Pfeiffersches Drüsenfieber trifft vorwiegend junge Menschen und heißt im Volksmund auch Kuss-Krankheit, Studentenkrankheit oder Studentenfieber. Fieber, Lymphknotenschwellung und Rachen-Entzündungen sind ihre Hauptsymptome. Meist verläuft die Infektion harmlos und ist nach zirka 3 Wochen überstanden. Danach ist der Erkrankte immun gegen eine erneute Ansteckung. Manchmal geht sie in eine chronische Form über, das bedeutet dass die Symptome länger als 6 Monate bestehen bleiben. Die Therapie der Wahl lautet Schonung und Bettruhe.
Das Epstein-Barr-Virus (EBV) gehört zur Familie der Herpesviren und ist weltweit verbreitet. Experten schätzen, dass sich rund 95 % der europäischen Bevölkerung bis zum 30. Lebensjahr mit dem EBV infizieren und danach über ausreichend Antikörper gegen den Erreger verfügen. Daher bekommt man Pfeiffersches Drüsenfieber nur einmal – meist in jungen Jahren. Besonders häufig sind deshalb Kinder und Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren von der Erkrankung betroffen, vor allem im Herbst und im Frühjahr.
Das EBV verbleibt nach der ersten Infektion im Körper – wie jedes andere Herpesvirus auch. Schubweise wird es immer wieder aktiviert und vor allem über den Speichel ausgeschieden. Der Betroffene merkt davon in der Regel nichts, wenn er Pfeiffersches Drüsenfieber bereits einmal durchgemacht hat (Immunität). Für andere Menschen, die noch nicht mit dem Virus infiziert waren und daher nicht immun dagegen sind, besteht in dieser Zeit jedoch Ansteckungsgefahr. Personen, die sich mit EBV angesteckt haben, bei denen das Pfeiffersche Drüsenfieber jedoch noch nicht ausgebrochen ist – also während der Inkubationszeit – sind besonders häufig Überträger.
Die Inkubationszeit ist beim Pfeifferschen Drüsenfieber besonders lang: Die Angaben schwanken zwischen 2 und 8 Wochen, bis Beschwerden ausbrechen. Zudem geht die Krankheit manchmal ohne oder nur mit leichten Symptomen (wie grippale Infekte) einher, wird also gar nicht erkannt.
Während der Inkubationszeit, im akuten Krankheitsschub, in den ersten Monaten nach der Erstinfektion, sowie auch während der Aktivierung von EBV im Körper immuner Personen, kann das Virus über den Speichel an andere Menschen weitergegeben werden. Das geschieht besonders leicht beim Küssen, daher auch die umgangssprachliche Bezeichnung "Kuss-Krankheit": Jugendliche infizieren sich häufig beim Knutschen, Kinder über die Küsse ihrer Eltern oder Großeltern. Weitere Übertragungswege sind das Benutzen gleicher Gläser oder von Besteck. Neben der Mundschleimhaut findet sich EBV auch auf anderen Schleimhäuten sowie im Blut. Daher ist eine Infektion auch beim Geschlechtsverkehr oder über Bluttransfusionen möglich, jedoch selten, da die höchste Viruslast im Speichel vorliegt.
- Lymphknoten-Schwellung: Die Lymphknoten sind besonders stark am Hals geschwollen. Dort können die Drüsen bis auf Hühnereigröße anschwellen. Auch an anderen Körperregionen – etwa unter den Achseln, am Bauch oder im Brustbereich – können die Lymphdrüsen mit Schwellung reagieren, jedoch seltener
- Grippeähnliche Beschwerden: wie allgemeines Unwohlsein, Kopfschmerzen und Gliederschmerzen, vor allem zu Beginn der Erkrankung
- Fieber um die 38 bis 39°C: meist einige Tage nach Krankheitsbeginn. In der zweiten und dritten Woche der Erkrankung kann das Fieber dann immer wieder abklingen und ansteigen
- Hals- und Schluckschmerzen: starke Halsschmerzen mit Schluckbeschwerden. Häufig kommt es zu Entzündungen im Rachenbereich (z.B. Mandelentzündung, Seitenstrangangina). Eventuell Heiserkeit und Mundgeruch
- Abgeschlagenheit und Müdigkeit: am ausgeprägtesten während der zweiten und dritten Woche der Erkrankung
- Appetitlosigkeit
- Stimmungsschwankungen
- gelegentlich Lichtscheue und Luftnot
Mehr lesen » Pfeiffersches Drüsenfieber: die 5 häufigsten Symptome
In der Regel sind diese Beschwerden nach ca. 3 Wochen überstanden. Bei vielen Patient:innen halten Abgeschlagenheit und Müdigkeit jedoch noch mehrere Wochen bis Monate an.
Sehr selten geht die Infektion in eine chronische Form über: Das ist der Fall, wenn mehrere Beschwerden mindestens über 6 Monate anhalten. Zudem kann EBV auf die Leber und Milz übergreifen. Die Organe schwellen an, wodurch es zu Übelkeit und Bauchschmerzen kommt. Um der Möglichkeit eines Milzrisses (Milzruptur) vorzubeugen, sollte die Patient:in unbedingt viel ruhen und nach überstandenem Pfeifferschen Drüsenfieber noch für 2 Monate auf Sport verzichten. War die Leber entzündet und hat eine Gelbsucht (Ikterus) verursacht, heilt dies meistens ebenfalls wieder völlig aus, indem man eine spezielle Diät hält. Sehr selten kann die Haut mit einem entzündlichen Ausschlag (Exanthem) auf Pfeiffersches Drüsenfieber reagieren.
Komplikationen treten zwar eher selten auf, doch wie bei vielen anderen Infektionskrankheiten auch besteht die Gefahr, dass es zu schwerwiegenden Folgen kommt, wenn man die Erkrankung nicht gut ausheilen lässt. Dazu zählen Hirnhautentzündung (Meningoenzephalitis), Herzmuskelentzündung (Myokarditis) und Nierenentzündung (Nephritis).
Richtig gefährlich werden kann Pfeifferisches Drüsenfieber bei Patient:innen mit einem Immundefekt (z.B. nach Transplantationen, bei HIV). Bei ihnen kann sich die Erkrankung in schwere Lymphknoten-Wucherungen (Lymphoproliferation) bis hin zu bösartigen Tumoren (Krebs) ausweiten.
Liegen klassische Symptome vor, kann vor allem der Experte, ein HNO-Arzt, das Pfeiffersche Drüsenfieber leicht diagnostizieren: Er tastet die verschiedenen Lymphknoten auf Schwellungen ab, untersucht den Rachen und die Mandeln, die meist entzündet sind. Da typische Symptome jedoch nicht selten fehlen, sollte der Arzt auch bei lediglich extremem Schwächegefühl des Patienten immer an eine Epstein-Barr-Virus-Infektion denken. Um diese sicher abzuklären hilft eine Blutuntersuchung.
Es gibt keine Medikamente, die direkt gegen EBV bzw. das Pfeiffersche Drüsenfieber wirken. Deshalb heißt es Ruhe geben und dem Körper so helfen, die Erkrankung auszuheilen: Während der akuten Phase mit klassischen Symptomen sollte der Patient unbedingt im Bett bleiben, viel trinken und leicht verdaulich essen. Medikamente helfen zudem, die Symptome zu lindern:
Fieber
Gegen Fieber und Schmerzen sollten Schmerzmittel wie Ibuprofen, Paracetamol oder Diclofenac eingenommen werden. Von der Einnahme von Acetylsalicylsäure und der Verwendung von Lutschtabletten, Gurgellösungen und Rachensprays mit Lokalantiseptika oder Lokalanästhetika wird abgeraten.
Antibiotika gegen Viren
Antibiotika sind gegen alle Viren machtlos! Sie können nur etwas gegen Bakterien ausrichten. Sie kommen beim Pfeifferschen Drüsenfieber nur zum Einsatz, wenn sich obendrauf noch eine bakterielle Infektion (Superinfektion) ausgebildet hat. Die häufig verschriebenen Wirkstoffe Ampicillin oder Amoxicillin dürfen jedoch beim Pfeifferschen Drüsenfieber nicht verschreiben werden, da sie dann oft eine pseudoallergische Reaktion der Haut (Exanthem) auslösen.
Abschwellendes
Für den seltenen Fall, dass Schwellungen im Hals das Atmen erschweren, können abschwellende Kortikosteroide (z.B. Kortison) gegeben werden.
Operation
Bei schwerem Krankheitsverlauf raten Ärzt:innen häufig zur Entfernung der Gaumenmandeln (Tonsillektomie). Das kann den Krankheitsverlauf verkürzen.
Dem Körper sollte ausreichend Zeit gegeben werden, um das Pfeiffersche Drüsenfieber völlig auszukurieren: Wenn die Krankheit mit heftigen Symptomen einhergeht, ist in dieser Zeit Schonung das oberste Gebot! Danach sollte man weiterhin auf den Körper hören: Vor allem Betroffene, die sich noch Wochen bis Monate nach der Erkrankung müde und abgeschlagen fühlen, sollten es besser erstmal langsam angehen lassen.
Auch mit anderen Hausmitteln kann man die ärztliche Therapie unterstützen:
- Wadenwickel: Wadenwickel senken Fieber
- Topfenwickel: kalte Topfenwickel bringen bei geschwollenen Lymphknoten und Halsentzündungen Erleichterung
- Salzwasser-Gurgeln: Auch Gurgeln mit Salzwasser (1⁄4 Teelöffel Salz in einem Glas Wasser auflösen) oder entzündungshemmenden Tees (z.B. Salbei, Kamille) kann den schmerzenden Hals leicht beruhigen. Zur Befeuchtung des Rachens hilft auch das Lutschen Wirkstoff-freier Bonbons. Davor jedoch besser den Arzt fragen, ob etwas dagegen spricht
- Luftbefeuchtung: Nasse Handtücher oder Luftbefeuchter schaffen ein angenehmeres Raumklima für den Kranken
- Stoßlüften: Mehrmals täglich auch Stoßlüften, dabei jedoch unbedingt Zug vermeiden
Wenn man weiß, dass jemand akut an Pfeifferschem Drüsenfieber erkrankt ist, sollte man den Kontakt zu dieser Person am besten meiden. Anders lässt sich die Erkrankung momentan nicht vorbeugen, denn eine Impfung gegen das Epstein-Barr Virus gibt es nicht.