schwindelgefühl.
Atemübungen können Sie sich von Ihrem Hausarzt, einem Physiotherapeuten, ausgebildeten Atemtrainern oder Atemtherapeuten zeigen lassen. Danach erfolgt die Atemtherapie eigenverantwortlich und dient der Selbsthilfe vor allem in Stresssituationen.
Die Atemtherapie hilft, sich in stressigen Situationen zu entspannen und bei Atemwegserkrankungen die Lungenfunktion zu verbessern. Sollte jedoch ein akuter Asthmaanfall oder eine andere Erkrankung auftreten, ersetzt die Therapie nicht die notwendigen Medikamente oder den Besuch bei Ihrem Arzt. Die Übungen können Sie kostenfrei zuhause durchführen.
- Alternative Heilmethoden von A-Z, M. Boksch, BLV Buchverlag GmbH & Co. KG, München, 2008
- Klinisches Wörterbuch, Pschyrembel, Walter de Gruyter GmbH & CoKG, Berlin, 2013
- Gesundheit heute, Dr. med. A. Schäffler (Hrsg.), Trias Verlag, Stuttgart, 2014
- Pschyrembel Therapie, Walter de Gruyter GmbH & CoKG, Berlin, 2009