Gürtelrose (Herpes Zoster)

Mann mit Gürtelrose am Rücken
Gürtelrose wird von denselben Viren verursacht, die auch Windpocken auslösen.
© Mumemories / Shutterstock.com
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Gürtelrose ist eine Nervenentzündung, die durch das Varizella-Zoster-Virus ausgelöst wird.

Medizinische Expertise

Johannes Griss

Ap.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Johannes Griss, PhD

Facharzt für Haut & Geschlechtskrankheiten
Skodagasse 32, 1080 Wien
www.hautarzt-griss.at
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Hat man schon einmal mit dem Varizella-Zoster-Virus zu kämpfen gehabt und in weiterer Folge Windpocken entwickelt, kann es später im Leben zur Gürtelrose kommen. Schmerzhafte Bläschen sind das auffälligste Symptom der Krankheit. Bevor diese auftreten, kann es zu unspezifischen Krankheitssymptomen kommen. Wird sie rasch erkannt, ist eine effektive Behandlung aber in den meisten Fällen gut möglich. Durch eine Impfung kann eine Infektion mit dem Varizella-Zoster-Virus und damit die Gürtelrose verhindert werden.

  • Das Varizella-Zoster-Virus sorgt bei vielen Kindern für Windpocken. Das Virus schlummert oft jahrelang im Körper und kann sich später im Leben als Gürtelrose äußern.
  • Das auffälligste Symptom ist ein schmerzhafter Ausschlag, bei dem sich auch entzündliche rote Flecken und Bläschen bilden. Oft tritt er zunächst am Rücken auf und breitet sich von dort auf den Brustkorb aus.
  • In der Behandlung kommen unter anderem orale Virostatika, Puderpräparate und bei schwerwiegenderen Fällen Schmerzmittel zum Einsatz. Betroffene sollten sich wenn möglich isolieren, da das Virus ansteckend ist.
  • Mit einer Schutzimpfung kann eine Infektion verhindert werden.
Typ Nervenentzündung
Ursache Reaktivierung des Varizella-Zoster-Virus (Erstinfektion "Windpocken-Erkrankung" im Kindesalter)
direkter Auslöser geschwächtes Immunsystem
Symptome schmerzhafter Ausschlag, entzündliche rote Flecken, rote Bläschen
Therapie orale Virostatika, Puderpräparate, Schmerzmittel
Vorbeugung Schutzimpfung, kein Kontakt zu Infizierten

Nach Schätzungen erkranken etwa zwei bis fünf von 1.000 Personen pro Jahr an der Gürtelrose. In Österreich ergibt das jährlich um die 30.000 Fälle. Ungefähr jeder zweite Betroffen:e ist über 50 Jahre alt.

Die Gürtelrose wird durch das Varizella-Zoster-Virus (VZV) ausgelöst, welches insbesondere bei Kindern häufig zur Entstehung von Windpocken (Varizellen) führt. Wer als Kind Windpocken hatte, ist als Erwachsene:r gegen Herpes Zoster nicht immun: Die Windpocken-Viren "schlummern" oft jahrzehntelang im Nervengewebe. Wenn das Immunsystem in weiterer Folge einmal geschwächt ist (zum Beispiel aufgrund höheren Alters oder durch eine schwere Erkrankung), werden sie wieder in Form einer Gürtelrose aktiv.

In etwa jeder dritte Mensch erkrankt irgendwann im Leben an Gürtelrose. Die Krankheit ist in weiterer Folge für ungeimpfte Personen und jene, die als Kinder nicht an Windpocken erkrankt sind, ansteckend. Insgesamt ist die Gürtelrose jedoch deutlich weniger ansteckend als eine Windpockeninfektion. Während sich bei Windpocken 80 – 90 % der Haushaltsmitglieder anstecken, ist dies bei der Gürtelrose nur sehr selten der Fall.


Mehr lesen » Windpocken: Wie wird die Erkrankung behandelt?

Ein Herpes Zoster äußert sich durch einen schmerzhaften Ausschlag mit entzündlichen roten Flecken und Bläschen, der sich häufig wie ein halbseitiges Band über den Brustkorb zieht. Die Bläschen sind mit klarer Flüssigkeit gefüllt, die das Virus beherbergen – der Kontakt damit ist ansteckend.

Nach ein bis zwei Tagen brechen die Bläschen auf. Sie trocknen aus, es bilden sich Krusten. In diesen Krankheitsphasen ist die Gürtelrose ansteckend – durch Kontakt mit den offenen Bläschen (Schmierinfektion). Es bilden sich manchmal Narben, insbesondere wenn es zu einer Zweitinfektion, z. B. durch Bakterien kommt.

In den meisten Fällen beginnt die Gürtelrose am Rücken und breitet sich auf den Brustkorb aus. Auch betroffen sein können:

  • Gesicht (mit Gefahr für Augen oder Gehör)
  • Hals
  • Arme
  • Beine

Meist geht diesen Symptomen, die eine Gürtelrose eindeutig diagnostizierbar machen, bereits eine Phase mit unspezifischen Krankheitszeichen wie Müdigkeit, Gliederschmerzen, allgemeinem Unwohlsein und manchmal auch leichtem Fieber voraus.

Entstehung einer Post-Zoster-Neuralgie

Der Ausbruch einer Gürtelrose führt dazu, dass Nervengewebe geschädigt wird. Dadurch kann es zu attackenartigen, "blitzartigen" Nervenschmerzen kommen, die für Betroffene äußerst unangenehm sind. Halten die Schmerzen länger als 3 Monate nach Abklingen des akuten Ausschlags an, spricht man von einer Post-Zoster-Neuralgie. Von 10 Personen, die an Gürtelrose erkranken, entwickeln 5 bis 30 % eine Post-Zoster-Neuralgie, das Risiko nimmt mit dem Alter zu: Bei den über 60-Jährigen sind rund zwei Drittel gefährdet, an diesen neuropathischen Nervenschmerzen zu erkranken. Die Schmerzen treten in den befallenen Nervenarealen oft noch Jahre später auf, meist in unterschiedlicher Intensität. Mit dem Alter steigt das Risiko. Das Risiko für die Entwicklung einer Post-Zoster-Neuralgie kann durch eine intensive Schmerztherapie während der Infektion deutlich reduziert werden.

Die Gürtelrose lässt sich aufgrund des typischen halbseitigen Ausschlages leicht von einer Ärzt:in diagnostizieren. Die Ärzt:in fragt auch nach, ob die Betroffen:e in der Kindheit an Windpocken erkrankt ist. In seltenen Fällen ist der Nachweis der Erreger durch einen Bläschenabstrich nötig.

Die Gürtelrose wird in leichten Fällen mit oralen Virostatika behandelt, sowie mit Puderpräparaten, die die Bläschen austrocknen. Schwerwiegendere Fälle werden mit Infusionen und Schmerzmitteln therapiert. Dauer und Auftreten von Nervenschmerzen werden damit verkürzt. Je früher die Therapie einsetzt, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit von Folgeerkrankungen, vor allem der Post-Zoster-Neuralgie. Besonders im Frühstadium ist der Zoster sehr gut mit Virostatika und Schmerzmitteln behandelbar. Verhindert werden kann eine Gürtelrose mittlerweile durch eine Impfung.

Im österreichischen Impfplan 2023 ist für Personen ab 50 Jahren eine Impfung vorgesehen, die eine Wirksamkeit von über 90 % aufweist. Wenn trotz der Impfung dennoch eine Gürtelrose auftritt, verläuft diese in der Regel deutlich milder und mit weniger Komplikationen, die Kosten für diese einmalige Impfung müssen selbst getragen werden. In Österreich sind zwei Impfstoffe zugelassen, wobei der Impfplan explizit den Totimpfstoff Shingrix empfiehlt, der hierzulande seit Herbst 2021 erhältlich ist.

Zusätzlich gibt es eine Impfung gegen Windpocken ab dem ersten Lebensjahr. Da durch diese Impfung eine Infektion mit dem Varizella-Zoster-Virus verhindert wird, sinkt auch die Wahrscheinlichkeit auf die Entwicklung einer Gürtelrose. Die Kosten für diese zweizeitige Impfung müssen selbst getragen werden.

Herpes Zoster ist ansteckend, Erkrankte sollten unbedingt den Kontakt zu Kindern, älteren Personen und insbesondere zu Schwangeren meiden. Stecken sich werdende Mütter, die als Kind nicht die Windpocken hatten, mit den Viren an, so kann ein Windpockenausbruch während der Schwangerschaft zu Entwicklungsstörungen beim Kind führen.

Im österreichischen Impfplan wird Personen ab 50 Jahren eine Impfung empfohlen, die eine Wirksamkeit von über 90 % aufweist. Wenn trotz der Impfung dennoch eine Gürtelrose auftritt, verläuft diese in der Regel deutlich milder und mit weniger Komplikationen. Die Kosten für diese Impfung müssen selbst getragen werden.

Zusätzlich gibt es eine Impfung gegen Windpocken ab dem zweiten Lebensjahr. Da durch diese Impfung eine Infektion mit dem Wildtyp des Varizella-Zoster-Virus verhindert wird, sinkt auch die Wahrscheinlichkeit auf die Entwicklung einer Gürtelrose. Die Kosten für diese zweiteilige Impfung müssen selbst getragen werden.


Autor:in:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

11. Januar 2024

Erstellt am:

18. Februar 2014

Stand der medizinischen Information:

16. Mai 2023


ICD-Code:
  • B02

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