Durch eine ausgewogene Ernährung lässt sich Krebs zwar nicht heilen, doch die Lebensqualität kann dadurch positiv beeinflusst werden. Von teuren "Krebsdiäten" ist abzuraten, sie sind meist unseriös und bringen auch keine Heilung. Im Gegenteil: Sie können mitunter sogar zu Mangelernährung führen, wenn sie zu einseitig sind. Ein durchdachtes, balanciertes Ernährungskonzept ist – wie Sport bei Krebs – eine wichtige Säule, um die Lebensqualität selbst zu verbessern.
Eine individuell abgestimmte Ernährung trägt dazu bei, dass Nebenwirkungen einer Therapie, wie z.B. Chemotherapie besser vertragen werden. Die Kost sollte vollwertig und abwechslungsreich sein und sich an der österreichischen Ernährungspyramide orientieren. Bei bestimmten Krebstherapien, wie Chemo- oder auch Strahlentherapie sollte ausreichend Flüssigkeit zugeführt werden, um die durch die Therapie abgebauten Zellen über die Nieren auszuschwemmen. Ideal sind stilles Wasser, Kräuter- oder Früchtetee sowie Obst- oder Gemüsesäfte.
- Eine vitaminreiche und vollwertige Ernährung spielt bei Krebspatient:innen eine wichtige Rolle.
- Im Allgemeinen ist bekannt, das frisch zubereitete Speisen, die Abwehrkräfte stärken.
- Um einen starken Gewichtsverlust zu vermeiden ist es ratsam auf gesunde Fette zurückzugreifen.
- Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte, Eier, Nüsse, Fisch und hochwertige Pflanzenöle gehören zu den empfohlenen Nahrungsmitteln.
- Kleinere regelmäßige Mahlzeiten sind gesünder und können leichter verdaut werden.
- Achtsames und konzentriertes Essen ist wichtig um Schluckbeschwerden zu vermeiden.
Video: Wie tickt Krebs?
Univ.-Prof. Mag. Dr. Maria Sibilia (Institut für Krebsforschung, MedUni Wien) und Univ.-Prof. Mag. Dr. Petra Heffeter, MAS (Institut für Krebsforschung, MedUni Wien) informieren über die häufigsten Krebserkrankungen und deren Behandlung. (Webinar, 16.9.2021)
Ausgewogene Ernährung ist wichtig, um einen Nährstoffmangel zu vermeiden. Eine zu starke Gewichtsabnahme geht mit dem Abbau von Fett- und Muskelgewebe einher, der Betroffene wird immer schwächer und die Infektanfälligkeit erhöht sich, da das Immunsystem stark geschwächt ist. Weitere Begleiterscheinungen sind Blutarmut und eine Beeinträchtigung des Stoffwechsels. Sind durch den Tumor bestimmte Organe in ihrer Funktion eingeschränkt, wie z.B. Nieren oder Leber, ist eine spezielle Ernährung nötig. Diese sollte mit dem behandelnden Arzt abgeklärt werden.
Das geschwächte Immunsystem kann Keime nur schlecht abtöten, daher ist auch bei der Ernährung auf Keimarmut zu achten. So etwa sollten Speisen möglichst frisch gegessen werden, rohe Nahrungsmittel müssen gut gewaschen, mögliche Infektionsquellen (Fisch, Hühnerfleisch) extra gelagert werden. Auf mehrmals aufgewärmte Speisen sollte man verzichten, Fleisch muss gut durchgegart sein. Eine ausreichende Zufuhr von Energie, Nährstoffen, Vitaminen und Mineralstoffen ist die beste Basis, um therapeutische Nebenwirkungen zu beeinflussen.
Wird der Stoffwechsel vom Tumor beeinflusst, sodass ein Gewichtsverlust eintritt, kann man mit herkömmlicher Ernährung allein meist nicht wieder zunehmen. Sie kann aber das Gewicht halten oder zumindest den Gewichtsverlust reduzieren. Das bedeutet, dass man lieber zu viel als zu wenig Energie aufnehmen sollte. Da krebskranke Personen aber häufig keine großen Mengen essen können, sollte der Speiseplan so oft wie möglich mit Lipiden (Fett) angereichert werden (z.B. durch Pflanzenöle, Butter, Sahne, Margarine, Schmalz, Speck). Fett liefert die meiste Energie – das bedeutet, dass relativ wenig Fett bereits sehr viele Kalorien liefert. Wichtig ist außerdem eine hohe Eiweißzufuhr. Nahrungsmittel mit einem hohen Eiweißgehalt sind unter anderem:
- Fleisch
- Fisch, Schalen- und Krustentiere
- Eier
- Käse
- Hülsenfrüchte
- Nüsse
- Getreide
Empfohlen werden 1,2 bis 2 g Eiweiß pro kg Körpergewicht. Sinnvoll ist es außerdem, eher 5 bis 6 kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt zu essen anstatt nur 2 oder 3 größere Mahlzeiten. Versuchen Sie aber, sich trotz allem keinen Druck zu machen und essen Sie prinzipiell alles, was Sie gerne mögen.
Günstig:
- Essen Sie mehrere kleine Mahlzeiten
- Essen Sie langsam, gut kauen ist wichtig
- Getränke in kleinen Schlucken trinken, gleichmäßig über den Tag verteilt (evtl. mit einem Strohhalm)
- Zum Essen nur kleine Mengen trinken (kann zu Völlegefühl führen)
- Durch frische Gewürze kann der Appetit angeregt werden
- Kalte Speisen und Getränke sind oft bekömmlicher als warme
Eher ungünstig:
- Große Portionen
- Starke Gerüche, besonders von Speisen
- Bei Übelkeit: viel Fett, zu starkes Würzen, sehr süße Speisen
- Heiße Speisen, da sie stärker riechen als lauwarme oder kalte
Weitere Tipps für den Alltag:
- Leichte Bewegung
- Legen Sie einen Vorrat an verschiedenen Snacks, Fertiggerichten oder tiefgefrorenen Mahlzeiten an – so sind Sie immer auf plötzlichen Appetit vorbereitet
- Wenn die Chemotherapie bei Ihnen zu Übelkeit führt, essen Sie davor keine Ihrer Lieblingsspeisen – Sie könnten eine Abneigung dagegen entwickeln
- Gegen Übelkeit gibt es wirksame Medikamente, die Sie auch vorbeugend einnehmen können – Fragen Sie Ihren Arzt danach
Es kann passieren, dass sich durch die Chemo- oder Strahlenbehandlung Ihr Geschmacksempfinden verändert. Diese Nebenwirkung verschwindet meistens nach Abschluss der Behandlung wieder.
Tipps bei Geschmacksstörungen:
- Trinken Sie häufig kleine Mengen, um den schlechten Geschmack im Mund zu beseitigen
- Wenn Sie einen metallischen Geschmack im Mund haben, versuchen Sie, ob Ihnen das Essen mit Plastikbesteck besser schmeckt
- Zwingen Sie sich nicht, Lebensmittel zu essen, die Ihnen nicht schmecken
- Ersetzen Sie rotes Fleisch (Rind, Lamm, Schwein) durch weißes (Geflügel)
Kau- und Schluckbeschwerden
Krebserkrankungen im Mund-Halsbereich können zu Kau- und Schluckbeschwerden führen, ebenso Chemotherapie und Strahlentherapie.
- Lassen Sie sich beim Essen und Trinken nicht ablenken, sondern konzentrieren Sie sich auf die Mahlzeit
- Trinken Sie nicht zu heiß und nicht zu kalt
- Trinken Sie bei Bedarf mit einem Strohhalm
- Vermeiden Sie kohlensäurehaltige Getränke und trinken Sie stattdessen stilles Wasser, Leitungswasser oder Tee – gerne mit einem Stück Zitrone aromatisiert
Trockener Mund
Strahlenbehandlungen im Kopfbereich können zu verminderter Speichelflüssigkeit führen.
- Trinken Sie häufig kleine Mengen, um die Mundschleimhaut anzufeuchten
- Halten Sie Ihre Lippen feucht, z. B. mit einem feuchten Schwamm oder Lappen
- Regen Sie den Speichelfluss mit Zitronen- oder Orangenlimonade an oder mit Lebensmitteln, die mit Zitrone aromatisiert wurden, auch saures Obst kann helfen – Vorsicht: Probieren Sie diesen Tipp nicht bei Schleimhautentzündungen oder saurem Geschmack im Mund aus!
Entzündungen im Mundbereich
Entzündungen der Schleimhäute im Mund durch Chemo- und Strahlentherapie sind besonders unangenehm, da sie das Essen sehr schmerzhaft werden lassen. Außerdem können sie leicht zu Pilzerkrankungen im Mund führen.
- Essen Sie lieber viele kleine Mahlzeiten als wenige große
- Vermeiden Sie harte und bröselige Speisen, die besonders stark im Mund scheuern
- Trinken Sie zum Essen in kleinen Schlucken und feuchten Sie auf diese Weise die Speise an
- Bevorzugen Sie weiche oder flüssige Kost, auch mild gewürzte Babykost
Durchfall
Durchfall kann als Nebenwirkung von Chemo- oder Strahlentherapie auftreten. Dauert er nicht länger als einen Tag, ist er eher unbedenklich. Bei länger andauerndem Durchfall sind aber bestimmte Empfehlungen dringend zu beachten:
- Flüssigkeit: Trinken Sie mindestens 2 bis 3 Liter pro Tag, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen: besonders geeignet sind Wasser mit wenig oder keiner Kohlensäure, verdünnte Säfte, Kamillentee (bindet Wasser und dickt den Stuhl ein)
- Stopfende Nahrungsmittel: Wasser, Kakao, schwarzer/grüner Tee (20 Minuten ziehen lassen), bittere Schokolade, Johannisbeeren (auch als Saft)
- Leichte Vollkost
- Joghurt mit lebenden Kulturen (Probiotika): Verwenden Sie nur reinen Joghurt oder probiotischen. Da auch Joghurt Milchzucker enthält, sollten Sie testen, ob Sie ihn vertragen. Joghurt, der nach der Herstellung zur Haltbarkeit nochmals erhitzt wurde, enthält keine lebenden Kulturen – diese Sorten erkennen Sie einfach daran, dass sie auch bei Zimmertemperatur gelagert werden können
Verstopfung
Verstopfung kann durch bestimmte Medikamente, z.B. stark wirksame Schmerzmittel, hervorgerufen werden. Diese Nebenwirkung wird von vielen Betroffenen als sehr störend empfunden, lässt sich aber mildern.
- Achten Sie auf reichliche Flüssigkeitszufuhr von mindestens 2 Liter pro Tag. Trinken Sie morgens auf nüchternen Magen ein Glas Wasser, in das Sie etwas Milchzucker geben können
- Essen Sie mehr Ballaststoffe: z. B. Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte (Erbsen, Linsen, Bohnen), Gemüse und Salate als Rohkost, frisches Obst. Tipp: Steigern Sie langsam die Menge, die Sie davon essen und kauen Sie gut, da sonst die Gefahr besteht, dass Sie Blähungen und Bauchschmerzen bekommen
- Nahrungsmittel, die gut gegen Verstopfung wirken, sind u. a. Weizenkleie, Leinsamenschrot (20 bis 50 g/Tag), Plantago-ovata-Samenschalen (Indischer Flohsamen), Milchzucker (20 bis 40 g/Tag) und trinken Sie viel dazu. Verzichten Sie auf stopfende Lebensmittel – vor allem auf Kakao, bittere Schokolade, trockene Weizenkleie, Johannisbeeren, geriebene Äpfel, pürierte Bananen, pürierte Karotten, schwarzen Tee, der lange gezogen hat
Sodbrennen
Sodbrennen entsteht, wenn Mageninhalt in die Speiseröhre zurückfließt (Reflux). Passiert dies über einen längeren Zeitraum, kann sich dadurch die Speiseröhre entzünden.
- Essen Sie über den Tag verteilt mehrere kleine Mahlzeiten
- Lassen Sie sich beim Essen Zeit und kauen Sie gut
- Vermeiden Sie Bohnenkaffee, schwarzen Tee, Schokolade, Kohlensäure und Alkohol – diese Lebensmittel führen häufig zu Sodbrennen
- Auch sehr fette und stark gezuckerte Speisen und Getränke sind ungünstig
Eine Krebserkrankung kann viele verschieden Ursachen haben, in den allermeisten Fällen ist sie auch schlichtweg Pech. Dennoch senkt ein gesunder Lebensstil das Risiko und erhöht zudem die Chance auf eine vollständige Genesung im Falle einer Krankheit. Bei diesen Risikofaktoren sollten Sie sich eher zurückhalten:
- Fett: Ein Zuviel an tierischen Fetten erhöht das Krebsrisiko, da sie eine verstärkte Gallensäureproduktion fördern.
- Fleischkonsum: Die im Fleisch enthaltenen Proteine werden im Körper zu Ammoniak umgebaut – ein Zellgift, das die Krebsentstehung begünstigt.
- Alkohol: Regelmäßiger überzogener Alkoholkonsum schädigt die Organe und erhöht das Risiko, eine Krebserkrankung zu entwickeln.
Wenn man die Risikofaktoren eher meidet, insgesamt eine ausgewogene Ernährung verfolgt, regelmäßig Sport macht und nicht raucht, hält man die Gefährdung bestmöglich in Grenzen.
- Deutsche Krebshilfe: Ernährung bei Krebs (14.04.2021)
- Ernährung bei Krebs. Gesund essen während der Krebstherapie, I. Kührer, 2. Auflage, Kneipp Verlag, Wien, 2011
- T. Ruf: Ernährung von Krebspatienten. In: Die Onkologie 2010, S. 281- 290