Migräne

Mann mit Migräne
Der Schmerz bei Migräne entsteht durch eine Verengung der Blutgefäße.
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Die Migräne ist ein anfallsartiger, heftiger Kopfschmerz. In Österreich leiden mehr als eine Million Menschen an der neurologischen Erkrankung.

Medizinische Expertise

Walter Moser

OA Dr. Walter Moser

Facharzt für Neurologie, Klinische Abteilung für Neurologie, Universitätsklinikum St. Pölten
Pottenbrunner Hauptstraße 65-67, 3140 Pottenbrunn
www.drwaltermoser.at
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Die pulsierenden Kopfschmerzen treten meist einseitig auf und werden von Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen, Lichtscheue oder Geruchs- und Lärmempfindlichkeit begleitet. Bei der Migräne mit Aura kommt es vor dem eigentlichen Anfall zu Seh- oder anderen Wahrnehmungsstörungen. Die Betroffenen haben ein starkes Ruhe- und Rückzugsbedürfnis. Je nach Intensität helfen gegen Migräne schmerzstillende Medikamente. Auslöser einer Migräne sind vielfältig und nicht immer dringend vorhanden.

  • Bei Migräne handelt es sich um einen anfallsartigen, meist einseitigen Kopfschmerz.
  • In Österreich zählt Migräne zu den häufigsten Krankheitsbildern.
  • Viele Symptome können eine Migräne begleiten, wie Übelkeit und Erbrechen oder eine Überempfindlichkeit auf Licht oder Geräusche.
  • Die Therapie wird mit der Ärzt:in festgelegt und ist individuell an den Betroffene:n angepasst.

Video: Hast du Migräne?

Dr. Sonja-Maria Tesar, Fachärztin für Neurologie und Medizinische Direktorin am LKH Wolfsberg, informiert über Maßnahmen zur  Behandlung und Vorbeugung von Migräne.

Art Primäre Kopfschmerz-Erkrankung
Ursache noch nicht vollständig geklärt, entzündliche Vorgänge an den Blutgefäßen, familiäre Komponente
Symptome Einseitiger Kopfschmerz (mit/ohne Aura) begleitet von Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Reizbarkeit, Überempfindlichkeit auf Licht, Geräusche oder auch Gerüche
Diagnose Anamnese, EEG, CT, MRT, Ultraschall 
Therapie Individuell an Patient:in angepasst, medikamentös oder nicht-medikamentös

FAQ (Häufige Fragen)

Wie erkenne ich, ob ich Migräne habe?

Es treten (oft in den Morgenstunden) mäßig bis starke Schmerzen (meist) auf einer Kopfhälfte auf, die als pulsierend, pochend oder hämmernd empfunden werden (Seitenwechsel ist möglich). 

Begleitsymptome können sein: Übelkeit und Erbrechen, Appetitlosigkeit, Reizbarkeit, Schwitzen, Überempfindlichkeit auf Licht oder Geräusche, Geruchsempfindlichkeit.

Was ist der Grund für Migräne?

Migräne entsteht durch eine Minderaktivität von Neuronen der Großhirnrinde, dadurch verengen sich die Blutgefäße. Nach der Minderaktivierung kommt es dann zu einer Entzündung der Blutgefäße, was den pulsierenden Kopfschmerz hervorruft.

Was hilft gegen Migräne?

Bei leichten Migräneanfällen kann es als Akutmaßnahme helfen, sich in einem abgedunkelten, ruhigen Raum zurückzuziehen, kühlende Umschläge auf die Stirn zu geben und Pfefferminzöl auf die Schläfe aufzutragen.

Jeder Migränebetroffene benötigt eine individuell angepasste Therapie. Die Dosierung von Schmerzmitteln und Medikamenten sollte mit einer Ärzt:in abgestimmt werden.

Migräne zählt in Österreich neben Wirbelsäulenbeschwerden, Bluthochdruck oder Allergien zu den häufigsten Krankheitsbildern. Mehr als eine Million Menschen leiden hierzulande an Migräne.

Migräne kann in jedem Alter auftreten, aber vor allem zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr treten Migräneanfälle öfter auf. Frauen sind in dieser Lebensphase bis zu dreimal häufiger betroffen als Männer. Vor der Pubertät sind Mädchen und Jungen etwa gleich häufig betroffen.

Die 2 häufigsten Migränearten sind:

  • die Migräne mit Aura (10 bis 15 % der Migränefälle)
  • und die Migräne ohne Aura

Migräne mit Aura

Bei der Migräne mit Aura treten Ausfallserscheinungen auf, aber auch Reizphänomene können dem Migräneanfall vorausgehen. Die Ausfallserscheinungen entsprechen der Minderaktivierung der Hirnrinde, die Reizerscheinungen den Randgebieten der Minderaktivierung. Dazu gehören:

  • Sehstörungen wie Gesichtsfeldausfälle, Flimmern etc.
  • Kribbeln und Schwäche in den Extremitäten
  • sowie Sprachstörungen,
  • Gleichgewichtsstörungen
  • und ähnliche neurologische Ausfälle.

Migräne ohne Aura

Die Migräne ohne Aura ist gekennzeichnet durch einen (teils) halbseitigen, oft pulsierenden Kopfschmerz, der vor allem hinter den Augen und der Stirn auftritt, aber auch seitlich oder am Hinterkopf.

Die Migräne ist eine häufige neurologische Erkrankung mit zahlreichen Begleitsymptomen, wie Übelkeit, Lichtscheue oder Geruchsempfindlichkeit. Sie entsteht durch eine Minderaktivität von Neuronen der Großhirnrinde, dadurch verengen sich die Blutgefäße. Diese Verengung der Blutgefäße ist Folge und nicht Ursache der Minderaktivität der Großhirnrinde. Nach der Minderaktivierung kommt es dann zu einer Entzündung der Blutgefäße, was den pulsierenden Kopfschmerz hervorruft.

Mögliche Auslöserfaktoren (Trigger) für die Entstehung einer Migräne können mit Hilfe eines Kopfschmerztagebuches oder Kalenders ermittelt werden:

  • Stress, körperliche oder seelische Belastung
  • Histaminhaltige Nahrungsmittel wie Rotwein, Schokolade oder Käse
  • Glutaminhaltige Nahrungsmittel wie Soja- oder Weizenprodukte
  • Kupferhaltige Nahrungsmittel wie Schokolade, Nüsse, Weizenkeime
  • Nitrithaltige Nahrungsmittel wie Salami, Wurst, Fleischwaren
  • Die Einnahme der Pille kann Migräne verstärken
  • Hormonveränderungen
  • Periode (häufig vor oder während der Regelblutung)
  • Unregelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus
  • Äußere Reize wie Gerüche, Lärm oder Licht
  • Medikamente
  • Geschmacksverstärker
  • Hoher Kaffeekonsum
  • Übermäßiger Kochsalzgebrauch
  • Klimawechsel

Es gilt jedoch zu beachten: Auch wenn bei Einzelpersonen die Meidung von Triggern erfolgreich sein kann, so ist diese oft auch nicht zielführend. Viele Patient:innen berichten auch nur vorrübergehend über Trigger, die später auch wieder irrelevant werden.

Migräneanfälle beginnen oft in den frühen Morgenstunden. Es treten mäßig bis starke, Schmerzen auf einer (oder beiden) Kopfhälfte auf, die als pulsierend, pochend oder hämmernd empfunden werden (Seitenwechsel ist möglich). 

Zahlreiche Symptome können eine Migräne begleiten wie: 

  • Übelkeit und Erbrechen, 
  • Appetitlosigkeit, 
  • Reizbarkeit, 
  • Schwitzen, 
  • Überempfindlichkeit auf Licht oder Geräusche 
  • und auch Geruchsempfindlichkeit.

Bei körperlicher Anstrengung kann eine Migräne-Attacke an Intensität zunehmen. Eine Migräne kann den Alltag erheblich einschränken. Oft müssen Betroffene ihren üblichen Tagesablauf unterbrechen und sich ins Bett zurückziehen.

Mögliche Beschwerden bei Migräne mit Aura

  • Visuelle Phänomene: Zusätzlich noch visuelle Phänomene (Lichtblitze, Halbseitenblindheit, Halluzinationen), Sprach- und Sprechstörungen, Kribbeln in Händen und Füßen, Lähmung einer Körperhälfte
  • Dauer der Aura: Aura dauert weniger als eine Stunde an
  • Intervall der Aura: Intervall von Aura und Kopfschmerz beträgt weniger als eine Stunde, Aura tritt fast immer vor dem Kopfschmerz auf

Viele Betroffene wissen um ihre Auslöser bei Migräne Bescheid und versuchen diese zu meiden. Kommt es trotzdem zu einem Migräneanfall, ziehen sie sich in einen ruhigen, dunklen Raum zurück oder nehmen Medikamente ein, sobald erste Anzeichen auftreten. Migränetagebücher helfen dabei, die Auslöser zu erkennen.

Ein Anfall kann wenige Stunden bis Tage (72 Stunden) andauern.

Die erste Anlaufstelle bei wiederholter Migräne sollte die Neurolog:in sein. Neben einer allgemeinen neurologischen Untersuchung wird die Ärzt:in beim Beratungsgespräch nach Dauer und Frequenz, Lokalisation, Intensität und den Begleitsymptomen fragen.

Zum Ausschluss von anderen Kopfschmerzarten – wie durch Medikamente verursachte Kopfschmerzen, akuten Blutungen zwischen den Hirnhäuten, Hirnhautentzündungen (Meningitis), epileptischen Anfällen oder Beschwerden des Bluthochdrucks (hypertensive Krise) – kommen noch andere Untersuchungsmethoden zum Einsatz:

Bei klassischen Beschwerden, ist die Diagnose klinisch zu stellen und bedarf oft keiner Zusatzdiagnostik.

Jeder Migränebetroffene benötigt eine individuell angepasste Therapie und sollte daher unbedingt mit einer Ärzt:in darüber sprechen. Auch die Dosierung von Schmerzmitteln sollte mit einer Ärzt:in abgestimmt werden.

Nicht-medikamentöse Akutbehandlung bei leichten Migräneanfällen:

  • In abgedunkelten, ruhigen Raum zurückziehen
  • Kühlende Umschläge auf Stirn geben
  • Pfefferminzöl auf die Schläfe auftragen

Medikamentöse Behandlung bei Migräneanfällen:

  • Medikamente, die Begleiterscheinungen, wie Übelkeit oder Erbrechen, mindern (z.B. Metoclopramid)
  • Analgetika (Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure, Paracetamol, Ibuprofen, Naproxen)

Bei häufigen, (mittel-)schweren Migräneanfällen und fehlendem Ansprechen auf Schmerzmittel:

  • Serotoninrezeptorantagonisten (Triptane)

Triptan-Therapie: Es stehen im Moment 7 verschiedene Arten von Triptanen bei der Behandlung von Migräne zu Verfügung. Die bekanntesten sind Sumatriptan und Zolmitriptan. Diese gibt es in Form von Schmelztabletten, Tabletten, Injektionen oder Nasensprays nach ärztlicher Verordnung.

Video: Wenn der Kopf pocht: noch Kopfschmerzen oder schon Migräne?

Dr. Sonja-Maria Tesar, Fachärztin für Neurologie und Medizinische Direktorin am LKH Wolfsberg, zeigt auf, worin sich herkömmliche Kopfschmerzen von Migräneattacken unterscheiden. (Webinar, 08.03.2023)

Dr. Sonja-Maria Tesar, Fachärztin für Neurologie betont: "Mehr als drei Migränetage pro Monat über einen längeren Zeitraum, sollten zur Diskussion führen, dass eine Präventionstherapie sinnvoll ist." (Nähere Informationen und Tipps von Dr. Tesar finden Sie in dem Video)

Es gibt medikamentöse und nicht-medikamentöse Maßnahmen, die die Schwere, Häufigkeit und Dauer von Migräneanfällen reduzieren können.

Medikamentös:

Besteht ein hoher Leidensdruck beim Patienten, können zur Migräneprophylaxe unter anderem folgende Wirkstoffe zum Einsatz kommen:

  • Beta-Blocker,
  • Kalziumantagonisten, 
  • Valproinsäure (nicht bei Frauen im gebärfähigem Alter)
  • Topiramat (in der Schwangerschaft und bei Frauen im gebärfähigen Alter, die keine hoch wirksame Empfängnisverhütung nutzen, kontraindiziert)
  • CGRP-Inhibitoren (Monoklonale Antikörper, die sich gegen CGRP oder CGRP-Rezeptoren richten. Sie sind die ersten, speziell für die Migräneprophylaxe entwickelten Medikamente. Sie werden als monatliche Spritze in die Unterhaut verabreicht)
  • Gepante: Neue Migränemedikamente, die sowohl als Akutmedikament oder als Prophylaxe gegeben werden können. Sie zielen auch auf den CGRP Rezeptor ab. Sie werden als orale Tablette verabreicht. Sie sind als Reserve Medikament für spezielle Fälle anzusehen.
  • OnabotulinumtoxinA (bei chronischer Migräne)

Über den Einsatz dieser Wirkstoffe entscheidet die Ärzt:in.

Nicht-medikamentös:

Die Häufigkeit von Migräneanfällen lässt sich auch durch nicht-medikamentöse Maßnahmen positiv beeinflussen. Bewährt haben sich: 

  • Verhaltenstherapeutische Maßnahmen z.B. Biofeedback-Therapie
  • Entspannungstraining 
  • Schmerzbewältigungstraining
  • Stressmanagement
  • Akupunktur
  • Ausdauersportarten wie Radfahren oder Laufen.
  • Migränetagebuch führen
  • Geregelte Schlafenszeiten
  • Stressreduktion
  • Progressive Muskelentspannung oder Autogenes Training helfen bei der Minderung von Stress
  • Ausdauersportarten, wie Laufen oder Walken fördern die Durchblutung
  • Migränetherapeutika bei ersten Anzeichen einnehmen
  • Pfefferminzöl auf die Schläfe auftragen oder den Duft im Raum verteilen
  • Vorbeugende Einnahme Magnesium pro Tag
  • Vorbeugende Einnahme Vitamin B 2 (Riboflavin) pro Tag
  • Einnahme von Vitamin C, Omega-3-Fettsäuren, Vitamin B 6 und B 12, Selen und Vitamin E unterstützen den Energiestoffwechsel im Gehirn
  • Ätherische Öle wie Eukalyptus, Lavendel oder Cajeput verdünnt auf die Schläfe oder die Nasenfalte auftragen
  • Auslöser meiden – jedoch Achtung: Migränepatient:innen legen häufig Vermeidungsstrategien an den Tag, die meist gar nicht notwendig sind. Auslöser sind nämlich selten einzelne Ereignisse (wie z.B Käse, Alkoholkonsum, …), sondern die Addition von mehreren Mini-Ereignissen.

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Migräne oder andere Kopfschmerzen?

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Wie stark sind die Kopfschmerzen?

Gibt es eine offensichtliche Erklärung für die Kopfschmerzen – z. B. Alkoholkonsum, Dehydrierung, Erkältungskrankheit?

An welcher Seite treten die Kopfschmerzen auf?

Treten zusätzlich zu den Kopfschmerzen andere Symptome wie Übelkeit oder Erbrechen auf?

Wie würden Sie die Kopfschmerzen am ehesten beschreiben?

Reagieren Sie während der Kopfschmerzen sehr empfindlich auf Licht und Geräusche?

Kündigen sich die Kopfschmerzen schon im Vorhinein durch andere Beschwerden wie Gesichtsfeldausfälle, Lichtblitze oder Sprachstörungen an?

Verbessern oder verschlechtern sich die Schmerzen, wenn Sie sich körperlich betätigen?

Wie würden Sie selbst ihr Geschlecht definieren?

Wie alt sind Sie?


Autor:in:
Redaktionelle Bearbeitung:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

3. Oktober 2024

Erstellt am:

26. Februar 2014

Stand der medizinischen Information:

4. September 2024


ICD-Codes:
  • G43
  • R51

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