6 Argumente, warum Impfen in jedem Alter wichtig ist

Ärztin erklärt Mann den Impfpass
Impfen ist ein Leben lang wichtig. Dabei geht es auch um den Schutz anderer.
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Mit dem Verlassen der Schule lassen sich viele nicht mehr impfen. Influenza oder Lungenentzündung treten bei älteren Menschen häufiger auf und verlaufen schwerer. Daher sind diese gerade in der Altersgruppe 65+ besonders wichtig.

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Die Gründe warum bei älteren Menschen mehr Infektionen auftreten sind vielfältig. So kommt es im Alter zu Veränderungen der Atemwege und der Haut. Krankenhausaufenthalte werden häufiger und auch das Immunsystem stellt sich um. Doch auch andere Faktoren gilt es beim lebenslangen Impfen zu beachten. So spielt die sogenannte Herdenimmunität eine wichtige Rolle und spezifische Berufsgruppen sollten das Impfen als gesellschaftliche Verpflichtung betrachten. Lesen Sie 6 Argumente, warum Impfen in jeder Altersstufe wichtig ist.

Das Immunsystem ist ein komplexes Netzwerk verschiedener Zellarten. Sie aktivieren und regulieren sich gegenseitig. Die meisten Impfungen werden in den Muskel verabreicht. An der Injektionsstelle reagiert zunächst das angeborene Immunsystem. Es kommt zu einer lokalen Entzündungsreaktion, weitere Immunzellen werden an die Injektionsstelle geschickt und die Antigene – Stoffe, die eine Immunreaktion im Körper auslösen – von sogenannten Antigen-präsentierenden Zellen aufgenommen. Diese Zellen wandern in die lokalen Lymphknoten. Dort treffen sie auf die sogenannten T-Zellen und B-Zellen, die weitere Antikörper zur Abwehr produzieren.

Im Alter kommt es zu Veränderungen des angeborenen Immunsystems. Viele molekulare Funktionen der T- und B-Zellen verschlechtern sich mit zunehmendem Alter. Das beeinflusst auch, wie gut sie auf Impfungen reagieren können und wie viel und wie lange Antikörper nach einer Impfung gebildet werden. Wird man erstmalig im fortgeschrittenen Alter geimpft, dann hält der Impfschutz nicht so lange an. Nach vielen Impfungen sinken die Antikörperkonzentrationen im Blut im Laufe der Jahre ab. Deshalb werden für diese Impfungen Auffrischungen in regelmäßigen Abständen empfohlen.

„Oft können Personen aufgrund ihres Alters oder ihrer Vorerkrankungen gegen bestimmte Infektionen nicht geimpft werden. Ihr Schutz ist nur dann einigermaßen gewährleistet, wenn sich möglichst viele andere Menschen impfen lassen und damit eine sogenannte „Herdenimmunität“ aufgebaut wird“, betont Ursula Köller, Vorsitzende der Arbeitsgruppe „Impfen“ der Bioethikkommission des Bundeskanzleramtes. Herdenimmunität tritt dann auf, wenn so viele Menschen gegen einen Krankheitserreger geimpft sind, dass auch nicht-immune Individuen geschützt sind, weil der Erreger sich nicht ausbreiten kann.

Kinder unter einem Jahr können nicht geimpft werden, sind aber in Gefahr, besonders schwere Komplikationen zu erleiden. Um sie zu schützen, ist es notwendig und auch eine gesellschaftliche Verpflichtung eine Herdenimmunität zu erzeugen und zu erhalten. Immer mehr Patienten in Österreich erhalten eine immunsuppressive oder immunmodulierende Therapie, das bedeutet, dass das Immunsystem geschwächt bzw. besonders gefordert ist. Diese Personen haben ein größeres Infektionsrisiko, können aber nicht geimpft werden. Ähnliches gilt für Patienten mit Blutkrebs oder transplantierte Personen. Eine der wichtigsten Schutzmaßnahmen ist daher eine konsequente Immunisierung des Umfeldes. Lassen sich ausreichend viele Menschen impfen, können manche Krankheiten sogar ausgerottet werden.

„Manche Patienten wollen sich Auffrischungsimpfungen, zum Beispiel bei der FSME-Impfung, ersparen“, erklärt Herwig Kollaritsch, Facharzt für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin vom Zentrum für Reisemedizin. Eine Strategie, die der Experte für riskant hält. Grundsätzlich gelte bei FSME ein Impf-Intervall von fünf Jahren, bei Personen ab 60 eines von drei Jahren. Da ältere Personen nicht mehr so gut auf die Impfung ansprechen. „Wer Impfungen auslässt, kann den Impfschutz verlieren“, so Kollaritsch. Im Gegenzug dazu ist ein „Überimpfen“ fast nicht möglich. Ein zu kurzes Auffrischungsintervall verändert die gute Verträglichkeit der Impfung nicht.

Früher eine klassische Kinderkrankheit, ist der Keuchhusten heute, dank Impfung aus dem Kindesalter fast verschwunden. Stattdessen ist er im Erwachsenenalter wieder stark im Zunehmen. Der Grund: Die „alte“, bis in die 90er Jahre verwendete Keuchhustenimpfung für Kinder war schlecht verträglich und wurde daher von den Eltern nicht gut angenommen. Die Folge waren viele kindliche Keuchhustenfälle. Da dieser leicht übertragbar ist, kamen Eltern, Verwandte und Freunde immer wieder in Kontakt mit dem auslösenden Keim und entwickelten eine Immunität. Die heutigen Impfstoffe sind ausgezeichnet verträglich, werden gut angenommen und über 90 Prozent aller Kinder in Österreich werden immunisiert und erkranken deshalb nicht. Die Konsequenz ist, dass die Erwachsenen keinen Kontakt mehr mit Keuchhusten haben und so ihre Immunität im Laufe der Jahre verlieren. Kommen sie dann doch mit dem Erreger in Berührung, erkranken sie tatsächlich. Diese Entwicklung ist mittlerweile so dramatisch, dass heute eine Keuchhustenimpfung für Erwachsene alle 5 bis 10 Jahre nötig ist, vorzugsweise in Kombination mit Diphtherie und Tetanus.

Die Grippeimpfung wird von den Österreichern am meisten vernachlässigt, obwohl gerade diese Impfung jedes Jahr notwendig wäre. In diesem Fall geht es nicht um den Auffrischungseffekt, sondern um die jährlich wechselnde Zusammensetzung des Grippeimpfstoffes. Grippeviren sind nämlich bei ihrer Reproduktion derartig „schlampig“, dass bei der Erbgutweitergabe immer wieder Fehler unterlaufen und dadurch neue Grippeviren entstehen. Der Impfstoff muss daher immer wieder angepasst werden. Die jährliche Wiederimpfung hat außerdem eine zweite positive Auswirkung: Die Ähnlichkeit der Impfstoffzusammensetzung macht es möglich, dass die Immunantwort durch Erinnerungseffekte bei wiederholt geimpften Personen besser ist als bei einer einmaligen Impfung.

Impfungen hatten weltweit neben Hygienemaßnahmen den größten Einfluss auf den Rückgang der Sterblichkeit und die Verbesserung der Lebensqualität. Es geht dabei nicht nur um den eigenen individuellen Schutz, sondern auch um jenen der Gemeinschaft. Unbedingt geimpft werden sollten daher das Gesundheitspersonal. Diesem kommt hinsichtlich Impfungen eine besondere Verantwortung zu. Diese Personen haben aufgrund ihrer Tätigkeit ein höheres Risiko, Infektionen zu bekommen beziehungsweise ihre Patienten anzustecken. Übertragung von Infektionen durch Krankenhauspersonal sind für Influenza, Masern, Mumps, Röteln, Windpocken, Keuchhusten, Hepatitis A, Hepatitis B sowie Meningokokken bekannt.

Neben dem Gesundheitspersonal wird im österreichischen Impfplan auch Mitarbeitern von Gemeinschaftseinrichtungen wie Lehrern oder Kindergartenpädagogen eine Impfung gegen vermeidbare Erkrankungen empfohlen, um die Ausbreitung von Infektionen zu vermindern.

  • Pressegespräch "Lebenslanges Impfen - Was bringt das?" am 8. Februar 2017

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Zuletzt aktualisiert:

11. Januar 2021

Erstellt am:

13. Februar 2017

Stand der medizinischen Information:

11. Januar 2021

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