Nierensteine (Nephrolithiasis)

Abbildung der Nieren
Meist verursachen die Steine erst Beschwerden, wenn sie in den Gängen der Niere oder in die Harnleiter wandern.
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Nierensteine sind Ablagerungen aus dem Urin, die sich in den Gängen der Niere oder im Nierenbecken ablagern. Häufig bestehen Nierensteine aus calcium- oder phosphathaltigen Stoffen.

Medizinische Expertise

Karl Grubmüller

Prim. Dr. Karl Grubmüller

Facharzt für Urologie
Pointgasse 14, 3500 Krems an der Donau
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Treten die Steine in der Blase auf, so spricht man von Blasensteinen. Steine in den Harnleitern werden Harnleitersteine genannt. Wenn die Ablagerungen den Weg des Harns entweder in den schmalen Gängen (den Kelchhälsen) der Niere oder im Harnleiter blockieren, kommt es zu heftigen kolikartigen Schmerzen, die von Übelkeit und Erbrechen begleitet werden. Die Diagnose erfolgt häufig per Ultraschall. In vielen Fällen gehen die Steine spontan ab und können mit dem Harn ausgeschieden werden. Sollte dies nicht passieren, kann der Arzt mit Medikamenten nachhelfen oder die Steine zerkleinern ("zertrümmern"). Ablagerungen aus Harnsäure können einfach aufgelöst werden.

Im Durchschnitt bilden sich bei 4 von 100 Österreichern Nierensteine. Grundsätzlich kann die Ausbildung der Steine in jedem Alter auftreten, besonders häufig sind allerdings Personen mittleren Lebensalters zwischen 30 und 50 Jahren betroffen. Genetische Faktoren, eine unausgewogene Ernährung und zu wenig Trinken können die Wahrscheinlichkeit von Nierensteinen erhöhen.

Nierensteine entstehen, wenn sich Substanzen, die eigentlich im Urin gelöst sein sollten, in den Gängen der Niere, den sogenannten Kelchen, im Nierenbecken, in der Blase oder den Harnleitern ansammeln und ablagern. Daraus bilden sich kleine Kristalle, je nach Lage sind es Nieren- oder Blasensteine. Meist bestehen die Ablagerungen aus calcium- oder phosphathaltigen Stoffen. Diese entstehen vermehrt aufgrund

  • einer unausgewogenen Ernährung,
  • einer unzureichenden Flüssigkeitszufuhr,
  • starkem Schwitzen,
  • häufigen Infekten der Blase oder des Nierenbeckens
  • oder einer Stoffwechselstörung.

Das Ausmaß der Steine kann dabei stark schwanken. Erst sind es häufig einzelne winzige Kristalle, die sich ablagern. Hierbei spricht man von "Grieß", der sowohl in den Nieren als auch in der Blase auftreten kann. Aber auch Steine von der Größe eines Reiskorns oder einer Linse kommen häufig vor. Im Extremfall können die Ablagerungen so groß werden, dass sie Teile oder das gesamte Nierenbecken ausfüllen. Diese besonders großen Steine werden auch Ausgusssteine genannt.

Meist verursachen die Steine erst Beschwerden, wenn sie in den Gängen der Niere oder in die Harnleiter wandern und den Abfluss des Urins erschweren. Dann entsteht eine Nierenkolik mit

  • heftigen, krampfartigen Schmerzen
  • die Schmerzen treten in Episoden auf
  • je nach Lage der Nierensteine strahlen die Schmerzen bis in die Genitalien aus
  • teilweise kommt es zu Übelkeit, Erbrechen und Schüttelfrost
  • die Harnproduktion kann vermindert sein
  • verletzt der Stein die Schleimhaut, können geringe Mengen Blut in den Urin gelangen

Zu einem chronischen Steinleiden kommt es, wenn der Nieren- oder Blasenstein so groß ist, dass er nicht mehr durch die schmalen Kanäle passt, den Weg des Harns aber auch nicht blockiert. Betroffene haben dann kaum Schmerzen, spüren aber einen dumpfen Druck in der betroffenen Körperregion.

Aufgrund der charakteristischen krampfartigen Schmerzen, die in der Lendengegend in Wellen auftreten, kann der Arzt eine Verdachtsdiagnose stellen. Bei einer mikroskopischen Untersuchung des Urins sind häufig kleine kristalline Partikel zu erkennen, außerdem können geringe Mengen Blut nachgewiesen werden.

Klopft der Arzt von außen mit dem Finger auf den Bereich der Niere, empfindet der Patient Schmerzen.

Im Ultraschall und bei der CT (Computertomographie) wird eine Stauung der Niere sichtbar. Steine werden durch ihre dichte Struktur hell dargestellt. Auch der Harnleiter und die Blase können mit dieser Methode untersucht werden.

Eine Abflussbehinderung durch Harnsteine sowie die generelle Funktionsfähigkeit von Niere und ableitenden Harnwegen kann durch eine sogenannte Ausscheidungsurographie überprüft werden. Bei der Untersuchung wird den Patienten ein wasserlösliches Kontrastmittel in eine Armvene gespritzt. Über das Blut gelangt das Kontrastmittel in die Niere, wird dort gefiltert und über das Nierenbecken und den Harnleiter in die Harnblase überführt, um anschließend ausgeschieden zu werden. Während dieser Passage durch den Körper werden mehrere, zeitlich versetzte Röntgenaufnahmen angefertigt, auf denen der Arzt die mit Kontrastmitteln gefüllten Harnwege beurteilen kann.

Je nachdem wie häufig und wie stark Schmerzen auftreten, ob mit einer Nierenschädigung oder einer Infektion zu rechnen ist, entscheidet der Arzt, welche Behandlungsmethode zu wählen ist.

  • Flüssigkeitszufuhr: Durch vermehrte Flüssigkeitszufuhr lösen sich einige Steine spontan ab und können mit dem Urin einfach ausgeschieden werden. Daher reicht es in einem Großteil der Fälle aus, viel zu trinken und die Ausscheidung durch harntreibende Mittel anzukurbeln.
  • Medikamente: Damit die Beschwerden nachlassen, werden den Betroffenen in der Regel schmerzstillende, entzündungshemmende und krampflösende Medikamente verschrieben. Um die Muskeln, die den Harn aktiv von der Niere in die Blase überführen, zu entspannen, können auch Alpha-Rezeptor-Blocker verabreicht werden. Dadurch erweitern sich die Gänge der Niere und der Harnleiter und der Stein kann sich leichter ablösen, um ausgeschieden zu werden.
  • Chemolitholyse oder Urolitholyse: Steine aus Harnsäure oder Zystin werden mit Hilfe von chemischen Substanzen aufgelöst. Dies geschieht, indem man versucht den pH-Wert des Harns so zu verändern, dass sich die Steine zersetzen und mit dem Urin ausgeschieden werden können. Die Behandlung erfolgt in der Regel oral durch die Gabe von Medikamenten, sie kann aber auch lokal durchgeführt werden, indem der Stein über einen Katheter mit einer Lösung gespült wird.
  • Extrakorporale Stoßwellenlithotripsie (ESWL): Lösen sich die Steine nicht von selbst, werden sie durch gebündelte Schallwellen zertrümmert. Dabei werden möglichst viele kleine Stoßwellen auf der Haut des Patienten erzeugt, die Energie der Wellen dringt durch das Gewebe zum Stein und zerkleinert ihn so weit, dass die Partikel auf natürlichem Weg mit dem Urin ausgeschieden werden können. Andere Organe werden durch die Stoßwellen nicht geschädigt. Für diese Behandlungsmethode eignen sich vor allem Steine, die sich in den Harnleitern befinden oder Nierensteine bis zu einer Größe von 2,5 Zentimeter. Eine Vollnarkose ist für die Behandlung nicht notwendig. Die Patienten bekommen in der Regel ein leichtes Schmerzmittel und können direkt nach der Behandlung wieder nach Hause gehen.
  • Ureterorhenoskopie: Bei blockierenden Steinen in den Harnleitern wird mit einem speziellen, sehr zarten Endoskop über die Harnröhre und Blase bis in den Harnleiter gespiegelt und die Ablagerungen mittels Laser direkt entfernt.
  • Nephrolitholapaxie (PNL): Sind die Steine im Nierenbecken zu groß – häufig handelt es sich hierbei um Ausgusssteine – so kommt ein minimal-invasives Verfahren zur Entfernung des Steins zum Einsatz. Durch einen kleinen Schnitt in der Flanke wird die Niere dabei punktiert. An dieser Stelle wird ein kleiner Führungsdraht eingebracht, der Kanal wird leicht aufgeweitet, um ein sogenanntes Nephroskop einzuführen, durch dieses Instrument wird der Stein zerkleinert und abgesaugt. Die Behandlung erfolgt für gewöhnlich im Rahmen eines kurzen stationären Aufenthaltes.

Die Ablagerung von Stoffen aus dem Urin kann durch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr verhindert werden. Dabei reicht es nicht, pauschal zu sagen, dass 2 Liter Trinken am Tag genug sind. Gerade in den heißen Sommermonaten, beim Sport oder in der Sauna, wenn viel Flüssigkeit ausgeschwitzt wird, kann es nötig sein sogar 3 oder 4 Liter zu trinken. Wer sichergehen möchte, dass er ausreichend Flüssigkeit zu sich nimmt, der sollte jeden Tag etwa 1,5 bis 2 Liter Urin ausscheiden.

Betroffene sollten außerdem auf eine ausgewogene Ernährung achten. Innereien und der häufige Verzehr tierischer Eiweiße fördern die Ausbildung von Nierensteinen. Bei einem Ernährungsberater können sich Betroffene über eine purin- und oxalsäurearme Kost informieren.

Wer abnehmen möchte, sollte dies langsam und schonend machen. Während der meisten Diäten scheidet der Körper viele Schlackstoffe aus, die in den Nieren zu Ablagerungen führen können.

  • Interview mit Prim. Dr. Karl Grubmüller, Facharzt für Urologie, Leiter der Abteilung für Urologie am Landesklinikum Krems, am 08.07.2014
  • Pschyrembel, Klinisches Wörterbuch, Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, Berlin, 2007
  • Praxis der Urologie, herausgegeben von D. Jocham, K. Miller, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2007

Autor:in:
Medizinisches Review:
Erstellt am:

18. September 2014

Stand der medizinischen Information:

18. September 2014


ICD-Codes:
  • N20
  • N13

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