Ernährung bei Lebererkrankung

Zwei Stück Lachs liegen auf einem Holzbrett
Fisch sollte bei Betroffenen einer Lebererkrankung eine wichtige Rolle in der Ernährung spielen.
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Die Leber ist die "Entgiftungszentrale" des Körpers. Als wichtiges Stoffwechselorgan unterstützt sie die Galle bei der Fettverdauung und hilft bei der Regulierung des Blutzuckerspiegels. 

Medizinische Expertise

Bernhard Mayr

Prim. Dr. Bernhard Mayr

Facharzt für Innere Medizin
Miller-von-Aichholz-Straße 49, 4810 Gmunden
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Um alle Funktionen aufrechtzuerhalten ist die Leber auf eine gesunde Ernährung angewiesen. Das gilt speziell bei Lebererkrankungen wie Fettleber, Hepatitis sowie Leberzirrhose. Die Reduktion von Übergewicht und der Verzicht auf Alkohol sind die wesentlichen Bausteine einer Therapie. Eine vollwertige Kost, die reich an Obst, Gemüse und Vollkornprodukten ist, fördert die Lebergesundheit. Auf eine strikte Schonkost sollte hingegen verzichtet werden. Eine einseitige, kalorienarme Kost begünstigt die bei Lebererkrankungen häufig vorkommenden Mangelerscheinungen.

  • Die Leber ist unter anderem für die Regulierung des Blutzuckerspiegels und die Ausscheidung von Abfallprodukten verantwortlich.
  • Eine abwechslungsreiche Ernährung mit frischen Zutaten und mehreren kleinen Mahlzeiten pro Tag hilft der Leber.
  • Viele Obst-, Gemüse- und Fischarten wirken sich positiv auf die Leber aus.
  • Bei gesundheitlichen Problemen mit der Leber sollte Übergewicht vermieden bzw. bei Bedarf reduziert werden.
  • Alkohol wirkt sich schädlich auf die Leber aus und sollte vollständig oder zumindest weitestgehend vermieden werden.

Die Leber ist ein Stoffwechselorgan, das im Körper wichtige Funktionen erfüllt:

  • Regulierung des Blutzuckerspiegels: die Leber wandelt Traubenzucker (Glucose) in Glykogen um, welches sie speichern kann. Sinkt der Blutzuckerspiegel, wandelt sie das Glykogen wieder in Glucose um und gibt es ans Blut ab.
  • Entgiftung und Ausscheidung von Abfallprodukten: darunter fallen vor allem körpereigene Abfallprodukte des Stoffwechsels, Fremdstoffe wie Medikamente oder Umweltgifte.
  • Eiweiß: Produktion von Eiweißbausteinen .
  • Fettverdauung: Herstellung und Abgabe von Galle für die Fettverdauung.
  • Nährstoffspeicherung: die Leber speichert beispielsweise Mineralstoffe wie Eisen oder Vitamine wie Vitamin B12.

Eine radikale Leberschonkost bringt keinen Nutzen. Sofern das Organ seine Aufgaben erfüllt, bedarf es keiner einschränkenden Maßnahmen zur Schonung der Leber. Eine gesunde, vollwertige Ernährung sowie der Verzicht auf Alkohol können bestehende Leberprobleme jedoch günstig beeinflussen.

Tipps bei Leberproblemen:

  • Trinken Sie keinen Alkohol!
  • Versuchen Sie sich abwechslungsreich und ausgewogen zu ernähren. Auf diese Weise führen Sie Ihrem Körper alle notwendigen Nährstoffe zu. Meiden Sie einseitige Ernährungsformen.
  • Verwenden Sie frische Zutaten und verzichten Sie möglichst auf Fertigprodukte.
  • Essen Sie mehrere, kleine Mahlzeiten verteilt über den Tag. So ist Ihr Körper kontinuierlich mit Nährstoffen versorgt und Sie vermeiden eine Überlastung der Leber durch große Nahrungsmengen.
  • Meiden Sie Nahrungsmittel, die Unverträglichkeitsreaktionen auslösen. Das können unter anderem sehr fette Speisen, blähende Lebensmittel und unreifes Obst sein. Wer was verträgt ist individuell verschieden. Achten Sie daher darauf, was Ihnen bekommt.
  • Wählen Sie schonende Zubereitungsformen wie dünsten, garen und braten in beschichten Pfannen.

Welche Lebensmittel sind zur Gesunderhaltung der Leber bzw. bei Lebererkrankungen empfehlenswert, welche weniger?

LEBENSMITTELGRUPPE EMPFEHLENSWERTE LEBENSMITTEL UNGÜNSTIGE LEBENSMITTEL
Obst und Gemüse Endivie, Feldsalat, Kopfsalat, rote Rübe, Tomaten, Zucchini, Karotten, junger Kohlrabi, Brokkoli, Spargel, Fenchel, Spinat, Chicorée Zwiebeln, Erbsen, Bohnen, Linsen, Weißkohl, Rotkohl, Wirsing,saure Obstsorten, z.B. Grapefruit, sehr unreifes oder überreifes Obst
Brot, Gebäck und Kartoffeln Korngebäck und Semmeln, Zwieback, Knäckebrot, Mischbrot, Weizenvollkornbrot, Mehlspeisen aus Germteig, Biskuitkuchen, gekochte Kartoffeln Blätterteig, in Fett Gebackenes, frisches Brot, Obers- und Cremetorten, in Fett Frittiertes wie z.B. Pommes frites und Bratkartoffeln
Fleisch, Wurst und Eier Huhn, Pute, mageres Schweine- und Rindfleisch, Wild, magerer Schinken, weiches Ei, Rührei Paniertes Fleisch, Speck, Sülze und Pasteten, Blut- und Leberwurst, Gans, Rührei mit Speck, Spiegelei
Fisch Fettarme Fischsorten wie Kabeljau, Seelachs und Scholle Panierter Fisch, Hering, Karpfen, Aal, Makrele, Ölsardinen
Milch und Milchprodukte Fettarme frische Milch, Buttermilch, Joghurt, Topfen und Frischkäse, junge milde Käsesorten Sehr fetthaltige Käsesorten, Rohmilchkäse, Schmelzkäse, fertige Milchgetränke
Fette Sonnenblumenöl, Weizenkeimöl, Maiskeimöl, wenig Butter Überhitztes Fett und Schmalz
Süßwaren Marmelade und Honig in kleinen Mengen Nougat, Marzipan, Pralinen
Getränke Mineralwasser ohne Kohlensäure, Leitungswasser, verdünnte Obst- und Gemüsesäfte, milde Tees Alkohol, stark kohlensäurehaltige Getränke
Gewürze Frische Kräuter, Kümmel, Anis, Zimt, Fenchel, Zitronensaft Scharfer Senf, zuviel Salz, Chili, Knoblauch, Paprikapulver, Meerrettich

Die genannten Empfehlungen helfen dabei, die Leber gesund zu halten und den Verlauf von leichten Formen von Lebererkrankungen positiv zu beeinflussen. Was gilt es bei häufigen Lebererkrankungen zusätzlich zu beachten?

Der normale Fettanteil der Leber liegt bei etwa 5 %. Von einer Fettleber ist dann die Rede, wenn die Leberzellen zu 50 % verfettet sind. Es gibt unterschiedliche Formen der Fettleber. Nahezu alle sind auf Fehlernährung zurückzuführen. Man unterscheidet zwischen der nicht-alkoholischen Fettleber, die durch Überernährung entsteht und der alkoholischen Fettleber, die das Resultat von zu viel Alkohol ist. Zusätzlich gibt es auch noch die sogenannte Stoffwechselleber – eine Fettleber, die beispielsweise bei Diabetikern auftritt. Wer eine Fettleber hat, sollte Folgendes beachten:

  • Gewichtsreduktion anstreben: Liegt die Ursache für die Fettleber in einer Überernährung, sollte eine Gewichtsreduktion angestrebt werden. Meiden Sie Nahrungsmittel, die reich an Fructose und Stärke sind. Das sind vor allem industriell verarbeitete Produkte mit Zuckerzusatz wie Süßwaren, Limonaden und Fruchtjoghurts bzw. Weißmehlprodukte. Geben Sie Nahrungsmitteln wie Gemüse, zuckerarmen Obstsorten, Fisch, magerem Fleisch den Vorzug. Sie tragen im Allgemeinen zur negativen Energiebilanz bei und helfen beim Abnehmen.
  • Striktes Alkoholverbot: Ist übermäßiger Alkoholkonsum der Grund für die Fettleber, sollte mindestens für die Dauer der Therapie auf Alkohol verzichtet werden. Auch im Anschluss daran empfiehlt sich ein eher moderater Konsum. Bei Einhaltung des Alkoholverbots bildet sich die Fettleber meistens innerhalb einiger Wochen bis Monate zurück.
  • Regulierung des Blutzuckers: Ist der Blutzucker erhöht, verändert sich der Stoffwechsel. Unter anderem werden vermehrt freie Fettsäuren im Blut freigesetzt, welche die Verfettung der Leberzellen fördern. Speziell für Diabetiker ist es daher wichtig, auf normale Blutzuckerwerte zu achten.

Bei einer Virushepatitis handelt es sich um eine durch Viren hervorgerufene Leberentzündung. Aus einer akuten Hepatitis kann im Fall der Hepatitis B, Hepatitis C oder Hepatitis D eine chronische Verlaufsform entstehen, die in eine Leberzirrhose übergehen kann. Bei der Ernährung auf Folgendes achten:

  • Berücksichtigung von Lebensmittelunverträglichkeiten: Manche Hepatitis-Betroffene entwickeln Unverträglichkeiten gegen bestimmte Speisen. Diese Reaktionen sind jedoch individuell verschieden, weshalb keine Pauschalempfehlungen gegeben werden können. Meiden Sie Lebensmittel, die Sie nicht gut vertragen.
  • Appetitlosigkeit – was tun? Die bei Hepatitis zur Therapie eingesetzten Medikamente gehen häufig mit Appetitverlust und Gewichtsabnahme einher. Um den Gewichtsverlust zu kompensieren, empfiehlt es sich, die Speisen besonders dekorativ anzurichten und milde Gewürze zu verwenden, die den Appetit anregen.

Bei der Leberzirrhose handelt es sich um eine nicht mehr rückbildungsfähige Zerstörung der Leber. Diese geht mit einer Dezimierung von stoffwechselaktiven Leberzellen einher. Häufige Ursachen sind jahrelang andauernde, nicht ausgeheilte Lebererkrankungen.

Unterschieden wird zwischen der kompensierten Form, bei der die Leber ihre Aufgaben noch erfüllen kann. Bei dieser Erkrankungsform müssen keine diätischen Maßnahmen ergriffen werden. Achten Sie auf eine gesunde, vollwertige Ernährung und verzichten Sie auf Alkohol.

Bei der dekompensierten Form treten starke funktionale Einschränkungen der Leber auf, die häufig Komplikationen wie zum Beispiel Mangelernährung, Infektionen, Ödeme und Blutungen verursachen. Bei der Ernährung ist wichtig:

  • Striktes Alkoholverbot: Bei Leberzirrhose ist Alkohol absolut tabu. Denken Sie an versteckten Alkohol, der beispielsweise in Süßigkeiten und Milchmischgetränken enthalten ist.
  • Mangelernährung – was tun? Mangelernährung ist eine häufige Komplikation bei chronischen Lebererkrankungen. Über 50 % aller Betroffenen leiden darunter. Ungünstig, zumal ein mangelernährter Körper anfälliger für weitere Erkrankungen ist. Achten Sie daher auf eine ausreichende Energie- und Nährstoffzufuhr. Sie können Speisen mit Obers, Butter und hochwertigen Pflanzenölen anreichern und häufig auf Nüsse zurückgreifen. Spezielle Produkte zur Energieanreicherung können nach Absprache mit dem Arzt ebenfalls dargereicht werden.
  • Auf die Eiweißversorgung achten: Wichtig ist die ausreichende Zufuhr von Eiweiß. Als Richtwert gilt: nehmen Sie pro Körpergewicht 1,2-1,5 g pro kg Körpergewicht täglich zu sich. Hochwertiges Eiweiß steckt neben Fleisch, Fisch und Milchprodukten auch in Hülsenfrüchten, Soja und Nüssen.


Bei Leberzirrhose kommt es häufig zu einer Ansammlung von Wasser im Bauchraum. Schränken Sie in diesem Fall Ihren Salzkonsum ein. Meiden Sie insbesondere Speisen mit hohem Kochsalzgehalt wie Fertiggerichte, Fertigsuppen und -saucen, Gemüsekonserven und Knabbergebäck.

  • Leber, Galle, Bauchspeicheldrüse: Wirksame Hilfe bei Beschwerden: Alles über Untersuchung, Behandlung und Ihren optimalen Speiseplan, Heinrich Liehr, Trias Verlag, Stuttgart 2002
  • Ernährung bei Erkrankungen der Leber, A. Budnowski et al., Wilhelm Maudrich Verlag, 2. Auflage, Wien, 2011

Autor:in:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

18. Mai 2020

Erstellt am:

13. Dezember 2016

Stand der medizinischen Information:

18. Mai 2020

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