Antibiotika werden bei bakteriellen Infektionen, wie Lungenentzündungen, Angina oder Harnwegsentzündungen, eingesetzt. Die Einnahme der "Pille" bzw. Alkohol kann die Wirksamkeit eines Antibiotikums mindern. Antibiotika wirken nur gegen Bakterien, bei Viren sind sie nutzlos.
Video: Alleskönner Antibiotika – Was sie tun und was nicht!
Antibiotika haben eine große Bedeutung in der Geschichte der Medizin, aber auch in der heutigen Behandlung. Was sie leisten können und was nicht, erzählt Dr. Oskar Jonata. (Webinar, 23.11.2020)
Antibiotika werden bei verschiedenen bakteriellen Infektionen eingesetzt:
- Atemwege: Lungenentzündung (Pneumonie), Bronchitis, Ohrentzündungen (Otitis), Stirnhöhlenentzündung (Sinusitis)
- Harnwege: Blasenentzündung, Nierenbeckenentzündung, Chlamydien-Infektionen
- Augen: Bindehautentzündung (Konjunktivitis)
- Haut/Schleimhaut: Borreliose, Akne, Wundinfektionen, Diphterie
- Magen-Darm: Bakterielle Magen-Darm-Infektionen
- Mund: Zahnentzündungen, nach Zahnoperationen
Bei der Therapie von bakteriellen Erkrankungen steht zurzeit noch eine Vielzahl an unterschiedlichen Antibiotika zur Verfügung: Sie stören den Stoffwechsel der Bakterien, hindern sie an der Vermehrung oder töten sie ab.
Um eine Wirkung zu erzielen, muss eine ausreichende Konzentration des Antibiotikums am Wirkungsort vorhanden sein. Bei einer viralen Infektion, wie z.B. einer Grippe (Influenza), hat ein Antibiotikum keinen Einfluss.
Die Wirkung ist von mehreren Faktoren abhängig:
- Welche Infektion liegt vor?
- Welche Körperregionen sind von der Infektion betroffen?
- Wie stark ist die körpereigene Abwehr?
- Wie hoch ist die Wirksamkeit der Arzneistoffe bei der Bekämpfung bestimmter Bakterienstämme, bzw. wie unempfindlich (resistent) sind diese?
Zu den bekanntesten und am häufigsten eingesetzten Antibiotika gehören:
- Beta-Lactam-Antibiotika: z.B. Penicilline, Cephalosporine
Sie töten die Bakterien ab und besitzen eine große therapeutische Breite, das heißt sie können bei vielen Infektionen eingesetzt werden. - Makrolid-Antibiotika: z.B. Erythromycin, Azithromycin, Clarithromycin
Sie hemmen das Bakterienwachstum. Makrolid-Antibiotika decken viele Erreger ab, die unter anderem Atemwegsinfekte, Mandelentzündungen oder sexuell übertragbare Erkrankungen hervorrufen und finden bei Penicillinallergie häufig Anwendung. - Tetrazykline: z.B. Doxycyclin, Tetracyclin
Sie stören die Bakterienvermehrung und haben ein breites Wirkungsspektrum.
Da Antibiotika nicht nur auf den Infektionserreger, sondern auch auf die empfindliche physiologische Bakterienflora einwirken, können zahlreiche unerwünschte Wirkungen auftreten:
- Magen-Darm: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Blähungen
- Haut: Hautausschläge, Nesselsucht, Lichtempfindlichkeit
- Zentralnervensysten (ZNS): Kopfschmerzen, Schwindel, Schlafstörungen
- Allergien: z.B. Penicillin
- Pilzerkrankungen: z.B. Scheidenpilz
Je nachdem, welche Beschwerden vorliegen, entscheidet der Arzt über die Art und Dauer der Therapie. Liegt eine bakterielle Erkrankung vor, ist die gezielte Einnahme eines Antibiotikums erforderlich. Bei einer viralen Infektion, z.B. bei einer Grippe (Influenza) oder einem Schnupfen, ist die Einnahme eines Antibiotikums sinnlos und daher nicht notwendig.
Die Wahl des richtigen Antibiotikums hängt maßgeblich vom Erreger ab: so ist es z.B. bei Wundinfektionen sinnvoll, einen Abstrich zu machen und eine Kultur anzulegen. Danach wird gezielt ein Antibiotikum ausgewählt.
Für den Erfolg der Therapie ist neben einer ausreichenden Dosierung, der Wahl des richtigen Antibiotikums auch die richtige Einnahme des Medikamentes von großer Bedeutung. Je nach Antibiotikum und Art der Infektion erfolgt die Dauer der Einnahme unterschiedlich lange.
Teilen Sie Ihrem Arzt mit, ob das Antibiotikum zu einer Besserung geführt hat oder nicht. Sollten die Symptome bis zum Ende der Therapie nicht abgeklungen sein, ist ein erneuter Gang zum Arzt unbedingt notwendig.
Nach dem Ende einer Antibiotika-Therapie kann die physiologische Bakterienflora irritiert sein. Viele Frauen sind im Anschluss oft von einem Scheidenpilz betroffen. In diesem Fall ist es sinnvoll, mit einem Bakterienpräparat vorzubeugen und den Intimbereich entsprechend mit milden Intimpflegeprodukten aus der Apotheke vorzubereiten.
Auch die physiologische Mund- und Darmflora wird durch die Einnahme eines Antibiotikums beeinträchtigt. Hier verringern Darmaufbaupräparate das Auftreten von Nebenwirkungen, wie Durchfall oder Blähungen, und schützen die Darmschleimhaut.
Der Arzt entscheidet nach einer eingehenden Untersuchung, welches Antibiotikum für die Erkrankung notwendig ist. Je nach Wirkort stehen für die innerliche Anwendung Tabletten, Kapseln oder Säfte (für Kinder) zur Verfügung. Liegt eine Infektion der Haut vor, sind Puder oder Salben zur äußerlichen Anwendung erhältlich. In schweren Fällen ist eine intravenöse Therapie erforderlich.
Nehmen Sie Ihr Antibiotikum zeitgerecht ein und die Packung auf jeden Fall aus:
- Bei der einmal täglichen Einnahme an den darauffolgenden Tagen immer zur selben Uhrzeit
- Bei der 2-mal täglichen Einnahme im Abstand von 12 Stunden
- Bei der 3-mal täglichen Einnahme im Abstand von 8 Stunden
Wenn sich Ihre Beschwerden während der Einnahme nicht bessern sollten, ist es wichtig, dass Sie das Antibiotikum nicht selbstständig absetzen. Halten Sie in solchen Fällen unbedingt Rücksprache mit Ihrem Arzt.
Nehmen Sie Ihr Arzneimittel nicht gleichzeitig mit Milchprodukten, Kaffee, Tee, Vitaminpräparaten, Grapefruitsaft oder Ähnlichem ein. Diese führen zu einer schlechteren Aufnahme des Antibiotikums und die Wirkung wird abgeschwächt.
Diverse Medikamente und Alkohol können die Wirkung des Antibiotikums verschlechtern. Andere Arzneistoffe wie orale Kontrazeptiva (Pille) oder blutfettsenkende Medikamente können aber auch in ihrer Wirkung vermindert werden. Teilen Sie Ihrem Arzt unbedingt mit, welche Medikamente, auch rezeptfreie Präparate, Sie sonst noch einnehmen. Manche Antibiotikasäfte sind nicht sehr lange stabil – beachten Sie die verschiedenen Aufbewahrungsfristen und -temperaturen!
Um die Entwicklung von Resistenzen zu vermindern, sollten Antibiotika gezielt nur nach ärztlicher Rücksprache eingenommen werden.
Bakterien haben eine hohe Anpassungsfähigkeit und können sich untereinander austauschen – so kann es passieren, dass die Wirkstoffe nicht mehr greifen (Resistenz). Um das Auftreten von Resistenzen zu verhindern, ist es wichtig, das verordnete Antibiotikum nicht vorzeitig abzusetzen. Deshalb ist es wichtig, Rücksprache mit dem Arzt zu halten, wenn während der Einnahme eines Antibiotikums keine Besserung der Beschwerden eintritt.
Die Krankenkasse übernimmt in der Regel die Kosten für die Therapie. Es ist nur die anteilige Rezeptgebühr (= Selbstbehalt) zu entrichten.
- Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, K. Aktories et al., Urban & Fischer Verlag, 10. Auflage, München, 2009
- Hunnius Pharmazeutisches Wörterbuch, H. Ammon, Walter de Gruyter Verlag, 9. Auflage, Tübingen, 2004
- Mutschler Arzneimittelwirkungen, E. Mutschler, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 10. Auflage, Stuttgart, 2013