Pubertät bei Mädchen: Beginn, Dauer & Tipps

Mädels-Clique lacht
Für viele Mädchen in der Pubertät ist ihr Äußeres sehr wichtig, soziale Kontakte beeinflussen den Selbstwert.
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Die weibliche Pubertät beginnt meistens im Alter von zehn Jahren. Vor allem Hormone sorgen für eine Reihe an körperlichen und seelischen Veränderungen.

Medizinische Expertise

Ilona Rost

Dr.in Ilona Rost

Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Neusiedler Straße 19, 2340 Mödling
www.villa-medica.at
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Scheide und Gebärmutter bereiten sich in der Pubertät auf eine, ab diesem Zeitpunkt mögliche, Schwangerschaft vor. Parallel dazu kommt es auch zu psychischen Veränderungen, die unter anderem in erhöhter Sensibilität und Reizbarkeit sowie zunehmender Distanz den Eltern gegenüber zum Ausdruck kommen. Eltern sind gefordert, der pubertierenden Tochter beizustehen, ohne ihren Drang nach Eigenständigkeit zu unterbinden.

  • Die Pubertät stellt die Entwicklung zum Erwachsenenkörper dar und startet bei den meisten Mädchen im Alter von 10 Jahren.
  • Dazu zählen die erste Schambehaarung, die Brustentwicklung, ein Wachstumsschub und das Eintreten der Regelblutung.
  • Häufige psychische Veränderungen sind eine stärkere Distanz zu den Eltern, Stimmungswechsel und Unsicherheiten.
  • Eltern sollten in dieser Phase Verständnis zeigen und zugleich nicht jedem Konflikt aus dem Weg gehen.
Art Lebensphase
Beginn meistens im Alter von zehn Jahren
körperliche Anzeichen Brustentwicklung, Wachstumsschub, erste Regelblutung
psychische Anzeichen Stimmungswechsel, Distanz zu den Eltern

Im Vergleich zu Burschen sind Mädchen Frühstarter. Während Jungs häufig erst mit zwölf in die Pubertät kommen, starten Mädchen meist bereits im Alter von zehn Jahren. Von einer extremen Frühentwicklung spricht man dann, wenn sich bereits im Alter von acht bis neun Jahren ein Brustansatz zeigt. In den letzten 150 Jahren ist das Alter, in dem Mädchen in die Pubertät kommen, immer weiter gesunken. Zum Vergleich: Früher bekamen Mädchen die erste Regelblutung durchschnittlich erst mit 15 bis 17 Jahren, heute liegt das mittlere Alter bei 13,1 Jahren.

Die Pubertät ist ein Prozess der Wandlung, der sich über viele Jahre erstreckt. Im Allgemeinen unterscheidet man 3 Phasen, die jeweils unterschiedliche Veränderungen mit sich bringen.

ALTER KÖRPERLICHE VERÄNDERUNGEN HÄUFIGE PSYCHISCHE VERÄNDERUNGEN
Erste Phase (zwischen 10 und 12 Jahren)
  • Erste Schambehaarung
    (durchschnittl. im Alter von 10,4 Jahren)
  • Brustentwicklung
    (durchschnittl. ein ½ Jahr danach)
  • Beginnende Distanz zu den Eltern
  • Häufige Stimmungswechsel
  • Erhöhtes Schamgefühl
  • Häufige Wutausbrüche
Zweite Phase (zwischen 13 und 15 Jahren)
  • Wachstumsschub als Ausdruck der Östrogeneinwirkung
  • Eintreten der Regelblutung
  • Häufig vorübergehend (höchstens 1-2 Jahre) Auftreten von Akne, die meist eher gering ausgeprägt ist
  • Unsicherheit, Selbstzweifel und Selbstwertdefizite
  • Provokationen den Eltern gegenüber
  • Erprobung unterschiedlicher Rollenmuster
  • Orientierung an Vorbildern
Dritte Phase (zwischen 16 und 18 Jahren)
  • Weitere körperliche Entwicklung hin zum Erwachsenenkörper
  • Phase der Neuorientierung
  • Entwicklung von Selbstständigkeit
  • Emotionale Loslösung vom Elternhaus

Was passiert eigentlich während der Pubertät im Körper? Der natürliche Prozess nimmt seinen Anfang im Gehirn. In der Hirnanhangsdrüse sitzen viele Nervenzentren. Sie werden von der Nebenniere stimuliert und erteilen den Befehl zur Produktion von Sexualhormonen. Die einsetzende Hormonproduktion geht mit körperlichen Veränderungen einher.

  • Wachstumsschub: Östrogene haben einen Einfluss auf das Skelettwachstum. Neben dem steigenden Östrogenspiegel sorgen auch das Wachstumshormon Somatostatin sowie das Schilddrüsenhormon Thyroxin für vermehrtes Längenwachstum. Der Schwerpunkt der Wachstumsschübe liegt dabei in der Zeit zwischen dem 8. und 15. Lebensjahr. Es kann durchaus vorkommen, dass Mädchen innerhalb eines Jahres um bis zu 15 cm größer werden.

  • Veränderungen der Figur: Das weibliche Geschlechtshormon Östrogen wirkt auch auf den Fettstoffwechsel ein. Es sorgt so für die typisch weibliche Verteilung der Fettzellen im Unterhautfettgewebe. Konkret macht sich das folgendermaßen bemerkbar: Die Hüften werden rundlicher, das Becken breiter und der Körper nimmt nach und nach eine leicht birnenförmig Gestalt an.

  • Gebärmutter- und Scheidenwachstum: Im Kindesalter besteht die Gebärmutter aus einem langen Gebärmutterhals und einem kleinen Gebärmutterkörper. In der Pubertät ändert sich dieses Größenverhältnis. Der Gebärmutterkörper wird etwa dreifach so groß wie der Gebärmutterhals. Ebenso verdoppelt sich die Scheidenlänge. Die Scheidenwand wird etwas dicker. Die Veränderungen sind notwendig, um den weiblichen Körper auf eine mögliche Schwangerschaft vorzubereiten.

  • Brustentwicklung: Die Entwicklung der weiblichen Brust führt über 5 Stufen zur vollausgereiften Form. Sie setzt im Mittel im Alter von 12,5 Jahren ein und beginnt somit durchschnittlich 1,3 Jahre vor der ersten Regelblutung (Menarche). Unterhalb der Brustwarze befindet sich Drüsengewebe. Unter hormonellem Einfluss und Ansammlung von Fettgewebe wird das Gewebe größer. Die Brustentwicklung kann einseitig beginnen und zunächst asymetrisch verlaufen, unterschiedlich große Brüste sind daher vollkommen normal. Im Alter von 17 Jahren ist die Entwicklung der Brust abgeschlossen.

  • Scham- und Achselbehaarung: Die Schambehaarung geht zumeist der Brustentwicklung voraus. Anstoßgeber dafür sind Androgene – männlich wirkende Sexualhormone. Erst im weiteren Pubertätsverlauf kommt es zu einer vermehrten Achselbehaarung, die in verschiedenen Stadien verläuft. Unter dem Einfluss der Geschlechtshormone verändert sich auch das Sekretionsmuster der Schweiß- und Talgdrüsen, dadurch setzt sich ein adulter (erwachsener) Körpergeruch durch.

  • Erste Regelblutung (Menarche): Bei den meisten Mädchen setzt die erste Regelblutung im Alter zwischen 11 und 13 Jahren ein. Da das Hormonsystem zu diesem Zeitpunkt noch recht instabil ist, kann es vorkommen, dass die Blutungen zunächst unregelmäßig eintreten. Manche Mädchen leiden unter verstärkten Menstruationsbeschwerden, was ebenfalls auf die Hormonsituation zurückzuführen ist, die sich erst einpendeln muss. Die Verabreichung der Pille kann Beschwerden verbessern, sollte aber ärztlich abgeklärt werden. Wichtig ist auch der erste Besuch beim Frauenarzt, besonders wenn der erste Geschlechtsverkehr ein Thema wird.

Wer und wie bin ich? Wie möchte ich sein? Und: Für wen halten mich die anderen? So lauten die Hauptfragen in der Pubertät. Die Kluft zwischen dem eigenen Ist-Bild und dem Soll-Bild führt nicht selten zu einem Gefühlschaos. Dieses macht sich auf verschiedenen Ebenen bemerkbar:

  • Verringertes Selbstwertgefühl: Das veränderte äußere Erscheinungsbild macht vielen Jugendlichen zu schaffen. Die Angst, abgelehnt oder verspottet zu werden kann zu Selbstzweifeln führen. Generell lässt sich sagen, dass Mädchen bei der Stabilisierung des Selbstwertgefühls oft noch stärkere Schwierigkeiten als Burschen haben. Typische Aussagen von pubertierenden Mädchen sind: "So wie ich ausschaue, werde ich nie einen Freund finden", "Ich bin zu dick" oder "Ich habe zu viele Pickel". Stark ausgeprägte Selbstzweifel begünstigen die Entstehung von psychischen Erkrankungen wie Depressionen und Essstörungen.

  • Verstärktes Schamgefühl: Mit Eintritt der Pubertät nehmen Mädchen nicht nur ihren eigenen Körper, sondern auch jenen ihrer Eltern und Geschwister anders wahr. Andere nackt zu sehen ist mindestens ebenso unangenehm wie selbst unbekleidet gesehen zu werden. Intimsphäre sollte beachtet und gefördert werden. Es ist wichtig, dem Kind den alleinigen Aufenthalt im Badezimmer zuzugestehen – selbst dann, wenn dieser mit einer stundenlangen Türblockade einhergeht.

  • Erhöhte Sensibilität und Launenhaftigkeit: In der Pubertät sortiert sich das Gehirn komplett neu. Es wird leistungsfähiger und schneller und aktiviert das Vernunftdenken. Kleiner Haken an der ganzen Sache: Justament im präfortalen Kortex können diese Umstrukturierungsmaßnahmen am längsten dauern. Das ist jene Gehirnregion, die für überlegte Entscheidungen verantwortlich ist. Die im Gehirn eintreffenden Informationen müssen in der Pubertät oft erst eine Umleitung über den Mandelkern nehmen. Der wiederum steuert Bauchentscheidungen und sorgt für erhöhte Reizbarkeit und plötzliche, psychische Explosionen.

  • Suche nach Identität und Vorbildern: Jedes Lebensalter geht mit bestimmten Entwicklungsaufgaben einher. Die Pubertät beschreibt den Übergang vom Kind zum Erwachsenen. Sie stellt junge Menschen vor die Herausforderung, sich gänzlich neu zu definieren – eben eine passende Identität zu finden. Eng damit verbunden sind die Entwicklung eigener Weltanschauungen und Zukunftsperspektiven sowie der Ausbau von Freundschaften. Um ein neues Ich-Bild aufzubauen, werden oft Vergleiche angestellt. Orientierung dafür bieten unter anderem Vorbilder in Gestalt von Stars und Prominenten.

  • Experimentieren mit Rollenmustern: Erste Schminkversuche und das Tragen von körperbetonter Kleidung sind nur zwei Beispiele, mit welchen die Mädchen ihre Geschlechterposition neu definieren.

  • Minderung der sachlichen Leistungen: Zwischen 12 und 14 Jahren kann es selbst bei sehr guten Schülerinnen zu einer Verschlechterung der Noten kommen. Schulische Leistungen treten zugunsten anderer Interessen in den Hintergrund. So gewinnen Burschen und die eigene Wirkung auf das männliche Geschlecht zunehmend an Bedeutung.

  • Verändertes Verhalten den Eltern gegenüber: Die Pubertät versetzt junge Mädchen in einen Zwiespalt. Einerseits wollen sie die Geborgenheit der Familie nicht ganz verlieren, andererseits gilt es sich davon zu lösen, auf eigenen Beinen zu stehen. Diese Ambivalenz drückt sich in Form von heftigen Machtkämpfen und Provokationen den Eltern gegenüber aus. Die Aufschrift "Betreten verboten" vor der Zimmertür signalisiert das Verlangen nach emotionalem Rückzug und das Bedürfnis, den Eltern nicht mehr alles verraten zu müssen – eben auch Geheimnisse haben zu dürfen.

Wenn Töchter in die Pubertät kommen, wird Erziehung zum Minenfeld. Auch wenn es zwischendurch mal unangenehm werden sollte: versuchen Sie Konflikte nicht um jeden Preis zu vermeiden. Gestehen Sie Ihrer Tochter eigene Entscheidungen zu – auch dann, wenn diese mit Fehlern einhergehen. Versuchen Sie den mit Distanz einhergehenden Abnabelungsprozess zu akzeptieren. Wichtig ist, dass Sie ihrer Tochter dennoch Zeit und Raum für Gespräche anbieten – unabhängig davon, ob diese nun angenommen werden oder nicht. Das gilt für beide Elternteile. Vor allem Väter sei es ans Herz gelegt, in der Pubertät ganz besonders respektvoll mit den Töchtern umzugehen. Neckende Bemerkungen über optische Veränderungen sollten unterlassen werden. Sie schüren Selbstwertkonflikte.

Mehr lesen » Pubertät bei Jungen


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Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

3. Januar 2023

Erstellt am:

27. Juli 2017

Stand der medizinischen Information:

11. September 2020

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