Pubertät bei Jungen: Anzeichen, Dauer & Co

Hormone sorgen in der Pubertät bei Jungs für einschneidende körperliche aber auch seelische Veränderungen.
© Phovoir / Shutterstock.com
Direkt zum Inhaltsverzeichnis

Jungs kommen zwischen 11 und 15 Jahren in die Pubertät. Erste sichtbare Anzeichen sind ein rasches Körperwachstum und eine Veränderung der Proportionen.

Medizinische Expertise

Gerlinde Grübl-Schößwender

Mag.a Dr.in Gerlinde Grübl-Schößwender

Sozial- und Heilpädagogin, Diplomierte Erwachsenenbildnerin
Josef Kollmannstraße 16, 2500 Baden
www.lebensbegleitung.at
Medizinische Fachbeiträge auf MeinMed.at werden von 🇦🇹 österreichischen Ärzt:innen und medizinischen Expert:innen geprüft.

Inhaltsverzeichnis

Dieser Umbauvorgang wird von männlichen Hormonen gesteuert. Die Veränderungen betreffen jedoch nicht nur den Körper und die Sexualentwicklung, sondern auch die Psyche. Die Umbauprozesse beeinflussen die Körperwahrnehmung, der Hang zu Risiko und Aggression ist aufgrund des Hormonungleichgewichts höher.

  • Die Pubertät findet bei Buben meistens zwischen 11 und fünfzehn Jahren statt.
  • Zu den Entwicklungen zählen der Stimmbruch, Schambehaarung und der erste Samenerguss.
  • Es kann zu psychischen Problemen kommen.
  • Eltern sind gefordert, die Beziehung zum Kind in dieser Phase aufrechtzuerhalten und im besten Fall sogar zu stärken.
Art Lebensphase
Beginn im Alter zwischen elf und 15 Jahren
körperliche Anzeichen starkes Körperwachstum, verstärkter Wuchs von Schambehaarung, Stimmbruch
psychische Anzeichen Veränderung des Schlaf-Wach-Rhythmus, Verbesserung der geistigen Fähigkeiten
häufige Probleme Körperwahrnehmungsstörung, Depressionen, Essstörungen

Zwischen 11 und 15 Jahren beginnen Buben, sich zu jungen Männern zu entwickeln und werden geschlechtsreif. Der genaue Zeitpunkt, wann dieser Veränderungsprozess beginnt, ist hormonell gesteuert und genetisch bedingt.

VORGANG BEI BUBEN DURCHSCHNITTLICHES ALTER
Körperwachstum ab 12 Jahren
Wachstum der Hoden 10 bis 13,5 Jahre
Schambehaarung 10 bis 15 Jahre
Wachstum des Penis zirka 14 Jahre
Stimmbruch ab zirka 14 Jahren
sexuelles Bewusstsein ab zirka 14 Jahren
erster Samenerguss ab zirka 14 Jahren

Schon bevor die äußeren Veränderungen beginnen, setzt die männliche Hormonproduktion ein. Burschen wachsen um das 12. Lebensjahr rasch und ihre Körperformen beginnen sich zu verändern. "Schuld" daran ist die Produktion des Wachstumshormons Somatotropin (STH) sowie des Insulin-like growth factor 1 (IGF-1). Der männliche Körper wächst und reift, die Muskelmasse nimmt zu, die Schultern verbreitern sich.

Stimmbruch

Aufgrund der hormonellen Einflüsse vergrößert sich auch der männliche Kehlkopf. Bis das Wachstum abgeschlossen ist, kann die Stimme mitunter kippen, krächzen oder heiser wirken. Ist dieser Prozess abgeschlossen, hat der junge Mann meistens eine deutlich tiefere Stimme.

Bartwuchs und Behaarung

Manche Burschen wird es zunächst vielleicht erstaunen, dass nun Haare sprießen, dort, wo zuvor keine gewachsen sind. Das Wachstum ist bei Jungs unterschiedlich, meist beginnen die ersten Haare am Penisansatz, später in den Achseln zu wachsen. Auch der Bartwuchs beginnt im Zuge der Testosteron-Ausschüttung. Aufgrund der hormonellen Veränderungen kann auch Akne auftreten, die jedoch üblicherweise wieder vergeht, wenn sich die Hormone eingependelt haben.

Veränderung der Geschlechtsorgane

Im Zuge der hormonellen Veränderungen werden im männlichen Körper sowohl männliche (Androgene) als auch weibliche Hormone (Östrogen) gebildet. Auch Testosteron ist ein Androgen, es wird bei Burschen in einem höheren Ausmaß gebildet als bei Mädchen. Dank Testosteron-Produktion wachsen die Muskeln. Die sekundären Geschlechtsorgane beginnen zu wachsen: zunächst die Hoden, die sich mitunter auch verfärben können, und etwas dunkler werden. Auch der Penis wächst, im Schnitt von ca. 5 auf ca. 12 Zentimeter.

Erster Samenerguss

Der erste Samenerguss zeigt, dass der Junge nun zeugungsfähig ist. Meist tritt der erste Samenguss nachts auf, stimuliert durch Träume oder auch durch Selbstbefriedigung. Der Penis richtet sich auf (Erektion) und im Zuge des Samenergusses tritt Samen aus dem Penis.

Im Gehirn verändern sich viele Zellverbindungen – für kurze Zeit sind "neuronale Fenster" offen, um neue Verknüpfungen zu erstellen und besondere Fähigkeiten zu lernen. Dazu zählen die Leistungsfähigkeit des Gedächtnisses, die Aufmerksamkeit und die Informationseinbettung. Darüber hinaus verändert sich in dieser Phase auch der Schlaf-Wach-Rhythmus. Einerseits schüttet die Zirbeldrüse das Schlafhormon Melantonin in der Pubertät ein bis zwei Stunden später aus als bei Erwachsenen, andererseits schlafen sie morgens daher länger.

Viele Entwicklungen im Präfrontalhirn, die mit der veränderten seelischen Befindlichkeit zusammenhängen, sind bei manchen Jugendlichen erst nach dem 20. Lebensjahr abgeschlossen. Reifungsprozesse im Gehirn etwa sind auch für die Fähigkeit verantwortlich, Folgen und Risiken von Aktionen realistisch einschätzen zu können, sowie Emotionen und Argumentationen kontrollieren zu können.

Körperwahrnehmung und psychische Probleme

Aufgrund der hormonellen Kaskaden können Jugendliche in der Pubertät auch Anfälligkeiten für bestimmte Krankheiten entwickeln. So manifestieren sich typischerweise im Jugendalter Erkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 1, Schilddrüsenerkrankungen oder gewisse Rheuma- und Epilepsieformen. Aufgrund des Zusammenspiels von Pubertätshormonen können sich auch psychische Erkrankungen wie Depressionen, Essstörungen, Drogenabhängigkeit oder Schizophrenie entwickeln.

Es hängt etwa auch mit dem Umbauprozess im Gehirn zusammen, wenn Jugendliche eine gestörte Körperwahrnehmung entwickeln. Selbstentfremdung ist ebenfalls ein Stichwort, das Jugendliche durch die Pubertät begleitet. Die neue Körperlichkeit, aber auch die Beziehung zur Umwelt, all dies sind eine Erklärung für das vielfach irrationale Verhalten von Jugendlichen. Eltern sollten, trotz schwieriger Umstände, die Beziehung zum Kind nie aufgeben, gerade in dieser Phase braucht es ein festes Fundament.


Autor:in:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

15. September 2020

Erstellt am:

27. Juli 2017

Stand der medizinischen Information:

15. September 2020

Mehr zum Thema

Derzeit aktuell

Neueste Beiträge