Wasser ist Babys in besonderer Weise vertraut: Schließlich haben sie 9 Monate von Fruchtwasser umhüllt im Bauch der Mutter verbracht. Dennoch ist erst ab etwa dem 3. Lebensmonat der richtige Zeitpunkt, um mit dem Babyschwimmen zu beginnen. Denn sehr wichtig ist, dass das Baby seinen Kopf schon alleine halten kann. In bestimmten Fällen ist vom Babyschwimmen abzuraten.
Mit Schwimmen hat Babyschwimmen nicht wirklich etwas zu tun: Mutter oder Vater ziehen, tragen oder schaukeln ihr Baby mit speziellen Grifftechniken durch das Wasser. Diese werden den Eltern in Babyschwimm-Kursen gezeigt. Um dem Baby ein sicheres Vergnügen im Wasser zu bieten, sollten solche Kurse von geprüften und zertifizierten Baby- und Kleinkinderschwimm-Instruktoren geleitet werden.
Sie wissen nicht nur, was im Notfall zu tun ist, sondern schneiden den Kurs auch auf das Alter des Kindes zu. So kommt beispielsweise in vielen Babyschwimmkursen Wasserspielzeug zum Einsatz oder es werden Lieder gesungen, um die Bewegungen im Wasser rhythmisch zu unterstreichen. Durch solche gemeinsame Spiele im Wasser wird die Eltern-Kind-Beziehung und das Kennenlernen der Babys untereinander gefördert.
Ist ein Mensch im Wasser, verändern sich die Körper- und Sinneseindrücke. Auf das Baby, das schon im Mutterleib von Fruchtwasser umgeben war und mit dem Element deshalb besonders vertraut ist, hat der Aufenthalt im Wasser vielfältige Wirkungen. Damit diese wirkliche Effekte auf das Kind haben, ist jedoch Voraussetzung, dass man regelmäßig mit dem Baby "schwimmt".
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Gut für die Entwicklung des Gehirns: Reflexgesteuerte, instinktive Schwimmbewegungen werden ausgelöst und stimulieren die Hirntätigkeit des Zentralen Nervensystems (ZNS). Die Reflexschwimmbewegungen ermöglichen es dem Säugling auch, Ziele anzusteuern und sich als selbstständig zu erleben. Das stärkt sein Selbstbewusstsein sowie die Eigenmotivation für Bewegung.
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Empfindungen verstärken: Das Bewegungsempfinden wird intensiviert, da dem Baby im Wasser Bewegungen gelingen, zu denen es an Land noch nicht fähig ist. Denn in dem feuchten Element hat der Körper Auftrieb. Die noch schwach entwickelte Muskulatur muss nicht gegen die Schwerkraft ankämpfen und so kann der Säugling seine Beine und Arme ungehindert bewegen. So steigt das Körperbewusstsein des Kindes.
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Motorische Entwicklung fördern: Durch die Bewegungen werden die Muskeln gestärkt, was wiederum die motorische Entwicklung beschleunigt und die Körperkoordination sowie den Gleichgewichtssinn des Kindes verbessert. Auf entwicklungsverzögerte Kinder kann sich das Babyschwimmen daher besonders positiv auswirken.
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Besser schlafen: Durch den Wasserwiderstand werden großflächige Berührungsreize auf der Haut gesetzt und so die unter der Haut liegenden Nervenfasern stimuliert. Dies reguliert den Muskeltonus, wodurch Bewegung im Wasser eine entspannende Wirkung hat. Nach dem Schwimmen schlafen die Säuglinge daher auch tiefer und länger.
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Bessere Atmung: Die empfohlene Wassertemperatur von 31 bis 33 Grad Celsius regt das Herzkreislaufsystem an. Durch wechselnde Ein- und Auftauchbewegungen des Brustkorbes beschleunigt und vertieft sich die Atmung des Säuglings. Bei längerem Wasseraufenthalt verlängern und vertiefen sich die Atemzüge. Der Druck auf den Brustkorb durch das Wasser bewirkt zudem ein vermehrtes Ausatmen und die Atemhilfsmuskulatur wird gekräftigt. Das hat wiederum positive Auswirkungen auf die Entwicklung des Brustkorbs.
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Beziehung wird gestärkt: Da die Mutter oder der Vater das Kind im Wasser hält, wird dessen Urvertrauen in die Eltern gestärkt (Bonding). Auch der Kontakt der nackten Haut von Elternteil und Kind im Wasser intensiviert die Beziehung der beiden. Die Eltern lernen ihr Kind und seine Bedürfnisse durch das gemeinsame Bewegen und Spielen im Wasser besser kennen. Wenn im Babyschwimmkurs auch gemeinsam getaucht wird, stärkt das zusätzlich das Vertrauen des Babys zu seiner Mutter und seinem Vater: Unter Wasser erleben beide gemeinsam eine andere Welt; das Baby sieht und hört unter Wasser anders und kann sich völlig frei bewegen. Es fühlt sich sicher, weil es erfährt, dass es gemeinsam mit dem Elternteil wieder an die Oberfläche kommt. Angst, dass ihr Baby beim Tauchen Wasser in die Lunge bekommt, brauchen Eltern übrigens nicht zu haben: Oft haben die Babys noch den frühkindlichen Atemschutzreflex. Außerdem beträgt die Tauchdauer maximal 4 Sekunden. Auch Ohrenschäden sind durch das Tauchen nicht zu befürchten, da nie tief getaucht wird.
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Soziale Entwicklung fördern: Das Zusammentreffen mit anderen Babys im Schwimmkurs fördert die kindliche Persönlichkeitsentwicklung und die Sozialisation.
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Vertrauen zu Wasser: All das stärkt auch das Selbstvertrauen des Babys. Wenn es größer geworden ist, hat es zudem eine größere Vertrautheit mit Wasser, was auch das Schwimmenlernen unterstützt. Eine wirkliche Schwimmtechnik kann ein Kind im Allgemeinen frühestens ab 3 Jahren bewusst erlernen.
Wenn das Baby seinen Kopf noch nicht selbst halten kann
In der Regel kann ein Baby seinen Kopf mit 3 Monaten schon ganz gut alleine stabil halten. Kann es dies noch nicht, sollte man mit dem Babyschwimmen warten, bis das Kleine dies kann. Sonst besteht eher die Gefahr, dass der Säugling Wasser schluckt.
Wenn das Baby extrem ängstlich reagiert
Ein Babyschwimmkurs liefert dem Säugling anfangs sehr viele Eindrücken – Wasser, der große Raum, andere Babys, ungewohntes Spielzeug, etc. Extrem ängstliche oder zarte Babys kann Babyschwimmen deshalb auch überfordern. Mit jedem Baby sollte man anfangs im Wasser besonders einfühlsam umgehen.
Wenn das Baby anfällig für Allergien ist
Schwimmbadwasser ist meist chlorhaltig. Experten warnen davor, mit Kindern aus Familien, in denen Allergien bestehen, Babyschwimmkurse in gechlortem Wasser zu besuchen. Denn solche Kinder entwickeln dann eher Asthma. Eine Alternative sind spezielle Kurse für Babyschwimmen in chlorfreiem Wasser – etwa in ozonhaltigem, um die hygienischen Bedingungen dennoch zu gewährleisten. Für alle Babys gilt: Um Hautreizungen durch Chlor vorzubeugen, sollte man sie nach dem Schwimmen gut abduschen, abtrocknen und danach schön warm einmummeln.
Wenn das Baby infektanfällig ist
Im Wasser können sich trotz Chlor, Ozon und Co. dennoch Keime tummeln – speziell Mittelohrentzündungen und Durchfallerkrankungen treten bei "schwimmenden" Babys vermehrt auf. Besonders infektanfällige Kinder gehören deshalb nicht ins Wasser. Dazu zählen auch erkältete oder fiebrige Babys. Ihr junges Immunsystem hat mit dem aktuellen Infekt bereits genug zu tun. Eine Mittelohrentzündung vorbeugen können Eltern, indem sie ihrem Baby nach dem Schwimmen die Ohren mit einem weichen Tuch gut abtrocknen. Danach am besten noch föhnen – auf niedrigster Stufe (lauwarm) in einem Abstand von etwa 10 Zentimetern. Gegen Durchfallerkrankungen schützt z. B. eine Impfung gegen Rotaviren.
- Säuglingsschwimmen, L. Ahrendt, Meyer & Meyer Verlag, 3. Auflage, Aachen, 2011
- Umweltbundesamt - Babyschwimmen und Asthma (24.09.2020)
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