Syphilis (Lues, Franzosenkrankheit, Maselsucht)

Abbildung des Bakteriums Treponema pallidum
Syphilis ist eine Geschlechtskrankheit, die durch Bakterien verursacht wird.
© Kateryna Kon / Shutterstock.com
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Syphilis ist eine Geschlechtskrankheit, die unbehandelt in vier Stadien verläuft. Die Zahl der Neuerkrankungen nimmt seit einigen Jahren wieder zu.

Medizinische Expertise

Wolfram Hötzenecker

Prim. Priv.-Doz. DDr. Wolfram Hötzenecker, MBA

Vorstand der Klinik für Dermatologie und Venerologie, Abteilung für Dermatologie und Venerologie, Med Campus III., Kepler Universitätsklinikum Linz
Krankenhausstraße 7a, 4020 Linz
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Syphilis, auch Franzosenkrankheit oder Harter Schanker genannt, ist wieder im Vormarsch. Seit 2010 stieg die Zahl um knapp 70 Prozent auf über 33.000 im Jahr 2017. Das sind mehr bestätigte Syphilis- als HIV-Fälle in Europa seit dem Jahr 2000.

  • Bei Syphilis handelt es sich um eine chronische Infektionskrankheit.
  • Syphilis wird fast ausschließlich durch Sexualkontakte übertragen.
  • Unbehandelt verläuft die Erkrankung in vier Stadien.
  • Die Therapie erfolgt durch die Gabe von Penicillin, bei Unverträglichkeit werden andere Antibiotika verwendet.
Art chronische Infektionskrankheit
Ursachen Übertragung fast ausschließlich über Sexualkontakte
Symptome unterschiedlich, je nach Stadium
Diagnose Anamnese, körperliche Untersuchung, Abstrich des Sekrets aus den Hautgeschwüren, Blutuntersuchung
Therapie Penicillin, bei Allergie andere Antibiotika

Die Zahl der bestätigten Syphilis-Fälle in Europa ist in den vergangenen Jahren stark angestiegen. Laut Bericht des Europäischen Zentrums für Krankheitsprävention und -kontrolle (ECDC) infizieren sich Männer im Alter von 25 bis 34 Jahren im Verhältnis zu Frauen und anderen Altersgruppen besonders häufig mit der sexuell übertragbaren Krankheit. Männer, die Sex mit anderen Männern hatten und in städtischen Gebieten lebten waren am häufigsten betroffen.

In Österreich besteht gesetzlich eine beschränkte Meldepflicht. Das heißt, dass Personen, die den Anordnungen des behandelnden Arztes nicht Folge leisten, dem Gesundheitsamt gemeldet werden müssen. In Österreich gab es laut ECDC-Report im Jahr 2013 insgesamt 538 bestätigte Fälle, für die darauffolgenden Jahre wurden laut dem Bericht keine Daten mehr zur Verfügung gestellt.

Syphilis ist eine sexuell übertragbare, chronische Infektionskrankheit. Der Erreger dieser Erkrankung ist das Bakterium Treponema pallidum. Syphilis wird durch Kontaktinfektion oder über den Blutweg übertragen. Das Bakterium ist äußerst empfindlich und benötigt ein körperwarmes, feuchtes Umfeld. Die Syphilis wird deshalb fast ausschließlich durch Sexualkontakte – vaginal, oral oder anal – übertragen. Den besten Schutz vor Syphilis und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten bietet das Kondom. Erkrankte Frauen können in der Schwangerschaft oder bei der Geburt ihr Kind infizieren.

Der Verlauf der Erkrankung wird in vier Stadien eingeteilt.

Primäre Syphilis Etwa drei Wochen nach der Infektion treten die ersten Symptome auf. Zuerst entwickelt sich ein roter Fleck, daraus bildet sich dann ein Geschwür mit verhärteten Rändern, das eine farblose, hoch ansteckende Flüssigkeit absondert. Je nach Art der Ansteckung entsteht dieses Geschwür an Penis, Schamlippen oder Vagina (Vaginalverkehr), im Mund- und Rachenraum (Oralverkehr) oder am Enddarm (Analverkehr). Eine bis zwei Wochen darauf kommt es zu einem Anschwellen der benachbarten Lymphknoten. Diese Symptome können unerkannt bleiben und ohne Behandlung nach rund vier bis sechs Wochen wieder abklingen. Die Erkrankung selbst sowie die Übertragbarkeit bleiben jedoch bestehen.
Sekundäre Syphilis Nach rund vier bis zehn Wochen geht die Syphilis in das sekundäre Stadium über. Über Blut- und Lymphgefäße hat sich die Erkrankung im gesamten Körper ausgebreitet. Fieber, Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit und Kopfschmerzen sind typische Symptome. Es bildet sich ein Hautausschlag ohne Juckreiz. Häufig treten Bläschen (Papeln) an Hand- und Fußsohlen auf, können jedoch den ganzen Körper betreffen. Diese Beschwerden verschwinden nach rund vier Monaten wieder, können aber, so die Ursache nicht behandelt wird, wiederkehren. Eine Übertragbarkeit ist weiterhin gegeben.
Tertiäre Syphilis Ohne Behandlung erreicht die Syphilis das nächste Stadium. Es entstehen verhärtete Knötchen, die zu großen Hautgeschwüren zusammenwachsen können. Eine Syphilis kann eine bleibende Schädigung von Herz, Gehirn, Leber und anderen Organen sowie der Haut und Knochen zur Folge haben. Bei der Neurosyphilis wird fortschreitend Nervengewebe von Gehirn oder Rückenmark angegriffen. Dadurch kann es zu Wesensveränderungen bis hin zur Demenz kommen. Weitere mögliche Folgen sind neurologische Beschwerden, wie blitzartige Schmerzen in Rücken oder Beinen, sowie sensible Missempfindungen. Es kann auch zu Beschwerden beim Gehen kommen.
Kongenitale Syphilis Die Erreger der Syphilis können bei Schwangeren über die Plazenta (Mutterkuchen) auf den Fötus übertragen werden. Eine nicht rechtzeitig erkannte und behandelte Syphilis bei Schwangeren führt zu schweren Schäden an den Organen des Ungeborenen. Es kann zu einer Fehlgeburt kommen oder das Kind ist bereits erkrankt. Eine beim Kind angeborene Syphilis kann Missbildungen und andere schwere Probleme wie etwa Entzündungen oder Blindheit hervorrufen.

 

Für die Diagnose erfragt die Ärzt:in zuerst die Krankengeschichte der Patient:in (Anamnese) und führt eine körperliche Untersuchung durch. Mittels eines Abstrichs des Sekrets aus den Hautgeschwüren kann das Erreger-Bakterium nachgewiesen werden. Bei Verdacht auf Syphilis gibt eine Blutuntersuchung Gewissheit.

Besteht der Verdacht, dass sich die Krankheitserreger bereits auf das zentrale Nervensystem ausgebreitet haben, wird auch eine Probe der Rückenmarksflüssigkeit entnommen. Auskunft über eine eventuelle Infektion können auch Tests aus der Apotheke, sogenannte STI-Schnelltests, liefern. Allerdings ist zu beachten, diese aus einer seriösen Quelle zu beziehen und Produkte mit der CE-Kennzeichnung zu verwenden.

Syphilis wird mit Penicillin behandelt. Besteht eine Allergie, werden andere Antibiotika verwendet. Patient:innen, die sich im ersten oder zweiten Stadium befinden, wird das Antibiotikum über den Zeitraum von zwei Wochen verordnet. Ist die Erkrankung weiter fortgeschritten, erfolgt die Gabe von Antibiotika für mindestens drei Wochen. Während der Therapie muss die Patient:in auf sexuelle Aktivität verzichten. Jeweils drei, sechs, neun und zwölf Monate nach der Behandlung wird eine Nachuntersuchung durchgeführt.

 

Untersucht und gegebenenfalls behandelt müssen auch die Sexualpartner:innen der Patient:in werden. Bei Syphilis im Anfangsstadium müssen alle Sexualpartner:innen der vergangenen drei Monate, ab Krankheitsstadium zwei müssen alle Sexualpartner:innen der letzten zwei Jahre informiert werden. Zudem ist zu beachten, dass neben der Syphilis auch andere Geschlechtserkrankungen vorliegen können und dementsprechenden Untersuchungen sollten veranlasst werden.

  • Interview mit Prim. Priv.-Doz. DDr. Wolfram Hötzenecker, MBA am 08.08.2019

Autor:in:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

22. Dezember 2023

Erstellt am:

9. August 2019

Stand der medizinischen Information:

9. August 2019


ICD-Codes:
  • A50
  • A51
  • A52

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