Hashimoto-Thyreoiditis

Bei Hashimoto-Thyreoiditis greift das Immunsystem die Schilddrüse an
Die Hashimoto-Thyreoiditis ist die häufigste Form der Schilddrüsenentzündung.
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Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine chronische Entzündung der Schilddrüse. Hervorgerufen wird diese durch das körpereigene Abwehrsystem, es ist also eine Autoimmunerkrankung.

Medizinische Expertise

Michael Gabriel

Prim. Univ.-Prof. Mag. Dr. Michael Gabriel

Vorstand des Instituts für Nuklearmedizin und Endokrinologie, Institut für Nuklearmedizin und Endokrinologie, Med Campus III., Kepler Universitätsklinikum Linz
Krankenhausstraße 7a, 4020 Linz
www.kepleruniklinikum.at
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Die Schilddrüse befindet sich unterhalb des Kehlkopfes. Sie produziert Hormone, die viele wichtige Körperfunktionen beeinflussen. Bei Hashimoto-Thyreoiditis (auch chronisch lymphozytäre oder Autoimmunthyreoiditis) identifiziert das Immunsystem die Zellen der Schilddrüse irrtümlich als körperfremd und greift sie an. Das führt zu einer chronischen Entzündung und weiters dazu, dass nicht mehr ausreichend Schilddrüsenhormone produziert werden können. Häufig entwickelt sich eine dauerhafte Schilddrüsenunterfunktion, sodass die Betroffenen ein Leben lang Hormone in Tablettenform einnehmen müssen. Oft geht Hashimoto-Thyreoiditis mit weiteren Autoimmunerkrankungen einher, wie beispielsweise Diabetes Typ 1 oder Zöliakie. Die Erkrankung ist nach dem japanischen Arzt Hakaru Hashimoto (1881 - 1934) benannt.

Die Hashimoto-Thyreoiditis ist die häufigste Ursache für eine Schilddrüsenunterfunktion. Sie betrifft etwa 2 % der Bevölkerung. Frauen, vor allem im mittleren Alter, erkranken rund 9-mal häufiger an einer Hashimoto-Thyreoiditis als Männer.

Die genaue Ursache für die Entstehung einer Hashimoto-Thyreoiditis ist bislang noch nicht geklärt. Da die Erkrankung jedoch familiär gehäuft vorkommt, liegt eine genetische Veranlagung nahe. Der Ausbruch der Schilddrüsenentzündung fällt oft mit hormonellen Umstellungen oder psychischen Belastungen zusammen. Auch schwer verlaufende Viruserkrankungen – etwa das Pfeiffersche Drüsenfieber oder Gürtelrose – und verschiedene Umwelteinflüsse werden in Bezug auf Hashimoto-Thyreoiditis als mögliche Auslöser angenommen.

Hashimoto-Thyreoiditis verursacht anfangs meist keine wahrnehmbaren Beschwerden und bleibt deshalb oft lange unbemerkt. Anfangs kann es zu einer vermehrten Produktion von Schilddrüsenhormonen kommen. Dadurch gelangen vorübergehend vermehrt Schilddrüsenhormone ins Blut. Dies führt vorübergehend zu einer vermehrten Ausschüttung des Schilddrüsenhormons. Erste mögliche Anzeichen dafür sind:

  • Gewichtsverlust bei gleichbleibender Ernährung
  • Nervosität und Zittern
  • Durchfall
  • Schwitzen
  • Haarausfall
  • Herzklopfen

Diese Symptome können aber auch bei anderen Formen einer Autoimmunthyreopathie, der sogenannten Basedow-Erkrankung, auftreten und gehört deshalb auf alle Fälle fachärztlich abgeklärt.

Wird die Schilddrüse weiterhin geschädigt, sinkt der Spiegel der Schilddrüsenhormone und es kommt zu einer Unterfunktion. Das äußert sich durch:

  • Gewichtszunahme bei gleichbleibender Ernährung
  • Müdigkeit und Abgeschlagenheit
  • Verstopfung
  • Trockene Haut und Haare
  • Niedriger Puls
  • Bei Frauen: Zyklusstörungen

Eine wichtige Rolle spielt die Schilddrüse bei Kinderwunsch und in der Schwangerschaft. Aus diesem Grund sollen Schilddrüsenerkrankungen vor einer Schwangerschaft immer abgeklärt werden.

Nach einem Anamnesegespräch tastet der Arzt die Schilddrüse ab, um eine Vergrößerung oder Knoten festzustellen. Durch eine Blutuntersuchung wird die Konzentration der Schilddrüsenhormone (T3 und T4) festgestellt und der TSH-Wert bestimmt (Thyreoidea-stimulierendes Hormon).

Hormon Normalwerte*
TSH 0,4 bis 4,0 mU/l = 0,4 bis 4,0 µU/ml
freies T4 (fT4) 0,8 bis 1,8 ng/dl = 8 bis 18 ng/l = 10 bis 23 pmol/l
freies T3 (fT3) 2,3 bis 4,5 pg/ml = 3,5 bis 7,0 pmol/l

*Variieren nach den jeweiligen Testsystemen

Eine Ultraschall-Untersuchung gibt Aufschluss auf Größe und Struktur der Schilddrüse. Bei Verdacht auf eine bösartige Erkrankung der Schilddrüse kann eine Biopsie nötig sein, um eine Gewebeprobe im Labor untersuchen zu können. Weiters wird – um ev. andere Erkrankungen auszuschließen (differentialdiagnostische Sicherung), vor allem, wenn zusätzlich ein knotiger Umbau der Schilddrüse besteht, häufig auch eine szintigraphische Untersuchung mit einer schwach-radioaktiven Substanz durchgeführt. Mit dieser Untersuchung kann festgestellt werden, ob es sich um einen kalten (bestehen aus nicht normal funktionierendem Schilddrüsengewebe) oder warmen (produzieren unabhängig von jedem Regelkreis Schilddrüsenhormone) Schilddrüsenknoten handelt.

Die Hashimoto-Thyreoiditis ist ursächlich bislang nicht heilbar, jedoch kann die Erkrankung mit Hormontabletten gut behandelt werden. Diese können die Symptome vollständig abklingen lassen (Remission).

Bei einer Hashimoto-Autoimmunerkrankung kann die Funktion der Schilddrüse mit gezielter Ernährung verbessert werden (z.B. Antioxidantien oder selenhältige Nahrungsmittel bzw. Nahrungsergänzungsmittel). In vielen Fällen werden allerdings Patienten nicht umhin kommen, Schilddrüsenhormone regelmäßig einzunehmen.


Autor:in:
Medizinisches Review:
Erstellt am:

18. März 2020

Stand der medizinischen Information:

18. März 2020

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