Herpes genitalis

Abbildung eines Penis mit Herpes genitalis
Herpes genitalis kann bei sexuellem Kontakt übertragen werden
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Herpes genitalis ist eine Viruserkrankung. Er wird häufig beim Geschlechtsverkehr übertragen. 

Medizinische Expertise

Susanne Schätz

Dr.in Susanne Schätz

Fachärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten
Heinemannstraße 6a, 3500 Krems an der Donau
www.hautarzt-schaetz-krems.at
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Bei der Erstinfektion leiden die Betroffenen nach einer Inkubationszeit von 2 bis 8 Tagen an einem an den Geschlechtsteilen und im Analbereich auftretenden Ausschlag mit juckenden und brennenden Fieberbläschen. Auch Fieber, Kopfschmerzen und Muskelschmerzen gehören zu den Symptomen.

Über die Nervenbahnen der Haut gelangt das Virus in das Rückenmark, dort bleibt es ein Leben lang in inaktiver Form gespeichert, kann aber jederzeit erneut ausbrechen. Dies geschieht vor allem in immunschwachen Phasen, durch bestimmte Schlüsselreize wie Hormonschwankungen, Stress oder vermehrte UV-Strahlung beim Sonnenbaden oder im Solarium. Ein Impfschutz ist bisher nicht vorhanden, bei besonders häufigen Ausbrüchen kann aber eine Suppressionsbehandlung durchgeführt werden.

Da Herpes genitalis hauptsächlich durch Sexualkontakt übertragen wird, verbreitet sich das Virus mit Einsetzen des Geschlechtsverkehrs, etwa ab der Pubertät. Genaue Statistiken über die Verbreitung des Genitalherpes liegen nicht vor, da die Erkrankung nicht meldepflichtig ist. In Mitteleuropa sind aber Schätzungen zufolge etwa 20 % der erwachsenen Bevölkerung mit HSV2 infiziert, der in den allermeisten Fällen Auslöser des Herpes genitalis ist. Während einige Patienten nach der Erstinfektion häufig, teils sogar monatlich, unter dem wiederkehrenden Ausschlag der Fieberbläschen im Genitalbereich leiden, kehrt das Krankheitsbild bei anderen nur sehr selten oder gar nicht zurück, sodass die Erkrankung bei einigen Betroffenen zeitlebens unentdeckt bleibt.

Es gibt insgesamt 8 verschiedene Herpesviren, die den Menschen befallen können. Vom Aufbau her unterscheiden sich die Viren kaum, dafür breiten sie sich aber in vollkommen unterschiedlichen Gewebestrukturen aus. Das Virus Herpes simplex kann in 2 Typen auftreten, HSV1 und HSV2. Beide breiten sich an der Haut-Schleimhaut-Grenze aus und sind somit Auslöser der Krankheitsbilder des Lippenherpes und des Genitalherpes, wobei HSV1 überwiegend zum Lippenherpes führt, HSV2 hingegen zum Genitalherpes. Vor allem durch Oralverkehr verschwimmt diese Unterscheidung aber zunehmend, sodass inzwischen etwa jeder 7. Genitalherpes durch HSV1 ausgelöst wird.

Herpes genitalis wird durch direkten Kontakt übertragen, meist geschieht dies beim Geschlechtsverkehr, Infektionen von Mutter zu Kind sind aber auch während des Geburtsvorgangs möglich. Bei der Erstinfektion kommen die Viren mit der sehr leicht durchdringbaren Schleimhaut in Kontakt, gelangen von dort in die Blutbahn und infizieren schließlich die Nervenenden. Viele Nerven des gesamten Körpers laufen in den Ganglien zusammen, sie sind sozusagen gebündelte Nervenknoten, die sich im Rückenmark befinden. Dort lagert sich bei Infizierten ein Virusspeicher an, in dem das Herpesvirus ein Leben lang in meist inaktiver Form verweilt.

Durch bestimmte Schlüsselreize wie psychischen oder physischen Stress, durch Hormonveränderungen oder eine Immunschwäche kann das Virus aber von Zeit zu Zeit wieder aktiviert werden. Dann vermehrt es sich durch Teilung und wandert entlang der Nervenbahnen zurück an die Hautoberfläche und es kommt erneut zu den charakteristischen Fieberbläschen auf der Haut. Solch ein wiederholter Ausbruch tritt bei Betroffenen unterschiedlich häufig auf, die Anzahl schwankt dabei von wenigen Ausbrüchen im Leben bis hin zu mehreren im Jahr, in manchen Fällen sogar alle 2 bis 3 Wochen.

Bei der Erstinfektion treten die charakteristischen Beschwerden nach einer Inkubationszeit zwischen 2 bis 8 Tagen auf. Typische Symptome sind:

  • Juckend-brennende Bläschen, die gruppiert stehend im Genitalbereich auftreten
  • Allgemeines Unwohlsein, Kopfschmerzen, zum Teil auch Fieber
  • Durch die entzündeten Hautpartien ist das Urinieren mitunter schmerzhaft
  • Die Lymphknoten im Bereich der Leiste können geschwollen sein

Wiederholte Ausbrüche des Herpes werden von der gleichen Symptomatik begleitet, meist ist der Verlauf aber milder, die Ausdehnung auf der Haut kleiner und die Abheilung etwas schneller. Die Einnahme antiviraler Medikamente verkürzt die Zeit der Abheilung von 10 bis 14 Tagen auf etwa 5 Tage. Wie häufig es zu den wiederholten Ausbrüchen der Infektion kommt, ist bei jedem Betroffenen unterschiedlich. Einige verspüren nach der Erstinfektion nie wieder Symptome, das Krankheitsbild scheint vollkommen verschwunden, bei anderen kommt es in regelmäßigen Abständen zu Reaktivierungen des Virus.

Wird das Virus über die Gebärmutter auf ein ungeborenes Kind übertragen, führt dies häufig zu schwerwiegenden Komplikationen, zum Schwangerschaftsabbruch oder Fehlbildungen beim Neugeborenen. Bei Frauen kann es in seltenen Fällen außerdem zur Entzündung des Gebärmutterhalses, bei Männern zur Entzündung der Nebenhoden kommen. In wenigen Fällen, vor allem bei immunschwachen Patienten, gelangt das Virus ins Blut und von dort aus in verschiedene Körperorgane, sodass der Herpes Komplikationen wie Darm- oder Hirnhautentzündungen sowie Sehbehinderungen auslösen kann.

Hautärzte können die Diagnose anhand des eindeutigen klinischen Erscheinungsbildes stellen. Zum Virusnachweis können neben der augenscheinlichen Begutachtung aber auch ein Antigentest (der sogenannte ELISA Test), ein kultureller Virusnachweis im Labor oder ein serologischer Nachweis im Blut durchgeführt werden. Der serologische Antikörpernachweis eignet sich allerdings nicht als Diagnoseverfahren im Akutstadium der Erstinfektion. Denn bis Antikörper im Blut nachweisbar sind, können bis zu 8 Wochen vergehen.

Die betroffenen Hautpartien werden äußerlich mit einer austrocknenden Zinklotion behandelt. Die Salbe beschleunigt den Prozess der Abheilung und lindert den Juckreiz.

Bei besonders schwerwiegenden Verläufen kann der Arzt eine antivirale Therapie verordnen. Über einen Zeitraum von einer Woche bis zu 10 Tagen nimmt der Patient dafür Medikamente mit bestimmten Wirkstoffen (Aciclovir, Valaciclovir oder Famciclovir) ein, die die Vermehrung des Virus stoppen sollen und die Dauer der Abheilung auf rund 5 Tage verkürzen.

Bricht die Infektion bei einem Patienten über das Jahr hinweg ungewöhnlich häufig aus, kann eine systemische Suppressionsbehandlung mit Tabletten in Betracht gezogen werden. Dabei nimmt der Patient die Medikamente in geringerer Dosis über einen längeren Zeitraum hinweg, in der Regel 6 bis 12 Monate, regelmäßig ein. Während der Behandlungsdauer treten die Fieberbläschen nicht auf, danach nur noch selten.

Egal welche Behandlung angestrebt wird, von den Herpesviren können Betroffene niemals komplett geheilt werden. Das Virus ruht ein Leben lang zumindest in latenter, nicht aktiver Form in den Nervenknoten im Rückenmark und kann dort zu jeder Zeit vor allem in immunschwachen Phasen durch bestimmte Schlüsselreize wie Stress, Hormonschwankungen oder UV-Strahlung beim Sonnenbaden oder im Solarium wieder aktiviert werden.

Es gibt bisher keinen Impfschutz gegen das Herpes-Virus. Um einer Infektion bei sich selbst oder beim Partner vorzubeugen, sollte der Sexualkontakt während der akuten Bläschen-Phase komplett gemieden werden. Auch die Zeit nach dem Ausbruch ist noch ansteckend, daher empfiehlt es sich, wenigstens 2 Wochen mit Kondom zu verhüten.

Ausbrüche des Herpes genitalis treten häufig zu immunschwachen Zeiten auf. Eine gesunde Lebensweise, vitaminreiche Nahrung, ausreichend Schlaf und Bewegung können das Immunsystem stärken und Rezidiven somit vorbeugen.

Schwangere mit Herpes genitalis sollten ihren Arzt über die Infektion informieren. Um einen Ausbruch zu vermeiden, kann dieser prophylaktisch eine antivirale Medikamenteneinnahme verordnen. Sollte während der Geburt trotzdem ein akuter Virusausbruch bestehen, kann zum Schutz des Kindes ein Kaiserschnitt durchgeführt werden.

  • Interview mit Dr. Susanne Schätz, Fachärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten
  • Harrisons Innere Medizin, A. Fauci, E. Braunwald, D. Kasper, S. Hauser, D. Longo, J. Jameson, herausgegeben von M. Dietl, N. Suttorp, M. Zeitz, ABW Wissenschaftsverlag GmbH, Sonderausgabe 17. Auflage, Berlin
  • Innere Medizin, Duale Reihe, Georg Thieme Verlag, 2. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage, Stuttgart
  • Dermatologie & Venerologie für das Studium, P. Fritsch, Springer Medizin Verlag, Heidelberg

Autor:in:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

6. August 2020

Erstellt am:

11. August 2017

Stand der medizinischen Information:

6. August 2020


ICD-Code:
  • A60

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