Rund 5,8% der Österreicher:innen sind betroffen, davon leiden ca. 5% an schwerem Asthma. Bei dieser Erkrankung handelt es sich um eine chronische Entzündung der Atemwege, die in der Regel durch die typischen Symptome wie Atemnot, keuchendes Atmen, Engegefühl in der Brust und Husten zum Vorschein kommt. Diese Symptome können in ihrer Intensität variieren und treten unregelmäßig auf. Diese Schwankungen werden häufig durch Faktoren wie körperliche Betätigung, Allergien, Wetterveränderungen oder virale Infektionen der Atemwege ausgelöst.
- Bei Asthma handelt es sich um eine chronische Entzündung der Atemwege.
- Die Erkrankung kann durch unterschiedliche Faktoren ausgelöst werden.
- Die Diagnosestellung erfolgt durch eine asthmaspezifische Anamnese und verschiedene Testverfahren.
- Die Behandlung besteht in erster Linie aus vorbeugenden Medikamenten und bronchial-erweiternden Anwendungen für einen akuten Asthmaanfall.
Art | Atemwegserkrankung |
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Ursachen | Allergien, sportliche Anstrengungen, Stress, Erkältungen zählen zu den Auslösern. |
Symptome | Wiederholtes Auftreten anfallartiger Atemnot, pfeifende, keuchende Atemgeräusche, Brustenge, Husten |
Diagnose | Anamnese und Testverfahren (Lungenfunktion, Allergieaustestung, Blutuntersuchungen und Analyse der Ausatemluft) |
Behandlung | Unterschiedlich, je nach Schweregrad der Asthmaerkrankung |
Etwa jedes 10. Kind und etwa jeder 20. Erwachsene sind an Asthma erkrankt. Laut der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie sind es etwa 42.000 Kinder zwischen 2 und 6 Jahren, während bei den Volksschulkindern etwa 10 % betroffen sind. In den letzten Jahren ist diese Zahl stetig angestiegen. Somit ist Asthma die häufigste chronische Erkrankung bei Kindern.
Video: Atemprobleme durch Allergien – Oder vielleicht doch Asthma?
Dr. Michaela Popp (Fachärztin für Pneumologie, Lungenzentrum Wien 19) zeigt die Unterschiede zwischen Allergien und Asthma auf. (Webinar, 3.3.2021)
Asthma kann durch unterschiedliche Faktoren ausgelöst werden. Hauptsächlich sind Allergien dafür verantwortlich. Auch Auslöser sein können:
- sportliche Anstrengungen,
- Stress
- oder Erkältungen
Allergisches (extrinsisches) Asthma |
Das allergische Asthma ist eine genetisch determinierte Erkrankung, somit potenziell vererbbar und die häufigste Asthma Form. Trigger für Beschwerden sind äußere (extrinsische) Reize. Asthma Anfälle auslösen können besonders Allergene (Eiweiß-Bestandteile) von
Die Sensibilisierung auf Allergene beginnt meist schon in den ersten Lebensjahren. Es entsteht eine Überempfindlichkeit in den Atemwegen, aber auch häufig in den Augenbindehäuten und Haut. Die allergische Sensibilisierung führt zu einer Entzündungsreaktion. Unter den genannten Triggern kommt es in den Atemwegen zu einer Verkrampfung der Bronchien und die Schleimhaut schwillt an (siehe Abbildung). Unbehandelt nimmt die Schleimhaut durch die vermehrten Entzündungen immer mehr Schaden und wird zunehmend empfindlicher gegenüber eingeatmete Stoffe. Die Beschwerden wie Husten und Atemnotattacken nehmen zu und das Risiko für schwere Asthma Anfälle damit auch. |
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Nicht-allergisches (intrinsisches) Asthma |
Einige Patient:innen haben eine Form von Asthma, welche nicht durch Allergien verursacht wird. Diese Art von Asthma beginnt meist im erwachsenen Alter jenseits des 50 Lebensjahrs und verläuft meist schwer. Die Trigger für Beschwerden sind:
Die Entstehung dieses Asthma ist Gegenstand der intensiven Forschung. |
Die typischen vier Symptome bei Asthma sind:
- wiederholtes Auftreten anfallartiger, oftmals nächtlicher Atemnot
- pfeifende, keuchende Atemgeräusche
- Brustenge
- Husten (mit und ohne Auswurf)
Diese Symptome sind nicht immer gleich stark vorhanden. Unbehandelt verschlimmern sie sich oft und führen dann auch zu Beschwerden nachts oder frühmorgens. Es kann auch zu einer plötzlichen, starken Atemnot kommen (= Asthmaanfall).
Typisch ist, dass die Symptome variabel auftreten, sowohl in der Intensität als auch in der Dauer. Früher (vor Etablierung der modernen Asthmatherapie) kam es bei Betroffenen oft zu sehr schwersten Anfällen (Status asthmaticus). Dank moderner Medikamente sind diese Situationen selten geworden, sofern die Patient:in, die für sie richtige Therapie einnimmt. Für ein optimales, üblicherweise lebenslanges Therapiemanagement ist eine Zusammenarbeit zwischen einer geschulten Ärzt:in und Patient:in unabdingbar.
Dank der guten, nebenwirkungsarmen Behandlungsmöglichkeiten ist für die meisten Asthmatiker:innen ein ganz normales Leben möglich. Zu den wichtigen Begleitmaßnahmen zählt natürlich gegebenenfalls eine Nikotinkarenz (Zigarettenrauchen), da Tabakteer den Verlauf der Erkrankung verschlechtert und die ansonsten effektive Asthmatherapie teils neutralisiert.
Bei Auftreten von zwei oder mehreren typischen Symptome sollten eine Haus- oder Lungenfachärzt:in aufgesucht werden. Diese kann eine gute medikamentöse Einstellung vornehmen durch:
- eine asthmaspezifische Anamnese (eingehendes Gespräch)
- und Testverfahren (umfassende Lungenfunktion, Allergieaustestung, Blutuntersuchungen und Analyse der Ausatemluft auf spezifische Atemwegs Entzündungsteilchen – siehe weiter unten)
Wichtig ist es, andere Krankheiten auszuschließen oder nachzuweisen, die mit einem Asthma gemeinsam auftreten oder Asthma ähnliche Beschwerden auslösen können. Hierbei kann speziell beim nicht allergischen Asthma eine Computertomographie der Lunge notwendig sein.
Üblicherweise erfolgt von der Hausärzt:in die Zuweisung zu einer Lungenfachärzt:in und nur selten (speziell beim nicht allergischen Asthma) ist es notwendig, die Patient:in einem Spital zur weiteren invasiven Diagnostik (Bronchoskopie = Lungenspiegelung) zuzuweisen.
Lungenfunktion | Basis der Lungenfunktion ist die spirometrische Erfassung der Atemstoßwerte in der ersten Sekunde (FEV1 und FEV1/FVC). Diese Untersuchungseinheit ist üblicherweise bei der Hausärzt:in oder Internist:in verfügbar. Weiterführende Lungenfunktionsmessungen erfolgen dann bei einer Lungenfachärzt:in wie Ganzkörperlungenfunktion (Bodyplethysmographie), Sauerstoff-Gasaustauschmessung (Diffusionskapazitätsmessung) und eventuell auch eine bronchiale Provokation mit Histamin oder Methacholin. |
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Allergieaustestung | Im Rahmen der Allergieaustestung wird routinemäßig ein Haut-Prick-Test und meist auch ein Bluttest durchgeführt, da im Pricktest Kreuzreaktionen durch Panallergene zu falsch positiven Ergebnissen führen können. |
Blutuntersuchung | Im Bluttest können spezifische Antikörper (IgE) gegen Allergene nachgewiesen werden. Diesbezüglich kommt das RAST Testverfahren oder neuerdings auch der noch spezifischere molekulare Tests auf Allergenkomponenten zum Einsatz. Komponenten Testverfahren können nur von spezialisierten Allergielabors durchgeführt werden. Die Beratung diesbezüglich erfolgt meist über eine Fachärzt:in. |
Eine exakte Allergie Diagnostik ist wichtig für eine eventuelle Hyposensibilisierung gegen relevante Allergien bei der betroffenen Patient:in. Die Hyposensibilisierung ist mittlerweile Standard in allen/weltweiten Leitlinien zur Therapie des allergischen Asthmas.
Zusätzliche Testverfahren sind:
- der Nachweis von erhöhten eosinophilen Granulozyten im peripheren Blutbild
- und die Messung/Analyse von FeNO (fraktioniertes Strickoxyd in der Ausatemluft).
Beide Verfahren helfen der geschulten Ärzt:in in der Diagnose und Verlaufstherapie des Asthma bronchiale.
Die meist lebenslange Therapie besteht in erster Linie aus vorbeugenden Medikamenten und bronchial-erweiternden Anwendungen, die die Patient:in für einen akuten Asthmaanfall benötigt.
Wichtiger Bestandteil der modernen, zeitgemäßen Asthmatherapie ist die Kombination eines niedrig dosierten Corticoids (ICS) und eines rasch wirksamen Langzeit-Bronchialerweiterers (LABA). Durch die eine Fix-Dosierungen (ISC/LABA) kann die Corticoid-Menge reduziert werden, bei besserer Effektivität. Das heißt meistens für die Patient:in optimale Asthmatherapie ohne relevante Nebenwirkungen.
Begleitend dazu können Schleimlöser verschrieben werden. Aber auch die Patient:in selbst kann einiges dazu beitragen, seine Therapieform zu unterstützen (siehe weiter unten).
Mehr zum Thema: Asthma » Die Entzündung mit Kortison behandeln
Basierend auf dem Schweregrad der Asthmaerkrankung kommen unterschiedliche Behandlungsformen zum Einsatz. Ziel ist es, den Zustand eines kontrollierten Asthmas zu erreichen und ein zukünftiges Verschlechterungs-Risiko zu reduzieren.
Schweregrad | Beschwerden | Empfohlene Behandlung | Weitere Behandlungsmöglichkeiten1 | |
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Stufe 1 | leichtgradig | zeitweilige Beschwerden (< zwei Mal pro Monat) | niedrige Dosis ICS/Formoterol bei Bedarf2 | niedrige Dosis ICS immer wenn SABA (bronchialerweiterndes Medikament) verwendet wird3 |
Stufe 2 | leichtgradig | Beschwerden mehrmals pro Woche | täglich niedrige Dosis ICS oder niedrigdosiert ICS/Formoterol bei Bedarf2 | LTRA oder niedrige Dosis ICS immer wenn SABA verwendet wird3 |
Stufe 3 | mittelgradig | Beschwerden können nicht verhindert werden, obwohl regelmäßig ein kortisonhaltiges Spray/Pulver mit niedriger Dosis genutzt wird | niedrige Dosis ICS/LABA als Erhaltungs- und Bedarfsmedikation4 | mittlere ICS-Dosis oder niedrige Dosis ICS in Kombination mit LTRA5 |
Stufe 4 | schwer | Beschwerden können nicht verhindert werden, obwohl die Medikamente entsprechend Stufe 3 richtig und regelmäßig verwendet werden | ICS/LABA in mittlerer Dosis als Erhaltungs- und niedrigdosiertes ICS/Formoterol als Bedarfsmedikation4 | hohe ICS Dosis – zusätzlich Tiotropium oder LTRA5 |
Stufe 5 | schwer | andauernde Beschwerden trotz der Behandlung gemäß der vorherigen Stufen | hohe Dosis ICS/LABA – bezogen auf phänotypische Bewertung ± zusätzlicher Medikation z. B.: Tiotropium, Anti-IgE, Anti-IL-5(R)- oder Anti-IL4R-Gabe als Langzeittherapie ICS/Formoterol in niedriger Dosis als Bedarfsmedikation4 | niedrigste effektive Dosis oraler Kortikoide, aber Nebenwirkungen berücksichtigen |
Abkürzungen: ICS = inhalatives Kortikosteroid, LABA = langwirkendes Betamimetikum, LTRA = Leukotrienrezeptor-Antagonist, SABA = bronchialerweiterndes Medikament
1 SABA als Option für die Bedarfsmedikation.
2 Off-Label; Daten nur für Budesonid/Formoterol vorhanden.
3 Off-Label; separat oder kombinierte ICS- und SABA-Inhalatoren.
4 Niedrigdosiertes ICS/Formoterol ist die Bedarfstherapie bei Patienten, denen Budesonid/Formoterol oder Beclometason-Dipropionat/Formoterol als Erhaltungs- und Bedarfstherapie verschrieben wurde.
5 HDM SLIT bei sensibilisierten Patienten mit allergischer Rhinitis und einem geschätzten FEV1 > 70 % in Erwägung ziehen.
- Allergene vermeiden: Bei allergischem Asthma sollte der Kontakt zum auslösenden Allergen weitestgehend vermieden werden. Als Pollenallergiker:innen kann man sich über die Blühzeiten der verschiedenen Auslöser informieren, Tierhaarallergiker:innen sollten andenken, sich von ihren Haustieren zu trennen und bei Allergie gegen Hausstaubmilben ist eine grundsätzliche Sanierung von Betten, Teppichböden oder Vorhängen anzuraten. Auch bei nicht-allergischem Asthma ist es wichtig, die persönlichen Auslöser zu kennen und diese zu meiden.
- Atemübungen: Sportliche Betätigung für alle Asthmaschweregrade. Speziell bei fortgeschrittenem, schwereren Asthma mit persistierend eingeschränkter Lungenfunktion können atemgymnastische Übungen, welche Teil einer Physiotherapie sind, den Körper kräftigen und stärken somit die Atemmuskulatur. Hierzu zählt z. B. die Lippenbremse (Ausatmen mit gespitzten Lippen und aufgeblasenen Wangen), welche bei schwerer Atemnot verhindern kann, dass die Atemwege kollabieren. Ebenso kann der Kutschersitz (Unterarme auf die Oberschenkel stützen und den Kopf entspannt nach unten hängen lassen) dazu beitragen, die akute Atemnot schnell zu lindern.
- Rauchstopp: Wer aufs Rauchen verzichtet, kann viel dazu beitragen, Asthma-Anfälle zu verhindern. Der Tabakrauch verschlimmert nämlich die bereits vorhandene Entzündung der Atemwege und schwächt die körpereigenen Abwehrkräfte. Ebenso benötigen Raucher:innen meist eine stärkere medikamentöse Behandlung, um ihr Asthma kontrollieren zu können. Der Rauch-Stopp ist somit eine wirksame Maßnahme, die Asthmatherapie zu unterstützen – das gilt auch für Kinder mit Asthma, die dadurch vor dem Passivrauchen geschützt werden.
Mehr zum Thema: Rauchstopp » Wie gelingt der Verzicht?
- Volkskrankheit Asthma/COPD, H. Lingner, K. Schultz, F.-W. Schwartz, Springer Verlag, Heidelberg 2010
- Asthma im Öffentlichen Gesundheitsportal Österreichs (22.09.2021)
- Deutscher Allergie- und Asthmabund (22.09.2021)
- Lommatzsch, M.: Moderne Asthma-Therapie im Licht der neuen Leitlinien. In: DMW. 2018: 143(11): 806-810. (22.09.2021)
- GINA – Global Strategy for Asthma Management and Prevention (Updated 2019) (22.09.2021)
- Deutsche Atemwegsliga e.V. (22.09.2021)