In diesem Artikel wird erklärt, wann der erste Besuch bei der Frauenärzt:in notwendig wird, was dort passiert und wie man die richtige Ärzt:in findet. Eine Begleitung, z.B. die Mutter, die beste Freund:in oder die Partner:in, kann dabei unterstützen. Die Angst vor dem Besuch ist im Regelfall aber unbegründet und oft empfinden junge Frauen die Untersuchung selbst nur als wenig unangenehm. Im Laufe der Jahre fühlt es sich wie ein ganz normaler Ärzt:inbesuch an.
Wie bei den meisten anderen Ärzt:innen auch, führt die Gynäkolog:in zunächst ein ausführliches Gespräch (Anamnese) mit der Patient:in. Darin kann man die Ärzt:in kennenlernen und ihr zu allen körperlichen und seelischen "Mädchenproblemen" Fragen stellen. Scham ist dabei nicht notwendig, für die Gynäkolog:in sind solche intimen Gespräche Alltag. Die Chance, mit einer Expert:in über Dinge zu sprechen, die einen speziell als Mädchen bewegen und interessieren, sollte man nutzen. Die Frauenärzt:in kann z. B. alle Fragen zu verschiedenen Verhütungsmethoden beantworten oder beim Verdacht auf eine Schwangerschaft helfen.
Die Ärzt:in wiederum stellt Fragen zur körperlichen Entwicklung und gegebenenfalls bestehenden Beschwerden, ob und wann die Periode schon eingesetzt hat und wann der erste Tag der letzten Blutung war. Darum sollte man sich seine Blutungen immer notieren. Auch will die Ärzt:in wissen, ob man schon einmal Sex hatte. All diese Fragen sollten unbedingt ehrlich beantwortet werden, Scham ist hier fehl am Platz. Nur mit den korrekten Informationen kann die Gynäkolog:in die beste medizinische Betreuung gewährleisten. Es wird auch niemand erfahren, was unter vier Augen besprochen wurde – selbst die Eltern der Patient:in nicht. Die Ärzt:in steht unter Schweigepflicht! Nur die Patient:in selbst kann sie davon entbinden und sie z. B. bitten, das Gespräch in Anwesenheit einer Begleitperson zu führen, falls man lieber jemanden zum ersten Gynäkolog:innentermin mitnehmen möchte.
Nach dem Anfangsgespräch kann die gynäkologische Untersuchung beginnen. Es muss aber nicht sein! Wenn man Hemmungen hat oder die Ärzt:in im Gespräch einem nicht sympathisch war, kann man um Bedenkzeit beten und gegebenenfalls einen neuen Termin vereinbaren.
Entschließt man sich zur körperlichen Untersuchung, macht man sich unten herum frei und nimmt auf dem gynäkologischen Stuhl Platz, der rechts und links zwei "Flügel" hat, um dort die Beine abzulegen. Auch wenn diese gespreizte Haltung sehr ungewohnt ist, sollte man versuchen, die Beine bequem abzulegen und sich zu entspannen. Falls man Angst hat, kann man die Ärzt:in bitten, jeden Untersuchungsschritt anzukündigen und zu erklären. In der Regel wird sie dies aber – gerade bei den ersten Besuchen bei der Frauenärzt:in – ganz von selbst tun. Auch bei der körperlichen Untersuchung kann die Begleitperson dabei sein oder währenddessen im Wartezimmer bleiben.
Sich zu entspannen, geht mit leerer Blase leichter, also geht man während der Wartezeit am besten nochmal auf die Toilette. Je angespannter man ist, desto verkrampfter wird auch der Intimbereich. Dann kann die Ärzt:in einen schlechter untersuchen. Wenn man unten rum locker lässt – z. B. indem man den Popo tief auf den Stuhl sinken lässt, tief und langsam atmet und an etwas Schönes denkt –, ist die Untersuchung der Scheide und der besonderen Organe im Unterleib nicht schmerzhaft. Es kann sich nur etwas unangenehm anfühlen, wenn die Ärzt:in bei der Standarduntersuchung über die Scheide die inneren weiblichen Organe untersucht.
Spekulum-Untersuchung
Der Name dieser Untersuchung leitet sich von den Instrumenten ab, die die Ärzt:in dafür verwendet: Sie schiebt vorsichtig eine Art metallenen Löffel (Spekulum) in die Scheide ein. Ein zweites Spekulum schiebt sie dann vorsichtig gegenüber des ersten und öffnet dann mit den beiden Spekula leicht die Scheide. Dadurch hat sie freie Sicht auf den Muttermund, das unterste Ende der Gebärmutter. Eventuell nimmt sie mit einem Wattestäbchen oder einer Spatel eine Zellprobe (Abstrich). Davon merkt die Patient:in fast nichts.
Das Sekret aus der Scheide kann die Ärzt:in unter dem Mikroskop sofort auf Bakterien untersuchen, den Zellabstrich (auch PAP-Abstrich genannt, über den Zellveränderungen oder Krebsvorstufen frühzeitig erkannt werden können) muss sie an ein Speziallabor weiterschicken. Der Befund sollte innerhalb einer Woche bei der Frauenärzt:in vorliegen.
Falls man noch Jungfrau ist, braucht man übrigens keine Angst zu haben, dass während dieser Untersuchung womöglich das Jungfernhäutchen verletzt wird. Der Ärzt:in stehen auch sehr kleine Instrumente zur Verfügung, mit denen sie in dem Fall die Untersuchung vornimmt.
Abtastuntersuchung
Ist die Spekulum-Untersuchung geschafft, wird die Ärzt:in noch eine Tastuntersuchung durchführen: Sie führt einen oder zwei Finger vorsichtig in die Scheide ein und drückt von außen auf die Bauchdecke. So kann sie die Lage und etwaige Veränderungen der Gebärmutter und der Eierstöcke überprüfen und erkennen, ob bestimmte Krankheiten oder eine Schwangerschaft vorliegen.
Ultraschalluntersuchung
Zur weiteren Abklärung des Tastbefundes kann die Ärzt:in auf den Ultraschall zurückgreifen. Durch den Ultraschall kann sie die Struktur der Gebärmutter, die Schleimhaut, die Zyklusphase, die Eierstöcke und Blase sowie den Bauchraum als auch eine etwaige Schwangerschaft auf einem Monitor sichtbar machen. Die Ultraschalluntersuchung erfolgt durch die Scheide oder von außen durch die Bauchdecke. Sie ist schmerzfrei und risikolos.
Brustuntersuchung
Ist der Untersuchungsteil auf dem gynäkologischen Stuhl abgeschlossen, kann man sich unten herum wieder anziehen und sich oben herum entkleiden. Man steht also nie ganz nackt vor der Ärzt:in. Bei der Brustuntersuchung tastet die Frauenärzt:in die Brust und die Achselhöhlen nach Veränderungen ab. In Ausnahmefällen wird sie auch die Brust mit dem Ultraschall beurteilen wollen (Mammasonographie). Auch diese Ultraschalluntersuchung ist schmerzfrei und risikolos.
Die Brust sollte jede Frau übrigens auch regelmäßig selbst nach Veränderungen abtasten – am besten nach der Periode, dann ist sie auch schmerzunempfindlich. Etwaige Veränderungen sollten mit der Frauenärzt:in besprochen werden.
Nach den Untersuchungen – manchmal auch währenddessen – bespricht die Ärzt:in ihre Befunde mit der Patient:in. Je nachdem, ob die Ärzt:in irgendetwas Auffälliges entdeckt hat, wird sie die notwendige Therapie erörtern. Auch die Patient:in selbst kann noch mal ansprechen, was sie wissen möchte oder nachfragen, falls sie etwas nicht verstanden hat. Und dann ist der erste Besuch bei der Frauenärzt:in auch schon wieder vorbei und manch eine:r wird sich fragen, warum man sich vorab so davor gefürchtet hat.
Für den ersten Besuch bei der Gynäkolog:in gibt es eigentlich kein vorgeschriebenes oder ideales Alter. Viele Frauenärzt:innen raten jedoch, dass sich jedes Mädchen spätestens ab seinem 16. Geburtstag das erste Mal bei einer Gynäkolog:in vorstellt, um ihre Gesundheit zu überprüfen und über eventuelle Fragen zur Verhütung zu sprechen. Andere Ärzt:innen raten zum Besuch, wenn die ersten Periodenblutung stattgefunden hat.
Übrigens sollte man einen Termin immer in der blutungsfreien Zeit ausmachen. Sonst kann die Blutung das Ergebnis des Abstrichs verfälschen. Außerdem fühlt sich auch die Patient:in während der Untersuchung wohler, wenn sie dabei nicht blutet.
Auf jeden Fall eine Frauenärzt:in aufsuchen, sollten Mädchen, wenn:
- Infektionen oder Probleme im Bereich der äußeren Geschlechtsteile auftreten. Dann sollten schon kleine Mädchen eine Frauenärzt:in aufsuchen.
- ein Juckreiz im Scheidenbereich oder ein ungewöhnlicher Ausfluß auftritt, der z.B. komisch riecht. Dann sollte jeder Teenager und jede Frau einen Termin bei der Gynäkolog:in vereinbaren! Dasselbe gilt bei Schmerzen im Unterbauch.
- Probleme mit der Periode auftreten, etwa starke Regelschmerzen, unregelmäßige Blutungen oder die Regel bis zum 16. Geburtstag noch nicht eingesetzt hat
- sie Veränderungen, z. B. einen kleinen Knoten, beim monatlichen Selbst-Abtasten der Brust entdeckt
- ein Mädchen sich über Verhütungsmittel informieren will oder ein Verhütungsmittel braucht
- ein Mädchen glaubt, schwanger zu sein oder "die Pille danach" braucht
Grundsätzlich sollte sich das Mädchen erstmal überlegen, ob sie lieber zu einer Ärztin oder zu einem Arzt gehen möchte. Viele Mädchen fragen ihre Mutter oder in ihrem Bekanntenkreis, welche Frauenärzt:in empfehlenswert ist. Viele Frauenärzt:innen bieten jungen Mädchen auch spezielle Sprechstunden für den ersten Termin an, in denen sie sich extra viel Zeit für die neue Patient:in nehmen können und auf ihre Unsicherheit und eventuelle Ängste speziell eingehen können. Manche nennen diese Spezial-Termine "Mädchensprechstunden", andere "Teenagersprechstunden" oder "First Love Beratung". Natürlich kann man auch mehrere Frauenärzt:innen "ausprobieren" oder die gynäkologische Untersuchung verweigern, wenn man während des Gesprächs mit der Ärzt:in ein schlechtes Gefühl hat. Das wichtigste ist, dass man sich in guten Händen fühlt und ein Vertrauensverhältnis zur Gynäkolog:in aufbaut.
- For Girls Only: Alles, was im Leben wichtig ist - von A bis Z, S. Feertchak, C. und N. Cassau, Blanvalet Verlag, 1. Auflage, München, 2010
- Frauenärzte im Netz (24.08.2022)
- "Der erste Frauenarztbesuch", Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs. (24.08.2022)