Man schätzt, dass etwa jeder 2. Erwachsene, vor allem Katzenbesitzer, schon einmal eine Toxoplasmose durchgemacht hat, Betroffene sind danach lebenslang immun. Grippeähnliche Symptome wie Anschwellung der Lymphknoten und Muskelschmerzen können auf eine Infektion hinweisen. Schwangere, die sich mit Toxoplasmose infiziert haben, können den Erreger auf ihr Baby übertragen, wodurch Spätfolgen für das Baby möglich sind. Im Mutter-Kind-Pass ist eine Untersuchung auf diesen Erreger vorgesehen.
Die Infektionskrankheit Toxoplasmose ist weltweit verbreitet. In Mitteleuropa gibt es allerdings große, regionale Unterschiede. So sind in Österreich und der Schweiz etwa zwischen 46 und 53 % der schwangeren Frauen davon betroffen, während diese Quote in Großbritannien nur bei 20 % liegt. Vollkommen anders sieht die Situation in Frankreich aus: Bis zu 90 % aller Schwangeren sind hier mit dem Erreger – einem Einzeller – infiziert.
Bevorzugte Hauptwirte des Parasiten sind Katzen. Wenn sie daran erkranken, scheiden sie mit ihrem Kot die Eier des Erregers – sogenannte Oozysten – aus und verseuchen damit die Erde. Menschen sollten daher bei Feld- und Gartenarbeiten unbedingt Handschuhe tragen, um Kontakt mit dem verunreinigten Boden und somit eine mögliche Infektion zu vermeiden. Die Eier werden aber auch durch Wind und Staub verteilt und können so vom Menschen aufgenommen werden.
Darüber hinaus sind sie vor allem in Schweine- und Schafsfleisch und auf verunreinigtem Obst und Gemüse enthalten. Werden diese Lebensmittel unzureichend gewaschen und/oder zu wenig erhitzt, stellt das eine weitere mögliche Infektionsquelle dar. Als sicher gilt hingegen konservierte Nahrung, wie Rohschinken oder Salami. Nicht sicher sind z.B. Mettwurst oder Beef Tartar.
In bis zu 80 % der Fälle verläuft Toxoplasmose für die Schwangere selbst weitgehend beschwerdefrei. Grippeähnliche Symptome wie Anschwellung der Lymphknoten und Muskelschmerzen können manchmal auf eine Infektion hinweisen.
Mithilfe des Screening-Programms im Rahmen der Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen konnte hierzulande die Zahl der angeborenen Toxoplasmose-Fälle wesentlich eingedämmt werden. Von 10.000 Geburten ist lediglich 1 Kind mit dem Parasiten infiziert (Zum Vergleich: Vor Einführung dieser Maßnahmen kam das 78 Mal häufiger vor.)
Katzen selbst sollten während der Schwangerschaft eher mit Trockenfutter gefüttert werden und Toxoplasmose-negative Schwangere sollten keine Katzenkiste putzen. Katzen können jedoch jederzeit problemlos gestreichelt werden. Wichtig ist, die Hände immer gründlich zu waschen.
Wird eine Erst-Ansteckung mit Toxoplasmose während der Schwangerschaft nicht behandelt, kann über die Plazenta auch das Kind infiziert werden. Eine Fehlgeburt oder Totgeburt kann die Folge sein. Dabei kommt es jedoch sehr darauf an, wann die Infektion auf das Kind übergeht: Bei einer Ansteckung innerhalb der ersten 3 Monate besteht nur eine relativ geringe Gefahr, dass die Toxoplasmose-Parasiten das Ungeborene erreichen (zirka 15 %), aber wenn, sind die Folgen für das Kind sehr schwerwiegend:
- Netzhautentzündung bis selten zur Erblindung
- Schädigungen und Verkalkungen im Gehirn, der Leber und Milz
- Wasserkopf
- Epilepsie
- Gehörlosigkeit (Taubheit)
Zum Ende der Schwangerschaft hin steigt die Wahrscheinlichkeit für eine Infektion des Kindes auf bis zu 70 % an, aber die Folgen sind dann weniger schwer und können häufig nach der Geburt erfolgreich behandelt werden.
Frauen, die im Rahmen der ersten Mutter-Kind-Pass-Blutabnahme Antikörper besitzen, sind nicht mehr gefährdet (lebenslange Immunität).
In Österreich besteht seit 35 Jahren ein flächendeckendes serologisches Toxoplasmose-Screening, welches im Rahmen der Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen durchgeführt werden sollte. Frauen, welche keine Antikörper gegen Toxoplasmose besitzen, sollen daher alle 8 Wochen eine Blutuntersuchung auf Toxoplasmose durchführen, so kann eine Neuinfektion mit Sicherheit entdeckt und behandelt werden. Eine Ansteckung wird dann je nach Schwangerschaftswoche mit einer antibiotischen Therapie behandelt: Ab der 16. Schwangerschaftswoche sollte dann eine PCR aus dem Fruchtwasser oder Nabelschnurblut entnommen werden, um eine tatsächliche Infektion des Kindes auszuschließen.
Hat sich die Frau erstmals mit Toxoplasmose angesteckt, kann durch die Einnahme bestimmter Medikamente gegengesteuert werden. Das Problem: In über 90 % der Fälle verläuft eine Infektion der Mutter ohne jegliche Beschwerden, die Gefahr einer Übertragung auf das ungeborene Kind besteht aber trotzdem. Frauen sollten daher ihr Blut vor einer geplanten oder unmittelbar nach Beginn der Schwangerschaft von ihrem Gynäkologen auf den Erreger untersuchen lassen. Je fortgeschrittener die Schwangerschaft zum Zeitpunkt der Ansteckung nämlich ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung auf das Kind. Das Ausmaß möglicher Schädigungen kann aber geringer sein.
Ist der Befund positiv, wird mittels bestimmter Antibiotika behandelt:
- bis zur 16. Schwangerschaftswoche Spiramycin
- ab der 16. Schwangerschaftswoche bei gesicherter Infektion des Kindes (im Rahmen einer Fruchtwasserpunktion) eine 3er Kombination mit Sulfadiazin, Pirimethamin und Leukovorin, um eine Infektion des ungeborenen Kindes zu behandeln.
Kinder mit einer Infektion werden im ersten Lebensjahr speziell ärztlich überwacht, um Spätfolgen auszuschließen. Als häufigste Komplikation gilt die Ablösung der Augennetzhaut. Der genaue Therapieverlauf hängt davon ab, ob der Säugling erkennbare klinische Beschwerden aufweist, welche auf die Übertragung im Mutterleib zurückzuführen sind. Können am Ende der 12 Monate keine Antikörper im Blut nachgewiesen werden, ist das Kind nicht vom Erreger befallen.
Ansonsten kann es selten zu Spätfolgen, wie Epilepsie oder Gehörlosigkeit (Taubheit), kommen. Deshalb muss z.B. das Blutbild des Kindes jährlich untersucht und der Krankheitsverlauf weiterhin beobachtet werden. Im Bedarfsfall können gezielte Therapiemaßnahmen Schädigungen vermindern.