Zirka 10 % der Menschen sind Duftstoffallergiker, wobei bestimmte Berufsgruppen wie Friseure oder Kosmetiker besonders gefährdet sind. Die häufigsten Allergieauslöser unter den Duftstoffen sind Eichen- und Baummoos, Isoeugenol, Farnesol und Cinnamal. Gegen die Beschwerden helfen rezeptpflichtige Cremen und Salben. Die zielführendste Behandlung ist, den betreffenden Duftstoff zu meiden.
Etwa jeder 10. Mensch ist gegen einen oder mehrere Duftstoffe empfindlich, wobei nicht jeder auch Krankheitszeichen bekommt. Duftstoffallergie ist bei Männern die häufigste, bei Frauen die zweithäufigste Kontaktallergie.
Manche Berufsgruppen sind gefährdeter als andere: Nicht nur Friseure und Kosmetiker, auch zum Beispiel (Zucker-)Bäcker oder Masseure haben beruflich viel mit Duftstoffen zu tun. Zahnärzte und ihre Helfer sind gefährdet, aber auch Jäger, Förster, Bauern und Straßenarbeiter.
Wie viele Allergien entwickelt sich auch die Duftstoffallergie erst allmählich über Jahre durch wiederholten Kontakt. Auch wenn Sie eine Nachtcreme schon seit Jahren benutzen, kann die Allergie dennoch auf einem Stoff in genau dieser Nachtcreme beruhen. Nicht jeder Duftstoff löst gleich häufig eine Allergie aus.
Die häufigsten Allergieauslöser unter den Duftstoffen sind:
- Eichen- und Baummoos (Evernia prunastri bzw. Furfuracea), die z.B. Rasierwässern einen männlich herben Duft verleihen, mit denen aber auch Angehörige von Berufsgruppen in Berührung kommen, die in der freien Natur ausgeübt werden. Diese "Moose" gehören übrigens botanisch zu den Flechten.
- Isoeugenol, das in Gewürznelken und damit in Nelkenöl vorhanden ist, sowie in Zimtöl, aber auch z.B. in Zahnfüllungen, Zahnpasten oder Mundwässern.
- Farnesol in Deos, Fußsprays, desodorierenden Waschemulsionen und Akne-Pflegeprodukten.
- Cinnamal (Zimtaldehyd) und Cinnamylalkohol, nicht nur in Zimt(-blattöl), sondern auch in Lavendel, Weintrauben und Hyazinthenduftölen.
Diese Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die gesamte Menge aller möglicherweise allergieauslösenden Duftstoffe ist unzählbar.
Der Verlauf ist – wiederum wie bei vielen Allergien – sehr unterschiedlich. Die Beschwerden gehen von einem leichten Juckreiz und/oder einer Rötung an der Stelle der Berührung bis zu einem trockenen Ausschlag (trockenes Ekzem), bei dem die Haut sich schuppt, juckt und Krusten bildet. In sehr seltenen Fällen treten schwere, systemische Auswirkungen auf, wie Ausschlag im Bereich der gesamten Haut, Übelkeit, Kopfschmerzen, Atemnot oder Schwindel. Verschiedene Inhaltsstoffe der Sprays, Parfums usw. können allerdings bei empfindlichen Asthmatikern ganz unabhängig von einer Duftstoffallergie durch die irritative Wirkung der eingeatmeten Aerosole Asthma-Anfälle oder -symptome auslösen, was leicht mit einer Duftstoffallergie verwechselt werden kann.
Wie der Name Kontaktallergie schon andeutet, reagieren die meisten Allergiker nur auf direkten Kontakt, nicht aber etwa auf den Geruch. Hier kann aber die Psyche Streiche spielen, weil der Duft die Assoziation mit dem Leiden auslösen kann und der Körper aus Nervosität mit Jucken oder anderen Symptomen reagiert.
Der erste Verdacht kommt meist vom Patienten selbst oder einem Angehörigen, einfach durch Beobachtung. Mit diesem Verdacht sollte man zu einem Allergiespezialisten gehen, entweder in ein Allergiezentrum oder zu einem auf Allergien spezialisierten Hautarzt (Dermatologen).
Es gibt viele Gründe für Ausschläge. Zum Beispiel können die Hände durch die Laugen in Waschmitteln gereizt werden oder durch Berührung mit "reizenden" Pflanzen. Wer allerdings schon eine Allergie hat oder viele Allergiker in der Familie, bei dem ist die Wahrscheinlichkeit einer (weiteren) Allergie recht hoch.
Der Arzt testet mittels bestimmten "Duftstoffpaketen", die auf die Haut gebracht werden (Epikutantest), auf welche Duftstoffgruppe Sie allergisch sind. Manchmal kann in einem weiteren Epikutan-Test dann auf die einzelnen Stoffe der Gruppe geprüft werden, auf die der Patient reagiert hat. Leider sind diese Tests gerade bei der Duftstoffallergie oft ungenau, da es zum einen eine unglaubliche Fülle an Duftstoffen gibt, von denen viele einander in der chemischen Zusammensetzung ähneln, und da zum zweiten die empfindliche Haut auch auf die mechanische Reizung des Epikutantests reagiert. Mit anderen Worten: Etwa 70 bis 80 % der Allergien können mit diesem Test erkannt bzw. eingegrenzt werden, aber in 60 % der Fälle lässt sich der genaue Auslöser nicht finden.
Das ist einer der Gründe, warum nur Spezialisten aufgesucht werden sollen, die sich ständig auch mit den Neuigkeiten bei den Tests (und Therapien) beschäftigen. Eventuell hilft es, "verdächtige" Kosmetika zum Arzt mitzunehmen, aber nur solche, die auf die Haut aufgetragen werden (z.B. Creme, Lidschatten, Parfum). Sie können dann zusätzlich zu den vorgefertigten Testmaterialen beim Hauttest verwendet werden.
Der Arzt kann entzündungshemmende Cremes, meist auf der Basis sogenannter Kortikosteroide verschreiben, die gegen den Juckreiz und den Ausschlag helfen.
Eine spezifische Immuntherapie gibt es aufgrund der Unzahl der allergieauslösenden Stoffe und der Art der Allergie nicht.
In sehr seltenen, sehr schweren Fällen können auch entzündungshemmende Tabletten (meist Kortison) verschrieben werden.
Die beste Behandlung ist: Den Kontakt zu den Duftstoffen, auf die man allergisch ist, meiden. Das bedeutet in der Praxis: Genau die Angaben auf den Packungen lesen und auch wissen, in welchen natürlichen Lebensmitteln (speziell Gewürzen) der Stoff enthalten ist, auf den man allergisch ist. Leider sind die Packungsangaben oft ungenau oder falsch. Daher ist es anfangs ein großer Aufwand, die richtigen Mittel zu finden und die falschen zu vermeiden. Das wird aber mit der Zeit "Erfahrungssache" und Sie werden zum Spezialisten in Ihrer Krankheit werden.
Neue Kosmetika, Körperpflegeprodukte usw. können Sie testen, indem Sie eine kleine Menge am besten abends auf die Innenseite des Oberarms oder des Ellenbogens reiben. Wenn am nächsten Morgen keine Reaktion aufgetreten ist, dann vertragen Sie das Produkt. Erkundigen Sie sich in Drogerien und Apotheken nach duftstofffreien Pflegeserien und verwenden Sie möglichst nicht die Produkte Ihrer Freunde oder Verwandten oder des Hotels, in dem Sie Urlaub machen.
Wenn Sie Parfum tragen wollen, sprühen Sie es auf die Kleidung statt auf die Haut. Verzichten Sie aber möglichst generell auf alles, was Duftstoffe enthält. Verwenden Sie statt Deo-Sprays oder Roll-ons Mineralsteindeos und statt Duftkerzen normale, unparfümierte Kerzen. Vermeiden Sie Raumsprays, Duftbäumchen und WC-Steine.
Waschmittel sollten ebenfalls frei von Duftstoffen sein. Waschnüsse sind z.B. bei niedrigen Temperaturen eine gute Alternative. Weichspüler sollte vermieden werden und kann durch Essig ersetzt werden. Essig kann übrigens auch sehr gut reinigen und wirkt hervorragend gegen Schimmel und Bakterien.
Achten Sie auch auf die Inhaltsstoffe der Lebensmittel. Bäckereiwaren (z.B. Weihnachtsbäckerei), aromatisierte Kräutertees, Fertiggerichte mit Gewürzen, Hustenpastillen usw. können alle Duftstoffe oder Gewürze mit dem allergieauslösenden Stoff enthalten.
Übrigens sind es nicht selten die billigsten Produkte, die wenig oder keine Duftstoffe enthalten, da sich die Hersteller dadurch Kosten ersparen. Verlassen kann man sich darauf aber nicht.
- Duftstoffallergie, Allergie gegen Parfum und Duftstoffe (27.03.2023)
- Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V: Duftstoffallergie (27.03.2023)
- Praktische Allergologie, W. Heppt, C. Bachert, Georg Thieme Verlag, 2. Auflage, Stuttgart, 2011
- Interview mit Dr. Beatrix Tichatschek