Meist sind Viren oder Bakterien schuld daran. Sie können etwa beim Geschlechtsverkehr übertragen werden. Bei älteren Männern kommt es auch vor, dass die Harnblase nicht ganz entleert wird und so Keime in die Nebenhoden gelangen, die direkt über den Hoden liegen. Erste Anzeichen, wie Schmerzen beim Wasserlassen sollte ein Urologe abklären. Unbehandelt kann eine Nebenhodenentzündung die Samenqualität verschlechtern und im Extremfall zur Unfruchtbarkeit führen.
Nach der Prostataentzündung ist die Nebenhodenentzündung die zweithäufigste Erkrankung im männlichen Genitalbereich. Sie kann zwar in jedem Alter auftreten, unter 20 bis 60-jährigen Männern werden allerdings die meisten Betroffenen registriert. Bei rund 15 % der Patienten entwickelt sich aus der akuten Nebenhodenentzündung ein chronisches Leiden.
Die Nebenhoden liegen direkt über den Hoden und sind vor allem für die Reifung und Lagerung der Spermien verantwortlich. Wie die Hoden selbst sind sie überaus empfindsam – eine Entzündung an der Stelle kann deswegen sehr schmerzhaft sein.
Erste Anzeichen dafür sind Schmerzen beim Wasserlassen. Gleichzeitig kann es zu vermehrtem Harndrang kommen. Typischerweise ist nur ein Nebenhoden betroffen, dessen Entzündung sich im fortgeschrittenen Stadium einseitig durch Rötung und eine sehr schmerzhafte Schwellung bemerkbar macht. Die Beschwerden können bis in die Leiste und den Unterbauch ausstrahlen. Als Allgemeinsymptom kann es auch zu Fieber kommen.
Symptome einer Nebenhodenentzündung:
- Schmerzen beim Wasserlassen
- Vermehrter Harndrang
- Starke Hodenschmerzen
- Schwellung von Hoden und Nebenhoden
- Rötung, Verdickung und Erwärmung der Haut am Hodensack
- Druck- und Berührungsempfindlichkeit
- Fieber und Schüttelfrost
Ursachen einer Nebenhodenentzündung
Der Grund für eine Nebenhodenentzündung ist in vielen Fällen eine immer wiederkehrende Harnwegsinfektion. Gelangen dabei Bakterien über die Samenleiter in den Nebenhoden, entsteht eine Entzündung. Davon betroffen sind oft ältere Patienten, die unter einer vergrößerten Prostata oder einer verengten Harnröhre leiden. Dadurch bleibt beim Wasserlassen Restharn in der Blase zurück und es entsteht eine Art "Biotop", in dem sich Bakterien gut vermehren. Wird die Blase dann mit Druck entleert, gelangen die Bakterien bis zu den Nebenhoden.
Krankheitserreger, die eine Nebenhodenentzündung auslösen, sind meistens Darmbakterien. Werden sie durch zu wenig oder falsche Hygiene verschleppt, können sie über die Harnleiter bis in den Harntrakt aufsteigen.
Von der Pubertät bis zu einem Alter von etwa 35 Jahren infizieren sich Männer auch häufig mit sexuell übertragbaren Keimen wie Gonokokken (Gonorrhoeerreger/Trippererreger) oder Chlamydien (krankmachendes Bakterium in Schleimhäuten, wie etwa im Genitalbereich der Frau).
Zwar selten aber doch, ist eine Infektion über den Blutweg möglich. Dabei gelangen Erreger von einem Krankheitsherd im Körper in die Blutbahn und schließlich zu den Nebenhoden. Das kann beispielsweise während oder nach einem viralen Infekt wie einer Grippe auftreten. Ein anderes Beispiel wäre Mumps als Auslöser. Bekommen pubertierende oder erwachsene Männern diese Kinderkrankheit, kann eine Nebenhodenentzündung eine Begleiterscheinung sein. Da bei dieser Erkrankung auch immer die Gefahr besteht, zeugungsunfähig zu werden, ist es ratsam, sich gegen Mumps impfen zu lassen.
Weitere Ursachen für eine Nebenhodenentzündung können z.B. sein:
- Entzündung der Prostata
- Operative Eingriffe oder Untersuchungen an Blase oder Prostata
- Ein Blasenkatheder
- Verletzungen im Genitalbereich durch Schläge oder Tritte
- Eine Vasektomie (Durchtrennung der Samenleiter)
- Starkes Pressen, etwa bei einem zu harten Stuhlgang
- Rheuma (hier kann es sich um eine Begleiterscheinung handeln)
- Virale Infekte wie Grippe, Masern oder Tuberkulose
Verlauf einer Nebenhodenentzündung
Bei einer akuten Nebenhodenentzündung steigen die Schmerzen langsam an. Das kann sich über Stunden, aber auch Tage hinziehen. Wird nichts unternommen, breiten sich die Beschwerden allmählich in die Leistengegend und den Unterbauch aus. Die Schwellung des Nebenhodens wird deutlich ertastbar. Die Haut des Hodensacks wird rot und fühlt sich heiß an. Im weiteren Verlauf ist diese Haut verdickt und nicht mehr verschiebbar.
Dauert dieser Zustand zu lange an (maximal 6 Wochen), ist zu befürchten, dass die Nebenhodenentzündung chronisch wird. Hier ist mit einem Krankheitsverlauf von über 3 Monaten zu rechnen.
Der Urologe untersucht durch Abtasten die Schwellung am Nebenhoden. Ein Zeichen für eine Nebenhodenentzündung ist auch, wenn der Schmerz beim Anheben des Hodens etwas abnimmt (positives Prehn'sches Zeichen). Zudem wird eine Harnprobe auf Keime und Bakterien geprüft. Blutuntersuchungen geben Aufschluss über Anzeichen von Entzündungen.
Mittels Ultraschalluntersuchung lässt sich feststellen, ob nicht andere Erkrankungen wie etwa eine Prostatavergrößerung, ein Hodenkarzinom oder ein Wasserbruch des Hodens (Hydrozele) vorliegen. Handelt es sich um eine Nebenhodenentzündung, kann per Ultraschall eindeutig die Vergrößerung und die krankheitsbedingte vermehrte Durchblutung des Nebenhodens dargestellt werden.
In erster Linie kommen bei einer akuten Nebenhodenentzündung Antibiotika zum Einsatz, da in den meisten Fällen Bakterien für die Erkrankung verantwortlich sind. Zusätzlich werden entzündungshemmende Medikamente verabreicht, die abschwellend und schmerzlindernd wirken. Begleitend wird strenge Bettruhe verordnet. Um die Heilung zu fördern, sollten die Hoden gekühlt und entlastet werden. Das funktioniert am besten, indem man am Rücken liegt oder eine weiche Unterlage unter die Hoden schiebt, um sie etwas anzuheben.
Eine akute Nebenhodenentzündung sollte unbedingt vollständig auskuriert werden. Andernfalls kann es zu einem chronischen Leiden kommen. Die Bettruhe sollten Patienten zumindest so lange einhalten, bis das Fieber gesunken ist.
Ist die Nebenhodenentzündung geheilt, sollten Betroffene abklären, wodurch die Entzündung entstanden ist. So kann entweder der Auslöser künftig gemieden oder entsprechende Therapien eingeleitet werden.
Wird die akute Nebenhodenentzündung nicht oder nur unzureichend behandelt, kann es zu einer chronischen Nebenhodenentzündung kommen. Die Folgen reichen von einer Vereiterung des Nebenhodens, über eine dauerhafte Schädigung der Hoden mit entsprechenden Folgen für die Fruchtbarkeit, bis hin zur Notwendigkeit den betroffenen Nebenhoden operativ entfernen zu müssen.
Wenn es beim Wasserlassen brennt, sollte "Mann" zum Arzt gehen. Dabei kann es sich auch um eine Harnwegsinfektion handeln, die später zu einer Nebenhodenentzündung führt. Wird bei diesen ersten Anzeichen bereits eine medikamentöse Behandlung in Angriff genommen, kann der schmerzhafte Verlauf verkürzt und abgeschwächt werden.
Generell wird empfohlen, dass Männer regelmäßig ihre Hoden selbst untersuchen. Das funktioniert sehr gut unter der Dusche oder in der Badewanne, indem jeder Hoden einzeln und auf der Rückseite der Hoden das weiche Gewebe des Nebenhodens abgetastet wird. Fällt dabei eine Veränderung auf, sollte umgehend ein Urologe aufgesucht werden.
- Urological Men's Health: A Guide for Urologists and Primary Care Physicians, D. A. Shoskes, Humana Press, New York, 2012
- Die Harnröhren-Gonorrhoe des Mannes und ihre Komplikationen, A. Perutz, Springer Verlag, Band 29, Heidelberg, 2013
- Urologie für die Praxis, Alfons Georg Hofstetter, Springer Verlag, 2. Auflage, Heidelberg, 2011
- Andrologie: Krankheiten der männlichen Geschlechtsorgane, W. Krause, H. Sperling, T. Diemer, Thieme Verlag, 4. Auflage, Stuttgart, 2011
- Epididymitis und Orchitis - klinisch-andrologische Implikationen, G. Haidl, W. Weidner, Springer Verlag, 1. Auflage, April, 2002
- The Urology Care Foundation of the American Urological Association (13.07.2020)
- Urologielehrbuch:Epididymitis: Ursachen und Therapie der Nebenhodenentzündung (13.07.2020)