Ayurveda

Schüssel mit unterschiedlichen Lebensmitteln für eine Ernährung nach Ayurveda-Prinzip
Beim Ayurveda werden die Geschmacksrichtungen süß, sauer, salzig, bitter, herb und scharf unterschieden. Bei der Zubereitung von Speisen sollten möglichst alle Geschmäcker berücksichtigt werden.
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Ayurveda ist ein traditionelles indisches medizinisches System. Dabei helfen Kuren, Änderungen im Lebensstil und Therapien, gesund zu bleiben bzw. Krankheiten zu behandeln.

Medizinische Expertise

Daniel Scheidbach

Dr. med. Daniel Scheidbach

Arzt für Allgemeinmedizin, Ayurveda-Arzt
Premstätterstraße 1, 8054 Seiersberg
vedizin.at
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Seit Jahrtausenden werden die vielseitigen Therapien und Heilverfahren von Indien ausgehend weitergegeben und angewandt. Die persönlichen Bedürfnisse stehen bei der Therapie im Vordergrund. Da es sich um universelle und naturnahe Behandlungsprinzipien handelt, können die Therapien mit etwas Phantasie sogar in den modernen westeuropäischen Alltag integriert werden.

Ayurveda ist eine ganzheitliche Naturmedizin, die seit über 5000 Jahren in Indien praktiziert wird. Sie wird als "Wissenschaft des Lebens" verstanden, wobei "Ayuh" für Leben und "Veda" für die Wissenschaft steht. Das ayurvedische System stützt sich auf die drei Lebensenergien

  • Vata,
  • Pitta,
  • Kapha


und auf die fünf Naturelemente

  • Feuer,
  • Wasser,
  • Luft,
  • Erde und
  • Raum.

Doshas, die Lebensenergien

Die Lebensenergien, auch Doshas genannt, kommen nach ayurvedischer Auffassung nicht nur in jedem Organismus vor, sondern sind auch die Säulen der Gesundheit. Wenn die Energien aus dem Gleichgewicht geraten und auf geschwächtes Gewebe treffen, dann entwickelt der Körper Krankheitssymptome.

Jedem Dosha werden bestimmte Eigenschaften zugeschrieben – gerät es aus dem Gleichgewicht, reagiert der Körper:

  • Vata-Dosha: erzeugt Beschwerden wie Verstopfung, Arthrose oder ziehende Schmerzen.
  • Pitta-Dosha: Kann bei Unstimmigkeiten Hauterkrankungen, Rötungen oder Entzündungen auslösen
  • Kapha-Dosha: Führt bei Ungleichgewicht zu Schwellungen, Tumoren und Übelkeit.

Aufgrund ihrer Verknüpfung mit den einzelnen Lebensenergien können körperliche Beschwerden schon früh erkannt und zugeordnet werden. Daher unterstützt Ayurveda dabei, Krankheiten erst gar nicht entstehen zu lassen.

Ayurveda versteht sich als ganzheitliche Medizin, die auf die Bedürfnisse des Ratsuchenden eingeht, da die persönliche Gesamtverfassung berücksichtigt wird. In den westlichen Staaten liegt das Augenmerk der Ayurveda-Experten darauf, die westliche Biomedizin mit der indischen Naturmedizin zu verknüpfen. Ayurveda findet so vor allem Anwendung bei chronischen Krankheiten wie:

  • Allergien, Nahrungsmittelintoleranzen, Autoimmunerkrankungen wie Rheuma
  • Schlafstörungen
  • Psychische Erkrankungen, Nervosität, Ängste, Burnout
  • Arthrose und Schmerzen im Bewegungsapparat
  • Hauterkrankungen
  • Verdauungsstörungen und Stoffwechselstörungen
  • Bluthochdruck, Diabetes und deren Folgeerkrankungen
  • Parkinson
  • Asthma
  • Chronisches Herz-, Nieren- und Leberversagen

Da mithilfe von Ayurveda früh leichte Störungen im körperlichen Gleichgewicht geortet werden, kann sie viel zur gesundheitlichen Vorsorge beitragen.


Ein wesentlicher Vorsorge-Pfeiler ist auch die ayurvedische Ernährungslehre:

  • Mit einem Glas warmem Wasser den Tag beginnen
  • Bis zum Nachmittag Gewürztee mit z.B. Kardamom, Koriandersamen, Fenchelsamen, Gewürznelken, Kurkuma, Sternanis, langem Pfeffer und Ingwer je nach Typ abgestimmt trinken
  • Nur bei Hunger essen, aber sich nicht völlig satt essen
  • Nie in Eile essen, aber auch nicht zu langsam essen
  • Erst essen, wenn die letzte Mahlzeit verdaut wurde
  • Regelmäßige, warme Mahlzeiten: Getreidebrei am frühen Morgen, die Hauptmahlzeit zu Mittag und das Abendessen nicht zu spät
  • Schweres, unreifes, sehr saures Essen und Kombinationen wie Joghurt mit Früchten oder Milchprodukte mit Knoblauch meiden
  • Frische und saisonale Zutaten verkochen und am besten alle sechs ayurvedischen Geschmacksrichtungen berücksichtigen (süß, sauer, salzig, bitter, herb und scharf)
  • Keine körperlichen Bedürfnisse unterdrücken (Stuhlgang, Weinen, Blähungen usw.)

Obwohl Yoga und Ayurveda unterschiedlichen Traditionen folgen, haben sie doch manches gemeinsam: In beiden Systemen steht die Heilung im Vordergrund. Dabei zielt Yoga vor allem auf die geistige und Ayurveda auf die körperliche Ebene ab. Ayurveda-Experten bieten deswegen häufig auch Yoga in ihren Praxen an, entweder als Teil der Behandlung oder zum allgemeinen Erhalt der Gesundheit.

Ayurveda ist eine Medizinform, die darauf abzielt, ganzheitliche und individuelle Heilverfahren je nach den Bedürfnissen der Patienten zu entwickeln. Deswegen können die ayurvedischen Gesundheitsempfehlungen kranken Erwachsenen, aber auch Kindern, älteren Menschen und Schwangeren nützen. Da Ayurveda nicht nur strikt als Medizin, sondern auch als Lebensstil gesehen werden kann, profitieren auch gesunde Menschen davon.

Neben den vielfältigen Gesundheitsempfehlungen bedient sich die ayurvedische Medizin bei Krankheitsfällen zwei bestimmter Therapieverfahren:

  • die Reinigungstherapie (Panchakarma und Massageanwendungen) und
  • die lindernde Therapie (Kräuterheilkunde – Dravyaguna).

Bei der Diagnose wird darauf geachtet, dass die Behandlung ideal mit den körperlichen Voraussetzungen harmoniert. Hierzu wird festgestellt, welche der drei ayurvedischen Lebensenergien und der fünf Naturelemente im Patienten besonders dominant und welche aus dem Gleichgewicht geraten sind. Dementsprechend wird das Heilverfahren individuell angepasst.

Reinigungstherapie

Mit der Reinigungstherapie (Panchakarma) sollen giftige Substanzen, Krankheitserreger und Stoffwechselschlacken aus dem Körper hinausgeleitet werden. Das Reinigungsverfahren ist zur Aufrechterhaltung der gesunden Organfunktion wie auch für die Behandlung bereits chronifizierter Störungen wie Hauterkrankungen, Verdauungsstörungen, Impotenz oder auch Schlafstörungen geeignet. Das Wort "Panchakarma" bedeutet dabei "fünf Handlungen" und umfasst folgende Methoden zur Reinigung des Körpers:

  • Vamana: das medizinische Erbrechen
  • Nasya: Behandlung von Nasen- und Stirnhöhlen
  • Niruha (shodana) Basti: wässrige Einläufe mit Kräuterabkochung, Honig, Öl, Kräuterpaste, Salz
  • Matra (brmhana) Basti: ölige Einläufe
  • Virecana: das Abführen
  • Rakta Moksa: der Aderlass – er wird oft als 6. Element integriert

Kräuterheilkunde

Die Kräuterheilkunde (Dravyaguna) wird meistens als ergänzende Methode nach einem Reinigungsverfahren verwendet. Durch ganz individuell abgestimmte Präparate aus Kräutern, sowie tierischen (Ghee – geklärte Butter) und mineralischen Zutaten wird der Körper stabilisiert und die Heilung erleichtert. Je nachdem, wie die fünf Naturelemente in den Kräutern und anderen Substanzen verteilt sind, wird ihre heilende Wirkung bestimmt.

Manualtherapie

Die ayurvedische Manualtherapie wird auch zu den reinigenden Verfahren gezählt, wobei durch die individuelle Verwendung spezieller Kräuteröle, Kräuterstempel, trockener Pulvermischungen oder Pasten als Auflage sowie durch die gezielte Bearbeitung von Vitalpunkten auch eine erhebliche lindernde Wirkung erreicht werden kann.

Die ayurvedische Manualtherapie wird als Vorbereitung für die Kräuterheilung eingesetzt, oder als vorbeugende Methode um das Immunsystem zu stärken, Substanz aufzubauen oder zu entgiften. Da Ayurveda-Experten das Ungleichgewicht der drei Lebensenergien schon im Frühstadium erkennen können, eignen sich diese Behandlungen sehr gut als Vorbeugung.

Ölmassage

Eine Ölmassage gehört zu den gewebeaufbauenden Massagen, während die Trockenbehandlung wiederum die Entgiftung des Körpers anregen soll. Statt Öl werden bei letzterer Massagetechnik diverse Mehle, Pulver oder Kräuter verwendet.

Die ayurvedische Medizin eignet sich besonders als vorbeugende Maßnahme, zur Erhaltung der körperlichen Gesundheit und als Begleitung von chronischen Krankheiten. Wo man aber nicht auf die Schulmedizin verzichten sollte, sind die Bereiche:

  • Notfallmedizin
  • Chirurgie
  • Traumata
  • Akute Krankheiten

Zwar gab es vor Jahrtausenden die ayurvedische Chirurgie, doch zur Blütezeit des Buddhismus, also vor ungefähr 1500 Jahren, wurde diese Praktik immer weniger oft angewendet. Grund dafür war das buddhistische Prinzip der Gewaltlosigkeit, laut der ein Körper nicht mehr "verletzt" werden durfte. Somit ist also die moderne, westliche Chirurgie solchen ayurvedischen Anwendungen vorzuziehen.

Ayurveda versteht sich in Österreich als Komplementärmedizin, soll also die klassische westliche Biomedizin ergänzen. Da medizinische Behandlungen in Österreich nur von Ärzten durchgeführt werden dürfen, darf auch die Ayurveda-Medizin nur von einem Arzt angeboten werden.

Zusätzlich kann man sich in Österreich zu einem Ayurveda-Wohlfühlpraktiker ausbilden lassen. Dieser offiziell anerkannte Lehrgang dauert 3 Jahre. Als Wohlfühlpraktiker darf man zwar keine medizinischen Behandlungen durchführen, aber gesundheitsfördernde und präventive Maßnahmen anbieten. Zu diesen zählen die ayurvedische Ernährungsberatung, die Wellnesstherapie und die ayurvedische Massage.

Unter einer Ayurveda-Kur können verschiedene Angebote verstanden werden. Von einer entgiftenden Wochenkur bis hin zu einem Monat Reinigungstherapie, dies alles fällt in jene Kategorie. Da bei Ayurveda die individuellen Bedürfnisse im Vordergrund stehen, wird der Arzt die entsprechende Kur für den jeweiligen Patienten zusammenstellen. Panca Karma dauert klassisch ca. 5 Wochen und wird im Westen oft sehr verkürzt angeboten, um eine Teilnahme leistbar und terminlich möglich zu machen.

Der Basisgedanke ist, dass alle Menschen Ayurveda in ihr Leben integrieren können. Trotzdem ist nicht jede Kur für jede Lebensphase geeignet. Schwangere Frauen, Kinder, ältere Menschen oder Personen mit bestimmten chronischen Krankheiten können sich nicht jeder Prozedur aussetzen. Am besten ist es, ein klärendes Gespräch mit einem Experten zu führen, bevor man sich für eine Kur entscheidet.

Zusätzliche Vorbereitungen müssen im Normalfall nicht getätigt werden, außer wenn die Kur nicht im eigenen Wohnort stattfindet. Dann muss man sich natürlich um das Hinkommen und Übernachten kümmern, wobei die meisten Kurhäuser entsprechende Pakete anbieten. Sollte die Zunge belegt sein, kann vor Anreise eine Woche lang Ingwertee getrunken und eine leichte Kost nach ayurvedischem Vorbilde eingehalten werden.

Viele Ärzte bieten Detox-Kuren an, die auch nur eine Woche dauern können. Detox bedeutet dabei, dass der Fokus darauf liegt, den Körper von Giftstoffen zu befreien. Eine solche Kur ist vor allem auf gesunde Erwachsene zugeschnitten, die ihre Gesundheit erhalten und ihr Immunsystem stärken wollen. Zusätzlich kann man bei solch einer Kur kurzfristig Gewicht verlieren, da auf eine leichtmachende Kost geachtet wird.

Wenn es um das Bekämpfen von Krankheitsursachen geht, werden auch Panchakarma-Kuren, also Reinigungstherapien, angeboten. Diese können bis zu einen Monat andauern und bieten eine Kombination aus reinigenden Behandlungen und Kräuteranwendungen.

Wer sich für diese Kur entscheidet, sollte aber daran denken, dass man sich auf Praktiken wie das Trinken von Butterreinfett, gefolgt von medizinischem Erbrechen, therapeutischem Abführen oder Einläufen einlassen muss. Und auch wegen der langen Dauer ist diese Kur nur nach entsprechender Absprache mit dem Ayurveda-Arzt zu empfehlen.

Preislich befinden sich Kuren in einem Bereich ab 2.000 Euro, wobei im persönlichen Gespräch mit dem Arzt individuelle Pakete beschlossen werden können, die etwa durch eine Verkürzung auch günstiger ausfallen können.

  • Pschyrembel Naturheilkunde und alternative Heilverfahren, De Gruyter, 4. Auflage, 2011

Autor:in:
Medizinisches Review:
Zuletzt aktualisiert:

2. Dezember 2020

Erstellt am:

16. August 2016

Stand der medizinischen Information:

2. Dezember 2020

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